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Veröffentlicht am 09.10.2017

Die düstere Vergangenheit der Sklaverei Amerikas

Underground Railroad
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"Die Menschen tragen Ketten und sind Sklaven; aber sie sind nicht geboren, es zu sein, und haben die Hoffnung nicht verloren, wieder frei zu sein." (Matthias Claudius)
Cora arbeitet ebenso wie ihre Großmutter ...

"Die Menschen tragen Ketten und sind Sklaven; aber sie sind nicht geboren, es zu sein, und haben die Hoffnung nicht verloren, wieder frei zu sein." (Matthias Claudius)
Cora arbeitet ebenso wie ihre Großmutter auf der Randall Farm, für sie gab es nie etwas anderes, als Sklavin sich auf Plantagen zu schinden. Eines Nachts flüchtet dann Coras Mutter von der Farm und lässt ihre Tochter alleine bei ihrer Mutter zurück. Cora kann nicht nachvollziehen, warum sie, sie ganz alleine gelassen und nicht mitgenommen hat. Nach dem Tod des alten Plantagenbesitzer Randall wird die Farm an seine Söhne vermacht, die diese genauso herzlos weiterführen. Unter unerträglichen Bedingungen müssen die Sklaven der Randalls Bauwolle säen und ernten. Doch eines Tages tritt Caesar an Cora heran und offenbart ihr das er flöhe und sie mitnehmen möchte. Erst verneint Cora diesen Vorschlag, den selten ist einem Sklaven so eine Flucht gelungen und wenn man sie gefasst hätte, wäre dies ihr Todesurteil gewesen. Ein paar Tage später wusste Cora das, wenn sie jetzt nicht flieht, dies ihr Leben lang bereuen würde. Zusammen wollen sie mit der Underground Railroad in ein neues Leben fliehen. Dabei wird Ridgehead einer der berüchtigten Sklaveneintreiber, die beiden unerbittlich verfolgen, um sie an Randall auszuliefern, den dieser hat ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Es beginnt eine abenteuerliche Reise bei denen sie heldenhafte Bahnhofswärter, Kopfgeldjäger und Leichendieben begegnen und überall lauern Gefahren. Werden sie ihre Freiheit wirklich finden?

Meine Meinung:
Mit Colson Whitehead ist hier ein fiktiver Roman erschienen, der die qualvolle Wirklichkeit der Sklaven in den USA widerspiegelt. Zur Vorlage nahm sich der Autor mehrere Slave narrative Vorlagen und gestalte damit einen fiktiven Roman, den es so nicht gab. Aber wenn man dieses Buch gelesen hat, kann man sich gut vorstellen, das es so gewesen sein könnte. Das Netzwerk der Underground Railroad gab es in Wirklichkeit, mit dieser wurden tatsächlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts Sklaven zur Flucht verholfen. Der Schreibstil ist sehr gut, schade nur das dem Buch ein wenig die Emotionen fehlen, trotzdem hat es mich zu tiefst bewegt. Entsetzt hat mich auch, das ab dem Jahr 1776, 460 000 Sklaven in die USA verschleppt und als billige Arbeitskräfte gehalten wurden. Ich denke dabei immer an eine damalige Fernsehserie Roots bei denen dies auch drastisch geschildert wurde. Selbst heute noch muss die schwarze Bevölkerung mit vielen Benachteiligungen in der ganzen Welt, vor allem aber in den USA leben. Deshalb auch stellvertretend dieses Buch, für alle jene Sklaven, die bisher ihr Leben lassen mussten. Ausgezeichnet wurde es mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer Preis 2017. Ein Buch, das man gelesen haben sollte und von mir 5 von 5 Sterne bekommt.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Das Geheimnis meines Bruders

Schmidt ist tot
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"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nur mangelhaft verstehen." (Paul Schibler)
In Luxemburg erhält der grippeerkrankte Patrick Schmidt einen eigenartigen Anruf von einem Wiener Polizisten ...

"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nur mangelhaft verstehen." (Paul Schibler)
In Luxemburg erhält der grippeerkrankte Patrick Schmidt einen eigenartigen Anruf von einem Wiener Polizisten mit Namen Müller. Er erwähnt das sein Bruder René tot ist, für nähere Umstände wie er zu Tode gekommen wäre, müsse Patrick nach Wien kommen. Patrick der von seinem Bruder schon einiges an Späßen gewöhnt ist, denkt, er mache einen Scherz mit ihm und René will ihn so nach Wien locken. Dann entschließt er sich jedoch, doch nach Wien zu reisen, um zu sehen, was passiert ist. In Wien angekommen wird das ganze jedoch zu einem verwirrenden Spiel, zum einen ist Müller nicht zu Termin erschienen. Zu dem wird er von der Polizei beschattet und dann taucht auch noch der suspekte Herr Süß auf und was ist mit diesem Leonhartsberger, kann man ihm trauen? Schmidt erfährt das René Drogen besaß und er als Waffenhändler und Terrorist entlarvt wurde. Danach habe er angeblich in der Haft Selbstmord begangen hat. Als er in Renés Wohnung mehr erfahren über ihn erfahren will, trifft er dort auf Verena Engl, die Exfreundin seines Bruders. Sie glaubt nicht an einen Selbstmord, sondern denkt, das René etwas zugestoßen ist. Doch dann nimmt Müller mit Patrick Kontakt auf, er erzählt ihm die ganze Wahrheit und von nun an ist Schmidt in große Gefahr. Findet Patrick heraus, was mit René passiert ist?

Meine Meinung:
Von dem Luxemburger Raoul Biltgen kannte ich zuvor nur einen Kurzkrimi. Hier nun hat der Autor einen sehr verwirrenden, subtilen Noir Krimi geschrieben. Am Anfang hatte ich ein bisschen gebraucht um in das Buch zu kommen, da die Sprache doch sehr speziell ist. Aber dann nahm die Geschichte immer mehr an Tempo zu und ich fühlte mich immer wohler, so das ich weiterlesen musste. Durch die recht kurzen Kapitel lässt sich das Buch sehr gut lesen, auch wenn die Sprache vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Die sehr verworrene Handlung, die den Leser einlädt selbst mitzuraten, wird erst im zweiten Drittel etwas besser. Immer wieder hinterfragte ich mich, was mit Schmidt wirklich passiert ist und es bleibt für den Leser offen bis zum Ende. Das Einflechten der Vergangenheit der Brüder, aber auch der Gedankenwelt von Patrick, bei der man das Gefühl hat, die beiden würden kommunizieren, macht das ganze noch verworrener. Dabei nimmt die ganze Geschichte immer mehr an Fahrt auf, bis sie dann am Schluss das große Geheimnis lüftet, das mich doch sehr erstaunt hat. Ich selbst würde diesen Roman vom Inhalt her eher als Krimi einstufen und gebe ihm 5 von 5 Sterne für die gute Umsetzung.

Veröffentlicht am 05.10.2017

John Benthien in Nöten und die tote Frau vom Baum

Sturmläuten
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"Konflikte entstehen oft im gegenseitigen Verschweigen." (Otto Baumgartner-Amstad)
Auf der Halbinsel Holnis wird die verweste Leiche einer Frau in einem hohlen Baum gefunden. Das wäre ja für Hauptkommissar ...

"Konflikte entstehen oft im gegenseitigen Verschweigen." (Otto Baumgartner-Amstad)
Auf der Halbinsel Holnis wird die verweste Leiche einer Frau in einem hohlen Baum gefunden. Das wäre ja für Hauptkommissar John Benthien und sein Team nichts Besonderes, würde dieser Baum nicht im Garten von Karins Eltern stehen. Ausgerechnet Exfreundin Karin bittet dann auch John um Hilfe. Auch wegen Tochter Celina, die mit ihrer Freundin aus dem Internat abgehauen und in eine schwierige Situation geraten ist. Doch es soll noch dicker kommen für John Benthien, den wenige Tage später findet man Karins Leiche. Sie wurde erschlagen im Gartenteich vorgefunden und John war einer der wenigen, die zuletzt mit ihr gesprochen, bzw. gestritten hat. Deshalb wird er auch von seinem Kollegen Smythe-Fluege verdächtigt und dieser will ihn deshalb verhören und evtl. auch festnehmen. Jedoch in Haft kann John seinen Fall nicht lösen und schon gar nicht Karins Mörder finden. Natürlich glauben Johns anderen Kollegen alle an dessen Unschuld und helfen ihm sich zu verstecken. Währenddessen versuchen Fitzen und Lilly Johns Widersacherin Jablonsky zu finden, den sie könnte zum einen eine wichtige Zeugin, zum anderen gefährlich für John sein. Wird John den wahren Mörder von Karin finden?

Meine Meinung:
Danke an Nina Ohlandt, die so freundlich war, mit ihr Buch zum Lesen zukommen zu lassen. Mit "Sturmläuten" kommt hier einer der persönlichsten Fälle von John Benthien auf den Leser zu. Für mich war es das 4 Buch, das ich von der Autorin gelesen habe und jedes Mal bin ich wieder neu fasziniert von den Ermittlungen die John und sein Team führen. Sehr ausführlich und detailliert bis ins Kleinste nimmt die Autorin den Leser mit auf die Suche nach dem oder den Tätern. Auch in diesem Band hat es das Team nicht nur mit einem, sondern gleich mehreren Fällen zu tun. Inzwischen habe ich auch kein Problem mehr mit den Namen der Ermittler und kenne sie sehr gut. Auch das Privatleben von John, bei dem inzwischen Kollegin Lilly Velasco eine Rolle spielt, wird hier etwas mehr vertieft. Schön ist es auch immer wieder das die Autorin Johns Vater Ben mit in ihre Geschichte einfließen lässt. Mit Kollege Smyhe-Fluege bin und werde ich sicher nicht mehr warm werden. Wundervoll sind auch immer die ausführlichen Beschreibungen der Orte rund um die Nordsee. Ob es die Insel Holnis oder Hallig Hooge ist, man hat das Gefühl wie hier, mitten im Sturm dabei zu sein. Bei den Büchern von Nina Ohlandt kann man auch gut diesen Krimi lesen, ohne das man die ersten Teile kennt, den sie sind einzeln abgeschlossen. Ein Krimi, bei dem ich wieder wunderbar miträtseln konnte und wo ich das Ende dann doch total überraschte. Deshalb freue ich mich schon auf den nächsten Fall von John Benthien und vergebe 5 von 5 Sterne für dieses Buch.

Veröffentlicht am 02.10.2017

Die Liebe geht auch bei Veganern durch den Magen

Alles Tofu, oder was?
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“Wenn der moderne Mensch die Tiere, deren er sich als Nahrung bedient, selbst töten müsste, würde die Anzahl der Pflanzenesser ins Ungemessene steigen.” (Christian Morgenstern)
Bei der 35-jährigen Dana ...

“Wenn der moderne Mensch die Tiere, deren er sich als Nahrung bedient, selbst töten müsste, würde die Anzahl der Pflanzenesser ins Ungemessene steigen.” (Christian Morgenstern)
Bei der 35-jährigen Dana und alleinerziehenden Mutter von Tochter Leonie kommt es ganz dicke. Nachdem sie Freund Paul ein wunderbares Liebesdiner kredenzen wollte, bezeichnet er sie als Ökoschlampe und macht sich aus dem Staub. Dana ist fassungslos, hatte sie doch eher einen Antrag als das Ende ihrer Beziehung erhofft. Aber leider ist das noch nicht alles, den sie bekommt wenig später auch noch die Kündigung ihres Restaurants und der darüber liegenden Wohnung. Eine Immobilienfirma möchte die Mieter loswerden, weil in der Gegend neu gebaut werden soll. Dana ist fassungslos, sie hat doch schon genug Probleme, seit sie ihr Restaurant mithilfe ihres vietnamesischen Kochs Hung Tai auf vegane Gerichte umgestellt hat und nur noch Stammgast Philipp erscheint. In Form von Maklerin Frau Müller-Mertens bekommt sie dann auch noch eine Frau die mit allen Mitteln versucht das Restaurant zu sabotieren. Da gibt es dann nicht nur Kakerlaken in Danas Speisekammer, nein sie hetzt ihnen auch das Gewerbeaufsichtsamt auf den Hals und stellt den Strom ab. Zu dem taucht auch noch ihr Vater Hermann in seinem Elektrorollstuhl auf und will bei Dana einziehen, weil ihn seine Frau vor die Türe gesetzt hat. Was für ein Glück das es Freund Eddy und Stammgast Philipp, gibt die ihr aus der Misere helfen und zu guter letzte Hung Tais Liebesmenü der zum großen Durchbruch des Bistro Paradies verhilft.

Meine Meinung:
Wieder einmal ein aberwitziger Roman aus den Federn von Ellen Berg, hier gesprochen von Tessa Mittelstaedt. Ihre warmherzige Stimme hat das Hörbuch dann auch zu einen wirklichen Erlebnis gemacht. Zwar wird die vegane Küche und die ökologische Lebensweise von Dana ein wenig übertrieben, aber gerade das macht den Humor bei diesem Buch aus. Die Charaktere in diesem Roman sind alle, bis auf wenige Ausnahmen, recht liebenswürdig. Vor allem haben mich die nette Sprechweise von Hung Tai ihrem vietnamesischen Koch und die aufgeweckte Leonie absolut begeistert. Aber auch die nicht gerade wohlgesonnene Maklerin Müller-Mertens mit ihren Intrigen und Vater Hermann, der Dana im Kampf gegen die Immobilienfirma unterstützt sind einfach klasse. Zwar ist die Thematik recht simpel und einfach, aber dem Humor tut das ja keinen Abbruch. Im Gegenteil für mich war dieses Hörbuch ein wahres Vergnügen, so das ich die 448 Minuten in einem Tag zu Ende gehört habe. Wer gerne lacht, kein Problem mit Veganern, ökologischer Lebensweise und das man, die ein wenig übertrieben darstellt hat, für den könnte diese Hörbuch genau das richtige sein. Von mir jedenfalls gibt es 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Gott und die Liebe können die größten Wunden heilen

Unter dem Mitternachtsmond
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"Deine Wunden werden durch die Heilung zu einem kostbaren Besitz, zu kostbaren Perlen." (Hildegard von Bingen)
Mit gerade mal Ende zwanzig hat Patrick seine Frau durch einen Unfall verloren und fast an ...

"Deine Wunden werden durch die Heilung zu einem kostbaren Besitz, zu kostbaren Perlen." (Hildegard von Bingen)
Mit gerade mal Ende zwanzig hat Patrick seine Frau durch einen Unfall verloren und fast an diesem Verlust zerbrochen, wäre da nicht sein 7-jähriger Sohn Leo gewesen. Darum sucht er für sich und Leo nun eine ruhige, möglichst einsame Gegend wo sie nun wohnen werden. Da ergibt es sich das Chiara ihm vom Gutsbesitzer Waldemar erzählt, der eine Wohnflügel zu vermieten hat. Schnell werden sich beide einig und Patrick zieht mit Leo in den Gutshof. Er wäre auch sehr glücklich wäre da nicht seine rasende Nachbarin, die ihm mit dem Auto entgegenkommt. Patricks Skepsis ist geweckt, nur sehr vorsichtig nähert er sich der Nachbarin, ganz im Gegenteil zu Leo bei dem Debora sofort sein Herz erobert. Doch der überbehütende Vater bleibt weiter kühl und unnahbar, auch wenn Debora sehr freundlich und fürsorglich sich um ihn, Leo, und Waldemar kümmert. Aber Debora hat auch andere Seiten, die Patrick auffallen, z. B. ihr Chaos im Atelier, die Unstrukturiertheit und Unruhe bei der Arbeit, bei der er vom Fenster aus zusehen kann. Sonderbar ist auch das er sie jede Nacht um Mitternacht in ihrem Garten beobachtet. Was für ein Geheimnis hat diese Frau zu verbergen, zu der sich Patrick immer mehr hingezogen fühlt?

Meine Meinung:
Dies ist der dritte Band von Elisabeth Büchles Winterbüchern, von denen es für mich die zweite war. Ich hatte mich schon sehr gefreut, da mich ihr letztes Buch "Unter dem Sternenhimmel" schon sehr begeistert hat. Auch bei diesem Buch hat mich die Autorin nicht enttäuscht, sofort war ich von der Geschichte um den jungen Witwer mit seinem Sohn fasziniert. Wieder einmal ist der Schreibstil wunderbar, romantisch, emotional, melancholisch, aber auch durchaus auch humorvoll. Einmal angefangen konnte ich das Buch dann auch nicht mehr weglegen. Die Botschaft, die uns die Autorin in dieser Geschichte wieder einmal mitgibt, ist beeindruckend und hat mich tief bewegt. Auch die Protagonisten waren mir sofort sympathisch, was ich aber auch nicht anders erwartet hatte bei Elisabeth Büchles Buch. Das Cover passt wie schon bei den anderen beiden Büchern sehr gut. Auch erleben wir kurz ein Wiedersehen mit Noa und Jonas aus dem Vorband. Diese warmherzige Liebesgeschichte ist genau das richtige für eine kalte Winternacht und einem Glas Apfel-Zimt-Punsch, bei dem das Rezept am Ende des Buches zu finden ist. Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen, der gerne Liebesgeschichten mit guten Werten und einer christlichen Botschaft mag, dieses zu lesen. Von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.