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Veröffentlicht am 30.12.2024

Sehr bewegende Krankheitsgeschichte, aber ....

Gratulieren müsst ihr mir nicht
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"Das Gute daran, mit 20 einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen: Der Herzschrittmacher lässt das Herz auf der passenden Frequenz schlagen und verhindert, dass man einen Herzstillstand erleidet. ...

"Das Gute daran, mit 20 einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen: Der Herzschrittmacher lässt das Herz auf der passenden Frequenz schlagen und verhindert, dass man einen Herzstillstand erleidet.
Das Schlechte daran, mit 20 einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen: Der Herzschrittmacher lässt das Herz zwar auf der passenden Frequenz schlagen und verhindert, dass man einen Herzstillstand erleidet, aber ein gebrochenes Herz kann er leider nicht heilen."

Der Debütroman "Gratulieren müsst ihr mir " von Lilli Polansky hatte mich vom Titel und Cover her spontan angesprochen. Das Buch ist vermutlich autofiktional, wie man anhand des Nachwort annehmen kann. Erzählt wird die Geschichte der 20-Jährigen Lilli, die einen Herzschrittmacher bekommt. Außerdem hatte sie einen Gehirntumor, eine schwere Farm-OP und Depressionen. Es ist hier unfassbar, was diese junge Frau in ihrem kurzen Leben gesundheitlich und psychisch schon mitmachen musste.
Sicherlich hat es auch therapeutische Gründe, diese sehr persönliche Lebens- und Krankheitsgeschichte als Roman niederzuschreiben. Ich würdige das und bewundere ihren Lebensmut und wünsche ihr von Herzen alles Gute!
Dennoch hat das Buch mich als Roman leider nicht angesprochen. Besonders die (für mein Empfinden) zu ausführlichung Beschreibungen ihrer mit Patient*innen im Krankenhaus und den Arztpraxen empfand ich als unpassend und zu viel des Guten.
Auch den emotionalen Sprung vom letzten Kapitel in den Epilog hinein konnte ich nicht ganz nachvollziehen, hier fehlen mir weiter beschriebene Entwicklungsschritte zu diesen doch sehr plötzlich ganz anderen Gedanken. Mich konnte das Buch insgesamt leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort ...

Das perfekte Grau
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In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines ...

In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines heruntergekommenen Hotels an der Ostsee aufeinander. Hieraus entwickelt sich unerwartet eine Freundschaft und es beginnt ein ungewöhnlicher Roadtrip.
Eigentlich fand ich den Plot sehr vielversprechend und auch die Charaktere interessant; allerdings ist für meinen Geschmack die Umsetzung nicht perfekt gelungen. Der Schreibstil war für mein Empfinden etwas unrund und hat mir nicht so zugesagt. Der Autor hat zudem häufig recht sprunghaft die (oft schwer verdaulichen!) Themen gewechselt, was den Lesefluss etwas gestört hat. Auch waren es vielleicht insgesamt etwas zu viele heftige Themen, die hier in nur einer Geschichte verpackt werden sollten (Flucht/Migration, sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt, ...), es wirkte etwas überladen und "too much". Gefühlt wurde die Geschichte gegen Ende auch immer überladener, je weiter ich las, desto weniger gefiel mir das Buch - leider.
Ich bleibe etwas unentschlossen zurück...auch, weil mir das Ende nicht gefallen hat.
Stellenweise habe ich ein paar wirklich kluge Sätze markiert, aber insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.

"Das Leben ist das, was zwischen der Suche nach Glück und der Flucht vor Problemen übrig bleibt."

"Heute weiß ich es besser: Du kannst noch so starr nach vorne blicken, dich noch so verbissen der Erinnerung verweigern und noch so schnell laufen - irgendwann schaust du dich um, blickst zurück und stellst fest, dass der ganze Weg, den du gegangen oder gerannt bist, Dich nur einen Steinwurf weit von deiner Herkunft fortgeführt hat. Man kann seine Heimat verlassen, aber es gibt keine Gegenwart ohne Herkunft. Niemals und nirgends."

„Es ist egal, wovor du flüchtest. Vor den Dämonen einer Vergangenheit, vor Gewalt, Unfreiheit oder dem Tod. Vor dem Alter, der Justiz oder vor Durst und unstillbarem Hunger. Alle, die weglaufen, um das Land ihrer Sehnsucht zu finden, bezahlen den Preis ihrer Herkunft auf Raten."
„Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort, sondern in Menschen.“
"Denn zwischen dem reinsten Weiß und unserem vollkommensten Schwarz liegen Millionen Stufen von Grau. Manche Töne sind sichtbar, und einige von ihnen sind für andere das perfekte Grau. Vielleicht sind es gar nicht die Farben, die uns füreinander besonders machen, sondern die Schatten, die wir aneinander deuten."

"Es gibt ohnehin fast nie ein zurück zu den Orten, die man verlassen hat, und wenn, dann ist es dort nie wieder so, wie man es in seiner Erinnerung hält."

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Freundschaft macht stark und mutig

Hasenherz. Held aus Versehen
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Das Buch "Hasenherz. Held aus Versehen" von Julia Blesken ist ein sehr empfehlenswerter Roman für Kinder ab ca. 10/11 Jahren.
Fridi, die Hauptperson der Geschichte, hat einfach vor allem Angst und ist ...

Das Buch "Hasenherz. Held aus Versehen" von Julia Blesken ist ein sehr empfehlenswerter Roman für Kinder ab ca. 10/11 Jahren.
Fridi, die Hauptperson der Geschichte, hat einfach vor allem Angst und ist sehr schüchtern. Sein Vater möchte, dass er einen Ausflug mit den Pfadfindern macht, doch darauf hat er so gar keine Lust und auch etliche Ängste quälen in Bezug auf diese Fahrt.
Mehr aus Versehen schwänzt er nun diesen Ausflug und gemeinsam mit seinen Freunden Jennifer, Zeck, Musti und Polina erlebt er stattdessen nun ganz andere Abenteuer, in deren Verlauf er über sich hinauswächst. Auch die drei Anderen erleben durch die gemeinsame Zeit einige Veränderungen - und ihre Freundschaft wird stärker.
Meiner Meinung nach eine sehr empfehlenswerte Geschichte über Mut/Ängste, persönliche Entwicklung und Freundschaft.

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Wenn man aus einer Welt kommt, die einen nicht will …

Hund, Wolf, Schakal
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Behzad Karim Khanis Debütroman „Hund Wolf Schakal“ habe ich erst nach seinem wirklich großartigen Roman „Als wir Schwäne waren“ gelesen, aber auch bei diesem Buch hat mich von der ersten Seite an sein ...

Behzad Karim Khanis Debütroman „Hund Wolf Schakal“ habe ich erst nach seinem wirklich großartigen Roman „Als wir Schwäne waren“ gelesen, aber auch bei diesem Buch hat mich von der ersten Seite an sein Schreibstil und seine beeindruckende Sprache begeistert. Auch wenn das Buch vom Thema her natürlich sehr bedrückend und heftig ist.

Nachdem im Grauen der Iranischen Revolution ihre Mutter getötet wird, fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater Jamshid nach Deutschland. Der Vater hat es nicht einfach hier, bekommt nur einen Job als Taxifahrer und kommt nicht zurecht im neuen Leben in Neukölln - zu sehr quälen ihn die Geister der Vergangenheit. Saam übernimmt mehr oder weniger die Rolle des Familienoberhaupts, möchte sich Respekt verschaffen und wächst in kriminelle Strukturen hinenin. Bis er eines Tages zu weit geht …
Das Schicksal dieser beiden Brüder kann einen nicht kalt lassen. Ein bedrückendes Buch, das noch lange in mir nachwirken wird.
Und ich hoffe sehr, dass es bald wieder ein neues Buch von Behzad Karim Khani geben wird!

"Es gab Prothesen, aber eine Prothese war für ihn wie eine Perücke. Eine Lebenslüge. Jamshid trug keine. Und er ließ seine Mutter auch nicht die Hose an der Seite kürzen, wo jetzt kein Bein mehr da war. Er faltete es und steckte es mit Sicherheitsnadeln ab, als erwartete er, dass das fehlende Bein irgendwann wieder nachwuchs. Drei Paar Schuhe hatte er gekauft seit dem Attentat. Den rechten trug er, die linken bewahrte er auf."

"Es war gut, dass sie gingen, dachte er. Der Pass würde sie nach Istanbul bringen, da würde er eine Telefonnummer wählen, und jemand würde sich um sie kümmern. Jemand der wissen würde, der vielleicht sogar jetzt schon wusste, wie die Reise weiterging. Welche Route sie nehmen müssten, welches Land sie akzeptieren würde. Schweden, die Sowjetunion, Jugoslawien oder Deutschland. Er selbst hatte keine Präferenz. Er rannte vor etwas weg, nicht zu etwas hin."

"Es ist nicht einfach, Geschenke anzunehmen, wenn man nichts hat. Armut macht jedes Geschenk zu Almosen, jede Großzügigkeit zu Mitleid. Macht den Beschenkten zum Bedürftigen, den Schenkenden zum Gönner. In jeder Gabe steckt ein Vertrag über oben und unten. Mit dem Annehmen unterschreibt man ihn. Wenn die Geschenke gebraucht sind, also aussortiert wurden und sonst auf den Müll kämen, berühren Sie die Würde."

"Elend war nichts, was ich in Öffnungs- oder Sprechzeiten fassen ließ oder irgendwann endete. Jeden Morgen wartete es draußen, zog ein, sobald der Mann in Uniform die Tür öffnete, und blieb bis sie wieder hinter ihm geschlossen wurde."

"Saam hatte die Logik von Gewalt verstanden. Die strenge Schule Jamshids, die Kälte mmNarwans, sein spartanisches Verhältnis zum eigenen Körper als einem Ort des Aushaltens und der Disziplinierung. Er hatte gelernt, dass derjenige, der nicht am Thron sägte, noch unter dem stand, der ist tat. Er hatte verstanden. Dieses Mal wirklich. Er konnte der nächste König sein, und wenn nicht, zumindest der nächste Terror, die nächste Furcht."

"Wenn man aus einer Welt kommt, die einen nicht will, ist man ihr auch nichts schuldig. Keine Loyalität. Keine Erklärung. Man muss nicht einmal den Namen annehmen, den man bekommen hatte."

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Wunderschönes Kinderbuch von Mareike Krügel

Zelten mit Meerschwein
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Ich kenne und liebe Mareike Krügel für ihre Romane für Erwachsene, aber seit "Almuth und der Hühnersommer" gehört auch mein Kind zu ihren Fans! Das Buch "Zelten mit Meerschwein" ist rundum gelungen:
Antons ...

Ich kenne und liebe Mareike Krügel für ihre Romane für Erwachsene, aber seit "Almuth und der Hühnersommer" gehört auch mein Kind zu ihren Fans! Das Buch "Zelten mit Meerschwein" ist rundum gelungen:
Antons Vater sagt den geplanten Sommerurlaub, große Enttäuschung. Doch dann gehen Anton und seine Mutter kurzerhand im Wald zelten. Das Meerschweinchen namens Pünktchen muss natürlich auch mit – und im Wald erleben sie ein spannendes Abenteuer...
Toll geschrieben und sehr unterhaltsam!

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