Profilbild von engineerwife

engineerwife

Lesejury Star
offline

engineerwife ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit engineerwife über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2022

Der Bergbau überlebt in den Herzen und Köpfen ...

Die Sehnsucht nach Licht
0

Und wieder mal ein Volltreffer der sympathischen Autorin Kati Naumann, die mir mit „Die Sehnsucht nach Licht“ ein Stück deutsch-deutsche Geschichte ein bisschen nähergebracht hat. Bis dato wusste ich eigentlich ...

Und wieder mal ein Volltreffer der sympathischen Autorin Kati Naumann, die mir mit „Die Sehnsucht nach Licht“ ein Stück deutsch-deutsche Geschichte ein bisschen nähergebracht hat. Bis dato wusste ich eigentlich wenig über den Bergbau im sächsischen Erzgebirge, der so vielen Leuten Fluch und Segen zugleich war. Doch ich hatte Dank Kati das große Glück mehr darüber durch die Augen und Ohren der fiktiven Familie Steiner zu erfahren. Vier Generationen stolzer Bergleute hat sie hervorgebracht und man spürt den Zusammenhalt der Familie in jeder Zeile. Erzählt wird ihre Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die erste erstreckt sich über die Jahre von 1908 bis 1989, dem Jahr des Mauerfalls, der alles verändern sollte. Im zweiten Erzählstrang begleite ich die junge Luisa, Kind der vierten Generation, die sich mit ihrer Großtante und deren Freundin auf eine Reise aufmacht, die Licht in die Vergangenheit bringen soll, um mit verschwundenen Menschen Frieden schließen zu können. Man spürt in dem Roman die Liebe, die die Steiners füreinander empfinden, aber auch die, die die Autorin für ihre Heimat hat und kann nur erahnen, welch umfangreiche Recherchearbeit in das Buch geflossen sein muss. Nachdem ich mich in die Thematik eingelesen hatte, fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen und ich ertappte mich dabei, das neue Wissen quasi aufzusaugen und, gemeinsam mit der drumherum erfundenen Familiengeschichte, in eine für mich neue Welt einzutauchen. Ich vergebe hier gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl und werde mich sicher wieder an dieses Buch erinnern, wenn ich zu Weihnachten meinen eigenen Schwibbogen ins Fenster stelle für „die Sehnsucht nach dem Licht“. Die bekommt nun eine ganz neue Bedeutung!

Veröffentlicht am 10.11.2022

Eine Reise auf der Suche nach dem inneren Frieden ...

Der Pfirsichgarten
0

Mal wieder musste ich feststellen, was ich doch noch für Lücken in meinem Geschichtswissen habe. Während man in Europa der 30er und 40er Jahre unter Hitler und seinen Schergen leidet, tobt auch am anderen ...

Mal wieder musste ich feststellen, was ich doch noch für Lücken in meinem Geschichtswissen habe. Während man in Europa der 30er und 40er Jahre unter Hitler und seinen Schergen leidet, tobt auch am anderen Ende der Welt ein Krieg, nämlich der zwischen China und Japan, der die chinesische Bevölkerung immer wieder zur Flucht quer durch das Land zwingt. Doch die junge Meilin und ihr Sohn Renshu verlieren mehr als ihre Heimat, denn ihr geliebter Mann und Vater des einzigen Sohnes bleibt als Soldat im Krieg. „Er ist als Held gestorben!“ versichert ihr sein Bruder Longwei und nimmt sich der Beiden, sehr zum Leidwesen seiner eigenen Frau Wenling, an. Als die Familie schließlich in den Wirren der Flucht getrennt wird, findet sich Meilin mit ihrem Sohn auf sich allein gestellt und beschließt die gefährliche Reise nach Taiwan anzutreten. Sie kämpft wie eine Löwin für ein besseres Leben für Renshu und wünscht sich nichts sehnlicher als ihn glücklich zu sehen. Eine alte Schriftrolle, die sie immer wieder zum Geschichten erzählen animiert, rettet die Beiden über die schlimmsten Jahre. Die Geschichten werden Renshu später immer wieder begleiten. Doch er tut sich schwer damit, sein Herz und seine Seele zu öffnen und droht darüber fast seine Familie zu verlieren …

Mich hat die Geschichte der Familie Dao sehr berührt. Die ewige Flucht und die damit verbundene Angst konnte ich mit jeder Seite, die ich umblätterte, spüren. Manch einer mag den Roman für ein wenig gefühlsarm halten aber die Schreibweise passt ganz wunderbar zur chinesischen Mentalität, die selten überbordend, sondern eher zurückhaltend höflich zu sein scheint. Auch konnte ich einige Gemeinsamkeiten mit meiner eigenen Geschichte, bzw. der meiner Kinder feststellen. Sie sind wie Renshus Tochter Lily mit zwei Kulturen und an immer wieder wechselnden Wohnorten aufgewachsen, so dass auch sie schon oft in Frage gestellt haben, was sie mit dem Wort Heimat verbinden sollen. Trotz einer eher bedrückenden Stimmung hat mir das Buch immer wieder Hoffnung vermittelt. Hoffnung über das, was man erreichen kann, Hoffnung auf die schönen Momente, die das Leben lebenswert machen. Es hat mir Spaß gemacht mich auf eine Reise in die mir doch sehr fremde chinesische Welt zu begeben und ich habe das Buch Seite für Seite genossen, ja beinah aufgesogen. Von mir gibt es deshalb mit fünf Sternen die volle Punktzahl!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 09.11.2022

Nicht nur für Beethoven Fans geeignet ...

Beethovens Geliebte
0

Viel zu früh verliert Anna Koch ihren geliebten Mann und findet sich mit drei Kindern und einem Gasthaus auf einmal allein auf der Welt. Doch sie kann zupacken und aufgeben gibt es für sie nicht und so ...

Viel zu früh verliert Anna Koch ihren geliebten Mann und findet sich mit drei Kindern und einem Gasthaus auf einmal allein auf der Welt. Doch sie kann zupacken und aufgeben gibt es für sie nicht und so führt sie das gutgehende Wirtshaus allein weiter. Sie pflegt viele Kontakte zu mehr oder minder prominenten Mitbürgern, zu denen auch die benachbarte Familie Beethoven zählt. Johann van Beethoven ereilt bald das gleiche Schicksal wie Anna. Er verliert seine Ehefrau doch zugleich wohl auch jeglichen Lebensmut und -willen und versucht sein Schicksal im Alkohol zu ertränken. Anna nimmt sich der Familie so gut es geht an und so entsteht bald eine innige Freundschaft zwischen dem jungen Ludwig van Beethoven und Babette. Bald verguckt sie sich in Louis, wie Babette ihren Freund liebevoll nennt, doch er ist oft launisch und ungestüm. Ist die Liebe beidseitig und kann hat sie jemals eine Zukunft haben?

Was für eine interessante Geschichte du da um die junge Babette Koch gestrickt hast, liebe Claudia. Man merkt an den detaillierten Beschreibungen nicht nur der Personen, sondern auch dem Umfeld, dass viel Herzblut und aufwendige Recherchearbeit in deiner Romanbiografie stecken. Ich wurde als Leserin an die Hand genommen und durfte in das späte 18. Jahrhundert nach Bonn reisen und teilhaben am damaligen Leben, das durch Kunst und Musik aber auch durch die französische Revolution geprägt wurde. Eine überaus interessante Epoche, über die ich bis jetzt viel zu wenig gelesen habe. Die Geschichte hat mir richtig Lust auf eine Reise verbunden mit einem Beethoven Spaziergang durch Bonn gemacht. Das Wirtshaus Zehrgarten, das neben einem Buchladen und einem Porzellangeschäft von der Witwe Koch betrieben wurde, gibt es leider nicht mehr, aber ich bin mir sicher, dass sich noch viele Spuren finden, die sich mit den Kochs und van Beethovens verbinden lassen. Für „Beethovens Geliebte“ vergebe ich viereinhalb wohlverdiente Sterne und spreche gerne eine Leseempfehlung aus. Ich wünsche dir, liebe Claudia, noch viel Erfolg mit dieser interessanten Geschichte.

Veröffentlicht am 07.11.2022

Wir drei ... nur wir drei !!!!

Labyrinth der Freiheit
0

Ein absolutes Highlight! Endlich ein Wiedersehen mit dem dreiblättrigen Kleeblatt bestehend aus Isi, die sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen lässt, Artur, den man sich lieber nicht zum Feind ...

Ein absolutes Highlight! Endlich ein Wiedersehen mit dem dreiblättrigen Kleeblatt bestehend aus Isi, die sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen lässt, Artur, den man sich lieber nicht zum Feind machen möchte und dem sympathischen Carl, der als Kameramann den Einzug des Tonfilms miterleben darf.

Gleich der Anfang dieses letzten Teils der Trilogie beginnt mit einem tödlichen Paukenschlag, der mich als Leser ein wenig ratlos zurückließ. Doch schon im nächsten Abschnitt fügten sich die Teile für mich wie bei einem guten Puzzle wieder zusammen. Es war einfach nur schön, die drei mal wieder ein Stück ihres turbulenten Weges begleiten zu dürfen. Wie immer bewegen sie sich nahe am Rande der Legalität und dennoch bleiben sie authentisch und sympathisch. Artur ist und bleibt der glänzende Ritter, während Carl auf seine eher zurückhaltende Art den nötigen Ausgleich schafft. Diesmal gilt es Isi aus einer wohl aussichtslosen Situation zu befreien und bis zum Schluss bleibt der Puls beim Lesen erhöht und ein Weglegen des Buchs scheint fast unmöglich! Der Schreibstil ist, wie schon bei den beiden vorangegangen Teilen rasant und das Cover liefert einen schönen Wiedererkennungseffekt. Ich bin ein wenig traurig, dass es vorbei ist aber unendlich froh, dabei gewesen sein zu dürfen. Ich vergebe natürlich auch diesmal wieder mit fünf Sternen die volle Punktzahl und spreche eine absolute Leseempfehlung aus an alle, die sich zusammen mit Isi, Carl und Artur gerne mal auf eine Achterbahnfahrt der besonderen Art begeben wollen. Aber ich empfehle, wie eigentlich immer bei Trilogien oder Buchreihen … haltet die Reihenfolge ein. Nach eins kommt zwei und danach dieser wunderbare Abschluss.

Veröffentlicht am 07.11.2022

Düster aber fesselnd ...

Die Frauen
0

Über eine Leserunde bin auch dieses Buch gestoßen, das seinen Schauplatz in einem kleinen schottischen Ort mit Blick auf die unbewohnte Insel Bass Rock hat, den man auf dem Buchumschlag bewundern kann ...

Über eine Leserunde bin auch dieses Buch gestoßen, das seinen Schauplatz in einem kleinen schottischen Ort mit Blick auf die unbewohnte Insel Bass Rock hat, den man auf dem Buchumschlag bewundern kann und der dem Leser wie einer roter Faden durchs Buch immer wieder vor Augen geführt wird.
Dieser Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen. In den 50er Jahren zieht die junge Ruth Hamilton mit ihrem Mann Christopher in ein großes Haus am Meer mit Blick auf eben jenen Bass Rock. Er bringt aus einer vorangegangenen Beziehung zwei Söhne mit in die Ehe aber alle drei bekommt Ruth selten zu Gesicht, da der Vater in London arbeitet und die Jungs im Internat aufwachsen. So ist sie dann auf sich gestellt, kritisch beäugt von den einheimischen Bewohnern und sehr, sehr einsam. Schließlich beschleicht sie eine unheimliche Ahnung …
Gut fünfzig Jahre später kommt Stiefenkelin Viv in den Genuss des Hauses wie die Jungfrau zu dem Kinde. Es soll verkauft werden doch bis es so weit ist, wird eine Person gebraucht, das Haus zu hüten. Die Wahl fällt auf Viv, die trotz oder gerade wegen eigener Probleme dadurch gerne ein Weilchen der Realität entflieht. Schnell wird auch ihr jedoch das ganze Szenario unheimlich …
Geschickt versteht es die Autorin, die Leben beider Frauen zu verknüpfen und Gemeinsamkeiten herzustellen. Jedoch bringt sie dabei auch so manches erschütterndes Geheimnis ans Tageslicht, von dem man lieber nichts gewusst hätte. Auf beklemmende Art erfährt man als Leser, was die Beiden durchmachen mussten.
Detailreich geschrieben mit wunderbar ausgearbeiteten Charakteren verwandelt Evie Wyld ihre Story in einen außergewöhnlichen Roman, der sicher nicht immer einfach zu Lesen ist, an dem es sich aber lohnt, dranzubleiben. Ich vergebe vier von fünf Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung an alle Bücherwürmer, die mal etwas „out of the ordinary“ lesen möchten.