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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

langatmig

Das dunkle Haus
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Mich konnte dieser neue Roman von Ake Edwardson überhaupt nicht überzeugen. Das ist schade, denn ich hatte mir nach der Leseprobe doch einiges davon versprochen. Das Buch hat ein ansprechendes Cover und ...

Mich konnte dieser neue Roman von Ake Edwardson überhaupt nicht überzeugen. Das ist schade, denn ich hatte mir nach der Leseprobe doch einiges davon versprochen. Das Buch hat ein ansprechendes Cover und noch wichtiger, hat mir auch der Schreibstil des Autors durchaus gefallen. Er erzählt aus verschiedenen Sichten, eine davon könnte die des Mörders sein, man wird darüber allerdings lange im Ungewissen gehalten, was ich zwecks der Spannung ganz okay fand. Edwardson legt viel Wert auf Gespräche in seinen Romanen, ein Umstand der mir eigentlich auch ganz gut gefällt. Und der Plot hatte auch durchaus Potential, war doch der mysteriöse Einstieg um den Mehrfachmord, bei dem ein Baby überlebt hatte, eine interessante Frage, nach dem Warum und Wie.
Dennoch habe ich mir ziemlich bald schwer getan mit dem Krimi. Es fehlte ihm für meinen Geschmack etwas an Spannung und Bewegung. Trotz weiterer Toter gehen die Ermittlungen irgendwie nicht voran. Die Kommissare verharren jedes Mal sehr lange bei einem falschen Verdacht, der aus jeder Sicht erst mal beleuchtet wird, bevor Erik Winter ihn verwirft. Die Dialoge plätschern oft nur dahin, wirken etwas aufgesetzt und bringen den Leser und die Ermittler durcheinander. Seltsam unglaubwürdig war mir auch Eriks Privatleben. Warum geht er ohne Frau und Kinder zurück in den kalten Norden, wo ihn nur Mord und Totschlag erwartet. Fühlt er eine Berufung? Drängen ihn seine Träume dazu? Wie stellt er sich seine Zukunft und die seiner Familie da, so auseinandergerissen? Er erscheint mir irgendwie etwas gefühlskalt, was persönliche Bindungen betrifft. Hat auch keine richtigen Freunde - Feinde aber auch nicht. Irgendwie war das Buch für mich nicht süß und nicht sauer. Es hat mich nicht gepackt und die Auflösung war zwar am Ende einleuchtend und ohne ärgerliche Unklarheiten aber selbst der Showdown mit Eriks Kollegin und den Täter mutete sehr kurz, abgehackt und "langweilig" an.
Leider nur bedingte Leseempfehlung für Fans der Reihe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannend

Deiner Seele Grab (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 6)
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Inge Löhning ist ein garant für solide Kriminalromane, die im Großraum München spielen, was für mich natürlich bedeutet, dass ich heimatverbunden ein Fan dieser Reihe bin. Als solcher freue mich mich natürlich, ...

Inge Löhning ist ein garant für solide Kriminalromane, die im Großraum München spielen, was für mich natürlich bedeutet, dass ich heimatverbunden ein Fan dieser Reihe bin. Als solcher freue mich mich natürlich, dass privat bei Dühnfort alles zum Besten steht. Seine ehemalige Kollegin Gina ist mit ihm zusammengezogen und die beiden gehen sehr liebevoll miteinander um. Also hat Konstantin wenigstens privat den Rücken frei, denn beruflich ist er gerade ziemlich gestresst. Durch ein ungewolltes Handgemenge bei einem Verhör wird er eines tätlichen Übergriffs auf eine Zeugin verdächtigt. Ein ungeliebter Kollege will ihm etwas anhängen und er muss den Fall abgeben und sich einer internen Untersuchung stellen. Außerdem erhält er den Fall mehrerer ermordeter Rentner, den er mit seiner neuen Kollegin klären soll. Er versucht also herauszufinden, welche Motivation den Mörder treibt. Handelt es sich tatsächlich um einen Serienmörder oder sind doch Diebstahl und Raub das Motiv.
Fast nebenbei schildert die Autorin das Lebensende einiger älterer Menschen, deren Krankheit und Siechtum aber vor allem die Einsamkeit und Hilflosigkeit mit der Rentner den Institutionen aber auch den eigenen Angehörigen ausgesetzt sind. Wie immer stehe ich in grenzenlosem Entsetzen vor den Kindern, die nur an das Erbe denken und nicht daran, dass ihre Eltern einen friedlichen und schönen Lebensabend verdient haben und dazu jede Mittel recht sind. Wenigstens ist Clara für ihren Vater da und versucht ihm die letzten Jahre so angenehm und privat wie möglich zu machen. Aber die Geschwister finde ich echt zum Kotzen. Leider ziemlich realistisch.
Der Schreibstil ist einfühlsam und angenehm zu lesen. Die einzelnen Handlungsstränge laufen zum Ende hin zusammen und erklären Mordmotive und Beweggründe der Personen. Man leidet mit und hofft und bang mit den Hauptprotagonisten und empfindet die Fälle durchaus als realistisch und gut recherchiert. Gina und Tino sind mir weiterhin symphatisch und ihre Beziehung wächst und gedeiht was ein positiver Gegenpol zur Krimihandlung ist. Vielleicht fehlen manchmal etwas die überraschenden Wendungen, denn man weiß relativ schnell, wo die Geschichte wohl hingeht. Dennoch ragt der Plot wohltuend aus der Vielzahl an Krimis heraus und ich kann das Buch durchaus empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

tolle Gerichte

Vegetarisch mit Leidenschaft
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Vegetarisch mit Leidenschaft ist mein erstes reines Vegetarisches Kochbuch. Ich esse sehr gerne Gemüse und fleischlos, bin aber kein eingefleischter Vegetarier sondern genieße alles was gut ist - in Maßen ...

Vegetarisch mit Leidenschaft ist mein erstes reines Vegetarisches Kochbuch. Ich esse sehr gerne Gemüse und fleischlos, bin aber kein eingefleischter Vegetarier sondern genieße alles was gut ist - in Maßen auch Fleisch. Mich hat vor allem der Zusatz "aus eigenem Garten" neugierig gemacht weil ich darunter verstehe, dass es sich vorwiegend um einheimische Produkte handelt, die hier verarbeitet werden.

Optisch ist das Kochbuch von Andi Schweiger wirklich sehr ansprechend. Groß und fest gebunden, mit hervorragenden Food-Bildern. Im Vorwort geht der mir bis dato unbekannte Koch auf seine Berufung, sein Leben im allgemeinen, seine Art zu Essen und zu Kochen ein. Ich gebe zu, ich finde den Ton etwas sehr flapsig und man merkt, dass der Koch gerne auf der Überholfspur fährt. So sind seine Gerichte meiner Meinung nach nichts für wirkliche Anfänger und solche mit wenig Zeit und wenig Vorkenntnissen in Sachen vegetarisch und kochen.

Die Rezepte sind ausführlich beschrieben und durchaus nachkochbar - allerdings benötigt man z.B. für ein einfaches Kressesüppchen ca. 25 verschiedene Zutaten, was Anfänger sicherlich gleich mal abschreckt. Dafür ist das Foto dieser Suppe mit ca. 30 verschiedenen Blüten wunderschön. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass hier sehr viel Wert auf die Optik der Gerichte gelegt wird, was natürlich im Lokal toll wirkt aber zuhause etwas Mühe bereitet, da man ja kein versierter Sternekoch ist. Oft sind die Zutaten auch exotisch anmutend. Z.B. Johannisbeertomaten - noch nie davon gehört - klar steht da, man könnte auch andere Tomätchen hernehmen aber die wären halt besonders toll. So etwas deprimiert schon beim Einkaufen, weil man es nirgends bekommt.

Das Buch ist in die vier Jahreszeiten unterteilt und nimmt die dann reifen Gemüse- oder Obstsorten ausführlich in einer Beschreibung und Erklärung durch, was mir gut gefallen hat. Die Namen der Gerichte sind in einer Art Schreibschrift geschrieben, die ich kaum lesen kann. Es wäre auch schön gewesen, wenn man Angaben wie Zeitaufwand und Kalorienumfang gefunden hätte. Etwa ein Viertel der Gerichte ist ohne Bild, was ich schade finde, da ich sehr auf die Bilder in Kochbüchern anspringe und man dann auch so ein Gefühl hat, wie es ausschaut und wie es schmecken könnte.

Dieses vegetarische Kochbuch ist hochwertig in seiner Aufmachung und auch hochwertig in der Auswahl seiner Gerichte. Es gibt einige, die ich sicherlich nachkochen werde aber für meinen Sohn, der Anfänger/Student ist wäre das Buch nichts, denke ich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

solide

Als wir unsterblich waren
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Charlotte Roth ist das Pseudonym der bekannten Autorin Charlotte Lyne. Bis jetzt habe ich von der Autorin bereits drei historische Romane gelesen, die allerdings größtenteils im Mittelalter spielten. Jetzt ...

Charlotte Roth ist das Pseudonym der bekannten Autorin Charlotte Lyne. Bis jetzt habe ich von der Autorin bereits drei historische Romane gelesen, die allerdings größtenteils im Mittelalter spielten. Jetzt erzählt sie in ihren Buch "Als wir unsterblich waren" ein Stück deutsche Geschichte des 20.ten Jahrhunderts. Nein, eigentlich sind es ja sogar zwei, denn der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die aber direkt miteinander zusammenhängen durch die Hauptperson Paula.
Das Buch beginnt zu der Zeit, als die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland endlich fiel, 1989. Alex, eine junge Ostdeutsche, erlebt die Öffnung der Grenze hautnah mit und lernt dort im Taumel der Gefühle den Westdeutschen Oliver kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Als sie ihn jedoch zu ihrer Großmutter mitbringt, erkennt diese ein Gesicht aus der Vergangenheit in ihm und erleidet einen Herzinfarkt. Alex und Oliver begeben sich auf die Suche nach der Vergangenheit von "Momi". Aber erst als es dieser langsam besser geht, kann sie erzählen, was vor langer Zeit passiert ist.
Den größten Teil der Erzählung nimmt die Zeit vor und nach dem ersten Weltkrieg ein. Hier lernen wir Momi aus junges Mädchen Paula kennen, die scheinbar hoffnungslos in Clemens verliebt ist, einen Jungsozialisten aus reichem Hause. Dieser ist ein Getriebener zwischen der Welt von Geldadel und einfachen Arbeitern, der seine politische Gesinnung dazu nutzten will die Welt zu verbessern und anders zu sein als sein ignoranter Vater und seine psychisch labile Mutter. Irgendwann kommt es dazu, dass auch er Paula seine Liebe gesteht. Aber das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der erste Weltkrieg reisst die beiden auseinander.

Es handelt sich bei Charlotte Roth`s Erstling freilich nicht um einen reinen Liebesroman. Besonders in diesem Werk möchte die Autorin mit ihrem Text neben der Unterhaltung durchaus Wichtiges und Profundes über den Menschen und die Deutsche Geschichte mitteilen. Man erfährt so einiges über die politischen Entwicklungen, was man so vielleicht noch nicht gewusst hat. Tatsächliche Personen geben sich mit solchen die Hand, die zwar von Charlotte erfunden sind aber so gut wie immer reale Menschen als Vorbilder haben. Man merkt der Geschichte die Authenzität durchaus an.
Gut finde ich, dass dieses Buch nicht unter Historisch eingeordnet ist, sondern unter Literatur. Denn eine solche es es durch den anspruchsvollen Schreibstil sicherlich. Ich habe mich manchmal etwas schwer getan mit den Personen und wie sie agieren und sprechen. Außerdem waren die Nebenpersonen mir näher als die Hauptpersonen, deren Gefühle mir teilweise etwas zu dramatisch rüber kamen. Dies mag aber auch der damaligen dramatischen Umstände gewesen sein. Zwischen Krieg und Tod ist die Liebe wahrscheinlich auch eine dramatischere.
Ich empfehle das Buch auf jeden Fall allen, die etwas über die damalige Zeit erfahren wollen und Spaß an ein bisschen Literatur in Romanform haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht ganz mein Fall

Nur wer fällt, lernt fliegen
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Billie und Franck sind jeder auf seine Weise von Leben gebeutelt.
Bei Billie sind es vor allem die Eltern, die durch Gewalttätigkeit, Alkohol und Unzuverlässigkeit das Leben des Kindes fast unerträglich ...

Billie und Franck sind jeder auf seine Weise von Leben gebeutelt.
Bei Billie sind es vor allem die Eltern, die durch Gewalttätigkeit, Alkohol und Unzuverlässigkeit das Leben des Kindes fast unerträglich gemacht haben und die aus Billie eine junge verzweifelt nach Halt suchende Frau gemacht haben. Sie hangelt sich von einer Beziehung in die nächste ohne zur Ruhe zu kommen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Sie lässt sich aushalten, lebt am Rande der Gesellschaft, am Existenzminimum, nahe dran, zur Hure zu werden, da es am leichtesten ist, sich aushalten zu lasen.
Francks Problem ist weniger differenziert als ganz einfach darin begründet, dass er schwul ist und seine Umgebung dies ziemlich schnell spürt. So finden die zwei Aussenseiter in der Kindheit ind er Schule zueinander. Gequält und gemobbt von den Mitschülern, klammern sie sich aneinander, geben sich Halt und Liebe. Dann verlässt Franck die Stadt und Billie bleibt allein und isoliert zurück. Aber er hat sie nicht ganz vergessen, schreibt ihr Briefe, die seine Mutter ihr zukommen lässt und denkt immer wieder an seine Jugendfreundin.
Bis er eines Tages zurückkehrt und sie in einer gefährlichen, lebensbedrohlichen Situation landen, in der Billie ihre Beziehung Revue passieren lässt.

Anna Gavalda schreibt in der Ich-Person von Billie, was mir prinzipiell immer nicht so gut gefällt, da der Blick auf die Welt dann sehr selektiv und emotional einseitig ist. Dennoch ist der Schreibstil gewohnt einfühlsam und hochwertig komplex. Burschikos und etwas rotzig frech erzählt die Hauptperson, wie sie alles empfunden hat und durch das Erzählen kommt sie sich selbst, ihren Gefühlen und auch ihrem Freund Franck näher, als all die Jahre vorher. Der Ton der jungen Billie wird gut getroffen. Dennoch war mir das Büchlein etwas zu dünn und auch die Handlung krankt daran, dass nicht wirklich viel passiert. Auch sind die Nebenpersonen etwas blass und am Ende habe ich mich gefragt, was wollte das Buch mir jetzt eigentlich sagen. Also meiner Meinung nach nicht Gavaldas bester Roman und für die wenigen Seiten vielleicht auch etwas teuer.