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Veröffentlicht am 26.10.2021

Terror auf dem Weihnachtsmarkt

Winterland
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Spätestens seit den Millenium-Romanen von Stieg Larsson stehen skandinavische Kriminalromane und Thriller für eine Mischung aus Spannung und politischer beziehungsweise gesellschaftlicher Brrisanz. Ob ...

Spätestens seit den Millenium-Romanen von Stieg Larsson stehen skandinavische Kriminalromane und Thriller für eine Mischung aus Spannung und politischer beziehungsweise gesellschaftlicher Brrisanz. Ob es sich um Gewalt gegen Frauen, Fremdenhass und Rassismus oder die wachsende soziale Schere handelt - eine ganze Reihe von Autoren legen den Finger in offene Wunden. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die meisten Vertreter dieses Genres zuvor als Journalisten arbeiteten. So auch Kim Faber und Janni Pedersen, die sich mit ihrem Buch "Winterland" ganz wunderbar in diese skandinavische Tradition einbringen.

Ist der erste Band einer als Triologie angelegten Reihe ein Krimi oder ein Polit-Thriller? Am Ende werden die Grenzen verwischen, doch spannend, vielseitig und nachdenkenswert ist der Fall der Kopenhagener Polizistin Signe Kristiansen und ihres Kollegen Martin Junckersen, der als Kleinstadtpolizist in seinen Heimatort Sandstedt gewechselt ist, um seinen dementen Vater zu versorgen. Für den erfahrenen Mordermittler ein schwieriger Ortswechsel, zumal das Verhältnis zum Vater schon seit der Jugend schwierig war und seine Ehe in einer Krise steckt.

Bis weit in die Hälfte des Buches hinein verfolgen Signe und Juncker unterschiedliche Fälle. Signe muss sich kurz vor Heiligabend mit einem Terroranschlag auf dem Kopenhagener Weihnachtsmarkt auseinandersetzen. Zu dem Druck, schnell Ergebnisse und Tatverdächtige präsentieren zu müssen, kommt in den ersten Stunden des Einsatzes die große Sorge: Wollte nicht ihre jüngere Schwester mit Familie den Weihnachtsmarkt besuchen? Spielt die Tatsache, dass im nahen Gerichtsgebäude ein Prozess um Bandenkriminalität geplant war, eine Rolle, oder handelt es sich um einen islamistischen Terrorakt, auch wenn bislang kein Bekennerschreiben oder Video aufgetaucht ist?

Juncker wiederum, der in seinem Kleinstadtrevier nur einen Polizeischüler mit möglicher posttraumatischer Störung nach einem Afghanistan-Einsatz und eine aus einer Einwandererfamilie stammende Polizeiassistentin zur Unterstützung hat, muss sich mit einer Vergewaltigung auseinandersetzen, für die Bewohner eines Flüchtingsheims verantwortlich sein sollen. Dann wird die Leiche eines zurückgezogen lebenden Mannes mit rechtsextremen Verbindungen gefunden, seine Frau wird vermisst. . Als die Ermittlungen des Kopenhagener Anschlags auf eine Spur nach Sandstedt stoßen, arbeiten Signe und Juncker plötzlich wieder gemeinsam an einem Fall. Und sie stellen fest, dass in einer Allianz des Terrors ziemlich unvermutete Bündnisgenossen zusammen gefunden haben könnten.

Die Suche nach der Wahrheit fördert auch Dinge zutage, die unter den Tisch gekehrt werden sollen. Je mehr die Ermittler erfahren, desto mehr nehmen auch Versuche der Einflussnahme zu. Die Wahrheit, das wird schnell klar, könnte gefährlich sein.

Mit "Winterland" nehmen sich die Autoren ziemlich viel Zeit, Protagonisten und Nebenfiguren mit ihren Problemen und ihrem Privatleben ausführlich vorzustellen - ohne dass es dabei langweilig oder überladen wird. So wird schon einmal eine komplexes Beziehungsnetz angelegt, das in den Folgebänden sicherlich eine Rolle spielen wird. Doch auch ein Ende, das in seinen eher düster gezeichneten Tönen an die Romane von John le Carré erinnert, macht neugierig auf den Folgeband, denn vieles. was bisher nur angedeutet wurde, wartet darauf. aufgedeckt zu werden.

Komplex, spannend und gerade angesichts des Realismus nachdenklich machend, überzeugt "Winterland" mit Plot und Figuren, die vielschichtig und überzeugend gezeichnet sind. Juncker und Signe sind keine Superhelden, sondern Menschen, die einen schwierigen Job und ein nicht immer leichtes Privatleben unter einen Hut bringen müssen - und die Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen noch nicht absehbar sind. Das macht neugierig, sehr neugierig auf den Folgeband, der zum Glück bereits im Dezember erscheinen soll.



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Veröffentlicht am 21.10.2021

TV-Coup an Heiligabend

Reality Show
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Es ist Heiligabend und der Gänsebraten wird kalt, weil alle gebannt auf die Bildschirme von Fernsehern, Handies und tablets starren. Eine Reality Show auf allen Kanälen wird zur Abrechnung mit Verantwortlichen ...

Es ist Heiligabend und der Gänsebraten wird kalt, weil alle gebannt auf die Bildschirme von Fernsehern, Handies und tablets starren. Eine Reality Show auf allen Kanälen wird zur Abrechnung mit Verantwortlichen für Missstände und Skandale, die sich bisher dem Blick der Öffentlichkeit erfolgreich entziehen konnten: Anne Freytags dystopischer Roman "Reality Show" hat einen interessanten Plot, lässt mich allerdings gespalten zurück.

Das Thema und der Plot haben Potential: Was ist, wenn diejenigen, die im Trüben unterwegs sind und ungeheuren Reichtum unsauberen Methoden verdanken öffentlich zur Rechenschaft gezogen werden? Welche Mittel sind gerecht und zulässig, um Missstände anzuprangern und zu beseitigen? Was kommt dabei raus, wenn "Volkes Stimme" Urteile sprechen kann, in einer Casting Show ganz anderer Art?

Es hat schon etwas von "Brot und Spiele" wenn per "Glücksrad" die Kandidaten ausgesucht werden, die zuvor commando-style in ihren schwer gesicherten Eigenheimen oder Feriendomizilen gekidnappt wurden und sich nun der "Verhandlung" an den Bildschirmen vor Millionenpublikum stellen sollen. Da passt es schon, dass der Zeremonienmeister ein Youtube-Influencer ist. Für die Polizei sind mehr als 40 Geiseln am Heiligabend ein Alptraum, zumal ein Superhacker im Hintergrund die Fäden zieht....

Nun haben die "kleinen Leute" Gelegenheit, über "die da oben" zu urteilen, über Menschen aus der Finanzwelt und Industrie. Ob es um die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen im globalen Süden geht, um Datenhandel, Umweltzerstörung und ihre Vertuschung, um sexuellen Missbrauch - die Liste der Vorwürfe ist lang.

So weit, so gut. Leider hat Anne Freytag viel Zeit und noch mehr Buchseiten darauf verwendet, dieses doch sehr umfangreiche Personal ihres Buches vorzustellen. Die vielen knappen Kapitel haben zwar knackige Dialoge zu bieten, dennoch dauert es lange, zu lange, bis die Handlung in Fahrt kommt. Ein wenig scheint mir, dass hier schon eine mögliche Verfilmung das Konzept bestimmte.

Filmisch ist das mit schnellen Schnitten prima darstellbar und überzeugend, beim Text hingegen kommt es irgendwann zu Ermüdungserscheinungen. Zu oft wird angehalten, um noch einige neue Figuren in den Text einzuführen, viele Nebenhandlungen fokussieren sich auf die Diskussionen der Fernsehzuschauer während die Leser gleichzeitig häppchenweise mehr über die Menschen hinter der Operation "Reality Show" und ihre Motive erfahren.

Angesichts dieses Personenkarussels wäre weniger mehr gewesen, denn letztlich fehlt so auch den Hauptfiguren die Tiefe, ihre Motive sind nur teilweise dargestellt und auch die Frage "Wie haben sie´s gemacht" bleibt in vielerlei Hinsicht unbeantwortet. Hinzu kommen Aspekte, die einfach unrealistisch und unglaubwürdig sind. Natürlich handelt es sich um eine Fiktion, aber bei einem Thriller macht es schließlich den Reiz aus, dass ein Spiel mit dem durchaus Möglichem stattfindet. Das trübt letztlich auch meine Bewertung dieses Buchs, das ich vom Ansatz und Thema her total spannend fand. Schade, ich hätte es gerne mehr gemocht!

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Zwei Brüder und eine große Trauer

Francis
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Kanada ist das Partnerland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse - eine gute Gelegenheit, AutorInnen kennen zu lernen, die hierzulande noch nicht so bekannt sind wie Margaret Atwood. Das gilt für mich ...

Kanada ist das Partnerland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse - eine gute Gelegenheit, AutorInnen kennen zu lernen, die hierzulande noch nicht so bekannt sind wie Margaret Atwood. Das gilt für mich auch für David Chariandy, von dem ich bisher gar nichts gelesen habe. Sein Buch "Francis" über das Aufwachsen zweier Brüder in einem Einwandererghetto in Toronto, über institutionellen Rassismus und Polizeigewalt. Die Handlung spielt in den 80-er Jahren, das Thema dagegen ist höchst aktuell.

Der Ich-Erzähler ist Francis´ jüngerer Bruder, die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen das Aufwachsen als Kinder einer alleinerziehenden Mutter aus Trinidad, die sich mit zwei, drei Jobs abmüht, die ihre ganze Energie aussaugen. Sie führt ein strenges Regiment, möchte für ihre Söhne ein besseres Leben und weiß doch, dass sie wegen ihrer ständigen Abwesenheit keine Kontrolle darüber hat, wenn sich die Kinder auf der Straße herumtreiben.

Michael, der eher schüchterne und introvertierte jüngere Sohn, bewundert den "coolen" Francis, sucht Anschluss an dessen Clique. Auf der Gegenwartsebene des Buchs ist Michael ein erwachsener Mann und Francis ist tot. Die Mutter leidet unter einer anhaltenden Trauerstörung, ist apathisch, manchmal verwirrt und auch Michael hat sich völlig von der Außenwelt und alten Freunden abgeschottet. Als eine alte Freundin auftaucht und ein Treffen mit Francis´alten Freunden vorschlägt, um gemeinsam zu trauern und zu gedenken. Michael hält das für keine gute Idee.

Chariandy beschreibt das Verhältnis der beiden Brüder, ihr Leben, die Ungleichheit den Rassismus, den sie im Alltag erfahren, etwa bei willkürlichen Kontrollen der Polizei. Daneben geht es um die Frage, wie Menschen mit Trauer und Verlust umgehen, welche Folgen der Tod eines Menschen für die Hinterbliebenen hat, welche Träume und Möglichkeiten ausgelöscht wurden. Die Frage, wie es zum Tod von Francis kam, wird dabei erst gegen Ende der Erzählung beantwortet und auch die Beziehungen der Figuren untereinander werden erst nach und nach aufgelöst.

Zugleich zeigt Chariandy, dass eine Kindheit voller Benachteiligungen nicht automatisch ein Leben ohne Zukunftsperspektive bedeuten muss, sondern vieles eben auch von der jeweiligen Persönlichkeit und ihren Ambitionen abhängt.

Chariandy mag einen Mikrokosmos in Toronto beschreiben, doch vieles lässt sich auf die Einwandererviertel auch unserer Städte übertragen und auf die Situation in Europa. Dabei liegt das persönliche Schicksal und die Entwicklung der Figuren deutlich im Hintergrund vor politischen Forderungen oder polemisierenden Schlagworten. Da Chariandy selbst indisch-karibischen Hintergrund hat, dürfte ihm die Welt seiner Figuren gut vertraut sein. Eine Folge ist ihre Glaubwürdigkeit.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Kraftvolles Debüt mit einer inspirierenden Heldin

Das Mädchen mit der lauternen Stimme
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Was für ein kraftvolles, bewegendes Debüt! Mit "Das Mädchen mit der lauternen Stimme" hat die britisch-nigerianische Autorin Abi Daré auch all jenen afrikanischen Frauen eine Stimme gegeben, die in Stille, ...

Was für ein kraftvolles, bewegendes Debüt! Mit "Das Mädchen mit der lauternen Stimme" hat die britisch-nigerianische Autorin Abi Daré auch all jenen afrikanischen Frauen eine Stimme gegeben, die in Stille, harte Arbeit und Mehrfachbenachteiligung geboren wurden und wären. Dabei hat sie mit ihrer Hauptfigur Adunni einen Charakter geschaffen, über den ich beim Lesen manchmal schmunzeln muss und deren Leben beim Lesen einen Kloß im Hals verursacht. Kinderehe, moderne Sklaverei, Armut und Chancenlosigkeit, aber auch der Mut, die vorgegebenen Verhältnisse nicht hinzunehmen und mit Bildung auf den sozialen Aufstieg zu hoffen - hier steckt ganz viel drin. Gleichzeitig zeigt Daré den Unterschied von Stadt- und Landgesellschaft in Nigeria und die enormen sozialen Unterschiede auf, die nicht nur Nigeria, sondern auch viele andere der mehr als 50 Staaten des Kontinents prägen.

Für Adunni, die zu Beginn des Romans 14 Jahre alt ist, waren die Startbedingungen ins Leben von Anfang an nicht optimal: Sie ist ein Mädchen, und sie wurde in einem armen nigerianischen Dorf geboren. Ihr Leben wurde also von früh auf von Pflichten und Aufgaben bestimmt wie Wasser holen und Brennholz sammeln. Ihrer Mutter ist dennoch daran gelegen, dass Adunni zur Schule geht. Doch als die Mutter schwer erkrankt und stirbt, nutzen Adunni Bildungshunger und Fleiß nichts. Als die Mietschulden immer höher werden, beschließt ihr Vater, sie an einen wesentlich älteren Mann als dessen dritte Ehefrau zu verheiraten, denn der Brautpreis kann seine finanziellen Probleme fürs Erste lösen.

Die Ehe ist für die vollkommen unaufgeklärte Adunni ein Alptraum. Die erste Ehefrau ist eifersüchtig und macht ihr das Leben schwer, der Ehemann vergewaltigt sie regelmäßig. Nur bei der zweiten, nur wenige Jahre älteren Ehefrau findet sie Trost und Ermutigung. Adunni flieht und landet bei einem "Vermittler", der ihr Arbeit bei einer wohlhabenden Geschäftsfrau in Lagos. Die Mega-Metropole ist für das Mädchen vom Dorf eine völlig andere Welt. Doch die Hoffnung, dass die neue Chefin sie nach der Arbeit in die Schule gehen lässt, erfüllt sich nicht, im Gegenteil. Adunni wird regelmäßig geschlagen, muss von früh bis spät arbeiten und der Chefin abends auch noch die Füße massieren, essen darf sie nur einmal am Tag.

Es ist Kofi, der Koch der Familie, den Adunni an seine eigene Tochter erinnert. der dem Mädchen Trost zuspricht und ihr von einem Schulstipendium für Dienstmädchen erzählt. Doch Adunni hinkt bei Englischkenntnissen und Leistungsanforderungen weit zurück. Doch sie lässt sich nicht entmutigen und arbeitet hart, um ihren Traum doch noch Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit Adunni hat Daré eine authentische und realistische Figur geschaffen. Adunni ist keine Superheldin und Durchstarterin, sie muss kämpfen und beharrlich sein, jeden kleinen Erfolg ertrotzen oder durch Schlauheit erreichen. Dass sie trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt, dass sie in ihrer schnoddrigen und mitunter vorlauten Art die Härten ihres Alltags kommentiert und sich nicht unterkriegen lässt, macht sie zu einer sympathischen Heldin. Die bildhafte und prägnante Sprache macht das Buch zusätzlich zum Lesevergnügen. Ich hoffe, bald wieder etwas von Abi Daré lesen zu können.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Liebeserklärung ans Zugreisen

Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen
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Ich kannte den tschechischen Autor Jaroslav Rudis bisher nicht, aber ich merkte schon nach den ersten Kapiteln: Hier schreibt ein Seelenverwandter. Seine "Gebrauchsanweisung für Zugreisen ist eine Liebeserklärung ...

Ich kannte den tschechischen Autor Jaroslav Rudis bisher nicht, aber ich merkte schon nach den ersten Kapiteln: Hier schreibt ein Seelenverwandter. Seine "Gebrauchsanweisung für Zugreisen ist eine Liebeserklärung an die Bahn, an Zugreisen, bei denen es nicht alleine um Pünktlichkeit und Geschwindigkeit geht, sondern um den Weg, der ebenso das Ziel ist wie die Endstation, in die der Zug dann einrollt.

Es ist wenig überraschend, dass Rudis als Kind Lokführer werden wollte. Die Begeisterung für die Bahn liegt in der Familie - der Opa war Weichensteller, ein Onkel Fahrdienstleiter, bei dem jungen Jaroslav verhinderte die schlechte Sehkraft den Traumberuf, jedenfalls in der damaligen Tschechosolwakei. Muss es ihm da wie Hohn erschienen sein, als auf einer langen Nachtfahrt ein gesprächsfreudiger Schaffner über den Personalengpass bei der Deutschen Bahn klagt und verrät "Wir nehmen jeden"? Oder sind es die unerfüllten Wünsche, die lebenslang einen besonderen Glanz bewahren?

"Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen" ist teils Eisenbahnnostalgie und technische Fachsimpelei (damit habe ich es dann weniger), vor allem aber eine Serie von Eisenbahngeschichten und -erlebnissen, in denen Bier und Speisewagen dann zur Vollendung des Glücks beitragen.

Rudis erzählt von Menschen und Schienensträngen, von Eisenbahnern und Reisenden, von Metropolen und Nebenstrecken. Mitteleuropa auf den Schienenspuren der einstigen K.u.K.-Monarchie, das heißt auch, hier schreibt einer, der nicht nur die Schönheit des Bahnhofs von Amsterdam Centraal kennt, sondern auch von Worclaw Glowny. Ob Ostende oder Przemysl, ob kurze Fahrt im Regionalexpress oder 40 Stunden-Mammuttour auf mehr als einem Dutzend Zügen - da vergeht die Lesezeit wie im Zug. Und die Kapitelhäppchen sind so gestaltet, dass sie nicht nur auf die Strecke Göttingen-Hannover passen, sondern auch zwischen Düsseldorf und Duisburg ein Kapitel zu bewältigen ist.

Zugegeben, einige der bekennenden Eisenbahnfans, mit denen Rudis unterwegs sind, sind in ihrer Liebe schon ein wenig fanatisch. Das macht sie in diesem Buch allerdings eher zu liebenswerten Exzentrikern. Wer den Charme einer Bahnreise zu schätzen weiß oder aus schlechtem Umweltgewissen über die ganz persönliche Verkehrswende nachdenkt, findet hier viel Inspiration.