Ein klassiker kommt als Hörspiel zurück
KrabatIch vermute, jeder von uns hat ein paar Bücher, die ihn oder sie von Kindheit an durchs Leben begleiten, immer wieder mal erneut aufgenommen oder an die eigenen Kinder weitergereicht werden in der Hoffnung, ...
Ich vermute, jeder von uns hat ein paar Bücher, die ihn oder sie von Kindheit an durchs Leben begleiten, immer wieder mal erneut aufgenommen oder an die eigenen Kinder weitergereicht werden in der Hoffnung, dass sie dieses Buch genauso lieben werden. Und/oder sie sind so zeitlos, dass sie auch im fortgeschrittenen Erwachsenenalter noch Freude bereiten, weil sie so alterslos gut sind. Eines dieser Bücher ist für mich "Der kleine Prinz" von Antoune de Saint-Exupery, das andere Ottfried Preußlers "Krabat"
zum 50. Jahr der Ersterscheinung (ist Krabat tatsächlich schon so alt???) ist nun ein Hörbuch erschienen. Für mich war ganz klar, ungeachtet des existierenden Bücherstapels und noch nicht gehörter Hörbücher muss das gleich gehört werden. Mit einer Länge von 181 Minuten handelt es sich ohnehin um eine kompakte Angelegenheit. Tatsächlich wurde wohl einiges gestrafft, aber die Geschichte über den sorbischen Müllerburschen Krabat, der bei einem geheimnisvollen Meister nicht nur sein Handwerk lernt sondern auch in einer "schwarzen Schule" in die Zauberei eingeführt wurde, entfaltet immer noch ihre Magie.
Jahrzehnte bevor Harry Potter Zauberfans in aller Welt inspirierte, geht es auch in der alten Legende bereits um den Kampf zwischen Gut und Böse, um den Preis, der ganz faustisch für Wissen und die Möglichkeit von Macht gezahlt werden muss. Der Waisenjunge Krabat, dem erst nach und nach und beinahe viel zu spät klar wird, dass er als Musterschüler des Meisters in tödlicher Gefahr schwebt, kann nur auf die Liebe der Kantorka vertrauen, deren Stimme ihn bereits verzauberte, ehe er den Versuch machte, die Vorsängerin der jungen Frauen des nahen Dorfes kennenzulernen.
Max Mauff gibt als Ich-Erzähler Krabat die Stimme, lässt ihn zweifeln und wundern, innere wie äußere Kämpfe ausfechten und vollzieht die Wandlung vom Jungen zum Mann glaubwürdig. Michael Mendl spricht den Meister mit einem aggressiven Timbre, das klar macht, das von diesem Mann nichts Gutes zu erwarten ist und Wanja Mues bringt als Altgesellse Tonda sowohl die Ruhe zu Ausdruck, die Tonda Krabat in der schweren Anfangszeit in der Mühle vermittelt, als auch den traurigen Ernst, dessen Grund Krabat erst spät klar wird.
Da es sich um ein Hörspiel und nicht um ein klassisches Hörbuch hamdelt, dürfte diese Krabat-Version wohl auch mit Blick auf die neueste Generation von Preußler-Lesern und Hörern erarbeitet worden sein. Aber auch für mich war es eine angenehme Erinnerung an das erste Lese-Erlebnis mit Krabat. Mit 50 Jahren kann man sicher sagen: ein moderner Klassiker