Cover-Bild Nur wer fällt, lernt fliegen
18,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 28.07.2014
  • ISBN: 9783446245952
Anna Gavalda

Nur wer fällt, lernt fliegen

Roman
Ina Kronenberger (Übersetzer)

Billie und Franck sind beim Bergwandern in Frankreich in eine Felsspalte gestürzt. Während er bewusstlos in ihren Armen liegt, versucht sie mit aller Kraft wach zu bleiben und erzählt ihre Geschichte: Sie, Billie, wuchs in einer Wohnwagensiedlung auf, er, Franck, lag wegen seiner Homosexualität im ständigen Clinch mit seinem bürgerlich-reaktionären Vater. Nichts scheint die beiden zu verbinden, bis sie zwei Hauptrollen im Schultheater bekommen. Trotzdem spricht alles gegen ein Happy End: Sie bleibt sitzen, er muss ins Internat, es folgen Abstürze und Schicksalsschläge. Aber Billie und Franck geben nicht auf. In Paris finden sie sich wieder – und Billie stellt ihr Leben auf Reset. Dann wird das Glück schon kommen.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Steffi1904 in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht ganz mein Fall

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Billie und Franck sind jeder auf seine Weise von Leben gebeutelt.
Bei Billie sind es vor allem die Eltern, die durch Gewalttätigkeit, Alkohol und Unzuverlässigkeit das Leben des Kindes fast unerträglich ...

Billie und Franck sind jeder auf seine Weise von Leben gebeutelt.
Bei Billie sind es vor allem die Eltern, die durch Gewalttätigkeit, Alkohol und Unzuverlässigkeit das Leben des Kindes fast unerträglich gemacht haben und die aus Billie eine junge verzweifelt nach Halt suchende Frau gemacht haben. Sie hangelt sich von einer Beziehung in die nächste ohne zur Ruhe zu kommen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Sie lässt sich aushalten, lebt am Rande der Gesellschaft, am Existenzminimum, nahe dran, zur Hure zu werden, da es am leichtesten ist, sich aushalten zu lasen.
Francks Problem ist weniger differenziert als ganz einfach darin begründet, dass er schwul ist und seine Umgebung dies ziemlich schnell spürt. So finden die zwei Aussenseiter in der Kindheit ind er Schule zueinander. Gequält und gemobbt von den Mitschülern, klammern sie sich aneinander, geben sich Halt und Liebe. Dann verlässt Franck die Stadt und Billie bleibt allein und isoliert zurück. Aber er hat sie nicht ganz vergessen, schreibt ihr Briefe, die seine Mutter ihr zukommen lässt und denkt immer wieder an seine Jugendfreundin.
Bis er eines Tages zurückkehrt und sie in einer gefährlichen, lebensbedrohlichen Situation landen, in der Billie ihre Beziehung Revue passieren lässt.

Anna Gavalda schreibt in der Ich-Person von Billie, was mir prinzipiell immer nicht so gut gefällt, da der Blick auf die Welt dann sehr selektiv und emotional einseitig ist. Dennoch ist der Schreibstil gewohnt einfühlsam und hochwertig komplex. Burschikos und etwas rotzig frech erzählt die Hauptperson, wie sie alles empfunden hat und durch das Erzählen kommt sie sich selbst, ihren Gefühlen und auch ihrem Freund Franck näher, als all die Jahre vorher. Der Ton der jungen Billie wird gut getroffen. Dennoch war mir das Büchlein etwas zu dünn und auch die Handlung krankt daran, dass nicht wirklich viel passiert. Auch sind die Nebenpersonen etwas blass und am Ende habe ich mich gefragt, was wollte das Buch mir jetzt eigentlich sagen. Also meiner Meinung nach nicht Gavaldas bester Roman und für die wenigen Seiten vielleicht auch etwas teuer.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nichts für mich!

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Anna Gavalda ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt im Literaturbetrieb. Ihre Bücher verkaufen sich europaweit wie frische Croissants an der Champs Elysee und ich habe der Autorin den Erfolg gegönnt, ...

Anna Gavalda ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt im Literaturbetrieb. Ihre Bücher verkaufen sich europaweit wie frische Croissants an der Champs Elysee und ich habe der Autorin den Erfolg gegönnt, weil mich die Kurzgeschichtensammlung „Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet“ von ihren Fähigkeiten überzeugt hat. Damals fand die Shortys frech, witzig und frisch in ihrer Unbekümmertheit, die nichts von der abgehobenen Sprache ihrer bisweilen ebenso abgehobenen französischen Schriftstellerkollegen hatte. Aus diesem Grund habe ich mich auf Ihr neues Buch gefreut. Der Nobelpreis-sammelnde Hanser Verlag steht bei mit ebenfalls hoch im Kurs. Zudem klang der Klappentext verlockend. Was sollte da noch schief gehen? Eine kurze Leseprobe ließ gutes erahnen. Meine Vorfreude beim Aufschlagen de Buches war dementsprechend groß. Was ich nun gelesen habe ist eine schriftstellerische Bankrotterklärung. Das 188 Seiten starke Buch kommt nach etwa 90 Seiten in die Gänge (da setzte übrigens meine Leseprobe ein) um dann vierzig Seiten später wieder steil abzufallen. Gleich zu Beginn verheddert sich die Gavalda bei dem vielversprechenden Versuch Spannung aufzubauen, indem sie weder ihre Protagonisten, noch das Geschehen ernst nimmt. Billie, eine junge Frau, laut der Autorin aus dem Prekariat, stürzt mit ihrem schwulen Freund Franck beim Wandern in den Cevennen in eine Bergspalte. Franck liegt verletzt an Ihrer Seite. Eigentlich wirklich eine formidable Möglichkeit Interesse zu wecken. Wenn Billie nur nicht so grenzdebil losplappern würde und jede Spannung von vornherein im Keim erstickt. Ich spüre da keine Sorge elendig zu verrecken, zu verdursten, kein Aufbäumen, meinetwegen auch Humor. Nichts von alledem. Nun gut, dachte ich. Das Buch ist kein Thriller, nicht einmal ein Krimi. Die Gavalda macht in Literatur. Und das bedeutet, dass sie den dramatischen Augenblick dazu nutzt, um uns über die Vergangenheit der beiden Protagonisten aufzuklären.

Allerdings tut sie das, in einem unerträglichen Plapperton, als säße sie gemütlich vor dem Café de France rührt ihren Café au lait mit dem Löffel um. Überhaupt, diese unglaubwürdige Erzählstimme… Ich kann sie eher einer Frau zu ordnen, die die ENA in Paris absolviert hat, als einer Frau, die aus den armen Schichten der Bevölkerung stammt. Die Autorin schreibt nicht aus ihrer Billie heraus. Sie hat auch keine Ahnung, wie solche Leute ticken und schreibt Empathie befreit viel lieber im Stil einer Tratsch und Klatsch Reporterin, die gleich noch zur Galeries Lafayette muss, um eine farblich passende Tischdecke zum Abendessen zu kaufen. Und was ist eigentlich die Geschichte? Franck ist schwul, natürlich künstlerisch begabt und sein Vater ebenso natürlich ein fürchterlicher Reaktionär. Billie ist hauptsächlich arm, geht manchmal anschaffen, hat aber einen inneren Kompass, der über alles Schlimme zielsicher hinweg führt. Die beiden lernen sich bei einer Theateraufführung kennen, anschließend gehen sie getrennte Wege, bis sie sich widerfinden und nicht mehr voneinander lassen können. Das klingt interessant, einer Amour Fou gleich. Ist in der Realität aber unglaublich zusammengestümpert und gähnend langweilig erzählt. Der Roman versinkt knietief im Kitschmorast, so tief greift Anna Gavalda in die Klischeekiste.

Übrigens hält die beiden auch nichts und niemand jemals davon ab eine traute Zweisamkeit, schwuler Mann, arme Frau, zu leben. Ich habe den ganzen Roman den Konflikt nicht gefunden, in dem die zwei sich befinden sollen. Insgesamt also ein Konstrukt für die Brigitte lesende Mittdreißigerin mit Hang zu Minderheiten und das internationale Feuilleton, die das angebliche Anliegen der Autorin womöglich löblich finden und den gesellschaftlichen Fortschritt, um die Ecken kommen sehen, wenn sich Gleichgeschlechtlichkeit anstelle von Familientristesse setzen darf. Alles an diesem Buch zielt auf Wirkung ab, auf den Verkauf von möglichst vielen Büchern. Anna Gavalda kennt ihre Leser besser, als die Menschen, von denen sie erzählt. Bonjour Tristesse!