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drachenzahn

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Wer hat die höflichste Ziege?

Stolz und Vorurteil
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Das Buch „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist ein absoluter Klassiker und wird bis heute immer wieder gern gelesen oder neu erzählt. Hier nun versucht sich Disney an dem romantischen Stück und kreiert ...

Das Buch „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist ein absoluter Klassiker und wird bis heute immer wieder gern gelesen oder neu erzählt. Hier nun versucht sich Disney an dem romantischen Stück und kreiert etwas gänzlich Neues. Das Endprodukt ist etwas absurd und amüsant, macht aber dennoch großen Spaß - allerdings wahrscheinlich nur für solche Leute, die sich mit beiden Ausgangstexten gut auskennen.

Um eine gute Mischung zu finden, wurden die Charaktere von Jane Austen dem des Disney-Universums angepasst und die Geschichte vereinfacht sowie umgeschrieben. Die grobe Handlung erinnert durchaus noch an das ursprüngliche Buch von Jane Austen. Jedoch glaube ich nicht, dass Vierjährige tatsächlich etwas mit der Handlung anfangen können. Das Thema ist viel zu komplex, als dass sie es wirklich verstehen und nachvollziehen könnten. Des Weiteren entwickelt sich die Geschichte ziemlich rasant und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht.

Zudem tauchen sehr viele Charaktere auf einmal auf und kleine Kinder werden in der Flut wahrscheinlich die Orientierung verlieren. Man bekommt kaum Zeit, die einzelnen Figuren tatsächlich kennenzulernen. Am besten verstehen die Kinder wahrscheinlich noch den Wettbewerb rund um die höflichste Ziege, der jedoch selbst nichts mehr wirklich mit „Stolz und Vorurteil“ zu tun hat.

Brilliant sind allerdings die wunderschönen Illustrationen, die mit Charme und Humor die Geschichte begleiten und untermalen. Vieles was im Text so gar nicht steht, erhält erst durch die Bilder eine Sprache. Die Emotionen der Figuren werden perfekt dargestellt und man kann viele witzige Details entdecken. Allein diese Zeichnungen machen einen Kauf durchaus lohnenswert.

Insgesamt handelt es sich um eine amüsante Adaption von „Stolz und Vorurteil“, die jedoch die ursprüngliche Geschichte sehr abrupt zusammenfasst. Wahrscheinlich werden vor allem Erwachsene ihre Freude mit dem Buch haben, die sowohl mit Jane Austen als auch mit Entenhausen vertraut sind. Mich selbst hat es jedenfalls animiert, noch einmal das Original von „Stolz und Vorurteil“ aus dem Schrank zu holen.

Für die anvisierte Zielgruppe von vier Jahren finde ich es jedoch zu kompliziert. Kinder werden daher wahrscheinlich nur Teile der Geschichte nachvollziehen können, sich aber ansonsten an den tollen Illustrationen erfreuen. Der heimliche Star des Buches ist auf jeden Fall die freche Ziege Billy, die insbesondere bei den Kleinen auf große Begeisterung stoßen wird.

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Veröffentlicht am 02.10.2023

Wunderschönes Buch über die Macht der Farben

Die graue Stadt
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Das neueste Buch „Die graue Stadt“ vom renommierten Künstler Torben Kuhlmann, den viele sicher von seiner genialen Mäuse-Reihe kennen, ist optisch ein absoluter Traum. Die großformatigen Zeichnungen sind ...

Das neueste Buch „Die graue Stadt“ vom renommierten Künstler Torben Kuhlmann, den viele sicher von seiner genialen Mäuse-Reihe kennen, ist optisch ein absoluter Traum. Die großformatigen Zeichnungen sind ein beeindruckendes Spiel mit den Farben und bringen diese wirkungsvoll zur Geltung. An sich hätte ich diesem Buch gern fünf Sterne gegeben, aber leider war ich dann von der allzu raschen Auflösung doch etwas enttäuscht.

Robin zieht mit ihrem Vater in eine seltsam graue Stadt. Farben scheinen überall zu fehlen und von allen abgelehnt zu werden. Robins gelbe Regenjacke ist den Autoritäten ein Dorn im Auge. Robin und ihr Freund Alani wollen sich dem eintönigen Grau jedoch nicht unterwerfen und versuchen, dem Geheimnis der Grauwerke auf die Spur zu kommen.

Auch in diesem Buch hat Kuhlmann einen kleinen wissenschaftlichen Ausflug eingebaut. In diesem Fall erklärt er die Brechung des Lichts sowie die Verfahren der Farbmischung. Die Idee hinter dem Buch ist definitiv spannend und wichtig. Die Kinder lehnen sich gegen die hiesigen Konventionen auf, die jede Individualität und Kreativität im Ansatz ersticken wollen und somit natürlich ebenfalls das freie Denken. Die Botschaft ist überaus wichtig und wird anhand der genialen Illustrationen toll veranschaulicht.

Ich bin allerdings etwas enttäuscht von der allzu schnellen Problemlösung. Die Kinder müssen am Ende gar nicht viel tun, um den Grauwerken das Handwerk zu legen. Da fragt man sich schon, wie sie überhaupt die Macht übernehmen konnten, wenn sich alle so blitzschnell wieder vom Grau abwenden. Der Schluss macht insofern in meinen Augen wenig Sinn.

Es wäre auch interessant zu wissen, was Robins Vater über die graue Stadt dachte oder über das rebellische Verhalten seiner Tochter. Leider spielt er selbst überhaupt keine Rolle. Sie lehnt sich allein gegen letztlich namenlose, anonyme Figuren auf und nicht gegen solche, die ihr tatsächlich auch etwas bedeuten. Überhaupt bleiben die Grauwerke und deren Ursprung sowie deren Motive im Dunkeln.

Das Buch „Die graue Stadt“ ist wirklich wunderschön und allein die Illustrationen sind ein Kauf wert. Des Weiteren hat die Geschichte gute Ansätze. Ich wünschte mir aber noch mehr Tiefe und Hintergründe. Ansonsten handelt es sich aber um ein weiteres gelungenes Werk von Torben Kuhlmann, das ich allen Kindern ab acht Jahren uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Spannender Krimi für Kinder

Auf der Suche nach Emily McCrae
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Das Buch „Auf der Suche nach Emily McCrae“ von Fiona Longmuir ist ein unterhaltsamer Krimi im Stile von Enid Blytons Abenteuerbüchern, der einen durchweg mitfiebern und rätseln lässt, und für Mädchen und ...

Das Buch „Auf der Suche nach Emily McCrae“ von Fiona Longmuir ist ein unterhaltsamer Krimi im Stile von Enid Blytons Abenteuerbüchern, der einen durchweg mitfiebern und rätseln lässt, und für Mädchen und Jungen ab 10 Jahre geeignet ist.

Die zwölf Jahre alte Lily zieht in die ihrer Meinung überaus langweilige Kleinstadt Edge am Meer. Sie kann sich weder mit der Gegend noch mit den Leuten richtig anfreunden, bis sie eines Tages per Zufall über ein seltsames Museum stolpert, dass einer gewissen Emily gewidmet ist. Auf der Suche nach diesem Mädchen findet sie neue Freunde, gerät aber auch in mehr als eine gefährliche Situation.

Das Buch ist durchweg sehr spannend erzählt. Es macht Spaß zu lesen und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Kapitel sind zudem recht kurz, sodass man jederzeit eine Pause einlegen könnte. Die Charaktere sind sympathisch und wurden facettenreich mit Ecken und Kanten dargestellt. Die Geschichte schreckt des Weiteren nicht davor zurück, auch diverse Themen miteinzuarbeiten. So hat Lilys Freundin Sam zwei Väter und ihre Lieblingslehrerin Miss Hanan ist Muslimin und trägt einen Hijab.

Ich hätte dem Buch auch sehr gerne fünf Sterne gegeben, aber das Ende war mir dann doch einfach zu realistisch und albern. Eigentlich hätte man einfach die letzten zwei Kapitel weglassen können. Ich persönlich mag zudem nicht, dass die Polizei durchweg als inkompetent dargestellt wird. Zum einen untersuchen die verschiedenen Beamten weder von sich aus bestimmte Ereignisse noch reagieren sie angemessen auf Hinweise. Das geht sogar so weit, dass die Protagonisten im Buch, statt aktiv gegen den Verbrecher vorzugehen, lieber komplizierte Rätsel und Geheimnisse erstellen bzw. lösen sollen, um ihre Familie wieder zusammenzuführen. Das ist schon irgendwie absurd.

Insgesamt ist die Geschichte dennoch äußerst kurzweilig und hält einen mit seiner Spannung in den Bann. Man sollte allerdings nicht allzu sehr den Sinn des Ganzen hinterfragen.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Eine Schnecke auf Löwenjagd

Meck und Schneck. Ein Löwe ist kein Kuscheltier
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Das Buch „Meck & Schneck – Ein Löwe ist kein Kuscheltier“ ist eine herzerwärmende Geschichte, um eine kleine Schnecke, die ihre große Angst vor praktisch allem überwinden möchte. Natürlich ist der logistischte ...

Das Buch „Meck & Schneck – Ein Löwe ist kein Kuscheltier“ ist eine herzerwärmende Geschichte, um eine kleine Schnecke, die ihre große Angst vor praktisch allem überwinden möchte. Natürlich ist der logistischte Weg dafür, einen Löwen zu fangen. Auf ihrer Reise begleitet sie Meck, der ihr mit Wort und Tat zur Seite steht. Zusammen können sie einfach alles schaffen – bestimmt auch einen Löwen zähmen.

Die Charaktere Meck und Schneck sind kindgerecht und liebevoll dargestellt. Es fällt nicht schwer, die beiden ins Herz zu schließen und sich mit ihnen zu identifizieren. Die Geschichte kommt in leisen Tönen daher, die hin und wieder zum Schmunzeln einlädt. Es gibt kaum wirklich gefährliche Situationen und selbst diese werden sowohl im Bild als auch im Text eher harmlos und spannungsarm dargestellt. Das Buch verzichtet komplett auf Schreckensmomente. Sollte die Schnecke einmal Furcht verspüren, wird sie sofort an die Hand genommen und sicher weitergeleitet. Die Botschaft der Geschichte ist klar: Gemeinsam kann man alle Hindernisse und Ängste überwinden.

Das Buch wird durchgehend von zahlreichen großen und auch kleineren Zeichnungen begleitet. Diese werden in zarten Pastelltönen gehalten und unterstreichen dadurch perfekt den ruhigen Ton der Geschichte. Auf jedem Bild sind stets eine oder später beide Hauptpersonen zu sehen. Der Hintergrund wird kaum detailliert ausgearbeitet, sondern eher weich schattiert. Der Fokus liegt damit auf Schneck und Meck. Alle Zeichnungen sind überaus charmant und warmherzig.

Einerseits finde ich die Moral des Buches wirklich wunderschön, andererseits muss ich gestehen, dass ich bei dem Untertitel „Ein Löwe ist kein Kuscheltier“ dann doch etwas anderes erwartet hatte. Der Löwe selbst steht komplett im Hintergrund und ist mehr Mittel zum Zweck als tatsächlich ein in der Geschichte agierender Charakter. Er kommt auch nie vollständig in Erscheinung.

In den Bildern werden bewusst nur Ausschnitte von ihm gezeigt und er interagiert kein einziges Mal mit den beiden Helden. Das ist an sich okay, weil er sonst wahrscheinlich die ruhige und warmherzige Grundstimmung durch seine wilde Art zerstören würde. Allerdings hätte ich mir an dieser Stelle dann doch etwas mehr Witz und einen gewissen Pepp gewünscht. Irgendwie hatte ich am Ende des Buchs das Gefühl, es fehlt etwas.

Mecks und Schnecks charmante Reise ist dennoch ein wundervolles Kinderbuch darüber, wie man seine Ängste überwinden kann, und durchaus empfehlenswert. So viel Herz findet man nicht immer in einer Geschichte.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Spannende, aber unlogische Abenteuergeschichte

Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit
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„Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit“ ist ein durchaus unterhaltsames Buch für Kinder ab 10 Jahre, die ein Interesse an Abenteuer und Mystik mitbringen. Die Geschichte ist spannend erzählt ...

„Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit“ ist ein durchaus unterhaltsames Buch für Kinder ab 10 Jahre, die ein Interesse an Abenteuer und Mystik mitbringen. Die Geschichte ist spannend erzählt und lädt zum Miträtseln ein. Leider ist die sich nach und nach eröffnende Lösung eher unlogisch. Schade.

Holly freut sich schon sehr auf das Wiedersehen mit ihrer Tante Claire. Doch als sie schließlich auf Memora Castle ankommt, wird sie keineswegs warmherzig in Empfang genommen. Ihre Tante scheint verschwunden zu sein und niemand weiß, wo sie ist oder wann sie wiederkommt. Aber nicht nur deren Abwesenheit sorgt für viele Fragezeichen. Auch der plötzlich lebendig werdende Kuckuck aus der Standuhr und ein seltsamer Ring bieten jede Menge Geheimnisse. Zusammen mit ihrer Cousine Ilana und deren Stiefbruder Janko will Holly der Sache auf den Grund gehen.

Die Protagonisten sind allesamt recht sympathisch und man kann sich schnell mit ihnen identifizieren. Die Autorin Marikka Pfeifer vermittelt sehr gut die Einsamkeit und Sehnsucht der Hauptfigur Holly nach einem richtigen Zuhause. Selbst die zickige Ilana macht Spaß zu lesen, und auch Janko mit seinem Filmwahn mag man auf Anhieb. Während diese drei Charaktere sehr gut ausgearbeitet sind, wirkt der Rest eher flach. Insbesondere Claire und der Bösewicht waren für mich eine Enttäuschung. Erstere ist so gutmütig und leichtgläubig, dass sie nicht sonderlich klug wirkt. Den Schurken erkennt man des Weiteren sehr schnell. Allerdings ergeben seine Motive und Handlungen in meinen Augen nur wenig Sinn und sind mitunter irrational.

Das Buch ist dabei nicht schlecht. Es ist unterhaltsam geschrieben, man rätselt gerne mit und ich denke, 10-jährige werden bei Weitem nicht so kritisch die Story und deren Logik hinterfragen wie eventuell ein Erwachsener. Wenn man den eher fragwürdigen Hintergrund der Zeitreise und das Verhalten mancher Nebencharaktere ignorieren kann, bekommt man dennoch eine spannende und kurzweilige Geschichte geboten.

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