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Veröffentlicht am 24.04.2022

Auftragskiller (fast) unter sich

Bullet Train
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Irrwitzige Dialoge wenn Auftragskiller über Leben und Tod philosophieren, Leichen und verschwundene Koffer, und das alles an Bord eines japanischen Hochgeschwindigkeitszuges: Mit "Bullet Train" hat Kotaro ...

Irrwitzige Dialoge wenn Auftragskiller über Leben und Tod philosophieren, Leichen und verschwundene Koffer, und das alles an Bord eines japanischen Hochgeschwindigkeitszuges: Mit "Bullet Train" hat Kotaro Isaka einen ungewöhnlichen, aber ausgesprochen lesenswerten Thriller geschrieben. Ähnlich wie sein koreanischer Autorenkollegen Un-Su Kim bringt Isaka eine Prise Tarrantino in einen Roman aus Fernost, allerdings mit einem ganz anderen Schreibstil, wenn es auch in beiden Romanen um Menschen geht, die in der organisierten Kriminalität zu Hause sind.

Schon die knappa Inhaltsbeschreibung macht klar: Hier geht es rasant zu: Ein Zug. Fünf Killer. Und ein Koffer voller Geld. Da ist ja eigentlich schon einmal klar, dass es Tote gibt, und ebesno, dass die Entsorgung von Leichen in einem fahrenden Hochgeschwindigkeitszug eine Herausforderung darstellt. Man will ja nicht auffallen.

Manches Detail des Plots bleibt bis zum Ende ungeklärt, das ist aber auch egal - bei so viel adrenalingeladener Atmosphäre sind Fragen nach Sinn und Logik fast schon obsolet. "Bullet Train" lebt von seinen widersprüchlichen Figuren und ihren Interaktionen. Da wären etwa die beiden Profikiller Lemon und Tangerine, die den entführten Sohn eines Mafia-Bosses samt Lösegeldkoffers zurück zum Vater bringen sollen, nachdem sie der Entführung auf ihre eigene Art ein Ende bereitet haben. Die beiden, die stets im Team arbeiten, gelten als die besten der Branche, sind allerdings völlig unterschiedliche Charaktere: Während der eher nachdenkliche Tangerine gerne liest, ist sein eher emotionaler Kollege versessen auf die Lokomotiven einer Kinder-Zeichentrickserie und vergleicht Menschen stets mit den Cartoon-Figuren.

Lemon ist es auch, der den Koffer mit dem Lösegeld unbedacht im Gepäckbereich abgestellt hat. Wenig überraschend: Plötzlich ist der Koffer weg. Und nicht nur das, das Entführungsopfer ist plötzlich leblos, obwohl die beiden doch nur mal kurz nach dem Koffer gesehen haben. Wie konnte das geschehen? Was Lemon und Tangerine nicht ahnen: ein weiterer Killer, Nanao, hat den Auftrag bekommen, den Koffer zu stehlen. Der ist allerdings der größte Pehvogel der Branche. Indofern ist es keine Überraschung, dass auch er seine Probleme mit dem angeblich leichten Auftrag hat, während die jeweiligen Auftraggeber ungeduldig auf Erfolgsnachrichten warten. Klar, dass ein offenes Gespräch da eher ungünstig wäre.

In privater Mission ist hingegen der Ex-Profi und alleinerziehende Vater Kimura unterwegs. Er will sich an demjenigen rächsen, der Schuld daran ist, dass sein kleiner Sohn seit Wochen nach dem Sturz von einem Dach im Koma liegt. Allerdings läuft auch das nicht wie geplant. Ein kindlicher Psychopath ist zwar kein Profi, in seiner Bösartigkeit aber weitaus unangenehmer als die Männer, ie "nur" für Geld töten - er genießt es Herr über Leben und Tod zu sein.

Temporeich ist in "Bullet Train" nicht nur der Zug, in dem sich die Schicksale der Protaginisten verweben. In immer neuen Konstellationen werden Bündnisse geschlossen, die buchstäbich kurzlebig sind, während angesichts der steigenden Leichenquote im Zug die Frage übrig bleibt: wer wird am Ende überleben? Dabei sorgt der Autor trotz vieler gleich am Anfang feststehender Informationen für ein paar unerwartete Überraschungen.

Schon allein wegen der Dialoge lohnt sich die Lektüre von "Bullet Train". Die zahlreichen Wendungen sorgen dafür, dass man sich trotz desr stets anwachsenden Leichenzahl durchaus auch unterhalten fühlt - vor allem, wenn man schwarzen Humor liebt. Bei der nächsten Zugfahrt könnte allerdings leichte Paranoia aufkommen - ob beim Anblick schwarzer Koffer, klemmender Toiletten oder des passierenden Zugpersonals.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Schrill, queer und sehr unterhaltsam

Zurück nach Übertreibling
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Transfrau Vicki Victoria steht nicht nur fest im Leben, sie bewältigt es auch auf Stiletto-Absätzen - egal ob sie als V-Frau der Münchner Polizei unterwegs ist oder als Unterhaltungskünstlerin. Doch nun ...

Transfrau Vicki Victoria steht nicht nur fest im Leben, sie bewältigt es auch auf Stiletto-Absätzen - egal ob sie als V-Frau der Münchner Polizei unterwegs ist oder als Unterhaltungskünstlerin. Doch nun droht Ungemach in der Münchner Dachgeschosswohnung, wo Vicki sich nach einer eher freudlosen Jugend in der niederbayrischen Provinz neu erfinden konnte. Denn Toni Besenwiesler, der sie in der Schule, damals noch äußerlich ein Junge, grausam drangsalierte, ist aus dem Gefängnis ausgebrochen - und er schwört Vicki Rache. Sie, so glaubt er, hat dafür gesorgt, dass er einen Mord verurteilt wurde, den er nicht begangen hat.

Ich-Erzählerin Vicki, die Protagonistin in Gloria Grays schräg-ironischem Cozy Krimi "Zurück nach Übertreibling" weiß: Mit dem Besenwiesler Toni kann man nicht diskutieren. Bleibt also nur die Flucht, doch schon das Treffen mit Clan-Chef Ahmet, mit dem der Geflohene ebenfalls eine Rechnung offen hat, endet exklusiv. Und dann wird auch noch die befreundete Nachbarstochter und Social Media-Influencerin Kathi entführt. Um das geplante Rache-Feuer zu löschen, bleibt Vicki nur eines übrig: Zurück nach Übertreibling, in das Heimatkaff, in dem alles begann.

Der Ortsname Übertreibling ist hier Programm: Krimi-Realisten mögen sich die Haare raufen, Logik und Stringenz vermissen. Hier übertreibt die Autorin nach Herzenslust, eine Figur ist schräger und exzentrischer als die nächste, kein Klischee, das nicht genüsslich ausgereizt und auf die Spitze getrieben wird.

Nicht genug, dass zum Personeninventar außer derb-rustikalen Niederbayern die Mitglieder einer tierliebenden Motorradgang, einer türkischen Clanfamilie mit ausgerechnet griechischem Nachnamen, teils faule, teils korrupte Polizisten und eine alternde Diva gehören. Vicki Victoria kommentiert alle Geschehnisse gewissermaßen in Dauerschleife, schweift dabei gerne mal ab zu philosophiert nebenbei über Gendersternchen und die Absonderlichkeiten der social media-Kultur. Meinungsstark ist sie allemal und niemals auf den Mund gefallen, selbst wenn das Fehlen einer Perücke eine mittlere Daseinskrise auslösen kann.

Eigentlich klar, dass bei Vickis Hobby-Ermittlungen jede Menge Verwicklungen auftauchen und nichts ohne viel Drama geschehen kann, sozusagen mit Glitzereffekt und high heels Staccato. Je nach Gemütszustand des Lesers kann so eine Plaudertasche wie Vicki anstrengend sein oder erheiternd. Mit einem offensichtlichen Augenzwinkern geschrieben, sollte es auch so gelesen werden. Bei aller Exaltiertheit hat sich Vicki eine bajuwarische Offenheit bewahrt und das Herz stets auf dem rechten Fleck.Ich habe mich köstlich amüsiert und hoffe auf ein Wiedersehen mit Vicki Victoria. Immerhin: Im Oktober soll ein Folgeband erscheinen.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Follow the money

Putins Netz. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste
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"Follow the money", lautete bereits der Rat des Informanten "Deep Throat" bei der Aufklärung der Watergate-Affäre. In ihrem Buch "Putins Netz" befolgte Catherine Belton diese Maxime. Als ehemalige Moskau-Korrespondentin ...

"Follow the money", lautete bereits der Rat des Informanten "Deep Throat" bei der Aufklärung der Watergate-Affäre. In ihrem Buch "Putins Netz" befolgte Catherine Belton diese Maxime. Als ehemalige Moskau-Korrespondentin der Financial Times dürfte sich Belton regelmäßig mit Wirtschafts- und Finanzpolitik, mit der Rolle der Oligarchen und ihrem Einfluss auch in der Londoner City befasst haben. Ihr umfangreiches und ausführlich recherchiertes Buch geht weit darüber hinaus.

Es schadet nichts, wenn man sich vor der Lektüre schon ein bißchen mit russischer Zeitgeschichte, der Politik der Perestroika, dem Zerfall der Sowjetunion und dem Aufstieg Putins befasst hat. Andernfalls könnten sich völlige Russland-Neulinge leicht ein wenig überfordert fühlen. Doch sowohl das vorangestellte Personenregister als auch der Anhang von Fußnoten helfen, eventuell Unbekanntes nachzuchecken.

"Putins Netz" ist eine faszinierende, ausgesprochen ausführliche Untersuchung der Verbindungen zwischen KGB, Organisierter Kriminalität und Schattenwirtschaft in der letzten Phase der Sowjetunion und im heutigen Russland, von Kontakten, die vor 30 Jahren geknüpft wurden und seitdem einige Menschen in fantastischen Reichtum katapultieren, andere ins Exil oder Schlimmeres. Belton untersucht die Vorgeschichte und Verbindungen Putins seit seinen KGB-Zeiten in Dresden, sein Weltbild und Selbstverständnis, Denkweisen von Geheimdienstlern und Milliardären.

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alles, worüber Belton schreibt, mit Fakten oder eindeutigen Quellen belegt wird. Zu viele ungeklärte Unfälle, plötzliche Todesfälle und Vergiftungen dürften die Gesprächigkeit von Informanten getrübt haben. In anderen Fällen haben genannte Quellen natürlich eine eigene Agenda und müssen von daher auch hinterfragt werden. Als seriöse Journalistin macht Belton aber stets deutlich, wo das Nachweisbare endet und die Spekulation über Möglichkeiten, das Reich der Gerüchte und Flüstereien auf den Korridoren der Macht beginnt.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch höchst spannend, nicht zuletzt beim Verständnis des Kriegs in der Ukraine und der Diskussion um die Wirksamkeit von Sanktionen, der besonderen Bedeutung von Gazprom und der Energiewirtschaft als Hebelinstrument russisher Machtpolitik. Es offenbart einen Einblick in Komplexe und imperiale Träume in den Reihen des KGB und dürfte auch, zumnindest teilweise, bei der Interpretation der Persönlichkeit und Denkweise Putins helfen. Manche Fragen bleiben offen und dürften von der Geschichte beantwortet werden. Ist Putins Aufstieg seinem eigenen Ehrgeiz zu verdanken gewesen oder Teil einer Strategie? Welche Endszenarien sind denkbar? Wie weit reicht der Einfluss staatlicher Schwarzgelder bei der Korrumpierung und Unterwanderung westlicher Gesellschaften und Einflussnahme etwa auf populistische Bewegungen in ihren?

Als britische Autorin konzentriert sich Belton vor allem auf Beziehungen zwischen Ruzssland und Großbritannien und den USA, einschließlich der Verbindungen Trumps. Doch der zeitgeschichtlich interessierte deutsche Leser dürfte schnell auf Parallelen stoßen, seien es die Aktivitäten von "Russia Today" oder die russland/Putin-freundlichen Aussagen der AfD. Nicht zuletzt hilft das Buch beim Verständnis der Rolle, die die Ukraine im Denken der Kreml-Lenker spielt.

"Putins Netz" ist ein Buch, das mit akribischer Recherche, Detailreichtum und ausführlichen Erläuterungen überzeugt. Nicht nur für Kremlinologen ein Muss!

Veröffentlicht am 20.04.2022

Rätsel um einen toten Highlander

Das Grab in den Highlands
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Ziemlich viele Themen bringt Douglas Skelton in seinem Buch "Das Grab in den Highlands" um die schottische Reporterin Rebecca Connolly zusammen: Leichen in historischer Tracht an historischen Orten, Rechtpopulisten, ...

Ziemlich viele Themen bringt Douglas Skelton in seinem Buch "Das Grab in den Highlands" um die schottische Reporterin Rebecca Connolly zusammen: Leichen in historischer Tracht an historischen Orten, Rechtpopulisten, ein Stadtteil, der sich gegen den Zuzug eines verurteilten Sexualstraftäters stellt, organisierte Kriminalität, toxische Männlichkeit, Machokultur und der Niedergang der Zeitungskultur. Das ist dann auch bei 432 Seiten Länge mitunter etwas viel, um allen Themen gerecht zu werden und am Ende stiften einige Details eher zusätzliche Verwirrung als sich in den Plot einzufügen, lenken im Gegenteil von den tatsächlichen Hintergründen ab.

Auf dem historischen Schlachtfeld Culloden wird die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden, in Highlander-Tracht, durchbohrt von einem Highlander-Schwert. Reporterin Rebecca stößt eigentlich nur auf den Fall, weil sie Chauffeursdienste für den befreundeten Fotografen Chaz leistet - die beiden berichteten eigenttlich von einer Kundgebung in einem eher übel beleumdeten Stadtteil von Inverness, auf der Mo Burke, die Mutter eines kriminellen Familienverbands, gegen den Zuzug eines Pädophilen auf die Straße ging. In einem widerwillig gewährten Interview erfährt Rebecca, dass das Thema Missbrauch für Mo ein sehr persönliches ist.

Eingeschoben in die Handlung sind Rückblenden aus der Sicht eines namen- und geschlechtslosen Kindes, das von einem Mann regelmäßig missbraucht wird, während die übrigen Familienangehörigen das Geschehen ignorieren. Um wen es sich handelt, darüber lässt der Autor die Leser lange Zeit grübeön und sorgt dafür, dass stets mehrere Interpretationsmöglichkeiten bestehen.

Ob Douglas Skelton eine Medienvergangenheit hat, weiß ich nicht, aber er schildert das Dilemma der Printbranche ausgesprochen realitätsnah: Die Kürzungen und der Personalabbau, die Content-Manager, die an die Stelle von Redakteuren sehen, die neuen Entscheider, die Klickzahlen generieren wollen und es gar nicht gerne sehen, wenn Reporter vor Ort recherchieren statt am Telefon Informationen abzufragen und sich der nächsten Fließbandproduktion zuzuwenden. Auch die Konkurrenz von Journalisten verschiedener Medien um Exklusivinformationen, dass Spannungsverhältnis zwischen Medienvertretern und Ermittlern, die sich einerseits brauchen und andererseits misstrauen - doch, das entspricht schon sehr dem "richtigen Leben".

Die Kriminalbeamtin Valerie Roach verkörpert diese Ermittlerseite, ähnlich wie Rebecca eine Frau, die sich immer wieder mit Macho-Kultur innerhalb des eigenen Berufsstands behaupten muss. Bei den vielen Fäden des Plots wirkt "Das Grab in den Highlands" mitunter fast überfrachtet. Besonders die atmosphärische Schilderung der Highlands und der verschiedenen Gegenden von Inverness hat hier überzeugt. Nebenbei gibt es auch noch Hintergründe der schottischen Geschichte, bei denen der berühmte "Bonnie Prince Charlie" gar nicht so gut weg kommt. Mich hat der Ausgang überrascht, ich hatte eine etwas andere Konstellation überlegt. Douglas Skelton hat es auf jeden Fall geschafft, beim Lesen Hochlandnebel, Heidekraut und das kehlige schottische Englisch vor meinem inneren Auge (und Ohr) entstehen zu lassen.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Konflikte zwischen Wind und Wellen

Acht, in Böen neun
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Subtile Spannung, gerade auch psychologish, und ein Drama, das sich erst nach und nach entfaltet: Michael Wirbitzkys Hörbuch "Acht, in Böen neun" ist mit einer Länge von 138 Minuten zwar kaum länger als ...

Subtile Spannung, gerade auch psychologish, und ein Drama, das sich erst nach und nach entfaltet: Michael Wirbitzkys Hörbuch "Acht, in Böen neun" ist mit einer Länge von 138 Minuten zwar kaum länger als ein Kinofilm, aber in dieser Zeit baut sich eine Menge auf. Das liegt sicher auch an den gleich vier Sprecherinnen und Sprecher - dadurch erinnert das Buch eher an ein Hörspiel. Allerdings ein Kammerspiel, denn die Handlung entschlüsselt sich aus einer Reihe von Monologen, Protokollen einer Polizeibefragung einer Gruppe von Freunden, die gemeinsam zu einem Segelurlaub nach Korsika aufgebrochen sind.

Die meisten Mitglieder des Segeltörns kennen sich seit 20 Jahren, sind immer wieder zusammen gesegelt, wenn auch in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Diesmal musste die Rückkehr in den südfranzöischen Hafen zur Rückgabe der Charteryacht trotz einer Sturmwarnung über Nacht erfolgen, da die Gruppe auf Korsika Zeit vertrödelt hatte. Dass dabei etwas gewaltig schief lief, wird schon dadurch deutlich, dass sich plötzlich ein polizeilicher Ermittler für die Gruppe und ihren Törn interessiert und schon bald wird klar, dass nicht alle der sieben Menschen, die nach Korsika aufgebrochen sind, auch in den südfranzösischen Hafen zurückgekehrt sind.

Der Sturm, in den die Yacht geriet, ist irgendwie auch ein Symbol der Spannungen und Brüche, die innerhalb der Freundesgruppe existieren und die lange verschwiegen wurden. Nun, da jede und jeder die eigene Sichtweise schildert, treten Konflikte und Ego-Spielchen, Eifersüchteleien und Persönliches zutage. Wirbitzkiy hat gewissermaßen ein locked room-Drama mit der Weite des Meeres und Naturgewalten verwoben - eine gelungene Mischung. Beim Hören kann man miträtseln, das Beziehungsgeflecht immer besser überblicken, nur um am Ende doch überrascht zu werden. Die Sprecherinnen und Sprecher sind mit hörbarer Spielfreude im Einsatz gewesen. Hätte gerne noch länger dauern können!

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