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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Für mehr Sichtbarkeit und Aufklärung

Das Ende der Unsichtbarkeit
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Die Autorin Hami Nguyen verbindet in diesem Werk ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung auf struktureller Ebene. Ich habe bereits einige Bücher zur Thematik Rassismus gelesen und ...

Die Autorin Hami Nguyen verbindet in diesem Werk ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung auf struktureller Ebene. Ich habe bereits einige Bücher zur Thematik Rassismus gelesen und dieses Werk hat mir als weiße Person nochmal weitere Perspektiven eröffnen und neue Erkenntnisse schaffen können. Der Aktivismus der Autorin ergibt sich dabei aus der Notwendigkeit heraus und ist dadurch nicht immer eine freiwillige Entscheidung, wie sie zu Anfang darstellt.
Besonders den historischen Hintergrund der vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR sowie der Bootsflüchtlinge fand ich interessant, da ich diesen vorher nicht kannte und mir die damit einhergehenden Diskriminierungserfahrungen nicht bewusst waren. Hami Nguyen berichtet von ihrer Kindheit, über der immer das Damoklesschwert der Abschiebung hing und die dauernde Angst vor willkürlichen Behördenschikanen. Dazu kam eine schwierige und belastende Familiensituation, die auch durch die äußeren Umstände bedingt war.
Ein weiterer Faktor der Unsichtbarkeit des antiasiatischen Rassismus ist der sog. positive Rassismus, den asiatisch markierte Personen erleben müssen, dabei haben sie oft gar keine Wahl, außer sich anzupassen. Das Nichtanerkennen dieser Problematik macht die Rassismuserfahrungen unsichtbar und führt dazu, dass Diskriminierung nicht als solche gesehen wird. Das Buch enthält viele weitere Aspekte, deren Hintergrund und Auswirkungen untersucht und beschrieben werden.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen und daher für viele Menschen zugänglich und ich hoffe, dass viele dieses Buch lesen und der Diskurs dadurch angestoßen wird und den Rassismuserfahrungen vietnamesischer Menschen Aufmerksamkeit gegeben wird.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Tiefe Einblicke in die vielfältigen Aspekte des religiösen Lebens

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Die Erzählung begleitet Chani und Baruch bei ihrem Kinderwunsch, dessen Erfüllung durch die strengen Regeln der orthodoxen jüdischen Gemeinde erschwert wird. Gleichzeitig folgt man der kürzlich getrennten ...

Die Erzählung begleitet Chani und Baruch bei ihrem Kinderwunsch, dessen Erfüllung durch die strengen Regeln der orthodoxen jüdischen Gemeinde erschwert wird. Gleichzeitig folgt man der kürzlich getrennten Rivka, die nach Jahren des frommen Lebens versucht, sich ein unabhängiges Leben aufzubauen. Jedes Kapitel bildet eine andere Perspektive ab, die der Gläubigen, Zweifelnden, die Rollen als Getrenntlebende, frisch Verheiratete, die der Schwiegermutter, der Kinder usw. Durch die verschiedenen Sichtweisen erhält man Einblick in das Leben der Personen und kann sich einfühlen in die Gedankenwelt.
Der Klappentext verrät leider relativ viel von Chanis Teil der Geschichte, während nicht erwähnt wird, dass das Leben einer anderen Familie genauso viele Seiten im Buch einnimmt, zumindest war mir das anhand der Beschreibung nicht klar. Ich habe das erste Buch von Eve Harris nicht gelesen (Die Hochzeit der Chani Kaufmann), der Story konnte ich trotzdem gut folgen. Es ist jedoch nicht mein erstes Buch über das Leben in einer jüdisch orthodoxen Gemeinde, daher waren mir einige Begriffe und Traditionen nicht unbekannt.
Die beschriebene Welt ist von Männern bestimmt, voller Regeln und Vorschriften, die jeden Aspekt des Lebens beherrschen. Besonders erschreckend war für mich das verurteilende miteinander, wie übergriffig über andere Menschen geredet wird und Mitglieder der Gemeinde an den Pranger gestellt werden. Ein Leben mit vielen Geboten und Handlungsanweisungen gibt vielleicht Orientierung, lässt aber keinen Freiraum für individuelle Entwicklung und Selbstverwirklichung.
Der Schreibstil ist berührend und einfühlsam und zeigt die verschiedenen Charaktere und ihr Streben nach einem erfüllenden Leben auf eine nahbare Weise, ohne diese von oben herab zu beurteilen. Die Autorin schafft es dadurch, die einschneidenden Erlebnisse und Gefühle der Personen auf eine alltägliche Weise darzustellen, in der sich jeder in den Gedanken und Wünschen wiederfinden kann. Mir hat das Buch daher gut gefallen, weil es eine Vielfältigkeit der Lebensformen aufzeigt, mit denen man sich beschäftigen sollte, um Verständnis und Empathie für seine Mitmenschen aufzubringen, die ein anderes Leben führen als man selbst.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Ein eindrücklicher Sommerroman

22 Bahnen
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Tilda lebt mit ihrer jüngeren Schwester Ida bei der alkoholabhängigen Mutter, wodurch die Verantwortung und die Bewältigung des Alltages ihr überlassen ist. Als sie Viktor trifft und sich ihr eine berufliche ...

Tilda lebt mit ihrer jüngeren Schwester Ida bei der alkoholabhängigen Mutter, wodurch die Verantwortung und die Bewältigung des Alltages ihr überlassen ist. Als sie Viktor trifft und sich ihr eine berufliche Chance fernab ihrer Kleinstadt auftut, sieht sie eine Möglichkeit auf eine eigene Zukunft.

Die Beschreibung der Charaktere gelingt Caroline Wahl auf eine einfühlsame und herzerwärmende Weise. Tilda wohnt, arbeitet und studiert in der immer gleichen Stadt, während ihre Freundinnen gereist sind oder nach Berlin gezogen sind. Sie steckt fest, auch in ihrer vertrackten Familiensituation, in der sie der Mutterersatz für ihre kleine Schwester ist und ihre Mutter nicht von ihrer Sucht loskommt. Man kann nun Tildas Entwicklung verfolgen, wie sie immer mehr zulässt, von einer Zukunft zu träumen, die ihr selbst gehört. Was mir zu den 5 Sternen gefehlt hat war, dass zwar einiges passiert ist, aber im Endeffekt eben doch nicht so viel. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Buch nur rund 200 Seiten hat und die weitere Entwicklung offen bleiben sollte, da man aufgrund der inneren Entwicklung der Protagonistin erahnen kann, was geschehen wird.
Wirklich gelungen ist vor allem der Schreibstil, irgendwie melancholisch und eindrücklich.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Begeleitung in das Leben auf der anderen Seite

Die Erinnerungsfotografen
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Eine Erzählung über das Leben und Sterben, das festhalten und das loslassen. Hirasakas Fotostudio ist für die Menschen die letzte Station auf dem Weg ins Jenseits, hier blicken sie auf die Momente ihres ...

Eine Erzählung über das Leben und Sterben, das festhalten und das loslassen. Hirasakas Fotostudio ist für die Menschen die letzte Station auf dem Weg ins Jenseits, hier blicken sie auf die Momente ihres Lebens zurück.
Die Geschichte beinhaltet die Rückschau auf das Leben von drei Personen und auch auf das Schicksal von Hirasaka selbst. Auf einfühlsame und berührende Weise schildert die Autorin die Lebenswege der Personen, jedoch reicht dies aufgrund der Kürze des Buches nur für einen kleinen Einblick.
Ein Buch zum Abschied nehmen und erinnern, das bei mir jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Jugend-Krimi zum mitfiebern

A Good Girl’s Guide to Murder
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Die Schülerin Pip untersucht für ihr Abschlussprojekt einen Mordfall, der sich vor 5 Jahren in ihrem Dorf Kilton ereignet hat. Obwohl der Täter seitdem für alle feststeht, entdeckt Pip, dass noch einiges ...

Die Schülerin Pip untersucht für ihr Abschlussprojekt einen Mordfall, der sich vor 5 Jahren in ihrem Dorf Kilton ereignet hat. Obwohl der Täter seitdem für alle feststeht, entdeckt Pip, dass noch einiges ungeklärt ist und gerät bald selbst in Gefahr.

Das Buch zeichnet sich vor allem inhaltlich eindeutig als Jugendbuch aus. Das Schulprojekt, Pip‘s Alltag und Herangehensweise, auch der Fall an sich, all das ist spannend und unterhaltsam beschrieben, ohne zu düster oder blutrünstig zu sein. Neben dem Erzählteil besteht die Story aus Logbucheinträgen des Projektes und anderen grafischen Darstellungen wie MindMaps oder Chatverläufen, was zu einem abwechslungsreichen Lesefluss führt.
Das unrealistische an dieser Art von Krimis, wo normale Bürger ermitteln, ist für mich immer die Auskunftsfreudigkeit der Beteiligten sowie der Zugang zu jeder Menge Informationen. Lässt man diesen Aspekt außen vor, ist die Entwicklung der Story und die Auflösung des Falles raffiniert aufgebaut. Besonders die Protagonistin Pip wird als zielstrebiger und mutiger Teenager dargestellt, mit der man schnell mitfiebert.

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