Profilbild von brenda_wolf

brenda_wolf

Lesejury Star
offline

brenda_wolf ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit brenda_wolf über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2021

Leichteile im Schweinestall

Die Kommissarin und der Metzger - Auf Messers Schneide
0

Ein humorvoller Regionalkrimi aus dem schönen Münsterland, mit einem ungewöhnlichen Geschwisterpaar als Ermittler. Die Idylle in dem beschaulichen Horstmar nimmt ein krasses Ende.

Tanja Terholte, Kommissarin ...

Ein humorvoller Regionalkrimi aus dem schönen Münsterland, mit einem ungewöhnlichen Geschwisterpaar als Ermittler. Die Idylle in dem beschaulichen Horstmar nimmt ein krasses Ende.

Tanja Terholte, Kommissarin im Dezernat für Schwerverbrechen in Münster übernimmt die Mordermittlung in ihrem Heimatort. Leichenteile an verschiedenen Orten sind aufgetaucht. Sie holt ihren Bruder Rudi, dem Metzger, mit ins Boot, der sich als Hobby-Forensiker in anatomischen Fragen wie kein anderer auskennt. Und dann verschwindet auch noch der Tierarzt Dr. Stratmann. Gibt es da einen Zusammenhang? Die Dorfbewohner zeigen sich an einer Zusammenarbeit wenig interessiert, sie stehen den Ermittlungen eher skeptisch gegenüber. Klar, sie sind der Meinung: „Von uns kann das keiner gewesen sein.“

Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leichtgefallen. Der Autor Bent Ohle schreibt flüssig und unterhaltsam. Für einen Krimi musste ich verdammt viel Schmunzeln. Tanja ist eine taffe Frau, nicht auf den Mund gefallen und schlagfertig, ganz nach meinem Geschmack, auch wenn sie Grenzen überschreitet. Dass sie es mit der Schweigepflicht nicht so genau nimmt, nehme ich ihr allerdings übel. Ihr Bruder ist ein gutmütiger Junggeselle, mit einem gezwirbelten Bart, der sich nach einer besseren Hälfte sehnt. Außerdem ist er eigentlich ein wunderbarer Rinderzüchter, wenn er nicht auch noch Metzger wäre. Denn nebenher züchten Tanja und Rudi japanische Wagyū-Rinder. Ihre Mutter, die kauzige Elisabeth, mochte ich auf Anhieb. Sie hat viel geleistet in ihrem Leben und davor habe ich Respekt.

Fazit: Ein humorvoller, nicht ganz ernstzunehmender Krimi, aber sehr unterhaltsam.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2021

Standesdünkel

Wir sind schließlich wer
0

Anne Gesthuysens Debütroman „Wir sind doch Schwestern“ ist mir in bester Erinnerung geblieben. So war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman „Wir sind schließlich wer“.

Inhalt:
Die Schwestern Anna und ...

Anne Gesthuysens Debütroman „Wir sind doch Schwestern“ ist mir in bester Erinnerung geblieben. So war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman „Wir sind schließlich wer“.

Inhalt:
Die Schwestern Anna und Maria, aufgewachsen in einer Adelsfamilie, sind grundverschieden und haben so gar nichts gemeinsam. Während Maria Mutters Prinzessin
ist, ist die jüngere Schwester Anna der Wildfang der Familie. Die standesbewusste Mutter sieht es als ihre Aufgabe, die Töchter gut zu verheiraten nach dem Motto „Wir sind schließlich wer“, was ihr bei ihrer Prinzessin gelungen ist. Anna hingegen befreit sich aus diesem Zwang, sie konvertiert und wird evangelische Pastorin. Aber nun kriselt es in Marias Ehe und es kommt sogar zu einer Verhaftung. Das mühsam aufgebaute Kartenhaus stürzt in sich zusammen.

Meine Meinung:
Anne Gesthuysen ist es wieder mal gelungen, mich mit ihrem sprachlich versierten Schreibstil für sich zu gewinnen. Sie schreibt empathisch und mitreißend. Der Ort der Handlung befindet sich am Niederrhein. Die Landschaft wird anschaulich beschrieben, so dass man Lust bekommt, diese Gegend zu erkunden und zu durchwandern. Was mir sauer aufgestoßen ist, war die Beschreibung der dörflichen Bevölkerung, die als extrem tratsch- und klatschsüchtig dargestellt wird. Ich glaube nicht, dass dort die Menschen schlimmer sind als anderswo auf dem Lande. Es ist normal, dass sich Nachbarn für einander interessieren, andererseits ist man auch da, wenn jemand in der Nachbarschaft Hilfe braucht. So meine Erfahrung.

In Anne Gesthuysens Roman gibt es viele starke Frauen. Die junge Pastorin Anna von Batteray war mir auf Anhieb sympathisch. Mechthild, ihre Mutter, ist eine Frau mit Prinzipien, die einen fast unerträglichen Standesdünkel vor sich herträgt. Sie versteht es, ihre Interessen durchzusetzen. Und Tante Ottilie ist ohnehin eine Nummer für sich. Sie ist einfach reizend in ihrer direkten und offenen Art, aber dennoch weiß sie was sie will. Maria hingegen wollte immer nur ihrer Mutter gefallen, wollte die perfekte Ehefrau und Mutter sein. Sascha, ihr Sohn tat mir auf der Geburtstagsfeier seiner Oma unendlich leid. Zum Glück hat er einen guten Draht zu seiner Tante Anna, die den kleinen Jungen versteht. Die Pastoren-Haushälterin war mir definitiv zu krass. So fies kann man doch gar nicht sein, oder doch?

Im neuen Roman von Anne Gesthuysen gibt es auch Krimi-Anteile. Aber in der Hauptsache geht es um die Familie Batteray, um Geltungsbedürfnis, wie der Titel schon sagt: „Wir sind schließlich wer“.

Fazit: Lesenswert und unterhaltsam, kann aber leider nicht an ihren ersten Roman heran, der ein richtiges Lesehighlight war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2021

Ist der echt?

Salonfähig
0

Ein Roman der die Gemüter spaltet. Man muss sich nur die Rezensionen ansehen, da ist alles dabei. Harter Stoff. Ein Roman, der im Kern die Realität abbildet, überspitzt, aber der Wirklichkeit so nah, dass ...

Ein Roman der die Gemüter spaltet. Man muss sich nur die Rezensionen ansehen, da ist alles dabei. Harter Stoff. Ein Roman, der im Kern die Realität abbildet, überspitzt, aber der Wirklichkeit so nah, dass es weh tut.

Elias Hirschls namenloser Protagonist eifert seinem großen Idol mit krankhafter Akribie nach. Sein Vorbild ist der jüngste Bundeskanzlerkanditat Julius Varga. Da waren wohl Ähnlichkeiten beabsichtigt. Der junge Parteichef verkörpert alles, was auch der Protagonist sein will. Leider ist dieser nur ein kleines Licht im Parteigetriebe. Aber zumindest darf er Vargas Blumen in seiner Abwesenheit gießen. Herrlich!

Unser Held kontrolliert ständig seine Haltung, der Slim-Fit-Anzug muss einwandfrei sitzen, seine Sprache exzellent sein, seine Außenwirkung ankommen, alles muss perfekt sein. Ständig ist er bemüht sich als Person zu optimieren, der Rhetorikstil wird verbessert und eingeübt. Nichts an ihm ist noch echt. Man erfährt auch nicht wirklich was über ihn. Keine Gefühle, kein eigenes Leben. Ein Soziopath der schlimmsten Sorte. Vermutlich leben solche Menschen unbemerkt neben uns und sie sind brandgefährlich. Nicht nur in der Politik.

Mich hat dieser kranke Typ bis zuletzt gefesselt. Ich war abgestoßen und zugleich fasziniert. Manches in dem Roman ist stark überzogen und surreal und völlig krass. Dennoch unbedingt lesenswert.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.11.2021

Die ‚wilde Hilde‘

Der Slalom meines Lebens
0

Hilde Gerg erlaubt uns einen Blick hinter die Kulissen, gibt uns Einblick in ihr Leben. Der Leser erfährt wie aus der kleinen Hilde Gerg, die auf einer bewirtschafteten Almhütte zuhause war, die ‚Wilde ...

Hilde Gerg erlaubt uns einen Blick hinter die Kulissen, gibt uns Einblick in ihr Leben. Der Leser erfährt wie aus der kleinen Hilde Gerg, die auf einer bewirtschafteten Almhütte zuhause war, die ‚Wilde Hilde‘ wurde. Es war bei Gott nicht alles eitel Sonnenschein. Doch Hilde Gerg war von Klein auf gewohnt zu kämpfen. Mutig hat sie sich ihren Weg in die Weltspitze des Skisports erobert. Ihre Kindheit mit viel Freiraum und Natur, mit einem liebevollen Elternhaus, gaben ihr Wurzeln und die Kraft für ihren Lebensweg. Die langen Schulwege, die sie im Winter mit ihren Skiern bewältigten musste, haben ihr vielleicht bereits den Weg vorgezeichnet.

Die ersten Olympischen-Winterspiele in Lillehammer 1994 erlebte Hilde Gerg wie ein Wintermärchen. Sie hatte sich erst vier Wochen vorher für Lillehammer qualifiziert. Hilde liebte das Athletendorf und die Mensa und die ganze Stimmung dort.

Vier Jahre später in 1998 holte sie sich in Nagano zum ersten Mal Gold. Verständlich, dass der Empfang in der Heimat zu einem Riesenspektakel wurde.

Auch in Hildes Privatleben gibt es aufregende Auf und Abs. Sie musste ihre junge Liebe zum Trainer Wofal geheim halten und erst als endlich Schluss mit der Heimlichtuerei war, konnte sich Hilde befreit auf den Sport konzentrieren.

‚Hilde hat uns Sportfans spannendste Rennen und große Emotionen geliefert. Noch spannender ist ihre Lebensgeschichte und die damit verbundene Lebensleistung‘ sagt Felix Neureuther. Recht hat er.

Fazit: Ein spannendes und beeindruckendes Portrait einer sympathischen Sportlerin, die mit Mut und Kampfgeist ihr Leben immer wieder zu meistern wusste.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2021

Die Trauzeugin

Big Summer
0


Daphne ist eine Plus-Size-Influencerin. Gerade ist es ihr gelungen einen tollen Auftrag an Land zu ziehen. Da meldet sich aus heiterem Himmel Drue wieder bei ihr, ihre einst beste Freundin aus der High-School. ...


Daphne ist eine Plus-Size-Influencerin. Gerade ist es ihr gelungen einen tollen Auftrag an Land zu ziehen. Da meldet sich aus heiterem Himmel Drue wieder bei ihr, ihre einst beste Freundin aus der High-School. Der Kontakt ist seit sechs Jahren, nach einem äußerst unschönen Zerwürfnis, abgerissen. Drue, die reiche, glamouröse, verführerische Drue, steht kurz vor ihre Hochzeit und bittet Daphne ihre Trauzeugin zu sein. Es soll ein unglaubliches Fest werden. In Daphne sträubt sich alles dagegen, Drue erneut in ihr Leben zu lassen. Aber letztlich stimmt sie zu. Die Location könnte sich auf ihren Influencer-Job vielversprechend auswirken. Und sie braucht Publicity. Und was tut man nicht alles für ein paar mehr Follower und Tausende von Klicks.
Das Buch ist in drei Teile unterteilt. Der Schreibstil liest sich angenehm. Dennoch wollte ich kurz vor dem Ende des ersten Teils schon mal abbrechen. Ich empfand das Buch stellenweise ermüdend und ziemlich oberflächlich. Zum Glück bin ich am Ball geblieben. Ein paar Seiten weiter gab es eine krasse Wendung und jetzt wurde nun wirklich spannend.

Die Hauptprotagonistin Daphne leidet bereits seit ihrer Kindheit an einem Minderwertigkeitskomplex wegen ihrer fülligen Figur. Sie erfährt Verletzungen, nicht zuletzt von ihrer besten Freundin Drue. Selbst nach ihrer erneuten Kontaktaufnahme, kann sie sich nicht freimachen, von diesen Gefühlen der Unzulänglichkeit und sie vergleicht sich mit der schönen, schlanken Drue, die es schafft alle Menschen zu bezaubern. Aber ist Drue tatsächlich an Daphne interessiert? Sie ist ein raffiniertes, berechnendes und gemeines Biest in ihrer High-School-Zeit gewesen, hat sie sich geändert. Der Autorin ist es gelungen, die Charaktere authentisch zu zeichnen. Ich mochte Daphne und konnte ihre Gefühle nachempfinden.

In dem Roman geht es nicht zuletzt um tiefsitzende Verletzungen, darum seinen eigenen Wert im Leben zu erkennen, um Freundschaft, um den schönen Schein. Im zweiten und dritten Teil kommt noch ein Aspekt dazu, den ich aber hier nicht verraten möchte.

Mir hat das Buch gefallen und ich kann es weiterempfehlen. Wegen der Längen im ersten Teil gibt es einen Punkteabzug.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere