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Veröffentlicht am 28.12.2020

Die Verwandlung der Charlie Hastings

Girl At Heart
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Charlie ist vieles: Talentiert, lieb, cool, klug – und wahnsinnig erfolgreich in einem Team, das ansonsten nur aus Jungs besteht. Sie ist nur mit ihrem Vater aufgewachsen und lebte für den Sport. Ihre ...

Charlie ist vieles: Talentiert, lieb, cool, klug – und wahnsinnig erfolgreich in einem Team, das ansonsten nur aus Jungs besteht. Sie ist nur mit ihrem Vater aufgewachsen und lebte für den Sport. Ihre drei Teammitglieder Eric, Kevin und Diego sind ihre besten Freunde. Für sie ist Charlie „einer von den Jungs“. Sie schaffen es absolut nicht, Charlie als ein weibliches – oder noch schlimmer sexuelles – Wesen anzusehen. Und das bricht Charlie nach und nach immer mehr das Herz. Vor allem, weil es eigentlich Eric gehört. Also ändert sie sich, lernt Mädchendinge, stylt sich um. Das kommt nicht bei jedem gut an.

Gerade im ersten Drittel stand dem Buch jegliches Potenzial offen. Ich hatte so viele Fragen: Steht Eric doch eigentlich auf Charlie? Meint es Jace ernst mit ihr? Verliebt sich Charlie in Jace? Was wird dann aus ihrer Liebe zu Eric? Entsteht eine Dreieckesgeschichte? Wird sie mit ihrem Umstyling glücklich? Gesteht sie sich am Ende ein, dass das alles doch nichts für sie war und wird wieder „die alte Charlie“?
Ich las also wirklich gespannt – und schnell. Denn das ist hier so richtig gut möglich. Kelly Oram schreibt so locker und leicht, dass man sich so richtig schön in der Highschool-Welt verlieren kann.

Doch umso weiter ich las, umso ernüchterter wurde ich.
Charlie begann, mich ein wenig zu nerven. Einerseits selbstbewusst und lustig, andererseits so vollkommen unsicher. Ständig wurde sie rot. Ständig konnte sie mit netten Worten nicht umgehen. Ich konnte aus ihrer Geschichte heraus schon verstehen, warum es so war, aber es wurde mir langsam zu viel.
Insgesamt konnte ich aber viele Probleme und Gedanken schlecht nachvollziehen. Sind Teenie-Probleme mittlerweile so unverständlich für mich? Scheinbar.
Genauso unverständlich war für mich, dass die Eltern von Achtzehnjährigen einen vollkommenen Aufstand machen, wenn sich ein junges Paar küsst.

Aber das waren im Prinzip Kleinigkeiten. Mein Hauptaugenmerk lag auf Charlies Veränderung und die Frage: Wer wird am Ende ihr Herz gewinnen? Da waren immerhin noch all meine offenen Fragen.
Doch Kelly Oram ging den einfachsten, glattesten und langweiligsten Weg. Es gab nicht wirklich Dramen, keine Überraschungen, kaum Herz. Das Ende war dann für mich auch ziemlich drüber.

Am Ende blieb eine zuckrig leichte Liebesgeschichte, die vollkommen ohne Überraschungen auskam. Klar fieberte ich auch mit Charlie mit, begleitete gespannt ihr Umstyling, verstand ihre Unsicherheiten und Wünsche nach mehr. Das Buch ließ sich leicht lesen und das Baseballthema war präsent, aber klein genug, damit auch vollkommen Unwissende, wie ich, kein Problem haben, dort durchzusteigen. Aber ich hatte auf deutlich mehr Spannung(en) gehofft.
Wer also kitschige Liebesstorys mag, ist hier genau richtig. Für wen es dann doch ein bisschen mehr sein darf, bei dem bleiben ein paar Wünsche offen.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Wie sie wurde, was sie ist

Disney Villains 1: Die Schönste im ganzen Land
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Die Tochter des Spiegelmachers ist glücklich. Der König wählt sie nach dem Tod seiner ersten Frau. Er liebt sie wahrhaftig und bringt ein wunderschönes kleines Mädchen mit in die Ehe, die wie eine Tochter ...

Die Tochter des Spiegelmachers ist glücklich. Der König wählt sie nach dem Tod seiner ersten Frau. Er liebt sie wahrhaftig und bringt ein wunderschönes kleines Mädchen mit in die Ehe, die wie eine Tochter für die neue Königin ist. Sie liebt sie wie ihr eigenes Kind. Sie will sie beschützen und ihr das schönste Leben ermöglichen. Doch dann geschieht etwas Schreckliches und das Leben der Königin nimmt eine dunkle Wendung.

Erst fand ich es fast etwas schade, dass man die Königin nicht als Kind kennenlernt, sondern direkt als erwachsene Frau, doch in Rückblicken erfährt man das ein oder andere aus ihrer Kindheit. Und schon war ich froh, dass ich dieses traurige Leben nicht hautnah miterleben musste. Ich erlebte eine liebevolle, herzensgute und freundliche Frau, doch da man weiß, wo die Entwicklung hingeht, war sie mir nie so richtig sympathisch.

Und diese Entwicklung war nicht sehr überraschend oder wendungsreich. Sie strebte strikt auf die mordlüsterne Königin zu und wäre das Buch nicht so kurz gewesen, hätte ich die Male, in denen die Geschichte seltsam stehenblieb, als Länge empfunden.
Als neues Element wurden die drei verdrehten Schwestern eingeführt, die mehr Einfluss auf die Geschichte haben als man als Schneewittchen-Kenner gedacht hätte. Die drei sind das Bindeglied zwischen allen Büchern aus der Villains-Reihe.

Was ich schade fand, was aber in der Natur der Geschichte liegt: dieser starke Fokus auf die Schönheit. Schon von Anfang an – als sie noch liebevoll war – bewertete die Königin die Optik aller um sich herum. Immer wieder floss diese Oberflächlichkeit mit ein und stellenweise dominierte das Wort Schönheit ganze Seiten. Es passte natürlich zum Märchen, denn wie sollte man es sonst drehen, dass die Königin ihre Stieftochter später aus Neid auf ihre Schönheit umbringen möchte? Trotzdem war es mir stellenweise deutlich zu viel.

Ich habe also tatsächlich allerhand Kritik an dem Buch. Trotzdem hatte ich eine kurzweilige Lektüre und fühlte mich gut unterhalten. Die schleichende Veränderung war gut gemacht.
Ich nehme es als das, was es ist: Ein solider Einstieg in eine Reihe um die Bösewichte der Disney-Filme, der mir plausibel sagen konnte, warum die Königin ist, wer sie ist.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Alba und Diego bei den Musketieren

Das geheime Tor
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Nachdem mir der erste Teil um Alba und Diego – „Das verschwundene Buch“ – so gut gefallen hat, musste der zweite Teil nicht lange auf sich warten.

Im ersten Buch konnte mich allein die Idee schon so begeistern. ...

Nachdem mir der erste Teil um Alba und Diego – „Das verschwundene Buch“ – so gut gefallen hat, musste der zweite Teil nicht lange auf sich warten.

Im ersten Buch konnte mich allein die Idee schon so begeistern. Die schönste Geschichte aller Zeiten erscheint, doch plötzlich ist das Buch leer. Niemand erinnert sich mehr, was dort zu lesen war. Dafür sind die Klassiker vollkommen verändert. In „Peter Pan“ gibt es plötzlich Laserpistolen und in „Die drei Musketiere“ gibt es jetzt den Zwerg Gumpo, der sein Unwesen treibt.
Der Überraschungseffekt der Idee ist im zweiten Buch natürlich nicht mehr so vorhanden, doch ich freute mich darauf, dass Alba und Diego eine zweite Geschichte unsicher machen.
Leider war diese Geschichte „Die drei Musketiere“. Ich habe absolut keine Ahnung von ihr. Ich habe weder das Buch gelesen noch einen Film dazu gesehen. Das ist zwar grundsätzlich nicht wichtig, aber so kann man besser verstehen, welche Änderungen durch Gumpo ausgelöst wurden.
In diesem Zusammenhand fand ich persönlich auch schade, dass es sehr wenig außerhalb des Abenteuers bei den Musketieren gab. Ich hatte gehofft, dass es doch ein paar mehr Details zu der verschwundenen Geschichte gibt.

Die Kinder Alba und Diego sind niedlich und sympathisch und ich war gern an ihrer Seite. Vor allem, da sie dieses Mal nicht als verlorene Jungs, sondern als erwachsene Leibwächter unterwegs waren.
Doch natürlich waren weder sie noch ihr Hintergrund noch eine andere Person wirklich zentral oder gar vielschichtig.

Insgesamt war das Buch also wieder interessant und schnell zu lesen. Die Idee finde ich immer noch total klasse und ich wünschte mir diese Art von Geschichte in einer älteren Variante. Für mich persönlich war es aber nicht so spannend, dass man dieses Mal in „Die drei Musketiere“ ist.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Spannung zum Auspacken

Das Geschenk
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Als ich das Buch begann, wusste ich zwei Dinge: Den Titel und dass viele Leute das Buch nicht gut bewerteten. Ich war also gespannt, was sich entwickeln wird.

Ich stürzte mich in das Abenteuer um Milan, ...

Als ich das Buch begann, wusste ich zwei Dinge: Den Titel und dass viele Leute das Buch nicht gut bewerteten. Ich war also gespannt, was sich entwickeln wird.

Ich stürzte mich in das Abenteuer um Milan, der mit aller Kraft versucht, seinen Analphabetismus vor seiner Außenwelt zu verstecken. Bisher ist er so ganz gut durchs Leben gekommen, doch plötzlich hält neben ihm ein Auto, auf dessen Rückbank ein völlig aufgelöstes junges Mädchen sitzt. Das wäre noch gar nicht so ungewöhnlich. Doch sie sieht Milan flehend an und hält einen Zettel an die Autoscheibe. Einen Zettel, den Milan nicht entziffern kann. Also folgt er dem Auto und auch wenn sich die Szene in Normalität aufzulösen scheint, bleibt sie Milan im Kopf. Also macht er sich mit seiner Freundin Andra auf, das Rätsel zu lösen. Dabei schlittert er in etwas, was sein komplettes Leben auf den Kopf stellen wird.

Wie immer hat Fitzek seiner Hauptfigur ein schweres Schicksal mit auf den Weg gegeben. Dieses Mal nicht in Form von toten Frauen oder Kindern, sondern in Form von Analphabetismus – und einer verstorbenen Mutter. Verhältnismäßig heil ist Milans Welt, bis sie vollkommen aus den Angeln gehoben wird und sich mit jeder Schicht, die er zusammen mit Andra freilegt, ein immer neues, grausames Detail ans Tageslicht kommt.

Ein wenig ist „Das Geschenk“ wie ein Road-Trip. Eine Fahrt von Berlin nach Rügen, getrieben von einem Mann mit einem Plan. Ein Plan, bei dem Milan nicht versteht, wie er dort hineinpasst. Warum ausgerechnet er?

Man lernt Milan mit einem Knall kennen, denn da er nicht Lesen und Schreiben kann, arbeitet er nicht. Er verdient sein Geld mit Überfällen. Die Kälte, mit denen er das plant und durchführt, hat geschafft, dass ich mich nie ganz auf Milan eingelassen habe, auch wenn er im Laufe des Buches immer nahbarer und verletzlicher wurde. Aber nicht unbedingt freundlicher.
Hier und da stießen ein paar Personen zum Ensemble dazu und jedem Einzelnen stand ich skeptisch gegenüber.

Die größte Kritik an dem Buch, die ich vor allem auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis hörte, bezog sich darauf, wie konstruiert das Buch ist. Eigentlich kann ich darüber immer ganz gut hinwegsehen, doch bei diesem Buch fällt es mir zum ersten Mal schwer. Die unlogischen Zufälle häufen sich und manchmal will sich das auch das ganze Buch über nicht so recht zurechtruckeln. Wie immer passen am Ende alle losen Enden zusammen, aber so richtig viele gab es davon dieses Mal gar nicht. Im Prinzip war die Story recht limitiert und geradlinig mit wenigen Überraschungen.

Gut geschrieben war „Das Geschenk“ wie immer. Es ließ sich schnell und locker weglesen und ich blieb die ganze Zeit am Ball. Auch in den Lesepausen war ich mit den Gedanken beim Buch. Spannung kam auf, blieb aber permanent auf einem flachen Niveau. Fitzek löste dieses Mal nicht alles mit einem großen Knall am Ende auf, sondern im Laufe der Geschichte wurden immer mal Hinweise oder kleine Auflösungen gegeben.

Ganz besonders ist die Verpackung. Denn passend zum Namen gibt es einen Umkarton, den man wie ein Geschenk öffnen kann. Ich liebe dieses Detail.

Alles in allem wurde ich gut unterhalten. Eine interessante Geschichte mit einem ungewöhnlichen Protagonisten und einigen Fragen, bei denen man gut miträtseln konnte. Die Spannung war jedoch nicht auf einem überzeugenden Niveau und manche Ereignisketten waren dann doch zu unauthentisch.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Überhaupt nicht meins

Lebensstufen
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Ich bin ein bisschen mit Angst an das Buch herangegangen. Angst, dass ich mich durchquälen muss und überhaupt keinen Zugang finden werde. Aber ich wollte der Sache eine Chance geben. Vielleicht finde ich ...

Ich bin ein bisschen mit Angst an das Buch herangegangen. Angst, dass ich mich durchquälen muss und überhaupt keinen Zugang finden werde. Aber ich wollte der Sache eine Chance geben. Vielleicht finde ich hier unverhofft eine Perle.

„Lebensstufen“ ist in drei Teile gegliedert: Die Sünde der Höhe, Auf ebenen Bahnen, Der Verlust der Tiefe.
Im ersten Teil lernen wir verschiedene Ballonfahrer kennen, sind aber vor allem bei Félix Tournachon, genannt Nadar. Dieser stürzte mit seinem Ballon Le Géant ab und überlebte. Doch nicht nur seine Leidenschaft zur Ballonfahrt machte ihn berühmt, sondern auch seine frühen Vorstöße in der Fotografie. So war er der erste, der die Pariser Abwasser Kanäle fotografierte – und das komplette Gegenteil: Paris von oben.
Der zweite Teil dreht sich um Colonel Fred Burnaby, der nicht nur eine große Liebe zur Ballonfahrerei besaß, sondern auch zur Schauspielerin Sarah Bernhardt.
Im letzten Teil, der etwa die Hälfte des Buches umfasst, widmet sich Julian Barnes dann seinem Verlust. Nach fast 30 Jahren Ehe ist seine Frau Pat gestorben. Wie er danach weiterlebte, beschreibt er in dem Buch sehr intensiv.

Das Buch behandelt nur reale Persönlichkeiten. Alle Ballonfahrer und ihre Leistungen existierten, auch Sarah Bernhardt gab es so wie hier beschrieben. Der erste und der zweite Teil sind noch in einigen Punkten zusammenhängend, doch die Brücke zum dritten Teil fehlt mir vollkommen. Bis auf wenige Sätze, auf die Barnes zurückgreift und auf seine Situation anwendet.
Generell sind alles aber eher einzelne Teile über Leidenschaft und Liebe, die miteinander aber wenig zu tun haben.
Leider fehlte mir das Interesse an den Ballonfahrern. Es wurde alles so sachlich, altbacken und unemotional beschrieben. Eher eine Abhandlung der Errungenschaften und Laufbahnen. Wie ein langer, ausgeschmückter Lexikon-Eintrag.

Der Herzstück, und das sieht man auch an den Zitaten der Rezensionen, die auf das Buch gedruckt wurden, ist der Teil, den Julian Barnes über sein eigenes Leid nach dem Tod seiner Frau schrieb.
Nachdem ich die ersten beiden Teile also langweilig, unspannend und anstrengend geschrieben fand, hoffte ich auf den letzten Teil.
Doch da schrieb ein Mensch, den ich nicht kenne, über den Verlust einer Frau, die ich nicht kenne. Es gab aber auch keine Möglichkeit, die beiden kennenzulernen. Als die Schilderungen beginnen, war Pat schon tot. Und Julian Barnes war schon in seinem Leid. Ich konnte so einfach keine Bindung zu den beiden aufbauen.
Die Situation nach dem Tod fand ich dann recht sachlich geschildert. Als würde er versuchen, eine Leere mit Worten zu füllen. Ich fand es weder intensiv noch berührend noch auf irgendeine Art interessant. Er beschrieb kurz und knapp seine Gedanken und Entwicklungen über die Jahre. Dabei war die Schreibart nicht mehr ganz so altbacken, aber auch bei weitem nicht modern. Er zog viele Beispiele heran, wie in seinem Freundeskreis mit ähnlichen Situationen umgegangen wurde und der Tod war allgegenwärtig.
Ich fand auch den Teil uninteressant, langweilig, unemotional und es hat mich kaltgelassen.

Ich habe mich nicht absolut durchquälen müssen, habe aber alles vollkommen gleichgültig gelesen. Ein bisschen wurde ich zwischendrin an einen wissenschaftlichen Text aus der Uni erinnert.
Für mich gibt es nicht eine positive Sache, die ich an dem Buch finden konnte. Auf der neutralen Seite steht immerhin, dass Julian Barnes mir an sich nicht unsympathisch war, das Buch nicht so schlimm war, dass ich es abbrechen musste und vor allem, dass es kurz war.

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