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Veröffentlicht am 15.07.2018

Mord unter südlicher Sonne

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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In seinem neuen Fall entführt uns Dr. Leon Ritter in eine perfide Geschichte um Lügen, Schuld und ein dunkles Geheimnis. Nach fünf Jahren Haft wird ein Familienvater entlassen. Doch keiner glaubt im beschaulichen ...

In seinem neuen Fall entführt uns Dr. Leon Ritter in eine perfide Geschichte um Lügen, Schuld und ein dunkles Geheimnis. Nach fünf Jahren Haft wird ein Familienvater entlassen. Doch keiner glaubt im beschaulichen Le Lavandou daran, dass er unschuldig am spurlosen Verschwinden seiner Tochter ist, deren Leiche nie gefunden werden konnte. Die Polizei und auch Dr. Ritter fangen bald darauf an zu ermitteln und finden neue Spuren, die auf die beschauliche Insel Porquerolles führen. Als nacheinander drei Morde geschehen, und auch der vermeintliche Täter auf unerklärliche Weise stirbt, wird für Leon Ritter schnell klar, dass sich hier ein äußerst verwirrender Fall entwickelt, der so manche überraschende Wendung bereit hält.

Der neue Fall von Leon Ritter hat aus meiner Sicht wirklich in sich. Ich bin selten von einem Kriminalroman so begeistert gewesen, wie von diesem neuen Buch. Ich würde sogar behaupten, das hier ist der bisher Beste aus der Reihe von Dr. Leon Ritter. Ich finde Remy Eyssen ist ein wirklich guter Pageturner gelungen, den man so schnell nicht aus der Hand legt. Schon allein die Geschichte um die verschwundene Leiche der kleinen Amelie hat es in sich. Man fiebert förmlich mit. Sicherlich hat die Geschichte von Kindesmord auch eine persönliche Note, die für viele sehr emotional wirkt und damit allein schon als Kernidee des Romans wunderbar funktioniert. Aber Eyssen ist hier wirklich ein sehr guter Geschichtenerzähler, der es versteht einen spannenden Handlungsstrang zu konstruieren. Man weiß im ganzen Konstrukt der Charaktere, die Eyssen aufbaut, nie so genau, wer hier wirklich der Täter ist und vor allem weiß man lange nicht, wie die einzelnen Mordfälle zusammengehören. Er schafft aus meiner Sicht sehr geschickt, Fährten zu legen und vermeintliche Täter zu präsentieren. Als Leser wird man zum Miträtseln eingeladen. Auch die persönliche Entwicklung der Hauptcharaktere Leon, Isabelle und ihre Tochter Lilou kommt nicht zu kurz. Leon muss sich beruflich so einigen Herausforderungen stellen und es bleibt abzuwarten, wie es da in den nächsten Romanen, von denen es hoffentlich welche gibt, weitergeht.

Mein Fazit: Dieses Buch sollte man in diesem Sommer nicht verpassen. Super spannende Geschichte und mein Geheimtipp für alle begeisterungsfähigen Fans der südfranzösischen Krimis. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Zu Risiken und Nebenwirkungen

Riskante Manöver
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Der PR-Berater Mats Holms und seine Partnerin Laura May werden in Berlin zu einem besonders schwierigen PR-Fall gerufen. Der Pharmakonzern Wenner braucht Hilfe, als plötzlich ein für Kinder propagiertes ...

Der PR-Berater Mats Holms und seine Partnerin Laura May werden in Berlin zu einem besonders schwierigen PR-Fall gerufen. Der Pharmakonzern Wenner braucht Hilfe, als plötzlich ein für Kinder propagiertes Wundermittel ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik gerät, und ein Kind sogar an den Folgen der Einnahme verstirbt. Als ein Insider plötzlich ermordet aufgefunden wird und auch eine Mitarbeiterin von Wenner spurlos verschwindet, muss Holms auch detektivisch aktiv werden. Eine schwere Herausforderung, denn Holms muss sich durch ein dichtes Lügengeflecht kämpfen, bei dem bis zum Schluss nicht klar ist, wer lügt, manipuliert oder die Wahrheit sagt.

Meine Meinung:
Ein hochbrisantes und topaktuelles Buch, das mich durch eine rasante und äußerst spannend erzählte Geschichte überzeugen konnte. Die Handlung ist vielschichtig und für den Leser nicht immer sofort durchschaubar. Ich fand es zwar zeitweise irritierend, als neue Handlungsstränge aufgemacht und neue Charaktere auf die Bühne traten. Dennoch gelingt es Birand Bingül mit einer sehr guten erzählerischen Leistung und einer sehr plastischen Erzählweise mich als Leser am Ball zu halten. Mats Holms und seine Partnerin Laura May sind zudem ein sehr sympathisches (Ermittler)-Duo, die unfreiwillig in diese Rolle gedrängt werden und allzu schnell erkennen müssen, dass sie selbst zum Spielball werden. Dabei erhält der Leser auch private, persönliche Einblicke zu Holms als Vater und werdender Großvater, die dem schnellen Hauptplot und dem Leser so manche Ruhepause gönnen. Dem Autor gelingt es mit Fachwissen und gut recherchierten HIntergrundinformationen über die Pharmaindustrie und deren Vorgehen beim Testen neuer Produkte, aber auch für mich als Leser einen sehr informativen Einblick in die Arbeitsweise von PR-Beratern zu geben, die sicherlich so manchen Top-Konzern in Krisenzeiten im Blick der Öffentlichkeit noch glimpflich davon kommen lassen. Alles in allem eine klare Leseempfehlung von meiner Seite.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Wenn die Vergangenheit dich einholt

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Deutschland im Januar 1947: Die Menschen im zerbombten Nachkriegsdeutschland kämpfen in einem harten Winter ums Überleben. Lebensmittel sind streng rationiert. Wer eine Bleibe gefunden hat, muss oft eine ...

Deutschland im Januar 1947: Die Menschen im zerbombten Nachkriegsdeutschland kämpfen in einem harten Winter ums Überleben. Lebensmittel sind streng rationiert. Wer eine Bleibe gefunden hat, muss oft eine kleine Wohnung mit anderen teilen. Friederike Matthée, die mit ihrer traumatisierten Mutter aus Ostpreußen geflohen ist, muss sich als weibliche Polizistin in der britischen Besatzunszone durchschlagen. Als junge Frau aus einer eins wohlhabenden Familie eine unfassbare Umstellung auf neue Lebensumstände. Als in der Eifel ein grausamer Mord geschieht, wird sie von dem Engländer Richard Davies, der bei der Royal Military Police arbeitet und mit der Lösung des Mordfalls beauftragt wird, als Assistentin angefordert. Der einzige Zeuge ist ein sechsjähriger traumatisierter Junge aus Ostpreußen, den Friederike befragen soll. Es gelingt ihr den stummen Jungen zum Sprechen zu bringen und gemeinsam mit Richard Davies macht sie sich auf die Suche nach dem Täter in einer Gesellschaft, die so manches "Geheimnis" zu verbergen hat und mit ihrer eigenen Vergangenheit und Schuld kämpft.

Beate Sauer ist meiner Meinung nach ein wirklich unterhaltsamer, spannender Krimi gelungen, der mich als Leser in das Nachkriegsdeutschland entführt hat. Die ersten Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind an sich schon eine spannende Zeit, in der es um die Bewältigung von Schuld und Trauer, um Rache und Vergebung und vor allem um viele Geheimnisse geht. Und das ist auch der Grundtenor dieses Krimis. Die Geschichte liest sich dabei sehr flüssig und eingängig. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig und authentisch gelungen. Vor allem Friederike ist mir als Hauptcharakter sehr sympathisch. Ihre eigenen schrecklichen Erlebnisse auf der Flucht machen sie zu einem verwundbaren Charakter, dem es durchaus gelingt, trotz aller widrigen Umstände stark zu bleiben und das Beste aus dem Neuanfang zu machen. Selbst Richard Davies erhält eine verwundbare Seite und verbirgt dabei gekonnt ein erschütterndes Geheimnis. Auf der Suche nach Rache neigt er zu unbeherrschten Wutausbrüchen und wird dadurch zu einem komplexen, interessanten Charakter.

Beate Sauer versteht es zudem die Lebensumstände der damaligen Zeit gekonnt und sehr glaubhaft in Szene zu setzen. Es fiel mir beim Lesen sehr leicht, mir die damaligen Verhältnisse vorzustellen und mich auch in die Motivation der handelnden Personen hineinzuversetzen. Schließlich ist jeder von uns in irgendeiner Art und Weise durch die eigene Großeltern-Generation von den damaligen Ereignissen betroffen und kennt so manch eigene Geschichte. Daher wirken die Ereignisse auch für mich sehr nah und realistisch.

Mein Fazit: Insgesamt ist das ein gelungener, empfehlenswerter Krimi, der gekonnt mit komplexen Charakteren spielt und spannend ein wichtiges Kapitel unserer Vergangenheit in Szene setzt.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Gelungenes Debüt

Ginny Moon hat einen Plan
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Ginny Moon ist ein ganz besonderes Mädchen, denn sie ist Autistin und sieht die Welt in ihren eigenen Farben. Alles muss für sie nach Regeln erfolgen, sonst gerät ihre Welt aus den Fugen. Seit sie 9 Jahre ...

Ginny Moon ist ein ganz besonderes Mädchen, denn sie ist Autistin und sieht die Welt in ihren eigenen Farben. Alles muss für sie nach Regeln erfolgen, sonst gerät ihre Welt aus den Fugen. Seit sie 9 Jahre alt ist, lebt sie bei verschiedenen Adoptiveltern. Ihre jetzigen Adoptiveltern scheinen ein echter Glücksgriff zu sein, doch als diese ein eigenes Baby bekommen, verändert sich das Verhältnis zu ihrer Adoptivtochter. Ginny's Welt gerät unfreiwillig in Schieflage: ihr leiblicher Vater taucht eines Tages auf und Ginny selbst will unbedingt ihre leibliche Mutter finden und nimmt dafür sogar eine Entführung in Kauf.

Mit "Ginny Moon hat einen Plan" hat Benjamin Ludwig sein Debüt geliefert und gleichzeitig einen wirklichen Glücksgriff gemacht. Denn aus meiner Sicht ist ihm hier wirklich ein sehr authentischer und auch einfühlsamer Roman über das Leben der 14-jährigen autistischen Ginny gelungen. Ginny ist ein ganz besonderer Mensch und das wird bereits auf den ersten Seiten dieses 380 Seiten starken Buchs sehr deutlich. Anfangs fiel es mir etwas schwer mich in die Schreibweise hinein zu finden. Aber der Roman wurde bewusst aus der Perspektive einer Autistin geschrieben und das macht ihn für mich sehr authentisch und daher in manchen Punkten vielleicht auch schwer begreifbar. Als Hauptcharakter war mir Ginny von Anfang an sehr sympathisch, wenn auch in ihren Gedankengängen etwas gewöhnungsbedürftig. Man versteht anfangs nicht, warum sie unbedingt zu ihrer leiblichen Mutter, die sie vernachlässigt und misshandelt hat, zurückkehren will. Doch dann versteht man zunehmend, dass Ginny auf ihre Art sehr einfühlsam ist und es ihr nur schwer fällt, ihre Umgebung das begreiflich zu machen. Insofern ist der Roman auch gleichzeitig eine Geschichte, die berührt und gleichzeitig aufrütteln möchte. Aber auch verzweifelt werden lässt, aufgrund der Bemühungen von Ginny ihrer Adoptivfamilie zu "entkommen". Mich als Leser hat sie zum Nachdenken gebracht, wie wir als Gesellschaft selbst mit Behinderten umgehen und hat mir zumindest ansatzweise zu verstehen gegeben, wie Autisten die Welt um sich herum wahrnehmen. Ein Fazit: Eine absolut lesenswerte Geschichte einer Autistin. Und ohne Zweifel ein sehr einfühlsamer und gleichzeitiger aufrüttelnder Roman, der ohne gehobenen moralischen Zeigefinger auskommt.

Veröffentlicht am 12.08.2017

Die bewegende persönliche Geschichte eines großen Unglücks

Gegen alle Regeln
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Ariel Levy hat alles, was man sich nur wünschen kann. Sie ist eine äußerst erfolgreiche New Yorker Journalistin, die für außergewöhnliche recherchierte Geschichten durch die Welt reist. Sie ist emanzipiert, ...

Ariel Levy hat alles, was man sich nur wünschen kann. Sie ist eine äußerst erfolgreiche New Yorker Journalistin, die für außergewöhnliche recherchierte Geschichten durch die Welt reist. Sie ist emanzipiert, hat eine liebevolle Partnerin und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind. Als dieser Traum endlich wahr wird, geschieht das Unfassbare. Als sie für eine Reportage nach Ulan Bator reist, verliert sie ihren Sohn, den sie im 5. Monat schwanger nach starken Schmerzen im Badezimmer zur Welt bringt. Dieses Ereignis hinterlässt tiefe schmerzliche Spuren im Leben von Ariel. Sie muss erkennen, dass ihre heile Welt nicht exisitiert und eine Rückkehr in das normale Frauenleben schier unmöglich scheint.

Mit diesem autobiographischen Roman verarbeitet Ariel Levy ihr eigenes zutiefst schmerzliches Trauma: den Verlust ihres ungeborenen Sohnes. Ich lese nur selten autobiographische Geschichten. Aber dieser Roman hat mich persönlich durch seine emotionale und schonungslos ehrliche Sprache berührt, ja sogar aufgewühlt. Es ist ein sehr ruhiges Buch, das durch seine klare Sprache überzeugt. Ariel berichtet über ihr Kindheit und ihr Verhältnis zu ihren Eltern. Erzählt von ihrer Liebe zu Frauen, ihre Affären, Krankheiten und ihre unglückliche Beziehung zu Lucy, einer erfolgreichen Geschäftsfrau, die sich durch ihren Alkohol-Missbrauch zunehmend Ariel entfremdet. Ariel klagt nicht an, sie verarbeitet. Man spürt auf vielen Seiten die tiefe Hoffnungslosigkeit und auch den tiefen Schmerz, gleichzeitig aber auch die Hoffnung gepaart mit Mut. Ariel hat mir persönlich viel Respekt abgewonnen, da sie trotz allem noch Stärke ausstrahlt und natürlich ihre eigene Geschichte hier für alle offen legt. Sie spart nicht an vielen Denkanstößen, und lädt dadurch zum Nachdenken ein. Sie führt uns als Leser durch ein Tal der Tränen. Manch einer wird die Geschichte vielleicht ein wenig zu emotional, vielleicht teilweise als kitschig und klischeehaft betrachten. Für mich ist es eine offene und zu Herzen gehende Geschichte, die bewegt und klare Wort für eine schonungslose Wahrheit findet.