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Veröffentlicht am 08.07.2024

Eine spannende Gesellschaftsstudie aus Irland

Feuerjagd
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Im dörflichen Milieu von Ardnakelty in Irland spielt die Szenerie voller schlitzohriger Schafsfarmer, gewürzt mit wortgewandten, mehrdeutigen Intrigen, Rachegelüsten, Gerüchten und Geheimnissen. Mit den ...

Im dörflichen Milieu von Ardnakelty in Irland spielt die Szenerie voller schlitzohriger Schafsfarmer, gewürzt mit wortgewandten, mehrdeutigen Intrigen, Rachegelüsten, Gerüchten und Geheimnissen. Mit den Hauptfiguren Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, dann Lena, einheimische Witwe und „Trey“ Reddy, 15-jähriger Teenager wird ein berührender, aber auch spannender Plot vorgestellt, in den auch Treys Vater Johnny, begleitet von Cillian Rushborough, einem Fremden aus London, eine gewichtige, Unheil bringende Rolle spielen. Die Landschaftsbeschreibungen lassen das anfangs idyllische Bild mit Irlands Schafsweiden im zu heißen Sommer langsam erblassen. Die kantigen, kauzigen Charaktere der Einheimischen werden mit spitzer Feder treffend karikiert. Ob im Pub, im Dorfladen oder z.B. am Zaun zum Nachbarn – immer deutet der wortgewandte, teils humorvolle Schreibstil auf kreative, mehrdeutige Dialoge hin, die vielleicht auch die Wesensart von Iren auf dem Land repräsentieren mag. Ihre Einstellungen zu Auswärtigen, Touristen und Außenseitern wie Johnny, Rushborough, Cal und Trey werden sehr realistisch vorgestellt. Äußerst feinfühlig gehen Cal und Lena mit den familiären und persönlichen Problemen von Trey um, der sie ein beschützendes Heim schaffen. Mit einem Mord und einem Detektiv aus Dublin entfaltet sich ein komplexes Konstrukt aus sehr gefährlichen Twists und Turns für alle Beteiligten. Der Buchtitel „Feuerjagd“ gewinnt erst am spannenden Ende an Bedeutung.
Mehr als nur ein Krimi!

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Veröffentlicht am 05.07.2024

Viel Magie und Kreativität

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
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Eine magische, abenteuerliche, rastlose Reise durch die Welt mit vielen unterirdischen, mysteriösen Bibliotheken – so verbringt die Hauptperson Aubry Tourvel, Französin aus Paris, ihr ungewöhnliches Leben. ...

Eine magische, abenteuerliche, rastlose Reise durch die Welt mit vielen unterirdischen, mysteriösen Bibliotheken – so verbringt die Hauptperson Aubry Tourvel, Französin aus Paris, ihr ungewöhnliches Leben. Mit neun Jahren von einer bisher unbekannten Krankheit befallen, muss sie nach 3-4 Tagen zu einem ihr bisher unbekannten Ort weiterziehen, sonst stirbt sie. Diese Informationen gibt Aubry, noch keine 30 Jahre alt, an eine Familie auf einer Fähre in Siam weiter, wo ihre Blutungen abrupt aufhören. Im Rückblick geht es dann um einen dämonischen Wunschbrunnen im Innenhof in Paris im Jahr 1885, um einen magischen Holzball. Das im Schriftzug ältlich gestaltete Cover deutet diese wirre Weltreise über Gebirge, Flüsse, Meere, Moore etc. klar an. In dieser Verbannung voller Einsamkeit, angewiesen auf Nächstenliebe und Almosen, wünscht sie sich in der Rückschau, eine bessere Tochter und Schwester gewesen zu sein. Zusammen mit den vielen Märchenbestandteilen wie Qalima – der Wunsch-Erfüllerin, zahlreichen auftauchenden und verschwindenden Türen im Terra Obscura zu unterirdischen Bibliotheken, Dialoge mit der Krankheit, Holzball und Wunschbrunnen gehört dieser Roman eher in das Genre Fantasy und spricht vielleicht eher Jugendliche an, mit Andeutungen kurzer Liebesbeziehungen und Fragen nach dem Sinn des Lebens. Aubrys Leben, bisher voller Schmerz, immer nur ein Kampf ums Überleben, nur Zurückweisung des sesshaften Lebens. Diese Bibliotheken als Orte der Unlogik jenseits von Zeit und Raum, wo Wissen erst gesammelt und gespeichert wird, um dann ungelesen brachzuliegen, dienen der mittlerweile weißhaarigen Audry als ruhevoller, erholsamer Ort, um ihr eigenes Leben in Buchform festzuhalten, immer noch wütend wegen allem, was sie verloren hat, ihre Kindheit, ihre geliebten Familienmitglieder und Freunde, auch die malariakranke Journalistin Marta trotz all dem Wissen und der Erkenntnisse aus Büchern. Die Metapher des jungen Jägers, dem Ende seiner Blindheit und Rückkehr zu seiner vorherigen Welt mit ganz neuem Verständnis, zeigt Audry endlich, wozu Wissen gut ist. Etwas verwirrt landet sie schließlich am Amazonas im Dorf der verlorenen Kinder mit Vicente Quevedo. Ein paar Fäden werden schlüssig verbunden, wie immer voller Magie. Die Idee einer solch kuriosen Krankheit verbunden mit weltweiter Verbannung gefällt, auch wenn der Spannungsbogen durch zu viele Bibliotheksbesuche nachlässt. Der bildliche Sprachstil wird bereichert durch Lebensweisheiten. Ein kreativer Roman!

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Lovestory zur Zeit der Wikinger

Yrsa. Journey of Fate (Yrsa. Eine Wikingerin 1)
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Das Cover springt durch den grell pinken Hintergrund verziert mit Wikingersymbolen in auffälligem Golddruck sofort ins Auge. Die Szenerie spielt hauptsächlich im Ort Haithabu mit umliegenden Dörfern zur ...

Das Cover springt durch den grell pinken Hintergrund verziert mit Wikingersymbolen in auffälligem Golddruck sofort ins Auge. Die Szenerie spielt hauptsächlich im Ort Haithabu mit umliegenden Dörfern zur Zeit des nordischen Frühmittelalters im 9. Jahrhundert. Im Zentrum der Geschichte steht eine Kämpferin, eine junge Wikingerin namens Yrsa, die auf der Suche nach ihrem entführten Bruder einige gefährliche Hürden überwinden muss, aber auch ihren kämpferischen Freund Avidh lieben lernt. Bei ihren Streifzügen sogar bis nach Nibe machen die vielen Götter, Elfen, Trolle, Amulette etc. aus der nordischen Mythologie diese fiktive Geschichte lebendig. Die wichtige Aufgabe der Seherinnen und Heilerinnen wird betont. Der Alltag von Kriegern und Dorfbewohnern oder das Geschäft mit der Sklaverei sind gut nachvollziehbar. Begriffe wie Hacksilber, Wikgraf oder das Sagafest animieren zum Googeln. aAlle Handlungsfäden finden am Ende sinnvoll zueinander. Das Nachwort zum historischen Hintergrund dieses Buches ist aufschlussreich. Störend waren hingegen mehrfache Wiederholungen zu Yrsas schlechtem Gewissen bei der Suche nach ihrem Bruder, aber auch ihre ablehnende Haltung zur Heirat von Njáll als Nebenfrau. Eine gelungene Mischung aus Fiktion und Historie mit starker weiblicher Heldin.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Leider nur die erste Lebenshälfte von Agatha Christie

Agatha Christie
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Das passende Cover zeigt ein typisch britisches sommerliches Landschaftsbild an einer warmen Küste mit einem stattliches Gebäude im Hintergrund und wohl der jungen, noch unverheirateten Agatha Christie ...

Das passende Cover zeigt ein typisch britisches sommerliches Landschaftsbild an einer warmen Küste mit einem stattliches Gebäude im Hintergrund und wohl der jungen, noch unverheirateten Agatha Christie im Vordergrund, im modischen Stil um 1920. Leider umfasst dieser Roman nur die Zeit von 1908 bis 1929, also die erste Lebenshälfte von Agatha, * 1890. Ihre glückliche Kindheit in Torquay im Haus Ashfield, ihre Reisejahre in Paris und Kairo zusammen mit ihrer geliebten Mutter spiegeln ihre inneren Konflikte wider, aber auch die damalige Etikette in gehobenen Gesellschaftskreisen. Ermüdend ist manch ein oberflächlicher Dialog zwischen Mutter und Tochter über ähnlichem Inhalt rund ums Heiraten. Interessanter hingegen sind die schriftstellerischen Anfänge und der Schreibprozess rund um die Figur Hercule Poirot in ihren ersten Krimis. Das Ehe- und Familienleben mit Ehemann Archibald Christie und Tochter Rosalind beschreibt mehr deren Alltag. Der schriftstellerische Erfolg mit der ältlichen Ermittlerin Jane Marple in den Folgejahren nach 1928 hätte breiter ausgebaut werden können neben den vielen Reisen wie z.B. nach Bagdad, Ur oder die Kanarischen Inseln. Da Agatha bis 1976 lebte, könnte man hier die weitere Entwicklung ihrer großen Karriere vermissen. Leider liefert das Nachwort nur eine kurze Zusammenfassung mit Hinweisen auf Auslassung einiger Lebensabschnitte der Schriftstellerin. Insgesamt war der Schreibstil nicht überzeugend.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Die britische Besatzungszeit in Bad Oeynhausen – interessant!

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
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Das Cover und auch der Buchtitel sind passend zum Buchinhalt originell gewählt. Die Szenerie spielt in Bad Oeynhausen ab 1945. Die britische Rheinarmee richtet hier nach Kriegsende ihr Hauptquartier ein. ...

Das Cover und auch der Buchtitel sind passend zum Buchinhalt originell gewählt. Die Szenerie spielt in Bad Oeynhausen ab 1945. Die britische Rheinarmee richtet hier nach Kriegsende ihr Hauptquartier ein. Trotz Fraternisierungverbot verirren sich die nicht nur charakterlich sehr unterschiedlichen, weiblichen Hauptfiguren Anne und Rosalie, Freundinnen seit früher Kindheit, in den charmanten Avancen von Colonel Michael Hunter bzw. Jeff, Adam und Brian. Diese fiktiven Techtelmechtel bringen zwar angenehme Atmosphäre in diese ansonsten trostlose Nachkriegszeit mit Entnazifizierung, schlechter Ernte nach dem Dürresommer, dem Jahrhundertwinter 1945/46 ohne Heizmaterialien, einer Hochwasserkatastrophe etc., wirken aber besonders im 5. Teil sehr konstruiert. Die beachtliche Recherchearbeit mit vielen Angaben im Detail macht diesen Teil deutscher Nachkriegsgeschichte sehr lebendig und nachvollziehbar, informativ in passendem Schreibstil. Daneben vermitteln die Figuren eine hoffnungsvolle Mentalität zum Wiederaufbau während ihrer recht unwürdigen Lebensweise. Wie sehr die Briten das zivile Leben und die Wirtschaft dieser Kurstadt beeinträchtigten wird gut dokumentiert.
Ein aufschlussreiches Buch zur deutschen Nachkriegsgeschichte.

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