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Veröffentlicht am 09.03.2024

Eine Männerrunde ermittelt

Der Baron
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Berthold Warstein steigt vor dem Lokal in dem der Geburtstag seiner Tochter gefeiert wird aus dem Auto, bricht zusammen und verblutet aufgrund einer Schusswunde. Was ist passiert? Warstein, von allen aufgrund ...

Berthold Warstein steigt vor dem Lokal in dem der Geburtstag seiner Tochter gefeiert wird aus dem Auto, bricht zusammen und verblutet aufgrund einer Schusswunde. Was ist passiert? Warstein, von allen aufgrund des adeligen Ursprungs seiner Familie nur der Baron genannt, war Inhaber einer erfolgreichen Naturkosmetikmarke in Meran und Rennstallbesitzer.

Und so tauschen wir mit den Ermittlern nicht nur in seine Firmenwelt, sondern auch in die umstrittene Pferderennsportwelt zwischen Tierwohl und Profit ein.

Die Geschichte wird relativ klassisch im Stil eines (Vor-)Abendkrimis erzählt. Insgesamt gibt es relativ viele Verdächtige, die auftauchen und dann wieder ausgeschlossen werden, manchmal sind die Wendungen nach meinem Geschmack zu abrupt, ohne das wirkliche Spannung aufkommt. Die Personenübersicht zu Beginn des Buchs ist hier hilfreich, ich hätte mir angesichts der Fülle jedoch sogar noch mehr Erläuterungen dort zu den Figuren erwünscht, damit ich sie in der Handlung besser zuordnen kann. Interessant fand ich das Verhältnis zwischen Carabinieri und der Staatspolizei, welches mir bisher immer Rätsel in Italien aufgegeben hat. Mir fehlte in der ganzen Ermittlung etwas Tempo, das leider auch nicht zumindest mit schönen Landschaftsbeschreibungen „ausgeglichen“ wurde, wie bei anderen Krimis aus der Region.

Die Dynamik zwischen Terranostra (Carabinieri) und Farner (Staatspolizei) war durchaus unterhaltsam und auch innerhalb der jeweiligen Teams gab es zum Teil humorvolle Dialoge. Für mich persönlich hatte die gesamte Handlung jedoch zu viel Testosteron. Alle Ermittler, Verdächtige und Opfer im Roman sind ausschließlich Männer. Auf mich wirkte dieses Setting im Jahr 2024 seltsam aus der Zeit gefallen. Aber wir dürfen hoffen, denn es kündigt sich eine Frau im Team an.

Ein solider Krimi mit einigen überraschenden Wendungen. In der Fortsetzung hoffe ich auf mehr Meran und etwas Frauenpower.

Ich gebe solide 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Erwachsenwerden und Klarkommen in Episoden

Klarkommen
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Bruchstückhaft, in mal sehr knappen, mal längeren Episoden gibt die Ich-Erzählerin in Klarkommen Einblicke in ihr Aufwachsen in einer Kleinstadt und später dem Studium in einer Großstadt, beides gemeinsam ...

Bruchstückhaft, in mal sehr knappen, mal längeren Episoden gibt die Ich-Erzählerin in Klarkommen Einblicke in ihr Aufwachsen in einer Kleinstadt und später dem Studium in einer Großstadt, beides gemeinsam mit ihren Freunden Munia und Leon. Die Erzählung von Ilona Hartmann lebt dabei vom Kontrast dieser beiden Welten und das Austarieren dieser innerhalb der Ich-Erzählerin.

Aus einer Welt in der Scheidungskind zu sein als Normalität gilt, es 40 Minuten mit dem Zug in die nächst größere Stadt dauert und das Auto so als Öffner eines neuen Möglichkeitsraums gilt, kommt sie in die lang ersehnte goldene Zukunft in der Großstadt, nur um dann festzustellen, dass diese in der Vorstellung viel goldener war als in der Realität, die ersehnte Selbstständigkeit plötzlich zur Erkenntnis führt, dass tatsächlich alles Geld kostet und auch das Studium ohne Vorbilder aus der eigenen Familie andere Herausforderungen bereithält.

Das Episodenhafte im Stil beschreibt so auch ein Lebensgefühl des Erwachsenwerdens in dem wir uns ausprobieren, Erfahrungen sammeln, scheitern, Erfolge und Erkenntnisse feiern und so erst Stück für Stück herausfinden wer wir eigentlich sein wollen.

Was den Roman greifbar macht, ist weniger eine konsequente Ausarbeitung der Figuren, sondern der sehr pointierte, authentische Stil in dem er erzählt wird. Es sind oft vermeintliche Belanglosigkeiten von denen berichtet wird, und doch fängt die Autorin so eine eigentümliche Stimmung ein, die die Protagonist:innen prägt. Das Gefühl eines Dazwischen, nie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, etwas zu verpassen, fehl am Platz zu sein - in der Kleinstadt wie der Großstadt und auch als Arbeiterkind an der Universität.

Ab und zu fehlte mir jedoch die Tiefe, die sich durch das Episodenhafte nicht einstellen wollte, vielleicht auch gar nicht soll. Trotzdem regt der Roman zum Nachdenken an, über das eigene Aufwachsen, die aufregende Zeit des ersten Auszugs, eine Zeit in der alles möglich scheint und trotzdem manchmal scheinbar nichts passiert, und auch wie Herkunft uns prägt. Dank des authentischen, manchmal fast rotzigen Stils im positivsten Sinne hat mich Ilona Hartmann zudem mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Klarkommen ist ein kurzweiliger zeitgenössischer Roman für zwischendurch, den ich gern empfehle.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Die Kinderrevolution der Räuberknotenbande

Bella und die Böllersum-Bande
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Bella und die Böllersumbande ist ein moderner Kinderroman im Stil der Kinder von Bullerbü. Die 10 Jährige Bella wohnt im kleinen Dorf Böllersum und ist Anführerin der wenigen dort wohnenden ...

Bella und die Böllersumbande ist ein moderner Kinderroman im Stil der Kinder von Bullerbü. Die 10 Jährige Bella wohnt im kleinen Dorf Böllersum und ist Anführerin der wenigen dort wohnenden Kinder. Als die kleine Dorfschule auf Anordnung der Landrätin geschlossen werden soll, schmieden Bella und die Bande einen Plan und starten ihre eigene Kinderrevolution zum Erhalt ihrer Schule. Von einer lautstarken Demonstration, einer kreativen Protestaktion auf dem Marktplatz bis zur Schulbesetzung lassen die Kinder dabei kaum eine Protestform aus. Werden sie für ihr Engagement belohnt werden? Und was macht so eine fordernde Situation mit der Freundschaft der Bande?

Die Geschichte der Bande um Bella ist kindgerecht erzählt. Jedes Mitglied hat unterschiedliche Eigenschaften und auch im Familienhintergrund sind diese divers, ob Timo, der musikalisch Begabte, dessen Mutter früh verstorben ist oder Frieda, deren Vater aus Marokko stammt. Bella selbst ist ein selbstbewusstes, kluges Mädchen mit lauter Flausen im Kopf und ungemein sympathisch. Sehr schön ist die Übersicht zu Beginn des Buches, in der alle Kinder vorgestellt werden.

Ganz nebenbei werden immer wieder auch ernste Themen mit thematisiert und fließen in die Handlung ein, wie die Landflucht und das „Aussterben“ einiger Regionen oder der Umgang mit Tod und Trauer am Beispiel von Bellas Opa.

Ich hätte mir noch eine Erklärung dazu gewünscht, dass die Kinder unterschiedlichen Alters und Klassenstufen offensichtlich gemeinsam unterrichtet werden. Während dies früher üblich war, ist dies ein Konzept, das Kinder heute in der Regel nicht mehr kennen. Auch, dass Bellas Eltern angeblich schon ins Bett gegangen sind, bevor ihre 10 Jährige Tochter nach Hause kommt, ist sicher etwas unglaubwürdig, selbst in einem Kinderbuch.

Der Roman ist eher textlastig, wird jedoch ab und zu mit gelungenen Illustrationen ergänzt. Als Selbstlesealter würde ich daher unabhängig vom eigentlichen Alter des Kindes, das Buch frühestens ab dem zweiten Lesejahr empfehlen.

Bella und die Böllersumbande ist ein empowernder Kinderroman über Freundschaft mit einer starken kleinen Heldin.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Eine nette Idee, stilistisch und inhaltlich eher schwach und wenig wertschätzend

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Ein kauziger alter Mann auf seiner letzten großen Reise, die auch eine Reise in die Vergangenheit ist. Ein geheimnisvoller Brief, der an eine alte Liebe erinnert. Eine Busfahrt, die zur Erinnerungsreise ...

Ein kauziger alter Mann auf seiner letzten großen Reise, die auch eine Reise in die Vergangenheit ist. Ein geheimnisvoller Brief, der an eine alte Liebe erinnert. Eine Busfahrt, die zur Erinnerungsreise an ein ganzes Leben wird, wie sich herausstellt, mit gar nicht zu gewöhnlichen Erlebnissen. So gut, so vielversprechend klingen die Ausgangsbedingungen des Romans.

Mich konnte der weitere Verlauf und die Umsetzung jedoch leider nicht überzeugen. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch war mir insgesamt zu viel gewollt an Heinz Labensky.

Im Dialog mit Mitreisenden lernen wir auf einer langen Busreise von Erfurt nach Warnemünde, Labensky und sein Leben, und so vermutlich die Intention der Autoren, auch ein wenig die DDR kennen. In erster Linie ist dies jedoch ein Bild, wie offensichtlich die Autoren auf die DDR blicken. Auf den ersten Seiten hatte der Wohnort Labenskys in Erfurt mein Interesse geweckt, nur um dann festzustellen, dass das Autorenteam wohl nie am Bahnhof in Erfurt war, wenn sie von unten einfahrenden Zügen schreiben, während in Erfurt die Bahnhofshalle unterhalb der Gleisen liegt, die Züge somit oben fahren, und auch der Busbahnhof ganz anders angeordnet ist als im Roman. Auch die übrigen Anekdoten um Bernsteinzimmer, die RAF, etc. konnten mich nicht wirklich erreichen und wirkten bewusst konstruiert, um geschichtliche Personen und Ereignisse einfließen zu lassen.

Die Charakterisierungen und Beschreibungen Labenskys wirkten auf mich überzeichnet und nicht besonders wertschätzend. Die vielfachen Rezensionen und der Klappentext, die darin eine warmherzige Darstellung sehen, sind für mich leider nicht nachvollziehbar. Da schreibt ein Autor, der selbst auf dem Buchtitel Wert auf seine akademischen Titel legt, über seinen Protagonisten dieser sei gripsmäßig so hell wie ein Tunnel. Falls das komisch sein soll, ist es leider nicht mein Humor. Insgesamt wird ein Klischee eines alten, leicht verwahrlosten, eigenbrötlerischen Mannes, grau in grau, entworfen und das nicht aus einer emphatischen, zugewandten Haltung heraus, sondern von oben herab, zu humoristischen Zwecken - der kauzige alte Ossi, der zeigen soll, dass man im Osten ja doch was erleben konnte, auch wenn er gripsmäßig eher so hell wie ein Tunnel ist.

Auch stilistisch konnte ich mit den vielen seltsam gestelzten Bildern und Vergleichen, wie etwa - schwitzt wie Pudding beim Picknick - wenig anfangen.

Ich habe gerade zwei hervorragende Romane, von Constanze Neumann und Sabine Rennefanz gelesen, die sich thematisch mit der DDR auseinandersetzen. Dagegen war im Vergleich Heinz Labensky leider eine Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Kurzweiliger britischer Cosy Crime Krimi zum Miträtseln

Das Mörderarchiv
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Annie Adams, bisher etwas glücklose Krimiautorin staunt nicht schlecht, als sie sich plötzlich mitten in einer echten Mordermittlung befindet. Ihre wohlhabende Großtante Frances hat sie überraschend als ...

Annie Adams, bisher etwas glücklose Krimiautorin staunt nicht schlecht, als sie sich plötzlich mitten in einer echten Mordermittlung befindet. Ihre wohlhabende Großtante Frances hat sie überraschend als Erbin eingesetzt. Doch bevor es zu einem Treffen der beiden kommt, wird Tante Frances tot aufgefunden. Zuvor hat sie eine Anweisung im Testament hinterlassen: wer ihren Mord aufgeklärt, soll Alleinerbe werden.

Eine mysteriöse Jahrmarkts-Weissagung aus Frances Jugend durchzieht die Geschichte. Tante Frances hat daraufhin 60 Jahre in einem eigenen Archiv Akten über zahlreiche Bewohner des Ortes und Familienmitglieder angelegt, um die Weissagung zu entschlüsseln und ihrem eigenen Mörder zuvor zu kommen.

Es kommen zahlreiche Verdächtige ins Bild von denen jede:r ein Motiv zu haben scheint. Klassisch sind die Hinweise und Verwirrungen, so enthält beispielsweise die Weissagung einen Vogel, während zwei Figuren der Geschichte Nachnamen mit Vogelbezug haben.

Genau genommen werden zwei Morde im Roman behandelt. Zum einen der von Tante Frances, zum anderen das 60 Jahre zurückliegende Verschwinden ihrer Freundin Emily. Emily Sparrow, Jugendfreundin von Frances und Rose, als Mädchen-Trio, ist mysteriös verschwunden. Hat der Mord an Frances mit Emilys Verschwinden zu tun?

Die Mordermittlung begleiten wir aus Annies Perspektive, die immer wieder mit Rückblicken in die Zeit um Emilys Verschwinden vor 60 Jahren ergänzt wird. Geschickt verwebt die Autorin die Perspektive Frances‘ in ihrem alten Tagebuch mit der Gegenwart und entwirft so ein kurzweiliges Krimierlebnis zum Miträtseln.

Im Mittelteil verliert sich die Geschichte ein wenig zwischen all den Verdächtigen, nimmt zum Ende jedoch wieder Fahrt auf.

Ich habe diese britische Cosy-Crime-Geschichte sehr genossen, sie hätte nach meinem Geschmack jedoch noch etwas mehr Tempo und Humor haben können.

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