Der Weg zum Gipfel ist wie der Weg zu sich selbst
„Hatten Sie schon einmal das Gefühl, ein Hamster im Laufrad des alltäglichen Wahnsinns zu sein, ohne Aussicht darauf, dass dieser Zustand sich in absehbarer Zeit ändern könnte?“. So beginnt der Anfang ...
„Hatten Sie schon einmal das Gefühl, ein Hamster im Laufrad des alltäglichen Wahnsinns zu sein, ohne Aussicht darauf, dass dieser Zustand sich in absehbarer Zeit ändern könnte?“. So beginnt der Anfang des Buches von „Let’s go Himalaya!“ von Katja Linke. Der Anfang einer wunderbaren Reise hin zu einem Sehnsuchtsort, aus dem man neue Lebenskraft schöpfen kann. Die Hausärztin Dr. med. Katja Linke erzählt in diesem Buch von ihrer Reise nach Tibet. Aber sie tritt diese Reise nicht allein an, sondern wird von ihrer Tochter Julia begleitet, die während der Geschichte sich immer mehr zu einer wertvollen Reisepartnerin entwickelt. Man erhält einen detaillierten Einblick in die Höhen und Tiefen, die eine solche Reise mit sich bringt und erfährt allerhand interessante Informationen über die Kultur, das Land, die Leute und vor allem die Religion. Natürlich darf neben einer Besichtigung des Potala-Palastes in Lhasa oder dem Kloster in Sera auch nicht eine Mount Everest Besteigung fehlen. Ein Buch, das auf jeden Fall die Sehnsucht zu Reisen weckt!
Ich hatte sehr viel Freude mit diesem Buch. Zunächst war ich etwas skeptisch, ob dieses Buch meinen Geschmack trifft, da ich eher weniger der Typ bin, der gerne Reiseberichte liest. Ich gehe lieber selbst auf Erkundungstour und schreibe danach gedanklich meinen eigenen Reisebericht. Da dies momentan aus vielfältigen Gründen nicht möglich ist und ich schon immer mal nach Tibet reisen wollte, habe ich aber bewusst den Versuch gewagt und mich auf dieses Buch eingelassen. Nach dem Beenden des Buches muss ich sagen, ich bereue es mit keiner Sekunde.
Ich fand es sehr spannend, von dieser Reise durch Tibet zu lesen. Ich war fasziniert von der Andersartigkeit dieser Kultur und habe jeden Informationsschnipsel aufgesaugt. Besonders gut gefallen hat mir, dass Katja Linke die Balance gefunden hat, aus vielen verschiedenen Disziplinen Informationen in das Buch einfließen zu lassen. So erfährt man die Unterschiede der tibetischen Medizin zur westlichen Medizin, die Einstellung der Menschen zum Dalai Lama, die Probleme des Schulsystems, die Lebensbedingungen der Menschen am Mount Everest und vieles mehr. Ich fühle mich nach der Lektüre umfassend informiert und habe nur noch den Wunsch, diese Dinge selbst erleben zu können.
Allerdings muss ich aber auch sagen, dass ich vor der Lektüre eine sehr „romantische“ Sichtweise auf Tibet hatte. Nachdem ich gelesen habe, wie die Menschen in Tibet „festgehalten“ werden, indem sie keine Möglichkeit bekommen, aus Tibet auszureisen, da sie keinen Reisepass ausgestellt bekommen, war ich etwas geschockt. Zudem dürfen die Menschen auch nicht einfach ihren Wohnort verlassen. Überall sind Grenzkontrollen postiert, die darauf achten, dass niemand ohne Grund durch das Land reist. Ebenso scheint es viele Streitpunkte in Bezug auf den Dalai Lama zu geben. Ich fand diese Kapitel, in denen Katja Linke mit dem Mönch Tashi über das Problem mit dem Dalai Lama und der Situation Tibets in Bezug auf China gesprochen hat, mit am spannendsten.
Ein weiterer Grund, sich unbedingt dieses Buch zu kaufen, ist Julia. Mir war sie von Anfang an unfassbar sympathisch und hat dieses Buch mit ihren Kommentaren sehr bereichert. Für ihr Alter sagt sie sehr weise Dinge, die mich wiederum inspiriert haben. Ein Zitat, das mir in Erinnerung geblieben ist, als sie darüber spricht, warum die Leute ihr Leben riskieren, um auf den Mount Everest zu gelangen, ist Folgendes: Warum wollen die Menschen da hoch? Vielleicht denken diese Menschen, dass sie auf dem Gipfel des höchsten Berges der Erde das ganz große Glück finden. Aber das stimmt nicht. Ich bestimme doch selbst, wann und wo ich glücklich bin. Dafür muss ich nicht nach Tibet fahren.“ Da hast du so recht Julia, bleib bitte so, wie du bist!
Aus diesem Grund kann ich nur jedem dieses Buch empfehlen, der Sehnsucht nach dem Reisen hat und einfach mal in eine Welt eintauchen möchte, die so anders und trotzdem wunderschön ist. Dieses Buch ist nicht einfach nur ein Reisebericht. Dieses Buch macht Mut, seine Träume nie aufzugeben. Eine Lektüre, die wie für diese Zeit geschaffen ist!