Böse Zwillinge
Nova und Avon 1: Mein böser, böser ZwillingLiebe Daffy,
heute kommt ein ganz verhexter Brief zu dir. Nova ist da ein kleines Zauber-Malheur passiert und auf einmal hat sie einen bösen Zwilling. Doch schön der Reihe nach. Worum geht es überhaupt? ...
Liebe Daffy,
heute kommt ein ganz verhexter Brief zu dir. Nova ist da ein kleines Zauber-Malheur passiert und auf einmal hat sie einen bösen Zwilling. Doch schön der Reihe nach. Worum geht es überhaupt? Ich spreche von Tanja Voosens „Nova und Avon: Mein böser, böser Zwilling“, das 2017 im Carlsen Verlag erschienen ist.
Inhalt
Die Neuntklässlerin Nova möchte nur eins: dazu gehören. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man berühmte Eltern hat, die ausgerechnet eine Wissenssendung über Übernatürliches moderieren, zusätzlich keine Freunde hat und von der Oberzicke der Schule immer wieder gepiesackt wird. Da ist es nur noch das i-Tüpfelchen, als Nova für ein Schulprojekt auf den hiesigen Jahrmarkt gehen soll, denn dort halst sie sich im Wahrsagerinnenzelt einen Fluch auf. Um den wieder loszuwerden, tut Nova sich mit einer Schulkameradin zusammen. Jetzt hat Nova endlich eine Freundin, doch beim Versuch, den Fluch von ihr zu lösen, gelingt es den beiden nur, Nova weiter zu verfluchen und ihr einen bösen Zwilling herbei zu zaubern, der in den ungünstigsten Augenblicken auftaucht und Unheil stiftet.
Eine magische Geschichte
Kaum hatte ich das Buch im Buchladen gesehen, stand fest, ich muss es lesen. Das von Petra Hämmerleinova gestaltete Cover ist der absolute Hingucker und macht mir riesengroße Freude, sobald ich es nur im Regal sehe. Sie hat sehr viele Details der Geschichte schon im Cover versteckt, was ich immer mehr als gelungen finde.
Doch konnte das Buch halten, was ich mir im Buchladen gewünscht habe? Du wirst es schon an meiner Wertung gesehen habe, dass die Geschichte und ich nicht zusammen gehören. Das mag wahrscheinlich auch zu einem Großteil daran liegen, dass Nova und ich alterstechnisch doch einige Jahre auseinander liegen und mich ihre Probleme nicht mehr ganz so schockieren – habe ich das doch alles schon hinter mich gebracht. Hier möchte ich später zu einem Punkt kommen, der mir aber ganz ausgezeichnet gefallen hat. Doch zunächst sollte ich erklären, warum Nova und ich nicht so gut harmonierten.
Nova ist typisch pubertär, was grundsätzlich nichts ist, was in einem Jugendbuch nicht irrsinnigen Spaß zu lesen machen kann. Sie wünscht sich eine beste Freundin, Anerkennung von den coolen Mädchen und dass ihr Schwarm sie endlich wahrnimmt. Außerdem sind die Eltern natürlich ober-peinlich und die Schule ätzend. Nova hat es voll erwischt, die Arme. Die Zeit ist wirklich nicht einfach und ich weiß, ich hätte mich in ihrem Alter total gut mit ihr identifizieren können.
Doch leider kommt dann ein Wesenszug dazu, der mich doch gestört hat. Nova beschwert sich in einer Tour darüber, dass sie allein ist und niemand sie mag und schätzt – lästert aber über alles und jede/n und ist somit wenig sympathisch. Wieso sollten andere dann mit ihr befreundet sein wollen? Schüchtern sein und auch eine Außenwirkung haben, die missverstanden wird, sind Dinge, mit denen Introvertierte häufig zu kämpfen haben. Sich aber für rein gar nichts begeistern zu können, außer für ihren Wellensittich, macht es für die anderen Jugendlichen nicht einfacher, mit Nova eine Wellenlänge zu suchen und finden. Das hat mich als Leserin auch nicht gerade gern Zeit mit Nova verbringen lassen.
Zusätzlich dazu hat mich der Klappentext in die Irre geführt. Der böse Zwilling namens Avon taucht erst nach über der Hälfte des Buches auf und ist auch nicht wirklich böse, sondern extrovertiert. Klar, es gibt Szenen in denen Avon Dinge tut, die hinterhältig und gemein sind. Doch zunächst ist sie einfach nur genau die, die Nova gern wäre: ein aufgeschlossenes Mädchen, das sich Dinge traut.
Was mich zu dem eben angesprochenen Punkt führt. Avon taucht immer dann auf, wenn Nova wütend ist oder sich missverstanden fühlt; dann ist der Zwilling da und tut das, zu dem Nova der Mut fehlt. Ich hatte Avon dadurch immer als ein Sinnbild für die Pubertät im Kopf. Durch Avon lernt Nova sich selbst und das, was sie sich erträumt besser kennen und macht das nicht die Pubertät aus – Veränderung? Außerdem rastet Avon teilweise völlig aus dem Nichts aus und wir erinnern wohl uns alle an emotionale Ausbrüche, die wie ein Kartenhaus über uns zusammenbrachen. In der Hinsicht gefallen mir Nova und Avon als Kombination richtig gut!
Bleibt die Frage, warum ich der Geschichte nur zwei Sterne geben möchte, wenn ich doch nur nicht mit der Figur warm werde und das Thema Pubertät total kreativ umgesetzt wurde. Ich weiß einfach nicht, wem ich das Buch so richtig empfehlen kann. Ganz sicher ist es in der Zielgruppe der jüngeren Jugendlichen mit 10-13 Jahren richtig aufgehoben. Sie können sich mit Nova und ihren Problemen bestimmt hervorragend identifizieren und finden die Konfliktlösung im Gegensatz zu mir auch nicht zu schnell und einfach. Ich bin eine sehr geübte Leserin und entspreche bei Weitem nicht mehr dem Alter der Zielgruppe. Doch Jugendbücher sind einfach mein Wohlfühlort. Ich kann mit ganz vielen ProtagonistInnen mitfühlen, obwohl wir an unterschiedlichen Stationen unseres Lebenswegs stehen, doch mit Nova bin ich doch zu weit auseinander. Dazu kommt, dass das Buch mit dreihundert Seiten schon ein ordentlicher Stiefel für die doch noch nicht allzu lese-erprobten jungen LeserInnen ist für die ich die Geschichte an sich empfehlenswert finde.
Ich kann nur raten, mal rein zu lesen und zu schauen, ob der Schreibstil und Humor von Tanja Voosen genau dem eigenen Geschmack entspricht. Es gibt schließlich für jedes Buch genau die richtigen LeserInnen und vielleicht ist diese Geschichte eher deine, als meine.
Deine Daisy