Profilbild von easymarkt3

easymarkt3

Lesejury Star
offline

easymarkt3 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit easymarkt3 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2024

Liebe mit einem Verfallsdatum

Wir sehen uns am Meer
0

Die problematische Liebesgeschichte zwischen einer Israelin und einem Palästinenser beginnt 2003 in New York, zwei Jahre nach 9/11. In drei Teilen entsprechend den Jahreszeiten Herbst bis Frühling beschreibt ...

Die problematische Liebesgeschichte zwischen einer Israelin und einem Palästinenser beginnt 2003 in New York, zwei Jahre nach 9/11. In drei Teilen entsprechend den Jahreszeiten Herbst bis Frühling beschreibt die Israelin Liat ihr Leben in N.Y. mit Rückblenden zu ihrer Familie und ihrem bisherigen Leben in Tel Aviv. Ihr Visum läuft zum 20. Mai 2003 aus. Durch Zufall lernt sie den Maler Chimra aus Ramallah, Westjordanien kennen, der seit 1999 in N.Y. lebt. Die politische Brisanz zwischen diesen beiden Ländern wird mit simplen Methapern mit Symbolgehalt angerissen.
Im zweiten Teil zur sehr kalten, anhaltenden Winterzeit trösten sich beide ineinander geschmiegt und liebessatt gegen Kälte und Einsamkeit, ohne dass Eltern und Freunde im Heimatland in ihre politisch untersagte Beziehung eingeweiht werden. Beide genießen nicht nur Gefühle der Freiheit und Unabhängigkeit weit ab von der reglementierten Heimat, sondern auch z.B. in U-Bahnen unterwegs in N.Y. fehlt besonders Liat der Mut vor Israelis, zu ihrer Beziehung mit ihrem heimlichen, arabischen Geliebten zu stehen. Chilmi und seine Familie werden mit Rückblenden und mittels einer DVD vorgestellt. Sein älterer Bruder Wassim entfacht mit Liat einen politischen Streit um einen zukünftigen binationalen Staat.
Im dritten Teil fliegt Liat zurück nach Tel Aviv nach Ablauf ihres Visums. Auch Chimli kehrt für zwei Monate heim nach Ramallah. Per Telefon halten beide weiterhin Kontakt und richten sich getrennt neu ein. Doch schließlich passiert ein Unglück!
Der Sprachstil gefällt, auch wenn der Satzbau etwas ungewöhnlich ist durch Aneinanderreihung unvollständiger Sätze. Die bildliche Wortwahl und die detaillierte Erzählweise lassen die Atmosphäre an den jeweiligen Standorten lebendig werden. Die politische Brisanz in dieser persönlichen Liebesbeziehung ist klar heraus gearbeitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2024

Wirkung wie bei einer unvollendeten Geschichte – leider.

Die Gräfin
0

Das Cover zeigt einen Reiter in nebliger Wasserlandschaft zwischen den Gezeiten – sehr stimmungsvoll, passend zu den Landschaftsbeschreibungen im Buch. Über sechs Tage im August des Kriegsjahres 1944 ...

Das Cover zeigt einen Reiter in nebliger Wasserlandschaft zwischen den Gezeiten – sehr stimmungsvoll, passend zu den Landschaftsbeschreibungen im Buch. Über sechs Tage im August des Kriegsjahres 1944 erzählt der Roman vom Alltagsleben dreier Menschen und einigen Tieren auf der Hallig Südfall: Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Reventlow-Criminil, ihre junge Haustochter Meta Olsen und Knut Maschmann, Allround-Handwerker unterwegs mit nordfriesischem Dialekt. Durch den Absturz des fabrikneuen einmotorigen Beobachtungsflugzeugs Taylorcraft Auster V mit dem ohnmächtigen Piloten John Philip Gunter, Officer der Royal Air Force, kommt Bewegung in das stille, malerische Inselleben. Während die Gräfin ihn nicht nur vor der Gestapo und ihren Spionen versteckt, erzählt sie diffus von diversen, chronologisch ungeordneten Erinnerungen aus ihrem interessanten Leben. Mittlerweile über achtzig Jahre alt, unterhält sie immer noch ein Netz von Fluchthelfern zusammen mit einigen Fischern, Knut, seinem Freund Sönke Sönksen, dem Briefträger und dem Arztehepaar Braack. Der Schreibstil gefällt besonders durch bildliche Landschaftsbeschreibungen. Die kantige Figur von Knut Maschmann in seinem Dialekt überzeugt charakterlich am meisten.
Leider endet mit dem sechsten Tag der Roman abrupt, wirkt unrund, mit offenem Ende. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.08.2024

Möglichkeiten des Findens und der Selbstfindung

Taumeln
0

Die zwei Jahre ältere Schwester von Luisa - Hannah Auerbach – wird immer noch vermisst. Ein harter Kern von sieben Personen sucht immer noch samstags mit Luisa im Wald, obwohl die Möglichkeit des Findens ...

Die zwei Jahre ältere Schwester von Luisa - Hannah Auerbach – wird immer noch vermisst. Ein harter Kern von sieben Personen sucht immer noch samstags mit Luisa im Wald, obwohl die Möglichkeit des Findens von Hannah sehr unrealistisch ist. Diese Kerngruppe mit vorhandenen Familienmitgliedern steht im Mittelpunkt mit ihren jeweils verschiedenen Problematiken von Einsamkeit, häuslicher Gewalt, im Leben verloren, Hoffnungslosigkeit, Broken-Heart-Syndrom etc. Die Rückblicke von Luisa, Frank und Inge schaffen eine besondere, emotionale Atmosphäre, während die weiteren Gruppenmitglieder unschärfer dargestellt werden, insgesamt in einem langen Satzbau, oft erweitert durch Halbsätze. Die vortreffliche Wortwahl ist oft bildlich, kreativ eingesetzt, der württembergische Dialekt wirkt auflockernd und authentisch dörfllch. Wie die Suchenden (aus verschiedener Motivation) doch langsam Mitverantwortung füreinander aufbauen, ist gut beschrieben – wie bunte Holzperlen an einer geschlossenen Kette. Doch schließlich bleibt eine einzelne Holzperle – Luisa – abseits von diesem Verbund. Mit einem abrupten offenen Finale endet dieser gesellschaftskritische Roman um Luisa und ihrem Hass auf ihre Schwester Hannah.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2024

Ein Geist und ein Mord im Antiquariat

Mord in der Charing Cross Road
0

Das Cover zeigt nicht nur einen übermächtigen weißen Geist in leicht gebückter Angriffshaltung, sondern auch eine junge Frau in Gelbtönen – wohl Sally – vor einer stilisierten Bücherwand stehend. Passend ...

Das Cover zeigt nicht nur einen übermächtigen weißen Geist in leicht gebückter Angriffshaltung, sondern auch eine junge Frau in Gelbtönen – wohl Sally – vor einer stilisierten Bücherwand stehend. Passend zum Buchinhalt, versprüht es einen vorgestrigen Charme. Die Autorin Henrietta Hamilton verarbeitet hier auch ihre Erfahrungen in einer Londoner antiquarischen Buchhandlung nach dem zweiten Weltkrieg. Wie Agatha Christie schreibt sie im gleichen Genre über ihr Duo Johnny und Sally Heldar, das Kriminalfälle löst. Die anfängliche Vorstellung sämtlicher Mitarbeiter und Eigentümer in der über mehrere Stockwerke reichenden Buchhandlung überwältigt zunächst. Der Schreibstil wirkt in seinen beschriebenen, meist höflichen Umgangsformen altmodisch. Rätselhafte Begebenheiten wie die Sichtung eines angeblichen Geistes oder einer Geheimtür führen nicht zu überragender Spannung. Der heutige Umgang mit seltenen Antiquitäten in Buchform als Erstausgaben, über mehrere Jahrhunderte alt, würde kaum den Diebstahl kostbarer Exemplare wie im Buch beschrieben ermöglichen. Dass der Mörder und die Mordwaffe ausländischen Ursprungs sind, verwundert nicht nach den bitteren Kriegserfahrungen der Briten. Eine Wiederbelebung dieser aus der Zeit gefallenen Krimireihe könnte aufgrund der Wortwahl und der jeweils verarbeiteten Gesamtsituation ohne raffinierte, scharfsinninnige Twists und Turns schwierig sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2024

Eine emotionale Reise durch Julia Ames Leben

Genau so, wie es immer war
0

Das Cover in frischen Farben strahlt sommerliche Leichtigkeit aus im Kontrast zu den komplexen, tiefgehenden Problemen einer Frau im sehr umfangreichen Buch. In drei Teilen erzählt die Hauptfigur Julia ...

Das Cover in frischen Farben strahlt sommerliche Leichtigkeit aus im Kontrast zu den komplexen, tiefgehenden Problemen einer Frau im sehr umfangreichen Buch. In drei Teilen erzählt die Hauptfigur Julia Ames auf zwei Erzählsträngen, zeitlich nicht chronologisch sortiert, über ihr langjähriges Ehe-und Familienleben, aber auch über ihre belastete Kindheit in toxischer Mutter-Tochter-Beziehung. Emotional geht es um ihre Einsamkeit des Mutterseins, um zwischenmenschliche Probleme hinsichtlich Kontaktpflege, um ihre tödliche Melancholie und Depression. In Helen findet sie eine sehr verständnisvolle Freundin. Themen wie Affäre und Vertrauen in der Ehe, Loslassen der erwachsenen Kinder, Freundschaft und Neuanfang werden in abwechslungsreicher Sichtweise geschickt beschrieben. Dialoge, ob nun humorvoll oder zynisch, lockern den kreativen Schreibstil gekonnt auf. Die Skizzierung der Familie und ihren Freunden ist auf der zwischenmenschlichen Ebene gelungen, sodass sich ein umfangreiches Bild mit genauem Blick hinter der Fassade der Menschen ergibt. Die erzählerische Stärke liegt hier auch an der gefühlvollen, bildreichen Wortwahl, die die Unsicherheiten, Zweifel und Stimmungsschwankungen der Hauptfigur festhält. Ein unterhaltsamer Roman zum Nachdenken über Glück und Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere