Profilbild von engineerwife

engineerwife

Lesejury Star
offline

engineerwife ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit engineerwife über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2021

Die Aufgabe, nicht zu vergessen hat sich Christian Hardinghaus auf die Fahne geschrieben ...

Die verlorene Generation
0

Mit seinem Buch „Die verlorene Generation“ hat der sehr engagierte Autor Christian Hardinghaus mal wieder ein wichtiges Element unserer Geschichte für immer festgehalten. Er hatte es sich zu Aufgabe gemacht, ...

Mit seinem Buch „Die verlorene Generation“ hat der sehr engagierte Autor Christian Hardinghaus mal wieder ein wichtiges Element unserer Geschichte für immer festgehalten. Er hatte es sich zu Aufgabe gemacht, die letzten überlebenden Hitlerjungen zu Wort kommen zu lassen – eine Aufgabe, die längst überfällig war. Dreizehn inzwischen alte Männer erzählen in diesem Buch ihre Geschichte und fassen in Worte, was mich als Leserin oft sprachlos zurückließ. Wie konnten Menschen anderen Menschen, besonders diesen jungen Menschen, die das ganze Leben noch vor sich hatten, solche Grausamkeiten antun, ja solche Alpträume bescheren? Jeder der Dreizehn hat bis heute sein eigenes Päckchen zu tragen, bei manchen scheint es sogar ein ganzer Paketwagen voll zu sein. Sie erzählen davon, wie ihnen weisgemacht wurde, dass sie dem Vaterland diesen Dienst schuldig sind, aber auch wie ihnen schlussendlich gar keine andere Wahl blieb. Das Leid und Elend, das sie sehen, die großen und kleinen inneren, wie äußeren Blessuren, die sie davontragen, entbehren jeglicher Worte.

Ich hatte das Glück, von Christian beim Lesen begleitet zu werden und konnte mir so manche Ungeheuerlichkeit von ihm erklären lassen. Doch leicht war es nicht, das Buch zu verarbeiten und ich kann nur erahnen, wie emotional und bewegend die Interviews mit den Betroffenen für den Autor gewesen sein müssen.

„Die verlorene Generation“ ist bereits der dritte Band in einer Reihe, in der der Autor über Kriegsverbrechen der abscheulichsten Art aufklärt. Immer wieder schreibt er an gegen das Vergessen und vor allem auch gegen eventuelle Wiederholungen dieser schrecklichen Vorkommnisse. Ich wünsche dem sympathischen Historiker und seinen Büchern viele interessierte Leser vor allem auch im Kreis der jungen Erwachsenen. Nur gemeinsam können wir diesen Kampf gewinnen dem Bösen nie wieder die Oberhand zu gewähren.

Aus voller Überzeugung vergebe ich hier mit fünf Sternen die Bestnote und wünsche Herrn Hardinghaus viel, viel Erfolg mit seiner weiteren Lektüre und seinen Lesungen. Ich ziehe meinen Hut vor dir, lieber Christian!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2021

At home with the Whitshanks ...

Der leuchtend blaue Faden
0

Anne Tyler, was für ein tolle Schriftstellerin! Ich halte ihr nun schon seit über zwanzig Jahren die Treue und sie hat mich bisher selten enttäuscht. Man muss die Art ihrer Geschichten mögen, die sich ...

Anne Tyler, was für ein tolle Schriftstellerin! Ich halte ihr nun schon seit über zwanzig Jahren die Treue und sie hat mich bisher selten enttäuscht. Man muss die Art ihrer Geschichten mögen, die sich alle irgendwie ähneln und doch alle ihren eigenen Charakter haben. Es geht um ganz normale amerikanische Familien, mit den ich mich als Leserin immer gut identifizieren kann. Sei plagen sich mit alltäglichen kleinen und großen Problemen, die man durchaus auch in der eigenen Familie entdecken könnte.

So dann auch in „Der leuchtend blaue Faden“, in dem die Familie Whitshank aus Baltimore beleuchtet wird. Die Whitshanks setzen sich aus dem Elternpaar Abby und Red zusammen, komplettiert werden sie durch ihre Kinder Amanda, Jeannie, Dennis und Douglas – liebevoll von allen Stem genannt. Hinzu kommen deren Angetraute und Kinder sowie die Großeltern Jurvis Roy and Linnie Mae. Immer wieder aus neuen Blickwinkeln betrachtet geht es in dem Buch ums Altwerden und seine Folgen. Es geht auch um Beziehungen und Rivalitäten untereinander und das sehr traurige Thema Demenz. Die Autorin versteht es wunderbar die kleinen Nuancen rauszuarbeiten. Es gelingt ihr, dass ich mich als Leserin mit der Familie verbunden und somit mit ihnen Empathie, Trauer aber auch Wut empfinden konnte. Kurzum, ich fühlte mich bei den Whitshanks zu Hause und habe mich gefreut, sie einen Teil ihrer Wege begleiten zu dürfen. Von mir gibt es wohlverdiente 4,5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2021

Ein Leben in ewiger Lüge ...

Die Sommertochter
0

Wie der Klappentext suggeriert, macht Rosalind sich auf die Suche nach ihren Wurzeln nachdem bewiesen ist, dass Jillian Croft keine eigenen Kinder bekommen konnte. Die arme Sylvia Moore, wie sie mit bürgerlichem ...

Wie der Klappentext suggeriert, macht Rosalind sich auf die Suche nach ihren Wurzeln nachdem bewiesen ist, dass Jillian Croft keine eigenen Kinder bekommen konnte. Die arme Sylvia Moore, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, wurde mit Androgenzresistenz geboren, sprich sie war intersexuell und hatte somit Merkmale von beiden Geschlechtern. Geschickt verstehen Jillian und ihr nicht minder berühmter Mann dies vor der Öffentlichkeit und ihren Kindern zu verbergen. Die tragische Odyssee, die sich daraus für Jillian seit frühester Pubertät entwickelt hat, ist jedoch unvorstellbar.
Ein spannendes Thema, das mich sofort an den Roman „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides erinnerte. Jedes Kapitel der „Sommertochter“ beginnt mit einem Tagebuchauszug der jungen Sylvia, in denen sie ihre Not beschreibt, ihre Distanz zur Mutter und die Probleme, die ihr Zustand für sie mit sich bringt. Im Rest der Kapitel begleite ich Rosalind auf ihrer eigenen Reise zur Selbstfindung und ihren inneren Kampf einen Platz in ihrer „echten“ Familie zu ergattern.
Ich kann für den Roman nicht ganz die Bestnote erteilen, da mir bei Rosalind manchmal ein wenig zu klischeehaft vorgegangen wurde und ich mir bei Sylvia/Jillian zu ihrem außergewöhnlichen Thema noch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten, ließ sich flüssig lesen und macht Lust auf mehr. Es gibt wohl noch zwei weitere Teile, die sich jeweils mit den beiden anderen Schwestern Olivia und Eve befassen. Ich vergebe für diesen Roman solide vier von fünf Sternen.
Übrigens, passend zur Karriere der Mutter wurden ihre drei Mädchen alle nach Filmlegenden der „Goldenen Ära Hollywoods“ benannt: Olivia de Havilland, Rosalind Russell und Eve Arden … eine nette Idee!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2021

Ein wenig sperrig, nicht ganz rund ... dennoch spannende Themen, die hier verarbeitet werden ...

Das letzte Bild
0

Vorausschicken möchte ich dieser Rezension, dass ich großer Fan der Autorin Anja Jonuleit bin. Stets wählt sie Themen für ihre Romane, die ihre Leser zum Nachdenken, oft sogar recherchieren animieren, ...

Vorausschicken möchte ich dieser Rezension, dass ich großer Fan der Autorin Anja Jonuleit bin. Stets wählt sie Themen für ihre Romane, die ihre Leser zum Nachdenken, oft sogar recherchieren animieren, denn sie enthalten immer mal ein wenig mehr, mal ein bisschen weniger Körnchen von Wahrheit, die aufrütteln. So nun also auch bei ihrem aktuellen Buch „Das letzte Bild“, das sogar mehr als nur ein paar Elemente Wahrheit in sich beinhaltet.

Die Autorin arbeitet diesmal die Geschichte einer mysteriösen Toten auf, die im November 1970 – true story - als verbrannte Leiche in Norwegen entdeckt wurde und deren Identität nie geklärt werden konnte. Man stelle sich den Schreck vor, wenn man morgens nichtsahnend zum Bäcker Brötchenholen geht und einem das eigene Konterfei von der Titelseite der BILD Zeitung ins Auge springt. Genau das ist die fiktive Taktik, die Anja Jonuleit wählt, um einen viel zu lange ungeklärten Mordfall zu entschlüsseln. Sie schickt die Schriftstellerin Eva, ihrerseits selbst bestens mit Recherchearbeiten vertraut, auf eine Reise in die Vergangenheit, die nebenher aber auch Evas eigene Gegenwart und das etwas surreale Verhältnis zur eigenen Mutter aufarbeiten wird, um Licht ins Dunkel zu bringen. Als Leser springt man zwischen Gegenwart und Vergangenheit und ist verblüfft, wie oft man sich sagt „Das kann doch nicht sein?“. Wie kann es möglich sein, dass die eigene Familie irgendwo existiert und man ihrer nicht habhaft werden kann? Und so verbringt nun die arme Frau, die später diesem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fallen wird, ihr Leben genau damit, mit der nicht erfolgreichen Suche nach ihrer eigenen Identität. Quasi als Bonus erfahre ich als Leserin aber auch über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich der Lebensborn Heim in Zeiten der Hitlerdiktatur.

Eine großartige Idee für einen Roman mit fesselnden Elementen. Warum hat es also bei mir nicht ganz zur ansonsten meist vergebenen Bestnote gereicht? Mir persönlich war die Geschichte ein wenig zu sperrig. Dinge, die mich sehr interessierten, wurden eher in einem Nebenstrang abgehandelt und im Hauptstrang waren mir manchmal ein paar zu vielen Längen. Ich vergebe für dieses bestimmt akribisch und sehr gut recherchierte Meisterwerk deshalb 3,5 von 5 möglichen Sternen und werde dieser wundervollen Autorin auf jeden Fall die Treue halten. Ihrem nächsten Werk sehe ich mit Spannung entgegen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2021

Music of the future and music of the past ...

Die Sturmschwester
0

Auch dieser zweite Band der Schwesternreihe – geschrieben von der leider viel zu früh verstorbenen Lucinda Riley – konnte mich wieder einfangen und mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit. Wie bereits ...

Auch dieser zweite Band der Schwesternreihe – geschrieben von der leider viel zu früh verstorbenen Lucinda Riley – konnte mich wieder einfangen und mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit. Wie bereits im Vorgängerband beschließt auch Pa Salts Tochter Ally es ihrer großen Schwester Maia gleichzutun und nach ihren Wurzeln zu forschen. Ursprünglich fast gefangen im eigenen Schmerz verursacht durch den unvorhergesehenen Tod ihres Geliebten, zögert sie dann schließlich nicht lange und unternimmt eine Exkursion nach Norwegen, wo sie tief in die Welt der Musik eintaucht. Neben ihrer großen Leidenschaft, dem Segeln, spielt die Musik auch in ihrem eigenen Leben eine tragende Rolle. Schon bald findet Ally Gemeinsamkeiten in dem ihren und dem Werdegang des Musikers Edvard Grieg, die sie – und auch mich als Hörerin - schnell zu fesseln wissen …

Allys Geschichte wurde mir vorgetragen von Oliver Siebeck, Sinja Dieks und Bettina Kurth. Die ersten beiden Namen kannte ich schon aus der Geschichte um Maia, Bettina Kurth ist neu dazugekommen. Wieder einmal machen die Sprecher ihre Sache fantastisch und schaffen es scheinbar spielend ihre Hörer nicht nur abzuholen, sondern auch permanent bei der Stange zu halten. Das Hörbuch präsentiert viele Stunden Hörvergnügen vom Feinsten und meine Vorfreude auf den nächsten Band – der natürlich schon bereit liegt – geweckt.

Nun ist die Autorin selbst ein Teil des Himmels geworden und auf diesem Weg spreche ich ihr meinen Dank aus und vergebe von Herzen mit fünf Sternen die volle Punktzahl. „Gone but not forgotten!“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere