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Veröffentlicht am 13.03.2020

Rebellion oder Narzissmus?

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Inhalt:
Die 19-jährige Mary MacLane wünscht sich Napoleon oder am besten gleich den Teufel als Liebhaber. Sie träumt von einer Revolution, während sie mit ihren Mitmenschen im provinziellen Montana genauso ...

Inhalt:
Die 19-jährige Mary MacLane wünscht sich Napoleon oder am besten gleich den Teufel als Liebhaber. Sie träumt von einer Revolution, während sie mit ihren Mitmenschen im provinziellen Montana genauso wenig anfangen kann wie mit ihren häuslichen Pflichten und der kargen Landschaft. Mary fühlt sich einsam auf der Suche nach sich selbst und dem guten Leben – und feiert trotzdem kraftvoll das eigene Ich.
MacLane war völlig unbekannt, als sie 1902 ihr erstes, im Tagebuchstil verfasstes Buch veröffentlichte. Es wurde zum Skandal und seine Autorin zum Star. Reporter aus den Metropolen pilgerten in ihre Heimatstadt, Cocktails und Sportmannschaften wurden nach ihr benannt. Ihr Name wurde zum Inbegriff für rebellische junge Frauen.
Auch über 100 Jahre später fasziniert es ungemein, wie virtuos und selbstverständlich Mary MacLane sämtliche Konventionen über den Haufen wirft, wie sie zwischen Größenwahn und Todessehnsucht, Resignation und Euphorie tänzelt.
Zum ersten Mal in deutscher Übersetzung.

Meine Meinung:
Ich durfte die Autorin im Rahmen einer Leserunde kennenlernen. Mir war Name der Autorin bisher kein Begriff. Mary MacLane beschreibt in Tagebucheinträgen, die ca. vier Monate umspannen ihr Leben, ihre Gefühle, ihre leidenschaftliche Seele. Die neunzehnjährige lebte vor über Hundertjahren in einer kleinen Stadt in Montana.
Mary MacLane ist ein kluges, selbstbewusstes und sehr eigensinniges Mädchen. Eigentlich gleicht sie eher einem modernen Teenager, als dass sie in ihre Zeit passen würde. Sie will schockieren, provozieren, Ketten sprengen. Sie fühlt sich in einem Leben gefangen, dass sie langweilt. So schreibt sie, sie trägt den Keim eines intensiven Lebens ins sich.

Die Autorin einzuschätzen fällt mir schwer. Ist sie wirklich so, wie sie sich beschreibt? Ich vermute, es ist alles sehr überzogen. Oder ist sie tatsächlich die perfekte Narzisstin? Zweifellos ist es ein feministisches Buch einer rebellischen junge Frau.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Kein Buch für Jedermann

Milchmann
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Inhalt:
Mit Milchmann legte Anna Burns das literarische Großereignis des vergangenen Jahres vor. Ein Roman über den unerschrockenen Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben – weltweit gefeiert ...

Inhalt:
Mit Milchmann legte Anna Burns das literarische Großereignis des vergangenen Jahres vor. Ein Roman über den unerschrockenen Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben – weltweit gefeiert und ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize.

Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein.

Meine Meinung:
Nach dem mich die Leseprobe richtig angefixt hatte, war ich sehr gespannt auf den „Milchmann“ von Anna Burns. Leider konnte mich das restliche Buch dann doch nicht begeistern
.
Der Schreibstil ist tatsächlich außergewöhnlich, ja experimentell. Es gibt keine Namen, es gibt nur einen Milchmann, einen Schwager Drei, eine Älteste Schwester, einen Vielleicht-Freund, Irgendwer, McIrgendwas usw. Und das macht es für den Leser extrem schwer, sich an die Charaktere anzunähern. Als Schauplatz dachte ich zuerst an Israel, erst später wurde mir klar, dass wir hier im Nordirland der 70/80iger Jahre sind. Protestantische und katholische Gruppierungen in Nordirland radikalisierten sich. Gegenseitige Geisteshaltungen prallten aufeinander. Bürgerkriegsähnliche Zustände und Straßenkämpfe beherrschten den Alltag.

Die 18jährige Protagonistin erzählt ihre Geschichte fast emotionslos. Sie sucht nicht die Aufmerksamkeit, sie will nicht im Mittelpunkt stehen. Und doch gelingt es ihr nicht im Hintergrund zu bleiben. Mittelschwester, so wird die Protagonistin genannt, wächst als eines von zehn Geschwistern in einer katholischen Stadt in Nordirland auf. Die Menschen in der kleinen Stadt sind kleingeistig, stürzen sich auf Klatsch und Tratsch. Den liefert ihnen die Erzählerin ungewollt, nachdem ein älterer, verheirateter Mann ihr nachstellt.

Der Roman ist einesteils spannend, weil der Leser oft im Unklaren ist und versucht ist, alle Geheimnisse aufzudecken, auf der anderen Seite zieht sich die Geschichte endlos hin und ist oft quälend langweilig.

Fazit: Kein Buch für Jedermann. Vom Schreibstil her ungewöhnlich. Muss man mögen. Meinen Geschmack hat es definitiv nicht getroffen.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Brautschau und Rituale

Arrangierte Ehe
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Klappentext:

‚Arrangierte Ehe‘ ist ein Roman, der das Leben der Deutsch-Türken zwischen Tradition und Moderne in allen Facetten zeigt und uns die türkische Kultur besser kennenlernen lässt.
Demet (22) ...

Klappentext:

‚Arrangierte Ehe‘ ist ein Roman, der das Leben der Deutsch-Türken zwischen Tradition und Moderne in allen Facetten zeigt und uns die türkische Kultur besser kennenlernen lässt.
Demet (22) ist eine junge und schöne Türkin, die sich auf die Behandlung von Alzheimer-Patienten spezialisiert hat und in einem deutsch-türkischen Pflegeheim als Pflegerin tätig ist. Jasmin kommt aus einer reichen Familie aus Istanbul, sie leidet an Alzheimer und trägt ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich. Als ihr Sohn Selim, ein junger und erfolgreicher Geschäftsmann, seine Mutter für die Behandlung nach Berlin, Jasmins Geburtsort, bringt, kreuzt sich sein Lebensweg mit dem von Demet. Die junge Frau hat keine Eltern mehr und lebt bei ihrer Großmutter Perihan. An einem Abend teilt Perihan ihrer nichts ahnenden Enkelin überraschend mit, dass sie bald Besuch bekommen würden, der auf Brautschau ist. Perihan gerät in einen schweren Konflikt

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach gehalten, das erklärt sich vielleicht damit, dass Nesrin Kismar nicht in ihrer Muttersprache schreibt, sie ist in der Türkei aufgewachsen, und hat dort die deutsche Sprache erlernt. Ein bisschen konnte mir die Autorin die türkische Mentalität vermitteln. Vor allem die blumige Sprache ist mir aufgefallen, dass sprechen in Bildern. Interessant ist auch, dass man im Türkischen den Herrn und die Frau hinter dem Vornamen stellt: "hanım" - "die Frau" und "bey" - "der Herr".

Das Thema Brautschau ist für Deutsche schwer verständlich. Warum lässt man sich darauf ein? Da scheiden sich die Traditionen. Verschiedene Rituale fand ich jedoch sehr schön. Z. B. wie Perhan iher Enkelin die guten Wünsche hinterher pustet. Oder bei der formellen Verlobung: Der Brauch mit den verbundenen Ringen.

Das zweite Thema Alzheimer wurde sehr überzeugend gezeichnet.

Die beiden Hauptprotagonisten sind glaubhaft dargestellt. Demet ist eine moderne junge Türkin, die dann leider ihre Selbständigkeit zuliebe ihres Verlobten aufgibt. Das fand ich sehr schade. Volkan erschien mir anfangs als zurückhaltend, er wurde jedoch zunehmend selbstbewusster und warb unerschütterlich um Demet. Später machte mir seine besitzergreifende Art jedoch Angst.

Insgesamt hatte das Buch für mich was von Bollywood. Großes Drama, viel Gefühl, große Emotionen.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Das verschollene Manuskript

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
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Der Autorin Kathleen Flynn legt in ihrem Debütroman eine wirklich interessante Idee vor. Eine Zeitreise in die Vergangenheit, um ein verschollenes Manuskript und Briefe von Jane Austen zu retten. Ich liebe ...

Der Autorin Kathleen Flynn legt in ihrem Debütroman eine wirklich interessante Idee vor. Eine Zeitreise in die Vergangenheit, um ein verschollenes Manuskript und Briefe von Jane Austen zu retten. Ich liebe die Bücher von Jane Austen, deshalb ging ich mit großen Erwartungen an diesen Roman.

Ein Institut in einer technologisch hochentwickelten Zukunft forscht an einem Jane-Austen-Projekt. Liam und Rachel werden ausgewählt in das Jahr 1815 ins England der Regency-Zeit zu reisen, um ein verschollenes Manuskript und Briefe von Jane an ihre Schwester Cassandra für die Zukunft zu retten. Es gelingt den beiden Zeitreisenden tatsächlich sich mit der Familie Austen zu befreunden.

Mehr möchte ich nicht verraten.

Der Schreibstil ist flüssig. Die sehr detaillierten Beschreibungen der Schauplätze und Menschen ließ Bilder im Kopf entstehen. Die Stimmung spiegelte die Regency-Zeit sehr authentisch. Die Handlung empfand ich als eher schleppend und zäh und ich musste mich immer wieder zwingen, weiterzulesen. Fahrt nahm die Handlung erst etwa ab der Hälfte des Romans auf. Dann wurde es zeitweise wirklich spannend. Die beiden Hauptprotagonisten schafften es leider nicht mich vollends für sich zu gewinnen.

Fazit: Ein stimmungsvoller Roman, der die Zeit um 1815 in England gut wiedergibt.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Maschinengewehr Gottes

Ruth und Billy Graham
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Zum Inhalt:

Billy Graham geht den Fragen auf den Grund, die sich die gesamte Menschheit stellt: Was ist der Sinn des Lebens? Wie führt man ein erfülltes Leben? Und gibt es wahren Frieden? Kraftvoll und ...

Zum Inhalt:

Billy Graham geht den Fragen auf den Grund, die sich die gesamte Menschheit stellt: Was ist der Sinn des Lebens? Wie führt man ein erfülltes Leben? Und gibt es wahren Frieden? Kraftvoll und überzeugend schildert er die Probleme, die uns auf der Suche nach Frieden begegnen, und die Lösungen, die Gott für diese Probleme vorgesehen hat. Das Ergebnis steht fest: Friede mit Gott ist das, was wir wirklich brauchen und wonach wir uns sehnen.



Meine Meinung:

Das Buch ist ja schon älteren Datums. Anlässlich des Todestages von Billy Graham wurde es neu aufgelegt. Der Baptistenprediger wurde das „Maschinengewehr Gottes“ genannt und war wohl der bekannteste Prediger des 20.Jahrhunderts. Manche Aussagen in diesem Buch sind aus der Sicht der damaligen amerikanischen Lebensumstände zu sehen, Graham war ein Vertreter seiner Zeit. Trotzdem spürt man aus seinen Worten, die Begeisterung und die Leidenschaft für Gott. Ich kann ihm zwar nicht in allen Punkten zustimmen, denn manche Aussagen sind mir zu christlich fundamentalistisch. Aber ich habe viele Impulse und Denkanstöße erhalten, die mich nachhaltig beschäftigten.

So, sind viele auf der Suche, aber nur wenige auf der Suche nach Gott, heißt es bei Graham. Man sucht in allem Möglichen sein Heil, sei es im Konsum, in Reichtum anhäufen, im Internet, um nur einige zu nennen. Und genau daran krankt unsere heutige Zeit.

Graham spricht von der inneren Leere, und dass es Sache jedes Einzelnen von uns ist, zu entscheiden, womit wir unsere innere Leere füllen.

Ja, was kommt nach dem Tod. Himmel oder Hölle, oder gar nichts? Was passiert mit mir, wenn ich tot bin? Kann ich dann an einem anderen Ort in einer anderen Gestalt weiterleben oder bin ich einfach ausgelöscht und vergessen? Wir Christen glauben an die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben. Für mich ist der Gedanke tröstlich, dass ich nach dem Tod nicht einfach in ein Nichts falle.

Fazit: Lesens- und überdenkenswert!