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Veröffentlicht am 11.10.2024

Zwischen Semperoper und Dresdner Mai Revolution ... eine spannende Lektüre ...

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Ich freue mich sehr, dass ich inzwischen zum zweiten Mal nach Dresden reisen und Theaterluft schnuppern durfte. Schnell war ich wieder drin in der Geschichte und mit den Charakteren vertraut, die ich schon ...

Ich freue mich sehr, dass ich inzwischen zum zweiten Mal nach Dresden reisen und Theaterluft schnuppern durfte. Schnell war ich wieder drin in der Geschichte und mit den Charakteren vertraut, die ich schon im ersten Band kennenlernen durfte. Elise Spielmann, inzwischen verheiratete Jacobi, konnte sich ihren Traum erfüllen und ist nun eine gefeierte Violinistin. Gemeinsam musiziert sie mit ihrem viel älteren Mann Adam Jacobi zu besonderen Anlässen, doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Es war keine Liebesheirat, er behandelt Elise wie eine Frau, die unterwürfig und gefügig zu sein hat. Kein Wunder also, dass sie sich nach ihrer großen Liebe, dem Kulissenmaler Christian sehnt. Wäre da nicht ihre kleine Tochter Netty, wer weiß, sie wäre vielleicht schon längst ausgebrochen. Es liegt sowieso ein Gerücht der Revolution in der Luft. Die Arbeiterschicht, unterjochte Frauen aber auch Menschen aus dem Bürgertum wollen die Willkür des Adels nicht länger hinnehmen und für ihre Rechte kämpfen. Bald wird ein Aufstand unabdinglich und eine unerbittliche Schlacht führt zum Schlimmsten …

Dieses wunderbar anschaulich geschriebene Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Fast meinte ich die Atmosphäre während der Theateraufführungen zu fühlen, die mit Inbrunst gespielte Geige Elises zu hören und den Rauch und das Feuer zu riechen, als die Revolution ausbrach. Wieder einmal habe ich viel über Dresden, die schöne Semperoper und die damalige Politik gelernt, wofür ich gerne die volle Punktzahl vergebe. Ein paar Liebesszenen versüßten den Roman und ein trauriger Tod ließ mich mit Elise mitleiden. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich schon riesig auf den dritten Band und somit letzten Band dieser schönen Dresden-Trilogie von Anne Stern.

Veröffentlicht am 02.10.2024

Marthe Distel ... eine kluge und starke Frau mit Durchsetzungsvermögen ...

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
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Wenn der Name Ulrike Renk auf dem Cover steht, kann man eigentlich durch die Bank eine großartige Geschichte erwarten. Und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Da ich selbst sehr gerne schnipple, ...

Wenn der Name Ulrike Renk auf dem Cover steht, kann man eigentlich durch die Bank eine großartige Geschichte erwarten. Und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Da ich selbst sehr gerne schnipple, koche und brate, war ich natürlich unheimlich neugierig auf die Geschichte der Marthe Distel, der es vor 130 Jahren gelang, sich in der von Männern dominierten Welt der „Cuisine“ zu behaupten und die über ihre Grenzen hinaus bekannte Kochschule Le Cordon Bleu zu gründen. Wir lernen sie als junges Mädchen kennen, als sie nach dem Tod des Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter bei ihrer Großmutter Joséphine in den Vogesen ein neues Zuhause findet. Eigentlich wäre sie glücklich dort, im Einklang mit der Natur, umgeben von den zwei Frauen, die sie liebt. Doch ihre Mutter und Großmutter haben Größeres mit ihr vor. Sie soll nicht in der Einsamkeit versauern, sondern die große, weite Welt erobern. Schon früh bringen sie ihr kochen und Haushaltsführung bei. Ihre Mutter Julie strebt zudem eine anständige Schulausbildung für ihr Kind an, und so wagen Mutter und Tochter schließlich den großen Schritt und ziehen nach Paris. Marthe findet schon bald Gefallen am Leben in der Stadt, lernt fleißig und träumt von einer Karriere als Journalistin. Doch alles kommt anders als gedacht und bald schon verhilft ihr das von Joséphine und Julie erlernte Wissen zu einer Position der besonderen Art …
Beide Schauplätze – der Hof in den Vogesen als auch das Leben in Paris – werden sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, so dass man beim Lesen das Gefühl bekam, direkt am Geschehen teilzunehmen. Sehr gut haben mir die ausführlichen Beschreibungen zu den Gerichten gefallen, und ich bekam direkt Lust, das ein oder andere nachzukochen. Allerdings hätte ich mir noch ein wenig mehr zum Thema Kochschule gewünscht, die kam meines Erachtens ein bisschen zu kurz. Nichtsdestotrotz ist der Roman rund um Mademoiselle Marthe einfach zauberhaft und auf jeden Fall eine Reise nach Frankreich wert. Ganz entzückend fand ich auch die Idee, das Buch selbst in ein 5-Gänge-Menü zu verwandeln, bei dem zu Beginn ein Amuse-Gueule, gefolgt von einem Entrée, einer warmen Vorspeise, der Hauptspeise und zum Schluss ein Dessert serviert werden. Wenn das nicht Lust auf Lesen, Kochen und Genießen macht, dann weiß ich auch nicht. Von mir gibt es für Marthe Distel und ihre Geschichte dampfende und duftende vier Sterne gepaart mit einer unbedingten Leseempfehlung. Ich sage hier einfach mal, lasst es euch schmecken und bon appétit !!!

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Veröffentlicht am 28.09.2024

Wenn die Leidenschaft aus dem Ruder gerät ...

Tage mit Milena
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Wie nicht anders erwartet, zog mich die sympathische Autorin Katrin Bursig, die mir schon von ihrem wunderbaren Buch „Adas Fest“ bekannt war, mit ihrem neuesten Werk „Tage mit Milena“ mal wieder in den ...

Wie nicht anders erwartet, zog mich die sympathische Autorin Katrin Bursig, die mir schon von ihrem wunderbaren Buch „Adas Fest“ bekannt war, mit ihrem neuesten Werk „Tage mit Milena“ mal wieder in den Bann. Der Roman dreht sich mit Annika und Luzie um zwei Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Annika scheint im Leben angekommen zu sein und lebt mit ihrem bodenständigen und liebevollem Mann Hendrick in einer Wohnung in Lübeck, die direkt über ihrer kleinen Papeterie liegt. Doch dann erscheint die 17jährige Luzie plötzlich voller jugendlicher Leidenschaft auf der Bildfläche und wirbelt mit ihrer radikalen Umweltschutzaktion das Leben Annikas vollkommen durcheinander. Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit, die sie bis dato so gut verdrängt zu haben schien, kommen brodelnd wieder an die Oberfläche und auf einmal haben die Beiden mehr gemeinsam als sie für möglich hielten. Sie machen sich zusammen auf eine Reise, die sie zugleich in die Vergangenheit und die Zukunft führen wird …

Fast schon atemlos las ich mich durch diesen Roman, der nicht nur in den beiden Protagonistinnen, sondern auch bei mir Gefühle erweckte, die von berührt über wütend, bis hin zu ein wenig traurig reichten. Seite für Seite warf mir Katrin Bursig ein Puzzlesteinchen nach dem anderen zu, bis ich schließlich am Schluss ein Gesamtbild hatte und erschöpft aber irgendwie auch glücklich das Buch zugeklappten konnte. Viele Unbekannte lösten sich auf, lang unterdrückte Gefühle durften gefühlt werden aber auch so mancher Fehler im Leben Annikas und Luzies kam zu Tage. Ich bin tatsächlich total begeistert von diesem besonderen Roman, der mir mal wieder viele neue Erkenntnisse vermittelte und mich gleichzeitig spannend unterhalten hat. Das belohne ich gerne mit einer überzeugten Leseempfehlung gepaart mit fünf funkelnden Sternen. Ich wünsche dir noch viel Erfolg mit dem Buch, liebe Katrin, und vor allem noch viele begeisterte Leserstimmen.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Der ewige Kampf der Frauen ...

Marschlande
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Mit „Marschlande“ hat die Autorin Jarka Kurbsova einen Roman kreiert, der auf zwei Zeitebenen aufgebaut ist und die beiden auf sehr harmonische Weise miteinander verwebt. Der Vergangenheitsteil rund um ...

Mit „Marschlande“ hat die Autorin Jarka Kurbsova einen Roman kreiert, der auf zwei Zeitebenen aufgebaut ist und die beiden auf sehr harmonische Weise miteinander verwebt. Der Vergangenheitsteil rund um Abelke Bleken basiert auf wahren Tatsachen und ist hervorragend recherchiert. Während die Dialoge der Protagonistin natürlich frei erfunden von der Autorin in den Mund gelegt wurden, konnte ich mir beim Hören gut vorstellen, dass es so oder ähnlich gewesen sein muss. Die mutige Abelke steht mit beiden Beinen im Leben und führt nach dem Tod ihres Vaters als alleinstehende Frau den Familienbauernhof mit all seinen Angestellten weiter. Das war damals sehr ungewöhnlich und so wird sie mit Argwohn von den Nachbarn beäugt. Als sie schließlich durch die Willkür einiger Männer alles verliert und sich selbst als Magd verdingen muss, wird sie letztendlich der Hexerei bezichtigt. Ein trauriges Ende nimmt seinen Lauf …

Auch Britta muss erfahren, dass in der heutigen Zeit für Frauen nicht alles rund läuft. Sie stößt nach ihrem nicht ganz freiwilligen Umzug in die Marschlande auf die Geschichte Abelke Blekens und fängt an zu recherchieren, während in ihrem eigenen Leben nach und nach alles aus dem Ruder zu laufen scheint. Dabei will sie einfach Gerechtigkeit und eine faire Behandlung, sowohl in der eigenen Familie als auch im Beruf. Ein Kampf gegen Windmühlen wäre wahrscheinlich einfacher zu bestreiten ...

Mit „Marchlande“ bin ich durch Zufall mal wieder auf wunderbaren Roman gestoßen, der mich fasziniert und direkt zu ein paar eigenen Recherchen zum Thema Hexenverfolgung im 16. Jahrhundert inspiriert hat. Wie waren die Zeiten doch oft hart und grausam damals! Eindringlich gesprochen von den beiden bekannten Hörbuchsprecherinnen Julia Nachtmann und Nina Petri habe ich mich beim Hören sehr wohl gefühlt in der Geschichte und kann sie uneingeschränkt empfehlen. Von mir gibt es mit fünf Sternen die volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 19.09.2024

Ärger in der Uckermark ...

Düstersee
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"Endlich mal raus, endlich mal selbst Urlaub machen." Genau das waren Joachim Vernaus Gedanken, als er das großzügige Angebot Christian Steinhoffs, in dessen Bootshaus zwei ungestörte Wochen zu verbringen, ...

"Endlich mal raus, endlich mal selbst Urlaub machen." Genau das waren Joachim Vernaus Gedanken, als er das großzügige Angebot Christian Steinhoffs, in dessen Bootshaus zwei ungestörte Wochen zu verbringen, annahm. Im großen Haus nebenan wird gefeiert und werden Deals geschlossen, und plötzlich sieht sich der Berliner Anwalt mit einer Leiche konfrontiert. Während es zunächst aussah, als schliefe Professor Steinhoff friedlich auf einer Bank am See, stellt sich bald heraus, dass er tot ist. Hatte der Streit, den Vernau noch vor ein paar Stunden mitgehört hatte, etwas mit dem Ableben Steinhoffs zu tun? Und was zum Teufel hat die Freundin ihrer Mutter, Ingeborg Huth – genannt Hüthchen, mit der ganzen Sache zu tun? Ist sie am Ende die Mörderin ihrer eigenen Nichte? Eine spannende Jagd beginnt, gespickt mit wilden Spekulationen und Anschuldigungen und einer Reise in die Vergangenheit, in der sich so mancher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat …

Auch im mittlerweile siebten Teil der interessanten Reihe um den Anwalt Joachim Vernau schafft es die Autorin Elisabeth Herrmann wieder zu überraschen und zu begeistern. Nachdem ich die Fernsehverfilmung von „Düstersee“ vor einigen Wochen genießen durfte, hatte ich natürlich beim Lesen Kopfkino vom Feinsten und muss sagen, beide Versionen haben mich überzeugt. Jan Josef Liefers als Berliner Anwalt Vernau ist natürlich unschlagbar und ich bin überrascht, wie nah am Buch die Verfilmung war. Kurzum, ich empfehle beide Versionen und vergebe hier gerne mal wieder eine absolute Leseempfehlung verbunden mit einem blinkenden fünf Sterne Regen. Ich hoffe, wir dürfen Vernau und natürlich seine sympathische Kollegin Marie Louise Hoffmann noch in vielen weiteren Bänden dieser Krimireihe begleiten.