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Veröffentlicht am 01.01.2023

Die Unvollkommenen

Der letzte Tanz der Debütantin
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Bis zum Jahre 1958 gab es in England eine Tradition, wonach Töchter aus gutem Hause förmlich in die Gesellschaft eingeführt wurden, indem sie offiziell bei Hofe vorgestellt wurden. Für eine Saison wurde ...

Bis zum Jahre 1958 gab es in England eine Tradition, wonach Töchter aus gutem Hause förmlich in die Gesellschaft eingeführt wurden, indem sie offiziell bei Hofe vorgestellt wurden. Für eine Saison wurde das Leben von zahlreichen Bällen und ähnlichen Veranstaltungen bestimmt, mit dem Ziel, passende Männer für die jungen Frauen zu finden und sie erfolgreich zu verheiraten. Erst im Jahre 1958 wurde diese lange Tradition beendet, da und nachdem Queen Elizabeth II. sie als nicht mehr zeitgemäß erachtete.

Diese endende Tradition steht im Mittelpunkt dieses Romans: Die achtzehnjährige Lily träumt davon, an der Universität Literatur zu studieren. Doch Lily ist von ihrer Mutter und von ihrer Großmutter abhängig, und so muss sie sich deren Wünschen und Vorschriften beugen und debütieren. Dies gestaltet sich als echte Herausforderung für Lily - nicht nur, weil sie eine Außenseiterin ist, sondern auch, weil es ein dunkles Geheimnis in ihrer Familie gibt, das ihr Leben für immer verändern wird ...

Julia Kelly´s Stil liest sich stets angenehm und ist sehr atmosphärisch. Man muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass "Der letzte Tanz der Debütantin" im Jahre 1958 spielt, denn er liest sich größtenteils extrem viktorianisch. Mir persönlich hat das aber gut gefallen.

Leider besticht dieser Roman aber vor allem durch seine Atmosphäre - ansonsten ist er zwar nett zu lesen, bleibt aber etwas hinter den Erwartungen und dem Potenzial zurück. Größtenteils passiert nicht allzu viel und plätschert stattdessen alles so vor sich hin. So eine Ballsaison mit all ihren Aktivitäten hat man, wenn man historische Romane und bestimmte Zeitalter liebt, eben schon gefühlt 1000x gelesen, sodass dies allein zu wenig ist, um einen wirklich begeistern zu können. Julia Kelly hat bzgl. dieses Geheimnisses das Potenzial nicht voll ausgeschöpft; es war insgesamt nicht spannend und dramatisch genug dafür, dass dieses Geheimnis von so zentraler Bedeutung ist.

Überraschende Erkenntnisse und Wendungen waren für meinen Geschmack sehr rar gesät; größtenteils ist diese Geschichte ziemlich vorhersehbar, und zwar nicht nur bzgl. des Geheimnisses, sondern auch bzgl. anderer Dinge (etwa der Frage, welcher Mann Lily´s Herz erobern wird).

Dennoch schenkt "Der letzte Tanz der Debütantin" dem Leser ein paar schöne Lesestunden und wird Liebhabern dieses Genres durchaus gefallen.

Eine Anmerkung der Autorin, in der sich auch weiterführende Literatur aus der Feder einer der letzten Debütantinnen findet, rundet dieses Werk ab.



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Veröffentlicht am 31.12.2022

Ein Weihnachts-Pfingstkrimi ...

Geheimnis am Weihnachtsabend
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Ich liebe Cosy Crime, und im Dezember darf es immer gerne ein klassischer britischer Weihnachtskrimi sein! Die britischen Krimi-Klassiker aus dem Hause Klett-Cotta konnten mich bisher stets überzeugen, ...

Ich liebe Cosy Crime, und im Dezember darf es immer gerne ein klassischer britischer Weihnachtskrimi sein! Die britischen Krimi-Klassiker aus dem Hause Klett-Cotta konnten mich bisher stets überzeugen, sowohl die Weihnachtskrimis als auch die übrigen ("Mord in Cornwall" von John Bude etwa fand ich hervorragend!), und so war ich sehr gespannt auf Gladys Mitchell´s "Geheimnis am Weihnachtsabend". Die Erwartungen waren sehr hoch, sagt The Guardian doch, dass Mrs Bradley den Vergleich mit Miss Marple nicht zu scheuen braucht, und bezeichnet Washington Post den Namen der Autorin doch als einen der meistverehrten Namen in der britischen Kriminalliteratur.

Laut Klappentext folgt Mrs Bradley einer Einladung ihres Neffen zu Weihnachten und reist dafür nach Oxfordshire. An Heiligabend wird dann der Anwalt des Dorfes tot gefunden. Zunächst geht man von einer natürlichen Todesursache aus, doch es gibt da diese alte Spuklegende, die Mrs Bradley schnell an dieser Theorie zweifeln lässt, und so beginnt sie selbst zu ermitteln ...

Das Ganze klang einfach perfekt und nach einem einem 5 Sterne-Werk. Rückblickend konnte "Geheimnis am Weihnachtsabend" diese Erwartungen aber leider nicht ganz erfüllen.

Es werden schnell ziemlich viele Personen eingeführt, und auch der Rest ist durchaus komplex. Man weiß bei Klassikern ja von vornherein, dass man keine seichte Lektüre vor sich haben wird, und will und schätzt ja genau das. Hier hätte ich ein Personenverzeichnis und eine Karte zu Beginn aber durchaus hilfreich gefunden, da man sich so deutlich schneller hätte zurechtfinden und diesen Krimi genießen können.

Aufgrund der ganzen Komplexität muss man generell langsam und sehr aufmerksam lesen, da man ansonsten schnell wichtige Dinge überliest.

Für mich besticht dieser Krimi eindeutig durch den Stil der Autorin. Sprachlich ist dieses Buch jedenfalls weitestgehend ein absoluter Genuss und schön britisch. Der sprachliche Genuss wird allerdings dadurch geschmälert, dass Mrs Bradley Menschen ungeachtet ihres Alters durchweg mit "Kind" anspricht, sie ständig meckernd lacht und ihre Finger als Klauen bezeichnet werden. Diese Dinge werden über mehr als 400 Seiten hinweg so oft wiederholt, dass ich irgendwann aufhörte zu zählen und das einfach nur noch unschön und störend fand.

Abgesehen vom sprachlichen Aspekt fand ich "Geheimnis am Weihachtsabend" aber leider eher enttäuschend; so konnte ich zu manchen Figuren (etwa Denis) zwar eine Verbindung aufbauen, doch gerade die Hauptfiguren und allen voran Mrs Bradley blieben mir leider allzu distanziert. Ich persönlich mag Miss Marple deutlich lieber.

Ich war von Anfang an nicht sonderlich begeistert von den Hauptschauplätzen, wollte ihnen aber eine Chance geben. Doch auch nach der Lektüre besteht weiterhin mein Eindruck, dass diese nicht die besten Schauplätze für einen Weihnachtskrimi sind.

Insgesamt fehlte es mir leider durchgehend an Atmosphäre - schon die Spuklegende ließ bei mir persönlich längst nicht so viel Atmosphäre wie erwartet und erhofft aufkommen (dabei war sei eines der größten Potenziale dieses Werkes), doch noch viel mehr fehlte es mir an weihnachtlicher Stimmung, denn genau das erwarte ich, wenn ich einen Weihnachtskrimi lese. Weihnachten kommt nur am Rande vor, wenn die eingeladenen Personen anreisen, man zusammen speist. Das Fest nimmt nur wenige der über 400 Seiten ein. Weihnachtsstimmung kommt einfach nicht auf. -Im Gegenteil, die Handlung zieht sich sogar bis zu Pfingsten hin! Das erwarte ich nun wirklich nicht, wenn ich einen Weihnachtskrimi lesen will und Titel, Cover und Klappentext auch hundertprozentig darauf hindeuten, dass ich genau diesen auch bekommen werde. -Und auch das hilft natürlich kein bisschen dabei, dass die ersehnte und vermisste Weihnachtsstimmung doch noch aufkommt ...

Den Fall an sich und auch dessen Auflösung empfand ich leider ebenfalls als nicht so fesselnd, wie man es von anderen Klassikern kennt. Insgesamt weist das Werk öfter Längen auf.

Auch den berühmten britischen Humor konnte man schon besser lesen und genießen.

Vielleicht waren die Erwartungen nach den Worten von The Guardian und Washington Post einfach zu hoch, vielleicht handelt es sich wirklich um ein schwächeres Werk dieser Autorin, vielleicht trifft beides zu. Aber von allen bisher gelesenen klassischen britischen Weihnachtskrimis ist dies leider derjenige, der mich am wenigsten fesseln und begeistern konnte.

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Veröffentlicht am 17.12.2022

Großartig!

Lightlark
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"Lightlark" ist wirklich tolle Fantasy, die sogar mich als Leserin, die dieses Genre nicht zu ihren Favoriten zählt und somit extrem wählerisch ist, komplett begeistert hat!
Alex Aster´s Stil gefiel mir ...

"Lightlark" ist wirklich tolle Fantasy, die sogar mich als Leserin, die dieses Genre nicht zu ihren Favoriten zählt und somit extrem wählerisch ist, komplett begeistert hat!
Alex Aster´s Stil gefiel mir auf Anhieb; er lässt sich toll lesen, ist stets extrem atmosphärisch und bildhaft. Die Kulisse ist wunderschön, die Figuren sind komplex, es wird immer spannender und gefährlicher. Einige überraschende Wendungen machen das Leseerlebnis perfekt.
Es ist ein Buch, das ich in einem Rutsch gelesen habe - was bei mir in Sachen Fantasy wirklich selten vorkommt.
Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung, denn eigentlich wirkt dieser erste Band in sich geschlossen. Ich war überrascht, als ich gelesen habe, dass es sich um eine Reihe handelt. Dennoch freue ich mich sehr auf die Fortsetzung.
Alex Aster ist definitiv eine Fantasy-Autorin, deren Namen man sich merken sollte!

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Die weihnachtliche Fortsetzung von "In den Schuhen einer anderen"

Die anderen Weihnachtswünsche
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Im Amerika der frühen 1950er Jahre leben die Freundinnen Audrey und Eve mit ihren kleinen Söhnen Bobby und Harry. Während Audrey und Eve einfach nur zusammen mit den Kindern Weihnachten feiern wollen, ...

Im Amerika der frühen 1950er Jahre leben die Freundinnen Audrey und Eve mit ihren kleinen Söhnen Bobby und Harry. Während Audrey und Eve einfach nur zusammen mit den Kindern Weihnachten feiern wollen, läuft deren Verhalten völlig aus dem Ruder, nachdem der Weihnachtskatalog eines großen Kaufhauses eintrifft und die Kinder jeweils ausnahmslos alle Spielsachen daraus haben wollen und fest davon ausgehen, dass dies auch so geschehen wird. Und so machen sich Audrey und Eve daran, ihren Kindern zu vermitteln, welchen Sinn Weihnachten wirklich hat, worum es wirklich geht, um was es wirklich geht - mit ganz ungeahnten Folgen auch für sich selbst ...

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Mir Lynn Austin´s Roman "In den Schuhen einer anderen", den ich damals gleich nach Erscheinen gelesen habe, gut gefallen, und so wollte ich gerne mehr aus ihrer Feder lesen. Man sollte wissen, dass es sich bei "Die anderen Weihnachtswünsche" quasi um den weihnachtlichen Folgeband von "In den Schuhen einer anderen handelt". Leider findet man im Buch keine Zusammenfassung, Personenübersicht oder dergleichen, die das Zurechtfinden in der Geschichte definitiv ziemlich erleichtert hätte. Um diesen Weihnachtsroman wirklich genießen zu können, sollte man also vor der Lektüre unbedingt "In den Schuhen einer anderen" gelesen haben - entweder erstmals oder zur Auffrischung des Vorwissens, falls die Lektüre schon eine Weile zurückliegt. In meinem Fall war 2 Jahre später das Detailwissen nur noch dunkel vorhanden, und das hat das Leseerlebnis jedenfalls zu Beginn leider etwas geschmälert, da keine Rückblende, Personenübersicht oder dergleichen zu Beginn vorhanden ist.

Lynn Austin schreibt angenehm, ihr Stil liest sich stets flüssig und mühelos.

Für meinen Geschmack hätte es noch mehr Atmosphäre und Weihnachtszauber sein dürfen, denn diese entfalten sich erst nach und nach und das Potenzial wurde diesbezüglich auch nicht voll ausgeschöpft. Möglicherweise ist das aber auch eine individuelle Sache, sodass diese Atmosphäre bei manchen Lesern stärker, bei manchen Lesern schwächer ankommt.

Der christliche Aspekt spielt naturgemäß eine sehr große und tragende Rolle. Der Roman ist jedenfalls im Mittelteil wirklich schön zu lesen, sehr berührend und vermittelt eine sehr wichtige Botschaft. Der Leser findet durchaus Inspiration, um seine Sicht auf das Weihnachtsfest, sein eigenes Denken und Verhalten zu ändern, was ich wichtig und schön finde.

Mir persönlich war die Geschichte für einen Weihnachtsroman fast schon zu berührend, da es auch sehr stark um den Verlust geliebter Menschen, d.h. Tod und Trauer geht, die Lektüre also auch durchaus emotional herausfordernd ist und an die Substanz geht.

Leider macht das letzte Drittel dieses Werkes den Zauber dieser Geschichte und vor allem auch die Botschaft, die sie vermitteln will und im Mittelteil auch so hervorragend vermittelt hat, wieder zunichte, sodass ein fader Nachgeschmack bleibt und der Leser letztlich etwas enttäuscht, unbefriedigt, nicht wirklich überzeugt zurückbleibt.

Insgesamt ist "Die anderen Weihnachtswünsche" ein netter christlicher Weihnachtsroman, der größtenteils schön zu lesen ist, den Leser berührt und eine wichtige Botschaft vermitteln will sowie inspiriert. Leider weist das Werk aber auch die aufgezeigten Schwächen auf und ist damit kein absolutes Highlight.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Nur der Cliffhanger rettet diesen Roman ...

Dark Ivy – Wenn ich falle
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Ich lese gerne Dark Academia, und "Dark Ivy" klang toll und vielversprechend: die dunkle Vergangenheit der Protagonistin, ein Studium an einer traditionsreichen Akademie auf einer atmosphärischen Insel, ...

Ich lese gerne Dark Academia, und "Dark Ivy" klang toll und vielversprechend: die dunkle Vergangenheit der Protagonistin, ein Studium an einer traditionsreichen Akademie auf einer atmosphärischen Insel, ein Millionenerbe, das Knistern zwischen beiden ...
Leider erweist sich dieser Auftakt aber als ziemlich enttäuschend. "Dark Ivy - Wenn ich falle" bietet vor allem einen stets flüssig und damit sehr angenehm zu lesenden Stil. Durch viel mehr kann dieses Werk aber leider nicht glänzen.
Das Buch hält nicht das, was es verspricht, denn es ist nicht wirklich Dark Academia. Die entsprechende Atmosphäre kommt nur stellenweise ganz kurz auf - vor allem, wenn die Figuren sich per Fähre oder Ruderboot vom Festland auf die Insel begeben, es dunkel und neblig ist ... das passiert genau zwei Mal. Viel zu wenig, um diese Atmosphäre wirklich aufkommen lassen, geschweige denn halten zu können!
Auch das, was sonst noch Dark Academia ausmacht, sucht man vergeblich ... die Bibliothek spielt kaum eine Rolle, die Vorlesungen könnten nicht seltsamer und ferner von jeglicher Realität sein, auch sonst ist das Wetter super, man kann sogar am Strand feiern, es gibt keinerlei düstere, mysteriöse Grundstimmung, keinerlei düstere, mysteriöse Figuren, keine Geheimbünde, wie man sie bspw. aus "Four Houses of Oxford" kennt, keine Verbrechen, keine Spannung, keine Gefahr ... nichts dergleichen.
Es passiert über knapp 400 Seiten kaum etwas. Es plätschert alles dahin. Es gibt Liebe, Freundschaft, Sex. Das ist "Dark Ivy - Wenn ich falle" in a nutshell.
Es ist nicht wirklich ein Geheimnis, dass und wie ihr bester Freund starb. Man vermutet es schnell, es gibt schnell viele Andeutungen und sogar Hinweise, und nach der Hälfte der Seiten wird schon alles aufgelöst diesbezüglich. An "Dark Ivy - Wenn ich falle" ist somit eigentlich so gar nichts dark.
Bis Seite 404 fand ich dieses Buch dann auch total langweilig und war sicher, dass ich den zweiten Band daher auch nicht lesen will und werde.
Erst auf den allerletzten paar Seiten passiert dann wieder was und es gibt einen wirklichen Cliffhanger, der dazu führt, dass man die Reihe doch weiter verfolgen und erfahren möchte, wie es weitergehen, was mit Eden und William passieren, wie es ihr nach diesem Vorfall ergehen wird.
Aber ich rechne auch bei Band 2 mit keinem Highlight, sondern eher damit, dass er wie sein Vorgänger ziemlich langweilig, durchschnittlich und vorhersehbar sein wird. Sein Klappentext deutet es schon an ...
Fazit: ein paar Stunden nette Unterhaltung zwischendurch, aber leider nicht mehr - das ist "Dark Ivy - Wenn ich falle". Sehr durchschnittlich, auch voraussehbar, nicht wirklich Dark Academia, geschweige denn gute Dark Academia. Es ist so eine Reihe, die man lesen kann - aber definitiv nicht lesen muss.

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