Gelungenes Debüt
Ginny Moon hat einen PlanGinny Moon ist ein ganz besonderes Mädchen, denn sie ist Autistin und sieht die Welt in ihren eigenen Farben. Alles muss für sie nach Regeln erfolgen, sonst gerät ihre Welt aus den Fugen. Seit sie 9 Jahre ...
Ginny Moon ist ein ganz besonderes Mädchen, denn sie ist Autistin und sieht die Welt in ihren eigenen Farben. Alles muss für sie nach Regeln erfolgen, sonst gerät ihre Welt aus den Fugen. Seit sie 9 Jahre alt ist, lebt sie bei verschiedenen Adoptiveltern. Ihre jetzigen Adoptiveltern scheinen ein echter Glücksgriff zu sein, doch als diese ein eigenes Baby bekommen, verändert sich das Verhältnis zu ihrer Adoptivtochter. Ginny's Welt gerät unfreiwillig in Schieflage: ihr leiblicher Vater taucht eines Tages auf und Ginny selbst will unbedingt ihre leibliche Mutter finden und nimmt dafür sogar eine Entführung in Kauf.
Mit "Ginny Moon hat einen Plan" hat Benjamin Ludwig sein Debüt geliefert und gleichzeitig einen wirklichen Glücksgriff gemacht. Denn aus meiner Sicht ist ihm hier wirklich ein sehr authentischer und auch einfühlsamer Roman über das Leben der 14-jährigen autistischen Ginny gelungen. Ginny ist ein ganz besonderer Mensch und das wird bereits auf den ersten Seiten dieses 380 Seiten starken Buchs sehr deutlich. Anfangs fiel es mir etwas schwer mich in die Schreibweise hinein zu finden. Aber der Roman wurde bewusst aus der Perspektive einer Autistin geschrieben und das macht ihn für mich sehr authentisch und daher in manchen Punkten vielleicht auch schwer begreifbar. Als Hauptcharakter war mir Ginny von Anfang an sehr sympathisch, wenn auch in ihren Gedankengängen etwas gewöhnungsbedürftig. Man versteht anfangs nicht, warum sie unbedingt zu ihrer leiblichen Mutter, die sie vernachlässigt und misshandelt hat, zurückkehren will. Doch dann versteht man zunehmend, dass Ginny auf ihre Art sehr einfühlsam ist und es ihr nur schwer fällt, ihre Umgebung das begreiflich zu machen. Insofern ist der Roman auch gleichzeitig eine Geschichte, die berührt und gleichzeitig aufrütteln möchte. Aber auch verzweifelt werden lässt, aufgrund der Bemühungen von Ginny ihrer Adoptivfamilie zu "entkommen". Mich als Leser hat sie zum Nachdenken gebracht, wie wir als Gesellschaft selbst mit Behinderten umgehen und hat mir zumindest ansatzweise zu verstehen gegeben, wie Autisten die Welt um sich herum wahrnehmen. Ein Fazit: Eine absolut lesenswerte Geschichte einer Autistin. Und ohne Zweifel ein sehr einfühlsamer und gleichzeitiger aufrüttelnder Roman, der ohne gehobenen moralischen Zeigefinger auskommt.