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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Moderner Regency-Roman mit starker Protagonistin

Wie man sich einen Lord angelt
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Um ihre vier Schwestern und das Familienanwesen zu schützen, muss sich Kitty auf die Suche nach einem reichen Ehemann machen und reist darum nach London, um dort bei den zahlreichen Bällen, Dinnern und ...

Um ihre vier Schwestern und das Familienanwesen zu schützen, muss sich Kitty auf die Suche nach einem reichen Ehemann machen und reist darum nach London, um dort bei den zahlreichen Bällen, Dinnern und Veranstaltungen Ausschau zu halten. Sie taucht ein in das Leben und die Gepflogenheiten der vornehmen Londoner Gesellschaft und findet bald einen passenden Kandidaten. Doch seine Familie, vor allem sein älterer Bruder Lord Radcliffe, sind keineswegs besonders angetan von ihr. Doch so leicht lässt sie sich nicht unterkriegen.


Die Darstellung der unkonventionellen Kitty ist vielleicht nicht unbedingt realitätsnah, aber dafür sehr unterhaltsam zu lesen. Sowieso sind die Charaktere der handelnden Personen präzise herausgearbeitet, sodass sich vor dem inneren Auge die Handlung darlegt und man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Beschrieben ist es als Mischung aus Jane Austen und Bridgerton - dies trifft es ziemlich gut. Prunkvolle Bälle, dramatische Geschehnisse und Geheimnisse, alles etwas romantisiert dargestellt, aber von den tatsächlichen Lebensumständen und Einschränkungen für Frauen zu Anfang des 19. Jahrhunderts möchte man wohl in einem Liebesroman dieser Art nicht zu viel lesen. Dennoch kommt auch dies zur Sprache und auch der herrschende Klassismus wird aufgezeigt. Inhaltlich hatte die Geschichte einen klaren roten Faden und doch ergaben sich entlang des Weges immer unerwartete Wendungen, welche das Ganze noch spannender gestalteten.

Meine Befürchtung, dass die Schreibweise kitschig sein würde, hat sich keinesfalls bewahrheitet, die Autorin (bzw. die Übersetzung) schreibt treffend, kurzweilig und humorvoll. Ich bin schon gespannt, ob es einen weiteren Band geben wird und würde ihn auf jeden Fall lesen.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte

Was ich nie gesagt habe
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Nachdem es im im ersten Band der Reihe um die Geschichte von Tom's Mutter Greta ging, beschäftigt sich der zweite Band nun mit Tom's Vater Konrad. Dieser verlor im Krieg seine ganze Familie und baute sich ...

Nachdem es im im ersten Band der Reihe um die Geschichte von Tom's Mutter Greta ging, beschäftigt sich der zweite Band nun mit Tom's Vater Konrad. Dieser verlor im Krieg seine ganze Familie und baute sich mit Greta ein neues Leben als Arzt auf. Besonders im Vordergrund steht dabei die Thematik der medizinischen Experimente der Nazis und deren Ansichten zu 'unwertem Leben', Fortpflanzung und deren Unterdrückung, sowie auch die gererationenübergreifende Auseinandersetzung mit Schuld in der eigenen Familie.

Der Aufbau des ersten Bandes setzt sich auch hier fort und die Geschichte springt zwischen der Vergangenheit, in der Konrad aufwächst und seinen Weg findet und der Gegenwart, in der sich Tom um seine demente Mutter kümmert und seinen neuen Alltag als Partner und Vater genießt. Der Stil ist mitreißend und eingängig und stellt das Leben der Handelnden auf umfassende Weise dar. Besonders gelungen empfand ich, wie auch im ersten Band bei Gretchen, den Erzählstrang aus Konrads Vergangenheit, dieser wird detailgetreu und einfühlsam ausgeführt. Durch die Alzheimer-Erkrankung von Greta bleibt ihr Charakter in der Gegenwart etwas blass und das Buch fokussiert sich auf die übrigen Personen. Diesen fehlt es weder an Zeit noch an Geld, um sich voll und ganz auf den Protagonisten Tom zu konzentrieren, der zwischen untrübbaren Glücksgefühlen und Alkoholabstürzen hin- und her pendelt. Dennoch bleibt die Handlung der Jetztzeit irgendwie platt und klischeehaft.
Aufgrund der zeitübergreifenden Thematik und der Auseinandersetzung mit Konrads Vergangenheit hat mir das Buch im Gesamten dennoch gut gefallen.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eine Geschichte aus dem Nachkriegsdeutschland

Stay away from Gretchen
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Der erfolgreiche Moderator und Journalist Tom Monderath sieht sich damit konfrontiert, dass seine schlagfertige und einst so selbstständige Mutter Greta an Demenz erkrankt ist. Dies rüttelt sein geschäftiges ...

Der erfolgreiche Moderator und Journalist Tom Monderath sieht sich damit konfrontiert, dass seine schlagfertige und einst so selbstständige Mutter Greta an Demenz erkrankt ist. Dies rüttelt sein geschäftiges Leben durcheinander, denn längst verdrängte Erinnerungen seiner Mutter werden bei ihr immer präsenter. Tom forscht in ihrer Vergangenheit und erkennt, wie wenig er eigentlich über Greta weiß..

In Rückblenden springt die Erzählung zwischen der Gegenwart im Jahre 2015 und Gretas Kindheit und Jugend im Kriegs- und Nachkriegsdeutschland der 40er und 50er. Der Schreibstil ist fesselnd und einfühlsam, die Geschichte spannend aufgebaut. Tom wird als gehetzter und arroganter Mittvierziger beschrieben, für den die Krankheit seiner Mutter eine Belastung darstellt. Bedingt durch ihre Demenz, bleibt der Charakter von Greta in der Gegenwart etwas blass, dafür ist die Darstellung ihrer Jugend sehr lebendig und zeigt eine starke junge Frau. Die Thematik des Rassismuss in der Nachkriegszeit habe ich so noch nicht gelesen und empfand ich als aufschlussreich und aufrüttelnd. Die Ereignisse überschlugen sich gegen Ende hin sehr und doch lief alles irgendwie vorhersehbar ab, das hat mich dann doch etwas gestört. Auch wurde Tom über die 400 Seiten hinweg nicht unbedingt sympathischer und sein Charakter blieb mir irgendwie fremd.
Dennoch hat mir das Buch an sich gut gefallen, der Aufbau der Geschichte ist gelungen und lässt einige offene Fäden zurück, die dann hoffentlich im zweiten Band aufgegriffen werden.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Melancholischer Familienroman

Die Rückkehr der Kraniche
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Als Gretes Mutter stürzt, kommen ihre Schwester Freya aus ihrem hektischen Leben in Berlin und ihre Tochter Anne aus ihrer Studienstadt, um Grete zu unterstützen. Durch die gemeinsame Zeit im Elternhaus ...

Als Gretes Mutter stürzt, kommen ihre Schwester Freya aus ihrem hektischen Leben in Berlin und ihre Tochter Anne aus ihrer Studienstadt, um Grete zu unterstützen. Durch die gemeinsame Zeit im Elternhaus brechen alte Wunden auf und die Frauen müssen sich ihrer Vergangenheit stellen.


Die Autorin schafft es, durch ihren einfühlsamen und bildhaften Schreibstil, ein heimeliges und malerisches Bild der Natur zu zeichnen und die Figuren zum Leben zu erwecken. In der Familie Hansen hat jede ihre Geheimnisse und ihre Geschichte, die alle miteinander verwoben sind. Erzählt wird vor allem aus der Sicht von Grete und Freya, aber auch Anne kommt immer wieder zu Wort. Man taucht in jeden Blickwinkel ein und kann dadurch die einzelnen Beweggründe nachvollziehen. Diese intensive Familiengeschichte ist eingebettet in die melancholisch stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen, die ergänzt werden durch Vogelbeobachtungen und einer großen Wertschätzung für das Leben in der Natur. Die Sorgen und Gefühle der Frauen sind nachvollziehbar und berührend erzählt, da ist Gretes Angst vorm Älterwerden und ihre Härte zu sich selbst, Freyas unerfüllter Kinderwunsch und Annes Liebeskummer und die Suche nach ihrem Platz auf der Welt.


Ein atmosphärischer, tiefgründiger Roman, der seine Charaktere und die Landschaft in der sie wandeln, wertschätzt und bewundert. Ein tolles Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eindringliche Erzählung

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Die Erzählung ist sehr eindringlich und nah am Protagonisten, der einen Brief an seine Mutter schreibt, und dabei auf prägende Situationen, Gefühle und Beziehungen eingeht.
Zwischendurch tauchen immer ...

Die Erzählung ist sehr eindringlich und nah am Protagonisten, der einen Brief an seine Mutter schreibt, und dabei auf prägende Situationen, Gefühle und Beziehungen eingeht.
Zwischendurch tauchen immer wieder explizite Schilderungen von Abhängigkeitsverhältnissen auf, die für mich teilweise schwer zu ertragen waren.
Der Autor erzählt von Rassismus- und Homophobieerfahrungen, Immigration und den Nachwehen des Vietnamkrieges, aber auch von der Beziehung zu seiner Familie und den ersten Erfahrungen in der Liebe.