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Veröffentlicht am 24.08.2020

endlich #systemrelevant!

Weil es ohne uns nicht geht
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Über den ganz „normalen Wahnsinn“ einer zentralen Notaufnahme in Bayern, schreiben hier wechselseitig Pfleger Michael (Mike) als Profi und Autor Fabian als Laie, bestens für den Leser zu Kapitelbeginn ...

Über den ganz „normalen Wahnsinn“ einer zentralen Notaufnahme in Bayern, schreiben hier wechselseitig Pfleger Michael (Mike) als Profi und Autor Fabian als Laie, bestens für den Leser zu Kapitelbeginn durch Spritze oder Stift gekennzeichnet.

Auch die überraschende Covid19-Pandemie fand' ihren Weg ins Buch. Die Sorgen deshalb und ihre Auswirkungen im (Arbeits-)Alltag wurden durch grau-unterlegte Abschnitte kenntlich gemacht.

Während Mike also unseren stressigen, spannenden, beängstigenden, oft auch komischen Alltag beschreibt, der uns häufig alles abverlangt, zugleich aber auch eine Erfüllung bedeutet, die kaum ein anderer Beruf bietet, schildet Fabian als Beobachter ganz andere Facetten, die man als Pflegende oft (schon) übersieht oder vll. noch nie wahrgenommen hat. Er erlebt die Kranken und ihre Angehörigen nicht als Arbeit, sondern schaut hinter den Vorhang und interessiert sich für ihre Geschichte- für die wir allzu häufig keine Zeit haben.

Dennoch wird hier nichts geschönt oder verklärt- neben einer hohen Empathie ist vor allem unsere Professionalität und Fachwissen gefragt, wenn wir unserer Arbeit nachgehen. Daß unser eigenes (Sozial-)Leben darunter leidet, wurde hier treffend formuliert! Danke dafür! 🌺

Dieses Buch ist nicht nur für Pflegende/ Ärzte lesenswert, sondern auch für alle anderen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß wir uns alle irgendwann in einer Situation befinden, die einen Aufenthalt in einer NA unumgänglich macht.
Dann wäre es schön, auf jemanden wie Mike zu treffen, der seinen Beruf aus Berufung ausübt- trotz aller Widrigkeiten!


Ein großer Dank an beide Autoren für diesen realistischen Blick hinter die Kulissen. 💖

Bleibt- für uns alle!- zu hoffen, daß die Begrifflichkeit #systemrelevant nicht gleich wieder vergessen ist und unser Berufszweig die Anerkennung erhält, die ihm gebürt. Zugleich muß unser Gesundheitssystem umfassend reformiert werden. Damit wir in der Not alle relevant sind!

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Sprachmacht

Die Topeka Schule
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"Die Topeka Schule" von Autor Ben Lerner schildert in verschiedenen Handlungssträngen und Perspektiven vor allem die Geschichte der Gordons.

Die Eltern, Jane und Jonathan, sind Doktoren und Psychoanalytiker ...

"Die Topeka Schule" von Autor Ben Lerner schildert in verschiedenen Handlungssträngen und Perspektiven vor allem die Geschichte der Gordons.

Die Eltern, Jane und Jonathan, sind Doktoren und Psychoanalytiker in der Kleinstadt Topeka. Ihr Sohn Adam, ein typischer Heranwachsender, muß sich mit dem Druck des Erwachsenwerdens, dem, der aus dem beruflichen Umfeld seiner Eltern entsteht und seinen eigenen Ansprüchen auseinandersetzen.
Daß er in der sehr priviligierten Oberschicht einer Kleinstadt aufwächst, macht all diese Umstände nicht leichter.

Nachbarsjunge Darren ist nicht nur Patient bei Dr. Jonathan Gordon, sondern geht auch in Adams Schule und wird dort schikaniert. Wenngleich auch nicht von Adam selbst.
Als Darren in Adams Clique aufgenommen wird, eskaliert es.

Der Sprachstil dieses Buches ist gehoben und sehr anspruchsvoll- nebenbei zur Unterhaltung oder mit zahlreichen Unterbrechungen läßt es sich nicht lesen. Vielmehr scheint es der Autor darauf anzulegen, daß sein Buch mit seinen vielschichtigen Charakteren mehrfach gelesen wird.

Durch zusätzliche Zeitsprünge, z.T. subjektiven Beschreibungen und verschienenen Erzählebenen wird es dem Leser erschwert, der Geschichte chronologisch zu folgen.

Stehen bei den Erwachsenen hauptsächlich die Beziehungen untereinander, zu sich selbst und die Psychoanalyse im Vordergrund, so geht es bei Adam um Versagensangst, Triumphgefühle beim Sieg und vor allem die Macht der Sprache.
Er ist ein Meister im Debattieren und möchten diesen hohen Anspruch auch in andere Bereiche seines Lebens übertragen.

Darren hingegen scheint das Gegenstück der Gordons zu sein. Ausgegrenzt, beschränkt scheint sein Leben trostlos.

Feministin Jane muß sich nicht nur gegen Hass- und Drohbriefe, sondern Unterstellungen hinsichtlich ihrer Absichten wehren. Darunter leidet nicht nur sie selbst, auch ihr Privatleben (Familie, Freundschaften).


Fazit: sprachlich sehr anspruchsvolle Milieustudie, die die vielschichtige Geschichte einer besonderen amerikanischen Kleinstadtfamilie erzählt.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

über das Leben

Das Leben ist ein wilder Garten
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Das Cover ist unaufgeregt und für mich nichtssagend, dennoch zog mich der Klappentext in seinen Bann.

Hauptprotagonist Carlo ist Landschaftsgärtner mit einer eigenen Firma. Er ist eher sachlich strukturiert ...

Das Cover ist unaufgeregt und für mich nichtssagend, dennoch zog mich der Klappentext in seinen Bann.

Hauptprotagonist Carlo ist Landschaftsgärtner mit einer eigenen Firma. Er ist eher sachlich strukturiert und hält sich ungern in geschlossenen Räumen auf. Seine Frau Ana arbeitet als Krankenschwester und hat ihn und das gemeinsame (miteinander-) Leben verlassen. Die gemeinsame Tochter studiert nun in London. 
Carlo fühlt sich sehr einsam.

Seine Mutter ist aufgrund ihrer Demenz in einem Altersheim untergebracht- verschwindet aber von dort spurlos. Carlos Leben ist ein reines Durcheinander-  "ein wilder Garten".

Carlos Angestellter Agon hingegen stammt aus dem Kosovo, kennt Flucht und Entbehrungen. Er verbirgt eine sehr sanfte, sensible Seele in seinem massigen Körper. So kümmert er sich mit zärtlicher Hingabe um seinen kleinen Garten und die ihm verbliebenen Bücher aus seiner Heimat.

Gemeinsam verbringen sie ihren Arbeitsalltag miteinander und Agon unterstützt "Chef Weiss" bei der Suche nach seiner Mutter.

In einem ehemaligen Luxushotel werden sie fündig, und Carlo erkennt auf einmal Zusammenhänge, die nicht nur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betreffen, sondern auch ihn und all seine Nächsten.

Autor Roland Buti hat hiermit eine zarte, anrührende Geschichte geschrieben. Mit sanften Worten beschreibt er einen kleinen Kosmos und schafft es doch, allen Figuren und Szenen genügend Raum zu geben.

Dies' ist ein Buch, das man immer wieder lesen kann, weil die Erkenntnis daraus- je nach den eigenen Lebensumständen- wohl immer wieder eine andere sein wird.

Wohlverdiente 5 ☆

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Lara's Magie

Immernacht
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Die 13jährige Lara(belle Fox) ist Waise und bestreitet ihren Lebensunterhalt, indem sie in Abwässern verlorenen Dingen sammelt- sie ist ein sogenannter "Tosher". Alles, was sie in den Abwasserkanälen ihrer ...

Die 13jährige Lara(belle Fox) ist Waise und bestreitet ihren Lebensunterhalt, indem sie in Abwässern verlorenen Dingen sammelt- sie ist ein sogenannter "Tosher". Alles, was sie in den Abwasserkanälen ihrer Stadt findet, verkauft sie dem alten Hans. Als sie ein geheimnisvolles Kästchen aus Holz findet, weiß sie, daß dies etwas Besonderes sein muß- ahnt jedoch nicht, daß jemand Wichtiges es dringend braucht- Mrs. Hester, die bösartige Beraterin des Königs und Magierin. Dieses Kästchen ist der Schlüssel zur Immernacht, die Dunkelheit über das Königreich bringen soll. So schickt Mrs. Hester einen Dschinn aus, der seine Freiheit nur dann wiedererlangt, wenn er ihr das Kästchen bringt. Er verwandelt sich in einen Mann ohne Schatten und Larabelles Leben ist in Gefahr.


Autor Ross MacKenzie erzählt in dieser Fantasygeschichte wieder von einem magischen Kampf Gut gegen Böse. 
Im Fokus steht eindeutig Lara, die ihre eigene (magische) Kraft entdeckt und auch, wer ihr wahrhaft wohlgesonnen ist.

Die Geschichte wird spannend erzählt, der Schreibstil ist leicht verständlich. Die Figuren und Szenen werden nur zum Teil im Detail beschrieben, der Fokus liegt eindeutig auf Lara als Hauptprotagonistin.
Als Jugendbuch deklariert, ist das jedoch vollkommen ok.

Mir gefiel die Entwicklung von Lara sehr. Von ihrer Mutter blieb ihr nun ein Medaillon. Auf der Suche nach ihren Wurzeln entdeckt sie, daß auch sie über Magie verfügt.
Ich würde dieses Buch jedoch erst ab 14 empfehlen, da einige Szenen recht gewalttätig sind.

Sehr gute 4,5 ☆.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Akuma- weder gut noch böse

Akuma
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„AKUMA“ von Nicole Siemer wurde mir durch eine Buchverlosung vom Empire-Verlag und der Autorin zur Verfügung gestellt.

Das Cover deutet bereits eine gruselige Geschichte an, die Bezeichnung Thriller ...


„AKUMA“ von Nicole Siemer wurde mir durch eine Buchverlosung vom Empire-Verlag und der Autorin zur Verfügung gestellt.

Das Cover deutet bereits eine gruselige Geschichte an, die Bezeichnung Thriller findet sich ebenfalls unter dem Titel. Abgebildet ist ein Beichtstuhl, dessen Vorhang gerade von Blut überzogen wird. Eine unheimliche Grundstimmung, die sich beim Lesen des Buches bestätigt.

Kjara Winter betritt den Beichtstuhl und behauptet, mehrere Männer getötet zu haben. Doch kann das möglich sein- als Frau (physisch) oder hat sie eine psychische Erkrankung und es wurde gar kein Verbrechen verübt? 

Zeitsprung. 20 Jahre zuvor lernt Kjara den Dämon Akuma kennen- er sorgt dafür, daß ihre Eltern einen brutalen Überfall überleben. Doch zu welchem Preis? 

Schnell tauchte ich in die Geschichte ein und war gefesselt- Nicole Siemer´s Schreibstil ist sehr gut lesbar, bildhaft und hat mir sehr gefallen. Allzu mysteriös und unheimlich habe ich die Geschichte nicht empfunden, dafür waren die Erklärungen zu eindeutig ;) Auch fand sich immer ein wenig Ironie und Humor, sodaß der Grusel abgeschwächt wurde.

Das Buch ist in 3 Teile und 19 Kapitel gegliedert, die Zeitebenen wechseln, was die Spannung zusätzlich erhöht. Die Autorin schafft es außerordentlich gut, die Waage zwischen Umgangssprache und anspruchsvollem Ausdruck zu halten, die häufigen Wendungen in der Handlung lassen die Geschichte auch aufgrund von Details sehr stimmig wirken.

Fazit am Ende der Geschichte: niemand ist weder ausschließlich gut oder schlecht und sehr oft täuscht man sich in Menschen. Es lohnt sich also, auch mal nachzufragen und hinter die Fassade zu schauen.

 

Das Buch habe ich als sehr spannende, faszinierende (da ungewöhnliche) Geschichte sehr gern gelesen- ein Horrorthriller ist es jedoch nicht. Dennoch empfehle ich den Thriller gern weiter.

 

PS: Als sehr vorbildlich habe ich die Trigger-Hinweise zur Kenntnis genommen, auf die bereits zu Beginn des Buches hingewiesen wird!

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