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Veröffentlicht am 14.12.2024

Zuversicht üben

Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht
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Wenn wir morgens die Zeitung aufschlagen, Radio hören oder im Internet surfen, stellt sich oftmals die Frage, wie wir angesichts der aktuellen Nachrichtenlage noch zuversichtlich sein können bzw. der nächsten ...

Wenn wir morgens die Zeitung aufschlagen, Radio hören oder im Internet surfen, stellt sich oftmals die Frage, wie wir angesichts der aktuellen Nachrichtenlage noch zuversichtlich sein können bzw. der nächsten Generation eine optimistische Grundeinstellung mitgeben können. Gabriele von Arnim hat ihren Enkeln einen Brief geschrieben, in dem es genau darum geht, wie sie die Kunst der Zuversicht erlernen können – Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht.

Es gibt Bücher, da möchte ich jeden Satz auswendig lernen, diese Sätze verinnerlichen und nicht immer nachschlagen müssen. „Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht“ ist ein solches Buch.

Wie viele von uns denke ich immer wieder darüber nach, was für eine Welt wir unseren Kindern und deren Kindern hinterlassen werden. Werden wir dem Generationenvertrag, in dem die ältere Generation verspricht, der nächsten Generation eine bessere Welt zu hinterlassen, gerecht? Sind wir nicht gerade dabei, auf Kosten der Kommenden zu leben und keine Verantwortung für dieses Tun zu übernehmen? Eine Frage, die sich auch die Autorin stellt.

Und gleichzeitig sieht sie ein Licht am Ende des Tunnels, ein Licht namens Zuversicht. Zuversicht kommt nicht von allein, man muss etwas dafür tun und wir als ältere Generation legen die Grundlage dafür, schaffen Vertrauen und geben Nähe.

Ich mag es, wie sie an ihre Enkel schreibt, ihre Selbstzweifel zeigt und im Zwiegespräch mit ihnen ist, bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen, dass die Zukunft noch zu ändern ist, wenn wir und die kommenden Generationen nicht verzagen. Sie beschreibt die Schönheit im Kleinen und das was wir tun können, auch wenn wir nicht die großen Krisen einfach beenden können. Sie nennt Beispiele, gibt Buchtipps und zeigt, was ihr immer wieder hilft, sich in Zuversicht zu üben.

Es ist ein Brief, der zum Nachdenken anregt und den die Enkelkinder bzw. die Generation von Gabriele von Armins Enkelkinder erst richtig im Erwachsenenalter verstehen wird. Er gibt aber auch mir als Teil der Elterngeneration dieser kommenden Generation so viel, denn es ist an uns, den Grundstein zu legen für die Zuversicht, die es braucht, die Herausforderungen einer vielleicht nicht ganz so rosigen Zukunft anzunehmen. Auch wir müssen jeden Tag Zuversicht üben und zeigen wie es geht.

Dieser Brief gehört zu den Büchern bzw. Schriften, die Lust auf Zukunft machen, die Zuversicht geben.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Wenn alles zu viel wird

Die Wut, die bleibt
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Eine Frau steht beim Abendessen auf, geht auf den Balkon und springt.

Mit dieser krassen Szene beginnt Mareike Fallwickl ihren Roman "Die Wut, die bleibt". Danach ist nichts mehr, wie es war. Johannes ...

Eine Frau steht beim Abendessen auf, geht auf den Balkon und springt.

Mit dieser krassen Szene beginnt Mareike Fallwickl ihren Roman "Die Wut, die bleibt". Danach ist nichts mehr, wie es war. Johannes ist mit seinen drei Kindern allein, es ist die Hochphase der Corona-Pandemie und seine älteste Tochter ist mitten in der Pubertät. Doch Johannes trifft es gut, denn die beste Freundin seiner Frau, Sarah, kann einspringen und sich um die Kinder kümmern, so dass er sich weiterhin Vollzeit arbeiten gehen kann.

Und hier setzt Mareike Fallwickl an. Die ganze Sorgearbeit, das Kochen, Waschen, Kümmern um die Kinder und die Organisation der Familie ist auch heute noch zu großen Teilen auf den Schultern der Frauen. Sie arbeiten vielfach in Teilzeit oder gar nicht, um das alles gewuppt zu kriegen und die Corona-Zeit hat dies alles sichtbarer werden lassen.

Sarah versteht nach und nach, warum ihre Freundin Helene nicht mehr konnte und was der Fehler im System ist und wird wütend. Sie ist wütend, weil ihre Freundin tot ist und sie wird immer wütender auf dieses patriarchale Gefüge, in dem wir auch heute noch verwurzelt sind.

Auch Lola, die Tochter, ist wütend, weil ihr die Mutter fehlt und weil auch sie schon längst durchschaut hat, woran es in unseren Gesellschaften mangelt, dass die Gleichberechtigung noch längst nicht erreicht ist. Bei ihr gibt es eine sehr extreme Entwicklung, die aber zu dieser jungen, verletzten Protagonistin passt.

Und wenn man sich die aktuellen Entwicklungen in der Welt gerade anschaut, hat Mareike Fallwickl mit diesem Buch und ihrer Gesellschaftskritik voll ins Schwarze getroffen. Es ist krass, schmerzt beim Lesen und hat mich zurückgelassen, als ob ich einen Schlag in die Magengegend bekommen hätte. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Die breite Masse für nachhaltigeren Konsum begeistern

Das 60%-Potenzial
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Wie kann Marketing eigentlich dazu beitragen, dass nachhaltigere Produkte konsumiert werden?

Zwei, die ihre Gedanken dazu in einem Buch ausformuliert haben, sind Prof. Dr. Johanna Gollnhofer und Jan Pechmann. ...

Wie kann Marketing eigentlich dazu beitragen, dass nachhaltigere Produkte konsumiert werden?

Zwei, die ihre Gedanken dazu in einem Buch ausformuliert haben, sind Prof. Dr. Johanna Gollnhofer und Jan Pechmann. Sie haben gemeinsam das Buch "Das 60%-Potenzial" geschrieben und es geht darum, wie die breite Masse für nachhaltigeren Konsum begeistert werden kann. Und Marketing hat es ja hinbekommen, dafür zu sorgen, dass wir alle ordentlich konsumieren, als ob es kein Morgen gäbe. Da wird Marketing es wohl auch schaffen, unseren Konsum zwar nicht abzustellen, aber in nachhaltigere Bahnen zu lenken.

Hierfür reichen als Zielgruppe nicht die Kern-Nachhaltigkeitsfans, vom Autor*innenduo liebevoll Öko-Fans genannt, sondern es muss in die breite und träge Masse gehen, die circa 60 Prozent ausmacht, im Buch die 60% genannt. Die Öko-Muffel können dabei außen vor gelassen werden.

Bei den 60% sollte der Fokus liegen und der Frage, wie sie erreicht werden können. Darauf wird im Buch eingegangen. Wer ist denn diese Gruppe der 60%? Was ist wichtig für sie, wenn sie etwas kaufen? Wie will diese Gruppe angesprochen werden, worauf fährt sie ab in der Kommunikation?

Es gibt Hausaufgaben, nicht nur fürs Marketing, für die Unternehmen an sich. Nachhaltige Produkte dürfen heute nicht mehr im Öko-Look daherkommen, in grüne Verpackungen eingepackt sein und dazu noch viel teuerer als konventionelle Produkte. Nein, sie müssen anziehend, fresh sein. Nahrungsmittel wie veganes Eis müssen lecker sein und es muss einfach selbstverständlich sein, dass sie angeboten werden, nicht mehr mit dem Label, dass sie grün und nachhaltig sind. Dafür gibt's im Buch jede Menge Beispiele, z. B. haben es ja auch die deutschen Öko-Latschen bis nach Hollywood geschafft.

Das Buch gibt eine Lektion im Marketing, es erklärt, was wer zu tun hat und veranschaulicht das gut. Da sind zwei Marketing-Pros am Werk.

So gibt es Customer Insights, es werden Indikatoren für die sogenannte Öko-Falle definiert, die fünf wichtigsten Aufgaben für Marketing-Verantwortliche definiert und was das 60%-Potenzial für unterschiedliche Anspruchsgruppen wie zum Beispiel die Politik und die Nachhaltigkeitsabteilungen bedeutet.

Das Buch wird seinem Anspruch gerecht, einen Denkansatz zu bieten, wie über Marketing und ökologische Nachhaltigkeit neu gedacht werden kann und wartet mit guten Tipps auf. Mehr dazu gibt in der ausführlichen Rezension auf meinem Blog Das Buchzuhause, den Link packe ich heute mal zur Abwechslung in den Kommentar.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Das Kartenhaus bricht zusammen

Ein Sommerabend
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Es ist Sommer, die Stadt ist aufgeheizt und Étienne hat Johar und Rémi zu sich zu einem Abendessen eingeladen. Claudia, seine Freundin, wollte das ursprünglich nicht, bereitet jetzt aber ein Essen zu, ...

Es ist Sommer, die Stadt ist aufgeheizt und Étienne hat Johar und Rémi zu sich zu einem Abendessen eingeladen. Claudia, seine Freundin, wollte das ursprünglich nicht, bereitet jetzt aber ein Essen zu, für das sie stundenlang in der Küche steht.

Schnell kristallisiert sich heraus, dass es nicht um ein gemütliches Essen mit Freunden geht. Étienne möchte mit Johar über eine wichtige berufliche Angelegenheit sprechen und Johar muss just an diesem Abend eine wichtige berufliche Entscheidung treffen. Auch ihr Mann Rémi, der nach außen ganz entspannt wirkt, ist dabei, eine private Entscheidung zu treffen. Und Claudia, eine ganz ruhige Person, kämpft nicht nur mit einer wichtigen Entscheidung, sondern erleidet an diesem Abend einen fürchterlichen Verlust.

All das spielt sich hauptsächlich in den Köpfen der vier Personen ab und entwickelt sich in den Handlungen erst sehr langsam. Ein gelungenes Kammerspiel und ein Einblick nicht nur in die Gedanken der vier Protagonist*innen, sondern auch ein Spaziergang durch die französische Gesellschaft.

Ein gelungenes Debüt von Cécile Tlili!

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Französische Küche vegetarisch

La cuisine verte
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„La Cuisine Verte“ ist eines meiner Lieblingskochbücher, aus denen ich immer wieder etwas mache. Ich habe es schon seit 2014 und probiere immer wieder etwas Neues aus oder setze auf bewährte Klassiker ...

„La Cuisine Verte“ ist eines meiner Lieblingskochbücher, aus denen ich immer wieder etwas mache. Ich habe es schon seit 2014 und probiere immer wieder etwas Neues aus oder setze auf bewährte Klassiker wie Ratatouille. Meist mache ich es mit Reis oder Brot. Kürzlich habe ich Butter-Couscous entdeckt und bin davon begeistert.

Die Zutaten sind bis auf die Käsesorten gut erhältlich und können auch zum großen Teil veganisiert werden, was 2014 vielleicht noch nicht ganz so leicht war. Ein Plus ist bei den Zutaten, dass kaum Fertigprodukte genutzt werden, höchstens mal Blätterteig. Frische Zutaten und recht einfache Rezepte, die leicht gekocht werden können, machen das Buch aus. Es ist, wie die Autorin es beschreibt, die Alltagsküche ihrer französischen Familie, so dass man nicht auf dem Niveau eines Bocuse kochen können muss.

Gut gefällt mir, dass die Autorin immer mal wieder Querverweise zu anderen Rezepten einbaut bzw. Vorschläge macht, was gut dazu passt oder ob es Varianten gibt. Es gibt Rezepte aus den verschiedenen Regionen Frankreichs, so dass eine große Bandbreite abgedeckt wird.

Was fehlt bzw. nicht enthalten ist, ist die Rubrik Dessert. Allerdings mag ich zum Beispiel gar nicht so gerne Desserts, von daher fehlt es mir nicht bzw. möchte ich nach einem leckeren Essen eher einen Espresso und nicht etwas Süßes.

Für eine Neuauflage würde ich mir wünschen, dass sie noch ein paar vegane Gerichte hinzufügt und Alternativen zu Champagner, Rotwein usw. in den Rezepten nennt. Allerdings war es auch 2014 noch nicht ganz üblich, dies zu tun. Bei vielen Rezepten geht dann auch Apfelsaft oder alkoholfreier Wein, da gibt es mittlerweile ja auch eine ganze Reihe an Angeboten.

Insgesamt ist „La Cuisine Verte“ ein Kochbuch, das ich gerne hervorhole, um darin zu blättern und dann daraus zu kochen. Falls du also auch die vegetarische Seite unserer französischen Nachbarn kennenlernen möchtest, ist „La Cuisine Verte“ gut dazu geeignet!

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