Die Hölle hat Ausgang
Engel des TodesDie Hölle hat Ausgang
Es handelt sich hier bereits um den 3. Band der Stainer-Kriminal-Serie. Ich kannte die beiden Vorgänger-Bände nicht, trotzdem konnte ich mich problemlos in die Geschichte einfinden, ...
Die Hölle hat Ausgang
Es handelt sich hier bereits um den 3. Band der Stainer-Kriminal-Serie. Ich kannte die beiden Vorgänger-Bände nicht, trotzdem konnte ich mich problemlos in die Geschichte einfinden, ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass mir irgendeine Information fehlt.
Wir befinden uns in Leipzig, während der Zeit des Kapp-Putsches. In Berlin versuchten Rechtsextreme die Regierung zu stürzen und brachten damit das Deutsche Reich an den Rand eines Bürgerkrieges. Die Mitglieder der Regierung flohen aus Berlin, zunächst nach Dresden und dann nach Stuttgart. Auch in Leipzig war der Umsturz zu spüren. Es kam zu bewaffneten Straßenschlachten, Menschen wurden verletzt und getötet.
In die Zeitgeschichte musste ich mich erst einfinden. Mein Geschichtsunterricht liegt schon eine Weile zurück, so waren mir die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit nicht mehr parat. Den Überblick zu behalten mit Reichswehr, Spartakisten, Völkischen, Zeitfreiwilligen und der Weißen Garde fiel mir anfangs schwer, zumal ich von militärischen Dienstgraden null Ahnung habe.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig lesbar. Die politische Stimmung wurde gut eingefangen. Als Leser fühlte man sich mitten in diese Wirren versetzt. Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet. Ich mochte den zurückhaltenden Kommissar Stainer. Er hat erst vor 6 Wochen seine Frau Edith durch einen Mordanschlag, der ihm gegolten hatte, verloren.
Stainers Vater, Major Heinrich Stainer, ist ein echter Unsympath. Er lebt von seinem vergangenen Heldentum. Er sitzt jetzt im Rollstuhl und behauptet, seine Wirbelsäule sei von einem feindlichen Krieger zerschmettert worden, dabei handelte es sich um ein verirrtes Geschoss aus den eigenen Reihen. Seine Arroganz und seine Prahlerei mit seinen Heldentaten widerten mich an. Selbst sein Sohn wertete seine militärischen Erfolge als Verbrechen gegen die Menschheit. Einer von den ‚Bösen‘ ist auch dieser Thorwald, der sich aufführt wie ein Berserker.
Ungefähr ab Seite 150 weiß ich man wer der psychopathische Mörder ist und ab hier wird es nun auch für mich spannend. Er enthauptet seine Opfer und schneidet ihnen die Zunge aus dem Mund. Was man von ihm weiß ist, dass er von eher schmächtiger Gestalt ist und eine Uniform der Heilsarmee trägt. Und auch er ist ein ehemaliger Kriegsteilnehmer.
Allen ehemaligen Kriegsteilnehmer ist gemeinsam, sie werden von Kriegsneurosen gequält, sie haben viel Schreckliches durcherlebten müssen, das sie seelisch noch nicht verarbeitet haben. Immer wieder schieben sich Déjà-vus in ihre Gedanken. Man fragt sich, was der Krieg mit Menschen macht, mit den Opfern und den Tätern.
Das neue Rathaus Leipzig wird so toll beschrieben, dass ich mir Bilder auf Google angeschaut habe. Es ist ein wunderschönes Bauwerk und hat tatsächlich Schlosscharakter. Allein deshalb lohnt es sich mal zu einer Sightseeingtour nach Leipzig zu fahren.
Zutreffend fand ich auch das Schiller-Zitat auf S: 122
Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Das Zitat passt leider auch in die heutige Zeit des Ukraine-Krieges. Ja, die Hölle hat Ausgang. Irgendwo stand auch der Satz „Herz und Verstand haben in diesen Zeiten nichts zu melden“. Wie wahr.
Fazit: Ein historischer Kriminalroman. Keine leichte Kost