Herzwärme in arktischer Kälte
KalmannDieses Buch hätte ich gern langsamer gelesen. Ich hätte gerne noch mehr Kalmann, noch mehr Island... ach, einfach noch mehr von allem gehabt!
Am Anfang habe ich nicht so richtig verstanden, worum es ...
Dieses Buch hätte ich gern langsamer gelesen. Ich hätte gerne noch mehr Kalmann, noch mehr Island... ach, einfach noch mehr von allem gehabt!
Am Anfang habe ich nicht so richtig verstanden, worum es im Buch eigentlich gehen wird. Kalmann ist ein erwachsener, aber durch seine Behinderung auch ein besonderer Mann. Er ist der Ich-Erzähler und mit ihm erlebt man als Leser nicht nur die Ereignisse in der Geschichte, sondern auch all seine Gedanken, die nicht immer bei der Sache bleiben, sondern abschweifen und noch so viel mehr offenbaren, als einen simplen Erzählstrang. Aufgewachsen ist Kalmann bei seiner viel-arbeitenden Mutter, erzogen wurde er deshalb von seinem Großvater, der ihm mehr beibrachte, als die Schule es konnte. Er kann jagen, über 500 Jahre alte Gröndlandhaie fangen, Gammelhai einlegen und weiß genau Bescheid über die Welt! Sein Leben im verschlafenen, isländischen Nest Raufarhöfn ist geregelt und gleichmäßig. Er hat seinen besten Freund Noí und Magga, die ihn regelmäßig in Großvaters Heim fährt. Sein amerikanischer Vater hat ihm ein paar wenige Dinge vermacht, unter anderem eine alte Mauser (Pistole), einen Sheriffstern und einen Cowboyhut, die Kalmann voller Stolz trägt. Er ist der Sheriff von Raufarhöfn.
Dieser Sheriff wird auch gebraucht, denn bei einem seiner einsamen Streifzüge durch die isländische Natur auf der Jagd nach einem unruhestiftenden Polarfuchs, stößt Kalmann auf eine Blutlache am Arctic Henge. In kürzester Zeit wird das verschlafene Raufarhöfn von Polizei und Presse wachgerüttelt, Suchaktionen und Befragungen der Bewohner werden unter Leitung von Polizistin Birna durchgeführt. Aber keine Sorge, Kalmann ist da.
Dieses Buch ist so hübsch geschrieben. Kalmann ist unbedarft und einfach, aber dabei auch ausgesprochen weise. Er weiß genau Bescheid, das merkt man gleich. Sein kindlicher Blick auf die Welt hat mir gut gefallen. Oft musste ich durch seinen möglicherweise unbeabsichtigten Humor beim Lesen laut lachen. Selbst wenn im eigentlich sehr spannenden und rätselhaften Kriminalfall mal streckenweise nichts außergewöhnliches passiert ist, hatte mich Kalmanns Gedankenwelt trotzdem im Bann.
Kalmann mínn, du hast diese Geschichte zu meinem Lesehighlight 2020 gemacht.