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Veröffentlicht am 12.05.2024

Gelungene Mischung aus kulinarischem Reisebericht, Restaurant-Homestory und Kochbuch

Salt and Silver am Meer
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Einmal um die Welt kochen und probieren und dann mit viel Liebe für die eigene Region und Kreativität in St. Peter Ording auf den Teller bringen? Das haben Cozy und Jo, Salt & Silver, gemacht und in diesem ...

Einmal um die Welt kochen und probieren und dann mit viel Liebe für die eigene Region und Kreativität in St. Peter Ording auf den Teller bringen? Das haben Cozy und Jo, Salt & Silver, gemacht und in diesem Buch kann man die beiden fast hautnah dabei begleiten.

Neben den leckeren Rezepten ist das Besondere des Kochbuchs für mich, dass die Autoren uns im ersten Teil des Buchs auf eine Art kulinarische Inspirationsreise um die Welt mitnehmen, von Marokko über Kalifornien und Lateinamerika, Israel und Libanon, Toskana und Portugal bis nach Japan und Korea. Daneben gibt es auch Einblicke in das eigene Restaurant am Meer, und seine Küche, sodass man sich mit den persönlichen Texten und Berichten dazu wie in einer Art Restaurant-Homestory mit den beiden fühlt.

Die Rezepte sind im Sinne einer saisonalen Küche nach Jahreszeiten aufgeteilt, plus ein kleines aber feines eigenes Austernkapitel. Unbedingt erwähnenswert ist das Extrakapitel zu Grundrezepten, hier finden sich u.a. auch Rezepte für verschiedene Aromaöle! Richtig toll!

Die Mischung aus regional norddeutscher Küche mit Einflüssen aus verschiedenen kulinarischen Kulturräumen ist sehr gelungen. Mein Favorit ist die bunte Bete mit Labneh, mmmh, richtig lecker!

Bereichert wird die kulinarische Entdeckungsreise durch hochwertige stimmungsvolle Fotoaufnahmen.

Mit dem Layout bin ich nicht ganz so gut zurecht gekommen, zumindest für ein Kochbuch. Für mich ist das Buch insgesamt mehr ein Coffee-Table-Book zum Stöbern, Lesen und Inspirieren als ein reines Kochbuch, jedoch deshalb nicht weniger empfehlenswert! Der Einband und die Gestaltung sind sehr wertig und das Buch damit auch wunderbar als Geschenk geeignet!

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Zwei Tage und der Beginn einer Freundschaft, die ein Leben verändern

25 letzte Sommer
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Der Ich-Erzähler in 25 Sommer ist beruflich erfolgreich, hat privat ein stabiles Familienleben mit zwei Kindern, steht auf den ersten Blick mitten im Leben. Und doch fühlt er sich viel zu oft eher neben ...

Der Ich-Erzähler in 25 Sommer ist beruflich erfolgreich, hat privat ein stabiles Familienleben mit zwei Kindern, steht auf den ersten Blick mitten im Leben. Und doch fühlt er sich viel zu oft eher neben sich und nicht mit beiden Beinen auf dem Boden. Er hat verlernt zu leben, ist irgendwann falsch abgebogen im Leben und schon viel zu lange in der modernen Effizienz- und Optimierungsmaschinerie gefangen, er funktioniert ohne wirklich zu leben. Ein Wochenende im eigens zur Entschleunigung angeschafften Häuschen auf dem Land soll etwas Ruhe bringen. Doch selbst die Natur vermag nicht die innere Anspannung zu lösen. Da entdeckt er bei einem Abzweig seiner Laufrunde zu einem See einen anderen Mann, der beschwingt aus dem kühlen Nass steigt.

Die Offenheit und Freundlichkeit des Fremden irritiert und beruhigt ihn auf eine ihm vergessene Weise. Es ist echtes Interesse an seiner Person, seinem Denken und Fühlen, fernab von Status und Oberflächlichkeit, die sonst seinen (Berufs-)Alltag bestimmen. Und so begleitet er den Mann, der sich als Karl vorstellt auf seinen nahe gelegenen Bauernhof, lernt dessen Familie und Leben kennen und entdeckt dabei Stück für Stück neue Perspektiven und auch lange vergessene Aspekte von sich selbst wieder. In den Gesprächen mit Karl wird deutlich, dass auch dieser seine gelassene Lebenseinstellung nicht in die Wiege gelegt bekommen hat, sondern aus Erfahrungen seines Lebens gelernt hat, lernen musste. Und so lernen zwei Menschen Neues übereinander, voneinander und sich selbst, der Beginn einer echten Freundschaft, wie sie das Leben schreibt.

25 Sommer ist eine berührende, lebensweise Erzählung über den Beginn einer Freundschaft, dem Einlassen auf ein neues Gegenüber und die Bereitschaft loszulassen vom vermeintlichen Müssen des Alltags und das Glück, das man dabei in der Begegnung, in sich selbst und anderen zu finden vermag!

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Die hässlichen Geheimnisse eines abgelegenen Dorfes

Die Schönheit der Rosalind Bone
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Rosalind ist wunderschön, das ist ihr Wort in einem abgelegenen walisischen Taldorf, in dem es für jeden ein Wort gibt, schwarz und weiß, gut und böse, kein Sinn für die Grautöne des Lebens. Egal ob Rosalind, ...

Rosalind ist wunderschön, das ist ihr Wort in einem abgelegenen walisischen Taldorf, in dem es für jeden ein Wort gibt, schwarz und weiß, gut und böse, kein Sinn für die Grautöne des Lebens. Egal ob Rosalind, die Schöne oder Daniel, der Kriminelle, niemand kann dem Gericht des Dorfklatsches und der Rolle, die das unsichtbare Dorftribunal definiert hat, entkommen.

Der Umgang im Dorf ist geprägt von Distanzlosigkeit und Übergriffigkeit ohne jemals echte Nähe zuzulassen, echtes Interesse am Gegenüber zu zeigen, das Hervorlugen hinter Vorhängen als olympische Disziplin. Ein Hinsehen, das letztlich nur dem Wegsehen dient. Was Rosalind bewegt, erlebt, fühlt, denkt, ist irrelevant, einzig ihre Schönheit wird gesehen, mit einer Mischung aus Neid und Missgunst.

Eingebettet ist diese dichte Stimmung eines Dorfporträts in eine landschaftlich passende Umgebung. Das Tal, in dem keine Sonne scheint, so wie sich auch das Glück selten zu seinen Bewohner:innen verirrt.

Die Sprache ist sehr dicht und poetisch, in nur wenigen Seiten entwirft Alex McCarthy ein Sittengemälde einer Dorfgemeinschaft, um das Schicksal von Rosalind Bone. In der Charakterisierung der Protagonist:innen und Analyse der sozialen Beziehungen geht die Autorin mit soziologischem Feingefühl vor, sodass der Roman sich zu einer Art poetischen Sozialstudie entwickelt. Auf diese Weise erzählt die Autorin mit Rosalinds Geschichte auch über weibliche Selbstermächtigung und die Bedeutung von Schwesternschaft in noch immer stark patriarchal geprägten Strukturen.

Die Schönheit der Rosalind Bone überzeugt vom ersten bis zum letzten Satz. Alex McCarthy hat mich mit ihrer Mischung aus literarischer Kunst und Sozialstudie vollends begeistert!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Ein Toter, ein Luxushotel und das wunderschöne Meran - Ermittlungen mit Spannung und Humor

Merano fatale
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Ein gepflegter Mann aus Frankfurt bricht tot auf der Terrasse des beliebten Meraner Cafés Unterweger zusammen. Es gibt schlechtere Orte zu sterben, wie Ispettore Emmenegger feststellt. Doch dies ist noch ...

Ein gepflegter Mann aus Frankfurt bricht tot auf der Terrasse des beliebten Meraner Cafés Unterweger zusammen. Es gibt schlechtere Orte zu sterben, wie Ispettore Emmenegger feststellt. Doch dies ist noch keine hinreichende Erklärung für den Tathergang. Handelt es sich um Selbstmord? Oder Mord?

Für Ispettore Emmenegger und seine Kollegin Eva gilt es dies herausfinden und damit beginnt eine spannende und unterhaltsame Ermittlungsreise durch das wunderschöne Meran und seine Schätze. Die Dynamik und Harmonie zwischen dem Ermittlerduo, das auch privat ein Paar bildet, ist sehr schön ausgearbeitet und auch darüber hinaus bereichern einige zum Teil originelle Protagonist:innen die Handlung. Allen voran natürlich Hund Hilde, die immer wieder für komische Situationen sorgt.

Die Spannung wird immer wieder durch neue Handlungstwists und Enthüllungen aufrechterhalten und im Verlauf weiter gesteigert. Ein bisschen aus der Zeit gefallen erschienen mir hin und wieder recht stereotype Geschlechterrollen, wie beispielsweise zickige Frauen und grummelige Herren, was jedoch auch durch die Generation der handelnden Personen bedingt sein kann.

Ein toller Bonus sind im Anhang die original Südtiroler Rezepte, die auch im Roman gekocht wurden!

Insgesamt überzeugt Merano Fatale mit einer gelungenen Mischung aus Spannung und humorvollen Szenen ergänzt um wunderschöne Landschafts- und Stadtbeschreibungen, die beim Lesen ein Urlaubsgefühl aufkommen lassen! Ein toller Lokalkrimi zum Mitfiebern, Träumen und Schmunzeln!

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Erinnern braucht Mut, darüber zu reden noch mehr!

Es ist einmal
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Es ist einmal… Unter diesem Motto haben die Autorinnen Sabine Michel und Dörte Grimm zehn Gespräche zwischen Großeltern, die in der DDR geboren und/oder aufgewachsen sind und ihren Enkeln aufgezeichnet.

Durch ...

Es ist einmal… Unter diesem Motto haben die Autorinnen Sabine Michel und Dörte Grimm zehn Gespräche zwischen Großeltern, die in der DDR geboren und/oder aufgewachsen sind und ihren Enkeln aufgezeichnet.

Durch dieses Setting entsteht ein sehr persönlicher Zugang zur Vergangenheit, bei dem das Nachfragen der Enkelgeneration neue Türen öffnet, oft auch zu vergessenen, verdrängten Erinnerungen, ebenso wie den oft schmerzhaften Gefühlen, die damit verbunden sind. Gleichzeitig gelingt den Autorinnen, dass die Generationen sich ins Verhältnis setzen, Ähnlichkeiten und Unterschiede entdecken, und Kontinuitäten ebenso wie Brüche in Familiengeschichten deutlich werden.

Die Enkel sind zwischen 1982 und 2005 geboren, die Großeltern zwischen 1935 und 1955. Dadurch variieren auch zwischen den Geschichten ganz unabhängig von der jeweiligen Familie die Erfahrungen des Aufwachsens und Erlebens der zeithistorischen Kontexte. Während einige Enkel selbst keine eigenen Erinnerungen an die DDR haben, sind andere noch Pionier geworden. Auch die Großeltern blicken auf sehr unterschiedliche Lebenswege zurück, während einige vor dem zweiten Weltkrieg Geborene in ihrem Leben drei Gesellschaftssysteme und zwei Systemwechsel erlebt haben, sind andere in der DDR geboren, wieder andere sind als Kind aus Polen geflüchtet.

So entsteht eine echte Vielfalt von Perspektiven auf das Leben und die Erfahrungen in der DDR und die Familiengeschichten, die diese schreiben.

Sehr authentisch und sympathisch finde ich, dass die Autorinnen immer wieder kurze eigene Eindrücke schildern und situativ ihre eigene Biografie in den Geschichten verorten, wie etwa der eigene Besuch in Buchenwald, als ein Großelternteil davon erzählt. Dadurch entstand für mich beim Lesen eine noch größere Nähe zum Geschriebenen.

Bereichert wird der lesenswerte Band zusätzlich durch eindringliche Fotografien von Ina Schoenenburg.

Nicht selten fungieren die Gespräche als Türöffner und Anstoß des Dialogs über die Vergangenheit innerhalb der Familien über die Aufzeichnung hinaus. Und so erging es auch mir beim Lesen, denn neben den aufgezeichneten Geschichten bewegt dieses Buch auch ganz persönlich, um über die eigene Familiengeschichte mehr in Erfahrung zu bringen und ins Gespräch zu kommen. Eine ganz klare Leseempfehlung!

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