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Veröffentlicht am 20.05.2022

Mehr als ein unterhaltsamer Road Trip

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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Pedro, in dritter Generation Postbote in Yaiza auf Lanzarote, hat dank Internet kaum noch Post, die er zustellen kann. Dann verlässt ihn Carlota, seine große Liebe und nimmt den gemeinsamen Sohn Miguel ...

Pedro, in dritter Generation Postbote in Yaiza auf Lanzarote, hat dank Internet kaum noch Post, die er zustellen kann. Dann verlässt ihn Carlota, seine große Liebe und nimmt den gemeinsamen Sohn Miguel mit aufs Festland, nach Barcelona.

Sein Kumpel Tenaro ist ein arbeitsloser Fischer ohne Boot und dann taucht plötzlich Amado auf, ein Flüchtling aus Afrika, der es bis nach Lanzarote geschafft hat.

Alle drei Männer haben nichts mehr zu verlieren und den Mut der Verzweifelten. Sie schmieden einen unglaublich verrückten Plan. Und vielleicht lösen sie auch noch das Geheimnis um einen marokkanischen Tisch und um einen blauen Ball.

Tja, auch wenn es sich jetzt so anhört wie die Geschichte eines völlig abgedrehten Roadtrips, geht es doch um viel mehr in „Der letzte Tag des Pedro Fernándo García“. Es ist keine Geschichte, die laut ist und vor Spannung nur so platzt und knallt.

Es ist mehr eine Reise ins Innenleben des Pedro Fernándo García und seiner ungleichen Freunde. Auch ist es eine Reise in die Familiengeschichte zu einem dunklen Geheimnis. All dies wird erst nach und nach klar. Zunächst werden in aller Ruhe Pedro, Carlota und der Sohn Miguel vorgestellt. Pedro, der mangels Post die meiste Zeit damit verbringt, Cafe con leche am Hafen zu trinken. Carlota, die gaaanz viel arbeitet und Miguel, das ein und alles von Pedro.

Und plötzlich bricht die heile Welt auseinander. Der Schmerz Pedros ist ganz deutlich spürbar, wie großartig Moritz Rinke diese Gefühle ausdrücken kann. Als Leser*in erlebt man die verschiedenen Traurigkeitsphasen der Hauptfigur mit und lernt dann auch Tenaro und irgendwann den sehr gebildeten Amado kennen.

Im Laufe der Geschichte werden einige Personen und Ereignisse vorgestellt, was mich zunächst ein wenig schwindelig gemacht hat. Man lernt die liebenswerten und weniger liebenswerten Macken der Menschen in Pedros Umfeld kennen. Zum Schluss wird aber aus all den kleinen Nebenschauplätzen und Erzählfäden, die gesponnen werden, etwas Ganzes. Es gibt Beschreibungen der Insel, Menschen, die ganz detailliert umrissen werden und was mich sehr berührt hat, ist die Liebe Pedros zu seinem Sohn. Dies wird mit jeder Handlung, jedes Gedanken Pedros klar und so erscheint dann am Ende auch der Plan einfach logisch und gar nicht so völlig verrückt.

Auch die beiden anderen wichtigen Figuren des Buches, Tenaro und Amado, bringt der Autor näher. Es wird klar, was ihre Ambitionen, ihre Sorgen und Hoffnungen sind. Und gleichzeitig schafft es Moritz Rinke, aktuelle Themen wie das Verdrängen der kleinen Fischer durch große Fischfangflotten und die Flüchtlingsströme aus Afrika mit in das Buch einzubringen. So beschreibt er, was Amado auf sich genommen hat, um nach Spanien zu kommen. Eine lebensgefährliche Reise durch die Sahara und über das Meer und den Aufenthalt im Lager. Dadurch kommt neben der eigentlichen Geschichte um Pedro noch eine politische Komponente hinein.

Es ist mal wieder ein ganz feines, leises Buch, dass seinen Zauber erst so nach und nach außen kehrt. Ich hatte etwas anderes erwartet aufgrund des Klappentextes, habe aber eine ganz bezaubernde Geschichte stattdessen gefunden. Ein Buch für diejenigen, die die leisen Töne mögen, aber auch eine Vorliebe für leicht schräge Typen und schräge Plots haben, denn zwischendurch wird es schon ein wenig verrückt und ich musste ein paar Mal laut lachen. Und es wird dann auch klar, warum das Buch „Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García“ heißt.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Freunde fürs Leben und darüber hinaus

Unerhörte Stimmen
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Schon auf den ersten Seiten hat mich die Geschichte oder vielmehr Elif Shafaks Sprache und ihre Art, eine Geschichte zu erzählen, in den Bann gezogen. Sie schreibt so herrlich ausufernd fantasievoll und ...

Schon auf den ersten Seiten hat mich die Geschichte oder vielmehr Elif Shafaks Sprache und ihre Art, eine Geschichte zu erzählen, in den Bann gezogen. Sie schreibt so herrlich ausufernd fantasievoll und gleichzeitig mit einem leicht ironischen Unterton, so dass es eine Freude ist, in die Erzählung einzutauchen.

Eine Leiche, die noch etwas mehr als zehn Minuten hat, um sich an ihr Leben zu erinnern und wie es passieren konnte, dass sie ermordet wurde. Jedes Kapitel beginnt mit einer Erinnerung Leilas, einem Geruch oder einem Geschmack und dann erzählt sie über einen wichtigen Abschnitt in ihrem Leben. Gleichzeitig beschreibt sie das Leben in der Türkei zu Leilas Lebzeiten. Man erfährt ganz viel über den zu dieser Zeit verbreiteten Aberglauben.

Leila musste einiges aushalten in ihrem Leben und wurde nicht gerade von Wärme umhüllt. Für die Wärme in ihrem Leben waren ihre fünf Freunde zuständig. Und das ist ein weiterer Punkt, der die Geschichte so lesenswert macht, diese besondere Freundschaft, die diese Menschen verbindet. Sie sind alle außerhalb der gesellschaftlichen Norm, ein erstes Band, dass sie miteinander verknüpft. Und ihre Freundschaft zu Leila ist ein weiteres Band ihrer Beziehung. Sie bilden eine Art Familie und geben Leila, aber auch einander Halt.

Sie versuchen mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, Leila angemessen die letzte Ehre zu erweisen. Und der Teil des Buches, in dem dies beschrieben wird, ist natürlich ernst, aber auch so abstrus, dass ich einige Male laut lachen musste.

Ein ganz wunderbares Buch!

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Harte Schale, weicher Kern

Iglhaut
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Iglhaut, eine Romanheldin wider Willen – eigentlich möchte sie nur in Ruhe arbeiten und vor sich hinleben. Doch, wie so oft, kommt es anders. Der Roman handelt von Iglhaut, eine leicht mürrische, aber ...

Iglhaut, eine Romanheldin wider Willen – eigentlich möchte sie nur in Ruhe arbeiten und vor sich hinleben. Doch, wie so oft, kommt es anders. Der Roman handelt von Iglhaut, eine leicht mürrische, aber dennoch liebenswerte Frau und ihrer Hausgemeinschaft.

So abweisend sie wirken möchte, gerade das macht das Liebenswerte an ihr aus, genauso wie die Komposition aus den Hausbewohnern und den zusätzlichen Akteuren und Akteurinnen, das Bild stimmig abrunden. Ein buntes Sammelsurium aus den verschiedensten Typen Mensch, die sich so in einem Mietshaus finden und mehr oder weniger gut zusammenleben.

Katharina Adler gelingt es gut, die kleinen Macken und Vorlieben der Menschen in diesem Haus zu beschreiben und die Verbindung jeder einzelnen Person zur Iglhaut zu knüpfen, damit am Ende ein rundes Gesamtbild entsteht. Die Figuren sind gut ausgemalt und als Leserin entwickelt man entweder Sympathie oder eine Abneigung, ausgewogen, wie im wahren Leben. Es ist schön zu lesen, wie sie zwar alle übereinander reden, aber zum großen Teil auch füreinander da sind. Das gibt dem Buch etwas Leichtes, Liebevolles.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Ein Buch über Mut und Veränderung

It's now
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"Darum geht es in diesem Buch: Um Geschichten, die zeigen, dass es anders geht. Um persönliche Erfahrungen, um konkrete Vorschläge und um Denkanstöße, wir wir Wandel gestalten können." Hiermit beschreibt ...

"Darum geht es in diesem Buch: Um Geschichten, die zeigen, dass es anders geht. Um persönliche Erfahrungen, um konkrete Vorschläge und um Denkanstöße, wir wir Wandel gestalten können." Hiermit beschreibt Janina Kugel gut, worum es in ihrem Buch geht.

„It’s now Leben, Führen, Arbeiten – Wir kennen die Regeln, jetzt ändern wir sie“ ist ein langer Titel, allerdings beschreibt er dieses Buch sehr gut, denn um Veränderungen anzustoßen, macht es Sinn zu wissen, wo man ansetzen muss. Es geht nicht darum, Regeln zu brechen, sondern Bestehendes an die geänderten Lebensrealitäten anzupassen.

Dabei ist es kein Handbuch, das Punkt für Punkt abgearbeitet werden kann. Es ist viel mehr ein persönlicher Erfahrungsbericht, der den persönlichen Karriere- und Lebensweg Janina Kugels und dem, was sie daraus gelernt hat, beschreibt.

Sie stellt Fragen, die sich vermutlich so einige Menschen stellen und auch ich mir stelle, was mir an dem Buch gut gefällt. So ist eines dieser Dinge bzw. eines dieser Themen die Veränderung der Arbeitswelt, etwas das dringend notwendig ist, um eine wirkliche Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen und Arbeit auch gerechter zu machen, Stichwort Gender Pay Gap. Nicht zu vergessen, dass Arbeit dann auch noch im besten Falle Freude bereiten und einen Sinn haben sollte. Das beschäftigt nicht nur die Gen Z, sondern auch die Gen X.

Die Themen im Buch werden angerissen bzw. es sind Denkanstöße. Auf knapp 250 Seiten passt nicht alles, was es dazu zu sagen gibt, von daher fehlt eine genaue Ausgestaltung. Aber es soll in meinen Augen auch keine Anleitung sein, wie es richtig ist, sondern nur eine Anregung, denn was in einem Großkonzern funktioniert, funktioniert nicht zwangsläufig in einem kleinen mittelständischen Unternehmen. Genauso hat jede:r von uns eine andere Lebensrealität und andere Möglichkeiten und dass weiß Janina Kugel auch. Es ist nicht so, dass sie sich ihrer Privilegien nicht bewusst wäre und das gefällt mir auch. Aber es zeigt, dass sich Mut zur Veränderung lohnt und dass es sich lohnt, einen anderen Weg zu gehen, den eigenen Weg.

Es ist ein Buch, das Mut macht, dazu aufruft, mutig zu sein und Fragen zu stellen, Veränderungen anzustoßen. Es sind oftmals Kleinigkeiten, die einen Unterschied machen können und etwas in Ganz setzen. So habe ich dieses Buch gelesen und nicht jede:r wird genau diesen Weg gehen können und wollen. Die Veränderungen und Herausforderungen variieren, genauso wie die Lebensumstände, aber die Botschaft des Veränderungswillens ist es, die es ausmacht und das gemeinsame Arbeiten daran kann hoffentlich dazu führen, dass das Erreichen von Zielen wie zum Beispiel Bildungsgerechtigkeit näher rücken.

„It’s now“ ist ein sehr positives Buch, ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

51 persönliche Berichte von Frauen* über Sex

Was wir lieben
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Lucy-Anne Holmes hat von 51 Frauen Antworten zum Thema Sex bekommen. Woran denken sie? Was erfüllt sie? Was nicht? Was hat dazu geführt, dass sie so empfinden? Es ist eine Sammlung von 51 ganz persönlichen ...

Lucy-Anne Holmes hat von 51 Frauen Antworten zum Thema Sex bekommen. Woran denken sie? Was erfüllt sie? Was nicht? Was hat dazu geführt, dass sie so empfinden? Es ist eine Sammlung von 51 ganz persönlichen Antworten zum Thema Sex. Der Begriff Frauen umfasst heterosexuelle, bisexuelle und lesbische Frauen, aber auch pansexuelle und trans Frauen in diesem Buch. Auch gibt es Beiträge nicht-binärer Menschen.
Das Buch ist in einen einleitenden Teil, das Kapitel Loslassen, das Kapitel Tabu, das Kapitel Fake und das Kapitel Vorspiel unterteilt. Jede der persönlichen Geschichten ist mit einer besonderen Illustration versehen. Es sind ganz unterschiedliche Künstler, die diese Illustrationen angefertigt haben.
Nach dem ersten Teil („Tabu“ und „Loslassen“) war ich ein wenig lost. Mir fehlte eine Einleitung, ein paar moderierende Sätze, um in das Buch und seinen Sinn hineinzufinden. Die Illustrationen verdeutlichen jeweils die einzelnen Geschichten der Frauen
und es gibt besondere Sätze aus den Berichten, die als Zitat hervorgehoben werden. Die anderen Abschnitte „Fake“ und „Vorspiel“ gingen in dem Stil weiter, allerdings habe ich sie anders gelesen.
Ich habe mich mehr darauf eingelassen und jede Geschichte für sich gelesen, auch gar nicht unter den jeweiligen Schlagworten. Die Frauen* berichten vom Einfluss der Erziehung, Religion und Kultur auf ihre Sexualität. Auch Missbrauch kam immer wieder vor in diesen Berichten und das ging schon ans Eingemachte. Es macht mich immer wieder fassungslos, wie häufig es dies gibt und wie vielen es als Kind zugefügt wird. Umso mehr zolle ich den Menschen, die dies sichtbar machen Respekt.

Gut hat mir der sehr offene Umgang mit den genannten Themen gefallen und auch die teilweise selbstkritische und selbstbewusste Art derjenigen, die ihre Erfahrung geteilt haben. Die weibliche Sichtweise auf Pornos ist auf jeden Fall interessant und wie die Erziehung zum „du musst gefallen“ auch oftmals das Sexleben beeinflussen kann. Sex nachdem ein Kind da ist, wurde auch thematisiert und auch wie unterschiedlich die Menschen damit umgehen.
Die Illustrationen helfen in der Tat noch einmal mehr über das Geschriebene nachzudenken, allerdings wäre mir insgesamt ein wenig Moderation lieb gewesen. Eventuell angereichert mit Statistiken z. B. zu bestimmten kulturellen Themen. Insgesamt ist es ein interessantes Thema und durchaus lesenswert, allerdings mit den genannten Abstrichen.

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