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Veröffentlicht am 08.10.2023

Das Leben einer ganz besonderen Frau und Monarchin

Elizabeth II. und die Lieben ihres Lebens
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Gabriele Diechlers Roman-Biografie führt uns an den Königshof der Winsors. Wir lesen vom Leben von Elizabeth II.,Königin und Oberhaupt des Commonwealth.

Am 17. April 2021 muss Queen Elizabeth II. in ...


Gabriele Diechlers Roman-Biografie führt uns an den Königshof der Winsors. Wir lesen vom Leben von Elizabeth II.,Königin und Oberhaupt des Commonwealth.

Am 17. April 2021 muss Queen Elizabeth II. in der St. George's Kapelle in Windsor Abschied von Prinz Philip nehmen. Der Duke of Edinburgh war über siebzig Jahre ihr Fels in der Brandung. Am Morgen nach der Beerdigung blättert sie durch ihre Tagebücher und lässt ihr bewegtes Leben Revue passieren.

Das Buch liest sich sehr flüssig. Besonders interessant fand ich die Geschichte der Eltern und Großeltern. Elisabeth wird schon als Kleinkind auf ihre Pflichten als Königin vorbereitet. Als hätte es der Großvater geahnt, dass die Kleine mal in seine Fußstapfen treten wird. Dabei war es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen. König Eduard entscheidet sich gegen die Krone und für Mrs. Simpson. Und Bertie, Elisabeths Vater wird als Georg VI. zum König gekrönt. Elisabeth wird auf den späteren Thron vorbereitet. Ihre Charakterstärken treten bereits in ihre Kindheit zu tage. Interessant auch, dass Elisabeth Tagebuch geschrieben hat. Ihre Liebe zu den Pferden und dem Reiten entdeckte sie schon im zarten Alter von zweieinhalb Jahren.

Im zweiten Weltkrieg macht Elisabeth eine Ausbildung zur Lastwagenfahrerin und Monteurin. Was für eine Frau. Sie ist nicht zimperlich. Sie organisierte Weihnachtspantomimen zusammen mit ihrer Schwester Margaret. Und sie verliebt sich in Prinz Philipp, der ihr bereit als elfjährige gefallen hat. Er wird der Mann an ihrer Seite auf den sie sich verlassen kann. Er war ihr ein Leben lang eine große Stütze.

Die Autorin hat das Leben dieser außergewöhnlichen Frau sehr akribisch recherchiert, um authentisches Bild von Elisabeth aufzuzeigen. Sie ist dabei dicht an der Wahrheit geblieben ohne auf Gerüchte einzugehen und zollt damit dieser großen Frau ihren Respekt.

Gabriele Diechler zeigt uns auch die menschliche Seite von Elisabeth II.. Wir begegnen ihr als Ehefrau, Mutter und Schwester, Schwiegermutter und später Urgroßmutter. In Form von Tagebuchaufzeichnungen erleben wir alle einschneidenden Ereignisse. Nach außen hin gab sich Elizabeth eher kühl und beherrscht, sie ließ sich von ihren Gefühlen nicht überrumpeln. Sie sah es zeitlebens als ihre Aufgabe den Bürgern und Bürgerinnen im Dienst der Krone ein Gefühl von Stabilität zu vermitteln.

Fazit: Eine wundervolle Roman-Biografie, die dem Leser ein authentisches Bild dieser großartigen Frau vermittelt.




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Veröffentlicht am 26.09.2023

Lasst uns das Leben feiern!

Das Abraham-Prinzip
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Manche Menschen altern, andere Reifen (Sean Connery)

Abraham, der Stammvater von drei Weltreligionen, gilt als Vorbild für ein gutes und langes Leben. In der Bibel steht: Er starb alt und lebenssatt. ...


Manche Menschen altern, andere Reifen (Sean Connery)

Abraham, der Stammvater von drei Weltreligionen, gilt als Vorbild für ein gutes und langes Leben. In der Bibel steht: Er starb alt und lebenssatt. Richtig, denn nur wer gut zu leben versteht, kann auch länger leben.
Wir Deutschen leben immer länger, deshalb sollten wir uns frühzeitig Gedanken machen, wie wir durchzustarten können für ein langes Leben. Wer lange leben will, muss seinen Lebensstil ändern. Schon der Philosoph Cicero (106 – 43 v. Chr.) sagte: Nicht das Alter ist das Problem, sondern die Einstellung dazu. Fünf Pfeiler sind entscheidend

- ausreichend Bewegung
- gesunde Ernährung
- regelmäßige Regeneration
- soziale Kontakte
- Glück und Zufriedenheit.
Der Autor schreibt, wir müssen uns nicht ständig neu erfinden, wichtig ist, dass wir dem Leben einen Sinn geben. Laut einer Studie werden Menschen die positiv zum Älterwerden stehen, siebeneinhalb Jahre älter als Menschen, die mit Altersängsten leben. Horst W. Opaschowski plädiert für geistige Fitness und jung im Kopf bleiben statt Altersweisheit. Aber ohne Gesundheit ist fast alles nichts.

Horst W. Opaschowski schreibt leicht lesbar und eingängig. In einem Podcast formuliert der Zukunftsforscher Opaschowski, seinen Antrieb sich auch im höheren Alter (er ist 75 Jahre alt) noch mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu beschäftigen, er möchte „etwas bewegen“ und für andere da sein. Und genau das sollte auch unser Antrieb sein, nämlich für andere da sein und sich nicht abkapseln, immer neugierig bleiben, Zusammenhalt in der Familie und ein Freundeskreis erhalten uns jung bis ins hohe Alter.

Wer lange ‚lebenshungrig‘ zu leben versteht, wird sich nach dem Abrahams-Prinzip am Ende des Lebens ‚alt und lebenssatt‘, d.h. zufrieden für immer von der Bühne des Lebens verabschieden können. (Zitat des Autors)

Fazit: Ein Ratgeber, der Mut macht.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Arbeit und Sparen, das Leben der Marianne Haas

Eigentum
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Ich mochte Wolf Haas´Brenner-Romane sehr gerne, so war ich auf diesen Roman sehr gespannt.

Die fünfundneunzigjährige Mutter des Autors liegt im Sterben. Ihr Leben lang ging es ihr nicht gut, jetzt ...




Ich mochte Wolf Haas´Brenner-Romane sehr gerne, so war ich auf diesen Roman sehr gespannt.

Die fünfundneunzigjährige Mutter des Autors liegt im Sterben. Ihr Leben lang ging es ihr nicht gut, jetzt drei Tage vor ihrem Tod verkündet sie plötzlich, es ging ihr gut. Haas erinnert sich an Szenen ihres gemeinsamen Lebens und an die Erzählungen seiner Mutter. Seine Mutter war eine sparsame Frau. Sie strebte danach, es im Leben zu was zu bringen. Wir erfahren von ihrem Großvater, einem Kleinbauern, der einen kleinen Hof, ein sogenanntes Lechn, hatte, der aber damit nicht zufrieden war. Er verkaufte immer wieder sein Lechn um ihn gegen ein größeres einzutauschen, bis die Inflation kam und das Geld nichts mehr wert war. Der Lechn war futsch und aus dem Bauern wurde ein Knecht. So wollte die Mutter nicht leben, sie wollte raus aus der Armut. Und sie tat alles dafür, um sich was Eigenes zu schaffen. Aber sie war auch ein schwieriger Mensch. So sagte die Wirtin im Gasthaus zu Haas: `Deine Mutter war ein schwieriger Mensch. Sie hat fast jedem im Dorf einmal beleidigt.‘ Die Mutter konnte so vieles, sie konnte Strümpfe stopfen, zehn Bierkrüge auf einem Tablett auf einer Hand in den Biergarten tragen, blind mit Zehnfingersystem tippen, konnte Englisch und Französisch, aber sie konnte es nicht mit Menschen.

Ihr Leben bestand aus Arbeit und sparen. Bereits als Zehnjährige kam sie zu einem Bergbauern, denn zuhause war wenig Platz mit zehn Kindern. Marianne Haas war ihr Leben lang fleißig. Später musste sie Geld verdienen, um die Eltern beim Hausbau zu unterstützen

Am Ende schloss sich der Kreis. Die Mutter starb im selben Haus, in dem sie ihre beiden Söhne zur Welt gebracht hatte. Früher war es eine Gebärklinik, jetzt ein Altenheim.

Es ist kein Buch, dass man in einem Rutsch lesen kann. Es setzt Denkprozesse in Gang. Haas lässt mit seiner Mutter Marianne die Kriegsgeneration aufleben. Die Lebenseinstellung war damals eine deutlich andere, als die Vorstellung der Menschen heute von einem guten Leben. Die Menschen früher strebten nach Eigentum, waren fleißig und sparsam, drehten jeden Pfennig dreimal um, bevor sie ihn ausgaben. Heute ist sparen eher uncool. Man gibt sein Geld viel leichter aus, setzt auf Freizeitaktivitäten und Konsumgüter, man pflegt die Wegwerfmentalität, materielle Dinge werden angeschafft, kurze Zeit später trennt man sich schon wieder leichten Herzens davon. Es muss was Neues her. Der Wert der Dinge wird nicht mehr geschätzt. Okay, vielleicht haben sie auch keinen Wert. Uns allen wächst der Krempel über den Kopf.

Passend zum Inhalt ist das Cover, es vermittelt den Eindruck von Packpapier. Ich erinnere mich, dass meine Oma früher Bücher in Packpapier einband, z. B ihr Kochbuch. Ja auch da wurde gespart.

Die Sprache des Autors ist, wie in allen seinen Büchern, geradeheraus. Wolf Haas schreibt authentisch. Er schaut den Leuten aufs Maul. Und obwohl er seine Mutter kritisch beleuchtet, spürt man durch die Zeilen doch den Respekt und die Liebe zu seiner Mutter.

Fazit: Unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

ANTISEMITISMUS – Ein uralter Hass und ein brandaktuelles Phänomen

Die 101 wichtigsten Fragen - Antisemitismus
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Der Autor Markus Roth gibt in seinem Ratgeber auf 101 Fragen Antwort: Woher kommt dieser Hass auf Juden? Was sind die Wurzeln? Eliyah Hevemann sagt: Hass braucht keinen Grund. Stimmt das?

Den Begriff ...


Der Autor Markus Roth gibt in seinem Ratgeber auf 101 Fragen Antwort: Woher kommt dieser Hass auf Juden? Was sind die Wurzeln? Eliyah Hevemann sagt: Hass braucht keinen Grund. Stimmt das?

Den Begriff >>Antisemiten<< gibt es erst seit 1890. Er wurde von den Antisemiten selbst ersonnen, er sollte dem Judenhass einen wissenschaftlichen Anstrich geben. Doch der Hass geht viel weiter zurück.

Und was hat der Antisemitismus mit Verschwörungsmythen und der QAnon-Bewegung zu tun. Oder mit der Behauptung einer Existenz eines ‚tiefen Staates‘ (deep state). Die amerikanische Holocaust-Forscherin Deborah Lipstadt sieht im Judenhass den Wesenskern aller Verschwörungstheorien. Die Ritualmordlegende wird in diesen Kreisen stark verbreitet. Die Gefährlichkeit solche Legenden ist nicht zu unterschätzen.

Doch was sagt die Geschichte: Juden negieren die zentrale Säule des Christentums, nämlich Jesus von Nazareth als Gottessohn. Der Vorwurf des Gottesmord gegen die Juden ist bis heute wirkmächtig. Es gibt leider nichts zu beschönigen: Der Judenhass entspringt dem Christentum. Der Antisemitismus in der muslimischen Welt ist im Grunde ein Import aus dem Westen.

Die Geschichte zeigt, dass es Pogrome gegen Juden bereits in früheren Jahrhunderten gegeben hat. Z. B. machte man im Mittelalter Juden für die Pest verantwortlich.

Gesellschaftliche Krisen sind ein Nährboden für Hass und Vorurteile. Man braucht einen Sündenbock. Auch das Juden einen höheren Stellenwert auf Bildung legten, führte zu Neid und Missgunst.

Der Antisemitismus wird gerne heruntergespielt. Die AfD ist z.B. bemüht, den Antisemitismus als ein Problem darzustellen, das fest mit Migration verbunden sei. So sprach die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch im März 2022 von einem ‚importierten islamischen Antisemitismus‘ und leitete daraus ein Scheitern der Migrationspolitik ab.

Fazit: Ein wertvoller Ratgeber über die Geschichte und die Gegenwart des Antisemitismus, der zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Schopenhauers Schwester

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Was für eine Zeit! Man darf den Vater nicht unaufgefordert ansprechen. Ich habe den Roman um Adele Schopenhauer mit großer Spannung gelesen.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht die vermögende Johanna Schopenhauer ...

Was für eine Zeit! Man darf den Vater nicht unaufgefordert ansprechen. Ich habe den Roman um Adele Schopenhauer mit großer Spannung gelesen.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht die vermögende Johanna Schopenhauer nach Weimar. Hier in dieser Stadt sind die Größen der damaligen Literatur versammelt. Während Adele mit ihr kommt bleibt Artur zurück in Hamburg. Die Zerrüttung der Familie nimmt ihren Anfang. Johanna ist vom kulturellen Leben der Stadt angetan und eröffnet einen Literatursalon. Als Gastgeberin empfängt sie auch häufig Goethe in ihrem Haus. Der Dichterfürst ist vor allem von Adele herzlich zugetan, er beschäftigt sich mit dem Mädchen und bittet sie sogar ihm ‚Vater‘ zu nennen. Goethe schätzt vor allem Adeles Papierschnitte, die er sammelt und mit poetischen Kompositionen an Freunde verschenkt. Eine enge und liebste Freundin wird der jungen Adele Ottilie von Pogwisch, die sich später mit Goethes einzigen Sohn August von Goethe vermählt. Der Sohn des Dichterfürsten leidet unter der Größe seines Vaters. Adele beschreibt ihn als geistlos, mürrisch und man sieht ihn selten nüchtern. Die Ehe der beiden verläuft nicht glücklich. Er ist eifersüchtig und wird oft handgreiflich und Ottilie hält es mit der Treue nicht so genau.

Mit Geld kann Johanna Schopenhauer nicht umgehen, selbst nachdem sie 70% ihres Vermögens durch den Bankrott des Bankhauses Muhl verloren hat, gibt sie das Geld mit beiden Händen aus. Das führt zu finanziellen Engpässen. Sie kommt auf die glorreiche Idee, Adele mit ihrem langjährigen Hausgast Gerstenbergk zu vermählen, um ihre Geldprobleme zu lösen. Als Adele dieses Ansinnen ausschlägt, kommt sie auf andere Lösungen, ihre Schulden in den Griff bekommen und fängt an Romane zu schreiben. Mit großem Erfolg. Sie scheint damit den Nerv der Zeit getroffen zu haben.

Auch Artur bringt sein erstes Buch heraus. Adele versucht ja immer wieder einen Draht zu ihrem Bruder zu bekommen. Bei einem Besuch erfährt sie, er hat eine Nachbarin die Treppe runtergestoßen und mit seiner Dienstmagd hatte er ein Kind. Aber nachdem das Kind verstorben ist, hat er ihr eine neue Stellung verschafft. Diese Kälte ihres Bruders betrübt Adele sehr.
Und Gerstenbergk hat sich bei mir ja nicht unbedingt Sympathien erworben. Er tröstet sich sehr schnell mit einer anderen, nachdem Johanna einen Schlaganfall erlitt.

Auf den weiteren Verlauf möchte ich nicht näher eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Mir hat das Buch jedenfalls sehr gefallen. Ich habe einen Einblick in die damalige Zeit des gehobenen Bürgertums erhalten. Die Autorin schreibt sehr anschaulich in der dritten Person und sprachlich der Zeit angepasst. Man bekommt als Leser ein Feeling dieser Zeit. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, ein Kopfkino entsteht.

Adele und Johanna sind beide faszinierende Persönlichkeiten. Der große Philosoph und Hochschullehrer Arthur Schopenhauer wird als ein Unsympath gezeichnet, der er anscheinend auch wirklich war. Ich habe im Netz nachgelesen, dass er ein alter Grießgram und Pessimist war. Trotzdem habe ich große Achtung vor seinem Lebenswerk.

Die Lebensumstände der Frauen dieser Zeit empfand ich als erschreckend. Von Frauenrechten und Emanzipation war man weit entfernt. So reisten Frauen z. B. noch in Männerkleidung, um vor zudringlichen Männern sicher zu sein. Der Freiheitsdrang von Johanna erscheint mir deshalb als außerordentlich mutig. Sie erkämpft sich ihr unangepasstes Leben, ebenso wie es Adele später tut und einige Frauen, denen wir im weiteren Verlauf der Geschichte begegnen, z.B Annette von Dorste-Hülshoff oder Sibylle Mertens-Schaaffhausen.

Fazit: Eine rundum gelungene Romanbiographie, die ich gerne weiterempfehle.

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