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carowbr

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Spannende Liebesgeschichte, nach bekanntem Schema erzählt

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
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Feyi ist Jahre nach dem Verlust ihres Mannes wieder bereit zu daten. Als sie jemanden kennenlernt, der eigentlich für sie tabu sein sollte, kann sie nichts gegen die starke Anziehung tun. Doch ist diese ...

Feyi ist Jahre nach dem Verlust ihres Mannes wieder bereit zu daten. Als sie jemanden kennenlernt, der eigentlich für sie tabu sein sollte, kann sie nichts gegen die starke Anziehung tun. Doch ist diese Verbindung es wert, eingegangen zu werden? Vor allem für ihn steht viel auf dem Spiel. Es entwickelt sich eine aufregende und spannungsgeladene Geschichte.

Die Darstellung der Personen und Umgebung ist bildhaft, extravagant, farbenfroh und ausgefallen, sodass man sich in einer bunten Welt wiederfindet. Der Schreibstil an sich ist dabei unterhaltsam und eingängig und man ist schnell mitten im Geschehen. Realitätsnah sind die Lebensumstände der Personen nicht, denn niemand scheint Geldsorgen oder alltägliche Verpflichtungen zu haben, alle üben kreative Jobs aus, die ihnen volle Flexibilität garantieren. Beim lesen hat mich das nicht gestört, da es eher um die Personen und deren Verbindung geht, aber aus dem Leben gegriffen ist die Story dadurch eben weniger. Zum mitfiebern ist im Besonderen die Verbindung der Beiden, bei deren Beschreibung man jedes Mal die Spannung in der Luft spüren kann. Da die Geschichte nur aus Feyis Sicht beschrieben wird, rätselt man gerade zu Beginn mit ihr mit, wie die einzelnen Situationen eigentlich bei den Anderen ankommen. Die Charaktere sind größtenteils schlüssig aufgebaut, wenn auch einige Dinge nur passieren, um Feyis Verhalten rechtfertigen zu können. Dennoch hat mir die Story insgesamt gut gefallen, das Ende war viele Seiten nicht vorhersehbar, die Sprache modern und unterhaltsam und einige spicy Szenen waren auch dabei.

Ich muss jedoch kritisieren, dass die Erzählung nicht unbedingt queer, vielfältig oder neu gedacht ist. Einige Personen sind zwar queer, die hauptsächliche Liebesgeschichte ist aber 100% heteronormativ, da helfen auch keine lackierten Fingernägel. Die porträitierte Konstellation ist gesellschaftlich weder Diskriminierung ausgesetzt noch stellt sie ein Novum dar - eher im Gegenteil. Daher finde ich es schade, dass mit diesen Schlagwörtern geworben wird, wenn inhaltlich davon nicht viel zu sehen ist.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Einfühlsame Sommergeschichte aus der Jugend der 70er Jahre

Das Summen unter der Haut
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Dass Julle schwul ist, weiß nur seine Schwester. Als Axel in die Klasse kommt, erleben die beiden einen Sommer, nach dem nichts mehr so ist, der vieles für Julle verändert.


Dieser Roman zeigt den Balanceakt ...

Dass Julle schwul ist, weiß nur seine Schwester. Als Axel in die Klasse kommt, erleben die beiden einen Sommer, nach dem nichts mehr so ist, der vieles für Julle verändert.


Dieser Roman zeigt den Balanceakt eines jugendlichen Lebens zwischen unbeschwerter Leichtigkeit und tiefgründigem Gedankenkarussell. Zwischen erster Verliebtheit, Freundschaft, Schulklassendynamik und Unsicherheit versucht der Protagonist seinen Weg zu finden. Das Setting in den 70er Jahren ergibt ein nostalgisches Bild, welches der Auto wahrscheinlich seiner eigenen Erinnerung entnommen hat. Unaufgeregt und einfühlsam, tiefgründig und liebevoll ist die Sprache dieses Coming-of-Age-Romans, der das Gefühl des Sommers einfängt, und eine große Veränderung in Julles Leben hervorruft. Besonders nachvollziehbar waren die Interaktionen zwischen den Personen beschrieben, niemals dramatisiert, sondern einfach realistische Kommunikation mit den Mitmenschen. Das ‚Geheimnis‘ um die Hütte im Wald habe ich nicht wirklich verstanden, mich aber von der Story aussenrum durch die Seiten tragen lassen.

Eine schöne Sommerlektüre!

Veröffentlicht am 22.01.2024

Berührender spätsommerlicher Roman

Tage im warmen Licht
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Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der ...

Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der Heimat ihrer Kindheit nicht nur Positives und es wird Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen.

Atmosphärisch und einfühlsam erzählt die Autorin diese spätsommerliche Geschichte, bei der man den Duft von roten Äpfeln, erstem Laub und frischer Herbstluft förmlich in der Nase hat. Sie handelt von Freundschaften, von Neuanfängen und alten Geschichten, von Hexenritualen und Kindheitserinnerungen, von Liebe und Verletzungen, jedoch nicht auf eine kitschige Art. Die Charaktere sind stimmig und liebevoll beschrieben, sodass man ihr Handeln nachvollziehen kann. In die Erzählung fließen immer wieder Rückblenden von früher ein, manchmal auch nur wenige Sätze, durch welche nach und nach enthüllt wird, was damals eigentlich geschehen ist und wieso Maria das Dorf verlassen hat. Besonders die ältere Nachbarin Martha ist für Maria immer die erste Anlaufstelle, und steht ihr mit lebenserfahrenem Rat zur Seite. Einige ihrer Weisheiten sind auch bei mir hängen geblieben und haben zum nachdenken angeregt. Mit Maria bin ich insgesamt nicht ganz warm geworden, da sie oft impulsiv gehandelt hat und ihre Gefühle nicht kommunizieren konnte. Die meisten anderen Charaktere empfand ich jedoch als sehr sympathisch und man konnte sich gut einfühlen.

Insgesamt einfach ein berührender Roman, der Herbstgefühle weckt und Freundschaft und Unterstützung unter Frauen in den Vordergrund stellt.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Langatmige Erzählung

Schwestern wie Ebbe und Flut
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Mira hat das Haus ihres verstorbenen Patenonkels auf Amrum geerbt und muss sich nun mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und es wird Zeit, sich ihren verdrängten ...

Mira hat das Haus ihres verstorbenen Patenonkels auf Amrum geerbt und muss sich nun mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und es wird Zeit, sich ihren verdrängten Gefühlen zu stellen. Ein Familienroman über mehrere Zeitebenen entspinnt sich.

Gleich vornweg: der Titel des Buches entspricht nicht dem Inhalt. Die Schwesternbeziehung von Mira und Anke steht nicht im Vordergrund und insbesondere Anke ist eher negativ beschrieben, während Mira dies passiv hinnimmt. Auch im Verlauf des Buches lässt sich hieran keine gravierende Änderung erkennen, insofern trifft der Buchtitel als Beschreibung ihrer Differenz durchaus zu, jedoch ist dies nicht der tragende Inhalt der Erzählung.

Die verschiedenen Perspektiven geben dem Roman mehrere Dimensionen und man rätselt, wie alles zusammenhängen könnte. Durch das raue Nordseeklima und den aufziehenden Sturm ist die Stimmung eher düster und man erwartet Unheilvolles. Ocko's phantasievolle Geschichten über alte Wesen und Seeabenteuer bilden den weiteren Rahmen. Hingegen spielen sich die Kapitel um Josefine aus der Vergangenheit in den Bergen und nicht am Meer ab. Wenn auch die beschriebenen Umstände anmuten, als wären sie dem 18. Jahrhundert entsprungen, sollen sie die Handlung in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts darstellen. Der Roman lebt von seiner langatmigen Erzählweise, detaillierten Beschreibungen unwichtiger Geschehnisse und Rahmenbedigungen, sowie den Charakteren, die für mich oft wenig nachvollziehbar und vor allem gegen Ende eher konstruiert wirkten. Wobei das Ende insgesamt nur durch zahlreiche, teils abstruse Zufälle zustande kommt und an mancher Stelle noch Unklarheiten bleiben. Ich bin insgesamt einfach nicht warm geworden mit der Geschichte und seinen Charakteren, daher von mir leider keine Empfehlung.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Langatmig und verschachtelt

Erinnerung und Lüge
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Eine junge Wissenschaftlerin, die bei einer Forschungsreise in ein kleines französisches Dorf auf die ältere Lottie trifft und durch ihre Erzählungen tief eintaucht in die verwickelte Familiengeschichte.

Der ...

Eine junge Wissenschaftlerin, die bei einer Forschungsreise in ein kleines französisches Dorf auf die ältere Lottie trifft und durch ihre Erzählungen tief eintaucht in die verwickelte Familiengeschichte.

Der Stil der Autorin ist durch ihre langen und verschachtelten Sätze, die sich gerne auch mal über eine ganze Seite erstrecken, wirklich außergewöhnlich und kunstvoll. Ein Lesevergnügen war es dadurch leider nicht. Ich empfand den bildhaften Schreibstil als langatmig und ausschweifend, ohne Spannung zu erzeugen. Dass das Buch immer wieder auf die Ich-Form zurückgreift, ohne wörtliche Rede zu kennzeichen, hat mich beim lesen zusätzlich verwirrt. Dabei verschwimmen die einzelnen Zeitformen und ich kam auch irgendwann inhaltlich, aufgrund der schier nie endenden Anzahl an Familienmitgliedern, nicht mehr mit. Etwa ab der Mitte werden die Sätze kürzer und prägnanter und die Autorin kommt schneller zum Punkt. Interessant fand ich die Beziehung zwischen Lottie und der Wissenschaftlerin, deren Entwicklung ich am besten folgen konnte. Packen konnte mich das Buch leider nicht und es hinterlässt nur einen blassen Eindruck bei mir.
Gerne hätte ich das Buch nach den ersten 100 Seiten abgebrochen, habe mich dann aber doch zum weiterlesen aufgerafft, auch wenn ich nun über einen Monat gebraucht habe.