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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Berührender spätsommerlicher Roman

Tage im warmen Licht
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Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der ...

Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der Heimat ihrer Kindheit nicht nur Positives und es wird Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen.

Atmosphärisch und einfühlsam erzählt die Autorin diese spätsommerliche Geschichte, bei der man den Duft von roten Äpfeln, erstem Laub und frischer Herbstluft förmlich in der Nase hat. Sie handelt von Freundschaften, von Neuanfängen und alten Geschichten, von Hexenritualen und Kindheitserinnerungen, von Liebe und Verletzungen, jedoch nicht auf eine kitschige Art. Die Charaktere sind stimmig und liebevoll beschrieben, sodass man ihr Handeln nachvollziehen kann. In die Erzählung fließen immer wieder Rückblenden von früher ein, manchmal auch nur wenige Sätze, durch welche nach und nach enthüllt wird, was damals eigentlich geschehen ist und wieso Maria das Dorf verlassen hat. Besonders die ältere Nachbarin Martha ist für Maria immer die erste Anlaufstelle, und steht ihr mit lebenserfahrenem Rat zur Seite. Einige ihrer Weisheiten sind auch bei mir hängen geblieben und haben zum nachdenken angeregt. Mit Maria bin ich insgesamt nicht ganz warm geworden, da sie oft impulsiv gehandelt hat und ihre Gefühle nicht kommunizieren konnte. Die meisten anderen Charaktere empfand ich jedoch als sehr sympathisch und man konnte sich gut einfühlen.

Insgesamt einfach ein berührender Roman, der Herbstgefühle weckt und Freundschaft und Unterstützung unter Frauen in den Vordergrund stellt.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Langatmige Erzählung

Schwestern wie Ebbe und Flut
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Mira hat das Haus ihres verstorbenen Patenonkels auf Amrum geerbt und muss sich nun mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und es wird Zeit, sich ihren verdrängten ...

Mira hat das Haus ihres verstorbenen Patenonkels auf Amrum geerbt und muss sich nun mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und es wird Zeit, sich ihren verdrängten Gefühlen zu stellen. Ein Familienroman über mehrere Zeitebenen entspinnt sich.

Gleich vornweg: der Titel des Buches entspricht nicht dem Inhalt. Die Schwesternbeziehung von Mira und Anke steht nicht im Vordergrund und insbesondere Anke ist eher negativ beschrieben, während Mira dies passiv hinnimmt. Auch im Verlauf des Buches lässt sich hieran keine gravierende Änderung erkennen, insofern trifft der Buchtitel als Beschreibung ihrer Differenz durchaus zu, jedoch ist dies nicht der tragende Inhalt der Erzählung.

Die verschiedenen Perspektiven geben dem Roman mehrere Dimensionen und man rätselt, wie alles zusammenhängen könnte. Durch das raue Nordseeklima und den aufziehenden Sturm ist die Stimmung eher düster und man erwartet Unheilvolles. Ocko's phantasievolle Geschichten über alte Wesen und Seeabenteuer bilden den weiteren Rahmen. Hingegen spielen sich die Kapitel um Josefine aus der Vergangenheit in den Bergen und nicht am Meer ab. Wenn auch die beschriebenen Umstände anmuten, als wären sie dem 18. Jahrhundert entsprungen, sollen sie die Handlung in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts darstellen. Der Roman lebt von seiner langatmigen Erzählweise, detaillierten Beschreibungen unwichtiger Geschehnisse und Rahmenbedigungen, sowie den Charakteren, die für mich oft wenig nachvollziehbar und vor allem gegen Ende eher konstruiert wirkten. Wobei das Ende insgesamt nur durch zahlreiche, teils abstruse Zufälle zustande kommt und an mancher Stelle noch Unklarheiten bleiben. Ich bin insgesamt einfach nicht warm geworden mit der Geschichte und seinen Charakteren, daher von mir leider keine Empfehlung.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Langatmig und verschachtelt

Erinnerung und Lüge
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Eine junge Wissenschaftlerin, die bei einer Forschungsreise in ein kleines französisches Dorf auf die ältere Lottie trifft und durch ihre Erzählungen tief eintaucht in die verwickelte Familiengeschichte.

Der ...

Eine junge Wissenschaftlerin, die bei einer Forschungsreise in ein kleines französisches Dorf auf die ältere Lottie trifft und durch ihre Erzählungen tief eintaucht in die verwickelte Familiengeschichte.

Der Stil der Autorin ist durch ihre langen und verschachtelten Sätze, die sich gerne auch mal über eine ganze Seite erstrecken, wirklich außergewöhnlich und kunstvoll. Ein Lesevergnügen war es dadurch leider nicht. Ich empfand den bildhaften Schreibstil als langatmig und ausschweifend, ohne Spannung zu erzeugen. Dass das Buch immer wieder auf die Ich-Form zurückgreift, ohne wörtliche Rede zu kennzeichen, hat mich beim lesen zusätzlich verwirrt. Dabei verschwimmen die einzelnen Zeitformen und ich kam auch irgendwann inhaltlich, aufgrund der schier nie endenden Anzahl an Familienmitgliedern, nicht mehr mit. Etwa ab der Mitte werden die Sätze kürzer und prägnanter und die Autorin kommt schneller zum Punkt. Interessant fand ich die Beziehung zwischen Lottie und der Wissenschaftlerin, deren Entwicklung ich am besten folgen konnte. Packen konnte mich das Buch leider nicht und es hinterlässt nur einen blassen Eindruck bei mir.
Gerne hätte ich das Buch nach den ersten 100 Seiten abgebrochen, habe mich dann aber doch zum weiterlesen aufgerafft, auch wenn ich nun über einen Monat gebraucht habe.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Tolles Buch, aber nicht im Audioformat

Dear Dolly: Die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben
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Eine Zusammenstellung der Kolumne von Dolly Alderton über die großen und kleinen Fragen des Lebens. Thematisch unterteilt in Dating, Freundschaften, Beziehungen, Familie, Trennungen u.a. werden Leserfragen ...

Eine Zusammenstellung der Kolumne von Dolly Alderton über die großen und kleinen Fragen des Lebens. Thematisch unterteilt in Dating, Freundschaften, Beziehungen, Familie, Trennungen u.a. werden Leserfragen zu konkreten Lebensproblemen beantwortet.

Die Einleitung ist relativ lang, stellenweise ausschweifend, und beschreibt den Hintergrund des Buches und den Werdegang der Autorin. Ich hatte bereits 'Everything I Know About Love' sowie 'Ghosts' gelesen und bin daher mit hohen Erwartungen herangegangen. Der unterhaltsame Wortwitz und die treffenden Situationsanalysen kommen in der deutschen Übersetzung nicht ganz an, aber sei's drum.

Die Themenauswahl der Fragestellungen empfand ich als recht vielfältig und die Antworten als tiefgründig und auch unterhaltsam. Alderton beleuchtet oft Aspekte der Situation, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und gibt Tipps, um das eigene Handeln zu hinterfragen. Durch die Antworten wird klar, dass keine Frage nur eine richtige Antwort kennt, sondern die Umstände entscheidend sind. Auch äußert sie Ansichten, die in manch anderem Ratgeber verpönt wären, jedoch zum nachdenken anregen und Verständnis und Empathie für verschiedenste Lebenslagen fördern. Besonders gefallen hat mir das Kapitel zum Thema Freundschaft, da hier die Bandbreite der Fragen groß war und die Bedeutung von Freundschaften im Leben besonders hervorgehoben wurde. Dagegen befasste sich das Kapitel über Sex mit durchweg ähnlichen Fragen und zeigte daher wenig von der Vielseitigkeit des Themas.

Die eher mittelmäßige Bewertung beruht auf der Umsetzung des Buches als Hörbuch. Mit dem Stil der Sprecherin konnte ich leider nicht warm werden, die Betonung einzelner Worte war zu übertrieben, manchmal fast schon roboterhaft. Der unterhaltsame Sprachstil von Dolly Alderton ging dadurch leider verloren und es wirkte albern. Dies lag vielleicht auch an der Übersetzung, die mir manchmal zu wörtlich vorkam. Auch hat mich gestört, dass die Überschrift der Frage meist im ersten Satz fast identisch wiederholt wurde, was mir beim lesen durch die Absätze wahrscheinlich nicht aufgefallen wäre, durch das Hören aber jedes Mal irritierend war.

Insgesamt sehr schade, da ich glaube, dass mir das Buch auf englisch sehr gut gefallen hätte, da es durch den Aufbau dazu einlädt, immer mal wieder reinzulesen.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eine Analyse der aktuellen geopolitischen Lage

Welt in Aufruhr
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Der Autor Herfried Münkler erstellt mit seinem Werk einen Lagebericht der aktuellen geopolitischen Situation der Welt, untersucht diese anhand des historischen Kontextes und erstellt aufgrunddessen verschiedene ...

Der Autor Herfried Münkler erstellt mit seinem Werk einen Lagebericht der aktuellen geopolitischen Situation der Welt, untersucht diese anhand des historischen Kontextes und erstellt aufgrunddessen verschiedene Zukunftsszenarien.

Besonders im Vordergrund stehen dabei die Hintergründe des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Dabei werden die Ursachen auf vielfältige Weise untersucht und dargestellt; durch wissenschaftliche Texte, historische Schriften, Reden politischer Amtsträger oder sonstige Veröffentlichungen. Anhand dieser Theorien werden aktuelle und vergangene Geschehnisse belegt und aufgezeigt, wo die Theorie an der Realität scheitert.
Spannend fand ich den Gedanken, dass es eine Illusion ist, dass es jemals eine richtige Ordnung gab. Damit ist die ewige Erzählung von "früher war alles besser" hinfällig. Die gezogenen Schlüsse sind spannend und schlüssig dargestellt, den einen richtigen Weg zur Ordnung der Welt gibt es im geopolitischen Kontext sowieso nicht.
Der Stil war eher wissenschaftlich und erforderte beim lesen Zeit und Konzentration. Einige Themenblöcke habe ich nur überflogen, wie beispielsweise die Deutung biblischer Erzählungen oder die Analyse altgriechischer Schriften, das war mir zu trocken und uninteressant. Auch die Untersuchung geisteswissenschaftlicher Theorien im historischen Kontext war weniger spannend als die Erforschung der neueren Zeit, aufgrund der politischen Relevanz für das aktuelle Zeitgeschehen.

Dieses Buch wird nicht für jeden etwas sein, aber wer sich intensiv mit der Thematik beschäftigen möchte und vor wissenschaftlichen Texten nicht zurückgeschreckt, dem wird es wahrscheinlich einiges an Erkenntnissen verschaffen können.