Platzhalter für Profilbild

drachenzahn

aktives Lesejury-Mitglied
offline

drachenzahn ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit drachenzahn über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2024

Verpasste Chancen

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
0

„Book Lovers“ hätte richtig gut werden können. Die Grundidee selbst ist wirklich genial und auch die beiden Hauptcharaktere finde ich auf ihre verschrobene Weise durchaus liebenswert. Aber leider werden ...

„Book Lovers“ hätte richtig gut werden können. Die Grundidee selbst ist wirklich genial und auch die beiden Hauptcharaktere finde ich auf ihre verschrobene Weise durchaus liebenswert. Aber leider werden viele eingeführte Ideen nicht wirklich zu Ende gedacht oder verlieren sich in dem kitschigen Schluss.

Nora Stephens ist durch und durch ein Stadtmensch. Sie liebt New York und geht völlig in ihrem Beruf als Literaturagentin auf. An erster Stelle steht für sie allerdings immer ihre Schwester Libby. Als diese sie urplötzlich zu einem längeren Trip in das entlegene Dorf Sunshine Falls einlädt, in der ein Roman ihrer Lieblingsautorin spielt, lässt sie sich widerwillig auf das Experiment Landleben ein. Dort trifft sie ihren selbst ernannten Nemesis Charlie Lastra wieder. Er ist Lektor und hatte vor zwei Jahren das Buch ihrer Autorin ziemlich rüde abgelehnt.

Die Romanze wird allmählich und glaubwürdig aufgebaut. Während sich die beiden zunächst einen witzigen Schlagabtausch nach dem nächsten liefern, lernen sie sich langsam immer besser kennen. Die Dialoge zwischen ihnen sind stets amüsant und voller Wortspiele. Nora ist selbst auch keine realitätsferne Romantikerin. Sie ist nach außen hin manchmal sehr hart und wird von anderen als Hai beschrieben. Aber sie hat einen weichen Kern, der sich immer für die Menschen einsetzt, die sie liebt und wertschätzt.

Ebenso gut fand ich die Idee vom Buch im Buch. Die Autorin, die Nora betreut, schreibt tatsächlich ein Buch, in der Nora selbst die Hautrolle spielt. Diese ist völlig entsetzt über die Art, wie sie porträtiert und von anderen wahrgenommen wird. Leider wird dieser Gedanke mittendrin einfach fallengelassen und nicht mehr weiter thematisiert. Es ist halt das neue Buch von der Schriftstellerin. Dessen Bedeutung für Nora oder was die Autorin sich überhaupt dabei gedacht hat, fällt völlig unter den Tisch. Sehr schade!

Ich habe zudem ein Problem mit Noras Schwester Libby. Sie ist in sich sehr widersprüchlich aufgebaut und man bekommt den Eindruck, dass sie selbst nicht genau weiß, was sie will. Will sie nun unabhängig von ihrer großen Schwester sein oder soll sich deren Leben weiterhin nur um sie drehen? So richtig Sinn macht das nicht. Und dass sie ihre eigenen kleinen Kinder einen Monat lang kaum sieht, macht sie für mich ebenso wenig sympathisch, wie ihre ständigen Vorwürfe Nora gegenüber und ihre Geheimniskrämerei.

Das Buch liest sich sehr flüssig und ist überwiegend spannend sowie interessant. Nur ab dem zweiten Drittel fand ich es teilweise etwas langatmig und es fehlte der Schwung, nachdem Nora und Charlie zusammengekommen sind. Mir fehlten zudem die herrlichen Dialoge vom Anfang. Zudem nervten mich die häufigen Liebeszenen. Der Fokus lag für mich besonders zum Schluss der Geschichte auf den falschen Aspekten.

Trotz einiger Kritikpunkte habe ich das Buch überwiegend gemocht und finde es schade, dass einige tolle Elemente einfach so von der Autorin fallengelassen wurden. Es hätte ein großartiges Buch werden können – vielleicht mit einem besseren Lektor.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2024

Super Idee, schlechte Ausführung

Cosima und der Diamantenraub
0

Die Idee von „Cosima und der Diamantenraub“ fand ich wirklich toll. Endlich mal starke unkonventionelle Heldinnen, die sich von ihrer Behinderung bzw. von einer chronischen Beeinträchtigung nicht ausbremsen ...

Die Idee von „Cosima und der Diamantenraub“ fand ich wirklich toll. Endlich mal starke unkonventionelle Heldinnen, die sich von ihrer Behinderung bzw. von einer chronischen Beeinträchtigung nicht ausbremsen lassen, sondern aktiv gegen ihr Schicksal vorgehen und sogar noch Raubzüge begehen. Nun, die Idee ist ja wirklich gut, die Ausführung ist jedoch leider äußerst unglaubwürdig.

Cosima lebt als Nummer 1 schon von klein auf im Heim für beklagenswerte Mädchen. Zugern wüsste sie, wo sie herkommt. Das Heim wird von den Geschwistern Frau und Herr Makel geleitet, die wenig Interesse oder Mitgefühl für ihre Schützlinge übrighaben. Sie schikanieren die Mädchen, lassen sie teilweise hungern und treiben sie zum Arbeiten an. Doch die beiden stellen eine weitaus geringere Gefahr dar als Lord Fitzroy, der die Kinder der Heimleitung für dubiöse Zwecke abkaufen möchte. Ihre einzige Rettung sehen die Mädchen darin, das Diadem und andere Juwelen aus seiner Ausstellung zu rauben.

Die Mädchen sind wirklich allesamt sympathisch und sehr unterschiedlich. Man kann sich schnell mit identifizieren und mit ihnen mitfiebern. Ich denke, ihre Behinderungen werden weitestgehend realistisch dargestellt und sie werden von der Autorin ernstgenommen. Sie sind mehr als ihre Beeinträchtigung und sie definieren sich nicht darüber. Aber ich finde, sie haben eine durchaus glaubwürdigere Geschichte verdient.

Die Kinder kommen praktisch ihr ganzes Leben nicht aus dem Heim heraus, haben aber keine Probleme nach nur einem kurzen Aufenthalt auf der Ausstellung genau zu wissen, wie man an die Schätze gelangt und unbemerkt stiehlt. Und natürlich können sie absolut identische Kopien von den Juwelen aus Seilresten und etwas Farbe herstellen, nachdem sie besagte Edelsteine nur in einer Zeitung und einmal kurz in Echt gesehen haben.

Etwas seltsam finde ich auch die Beziehung der Mädchen zu ihren Eltern. Angeblich lieben sie sie, aber warum schiebt man dann sein Kind überhaupt dorthin ab und unternimmt nichts, wenn es doch offensichtliche Missstände in diesem Heim gibt. So ganz nachvollziehen kann ich auch nicht, wie die Mädchen ihre teilweise sehr umfassende Bildung erworben haben. Die Makels werden sie sicher nicht geschult haben. Streckenweise ist die Geschichte zudem etwas langatmig und kommt kaum voran. Zumal einige Wendungen sehr voraussichtlich sind.

Insgesamt bietet das Buch tatsächlich wundervolle Charaktere, die aber meiner Meinung nach eine bessere und vor allem glaubwürdigere Geschichte verdient hätten. Schade! Alles in allem vergebe ich dem Buch 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2024

Ist das noch gerecht?

Voll ungerecht!
0

Das Buch „Voll ungerecht“ ist ein tolles Sachbuch, das auf informative und lustige Weise das Thema Gerechtigkeit für Kinder verständlich erklärt und sie zum Nachdenken anregt. Was bedeutet überhaupt das ...

Das Buch „Voll ungerecht“ ist ein tolles Sachbuch, das auf informative und lustige Weise das Thema Gerechtigkeit für Kinder verständlich erklärt und sie zum Nachdenken anregt. Was bedeutet überhaupt das Wort und kann dieselbe Sache für den einen gerecht und für den anderen ungerecht sein? Und warum?

Das Buch besteht aus zahlreichen kurzen Kapiteln von 2 bis 4 Seiten, in denen jeweils ein spezifischer Aspekt von Gerechtigkeit betrachtet wird. In den ersten Abschnitten wird zunächst der Begriff als solches dargelegt. Im Mittelteil finden sich auch ein paar philosophische Konzepte wie etwa Rawls Schleier des Nichtwissens oder die römische Göttin Justitia. Ab der Mitte beschäftigt sich das Buch beinahe ausschließlich mit rechtlichen Fragen in der Arbeit, im sozialen Leben (z.B. Teilhabe, Steuern) und auf globaler Ebene (z.B. fairer Handel).

Neben den teilweise recht trockenen Erklärungen befindet sich auf jeder Seite ein anschaulicher Comic, der versucht die Themen für die Kinder greifbarer zu machen. Dabei nimmt das Buch selbst keine Position ein. Der Leser kann sich selbst eine Meinung bilden, was er in dieser Situation persönlich für gerecht oder ungerecht hält.

Der Band ist wirklich sehr interessant, da er auch die Vielfalt des Themas sichtbar macht. Die Beispiele sind zudem kurzweilig und bieten jede Menge Gesprächsanlässe. Ich selbst hätte mir noch mehr solche Beispiele gewünscht, da mir manche Thematiken dann doch etwas zu trocken herübergebracht wurden. Insgesamt handelt es sich dennoch um ein schönes Nachschlagewerk über Gerechtigkeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2024

Die Kreativität der Sprache

Der Wortschatz
0

„Wortschatz“ ist ein tolles Buch über den Wert und die Wirkung von Sprache. Auf anschauliche und kreative Weise wird kleinen Kindern ab vier Jahren gezeigt, was in einem einzelnen Wort steckt, was es bedeutet ...

„Wortschatz“ ist ein tolles Buch über den Wert und die Wirkung von Sprache. Auf anschauliche und kreative Weise wird kleinen Kindern ab vier Jahren gezeigt, was in einem einzelnen Wort steckt, was es bedeutet und wie man selbst zum Akteur seiner sprachlichen Umwelt werden kann.

Oscar findet an einem Herbstmorgen eine verschlossene Holztruhe. Doch statt den erwarteten Schätzen befindet sich darin lediglich ein Durcheinander von bloßen Wörtern. Seine Enttäuschung ist entsprechend groß. Als er jedoch genervt das Wort „quietschgelb“ ins Gebüsch wirft, rennt kurz darauf ein wütender gelber Igel an ihm vorbei. Offensichtlich haben Wörter doch mehr Bedeutung, als Oscar es ihnen zugetraut hätte. Aber was passiert, wenn keine Wörter mehr in der Kiste sind? Wie (er)findet man neue?

Kindern wird auf anschauliche Weise über die Illustrationen gezeigt, welche Bedeutung ein Wort haben kann. Was ist „pompös“, „wolkenweich“ oder „beflügelt“? Manche Wörter kennt man bereits aus dem Wörterbuch, andere sind aber völlig neue Zusammensetzungen wie „zauberhimmelschön“ oder „pflaumensommersüß“? Das Buch ermutigt den Leser, über Sprache und ihre Wirkung nachzudenken, und zum Schluss selbst kreativ zu werden und sich Wörter auszudenken.

Damit eignet sich das Buch nicht nur für Vorschulkinder, sondern auch für den Deutschunterricht. Tatsächlich wird am Ende des Bandes sogar ein kostenloser Download von pädagogischem Begleitmaterial zum Thema Sprachkompetenz und Textverständnis über einen QR-Code zur Verfügung gestellt. Als Lehrer erhält man so eine Menge an Ideen und Materialen. Absolut empfehlenswert!

„Wortschatz“ hat mich mit seinem Charme und seiner Ausdruckskraft völlig verzaubert. Dieses Buch verleiht Wörtern wortwörtlich Flügel und zeigt uns, welche Kraft in unserer Sprache steckt. Kinder werden hier zu Wortschatz-Entdeckern und -Erfindern. Toll!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2024

Blasmusik des Grauens

Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume
0

Ich wusste nicht genau, was mich bei dieser kuriosen Mischung aus Blasmusik, Fantasy und Gruselelementen erwartet, aber ich kann sagen: Ich wurde von dieser faszinierenden und amüsanten Geschichte einfach ...

Ich wusste nicht genau, was mich bei dieser kuriosen Mischung aus Blasmusik, Fantasy und Gruselelementen erwartet, aber ich kann sagen: Ich wurde von dieser faszinierenden und amüsanten Geschichte einfach mitgerissen. Das Buch ist perfekt auf Jugendliche ab 12 Jahren zugeschnitten, aber auch Ältere werden mit Elly und ihren Freunden noch ihre Freude haben.

Das mit Quedlinburg irgendwas nicht stimmt, merkt man bereits auf den ersten Seiten. Alle Anwohner sind wie besessen von Blasmusik und wer sich diesen Traditionen entgegenstellt, wird als merkwürdiger Sonderling wahrgenommen, der unbedingt eines Besseren belehrt werden muss. Seltsamerweise ist es auch nicht möglich, irgendeine andere Art von Musik laut abzuspielen.

Elly passt in diese von Traditionen geprägte Stadt einfach nicht hinein. Sie liebt Schwarz, Heavy Metal und will diesem ganzen Wahnsinn einfach nur entfliehen. Wohin sich das Buch entwickelt, weiß man zunächst nicht. Ellys Lieblingslehrer Herr Hellborn verschwindet und hinterlässt ihr eine seltsame schwarze Trompete sowie ein scheinbar leeres Notenheft. Doch nach und nach kommt Elly zusammen mit ihren Freunden einem dunklen Geheimnis auf die Spur. Unter der Stadt schlummert etwas. Es ist verzweifelt und wütend. Doch auf welche Seite sollen sie sich stellen? Was ist richtig oder falsch? Und ist die Sonne wirklich für alle da?

Die Hauptperson Elly ist trotz ihrer barschen Art ein durchaus liebenswertes Mädchen, das mit ihren Gefühlen nicht immer umzugehen weiß und häufig sehr hart zu anderen ist. Und obwohl sie sich nie entschuldigt, versucht sie dennoch auf ihre Weise ihre harten Worte wiedergutzumachen. Sie wirkt durchaus echt – wie eine junge Heranwachsende in einer Welt, in der sie sich fehl am Platz, überfordert und verloren fühlt. Ihre Freunde haben ebenfalls jeder individuelle Macken und Kanten, was sie zu den Außenseitern in dieser Stadt macht.

Das Buch ist spannend, kurzweilig und amüsant geschrieben und wird von ein paar wenigen düsteren Schwarz-Weiß-Zeichnungen begleitet, die perfekt zur Grundstimmung des Buches passen. Obwohl der Band in sich abgeschlossen ist, bleiben doch einige Fragen und Handlungsstränge offen, die hoffentlich in einer Fortsetzung aufgegriffen und zum Abschluss gebracht werden. Ich zumindest würde mich über einen weiteren Band sehr freuen.

Insgesamt kann ich das Buch allen empfehlen, die Spaß an ungewöhnlichen Fantasygeschichten mit leichten Gruselelementen haben und bereit sind, sich von einer mürrischen Hauptperson verzaubern zu lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere