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Veröffentlicht am 24.01.2024

Die Erbin muss ermitteln

Das Mörderarchiv
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Mit diesem Satz des Klappentextes war meine Neugier auf Kristen Perrins Cozy-Krimi "Das Mörderarchiv" geweckt: "Tante Francis dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht." Ein Verstoß ...

Mit diesem Satz des Klappentextes war meine Neugier auf Kristen Perrins Cozy-Krimi "Das Mörderarchiv" geweckt: "Tante Francis dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht." Ein Verstoß gegen alle Krimi-Regeln und Spoiler-Verbote? Keineswegs, denn es bleibt genügend Rätselstoff übrig, nicht zuletzt dank Tante Francis, die ihre Großnichte Annie auf Mörderjagd schickt.

Kleines Problem für Annie, eine bisher gescheiterte Autorin von Kriminalromanen: Sie ist zwar mit ihrer Boheme-Mutter im Londoner Stadthaus von Frances aufgewachsen, hat die alte Dame aber nie persönlich betroffen. Eigentlich wollte Annie auf Einladung von Tante Frances´ Anwalt nur für einen Tag ins lauschige Dörfchen Castle Noll in der Grafschaft Dorset fahren, um dort über eine Testamentsänderung in Kenntnis gesetzt zu werden. Doch dann wird die Verlesung des Testaments schneller nötig als gedacht, denn der Besuch bei der Tante führt zur Entdeckung der Leiche....

Annie hat die Tante zwar nie lebend getroffen, kennt jedoch die Familiengeschichte: Im Alter von 17 Jahren erfuhr Frances bei einem Jahrmarktbesuch von einer Wahrsagerin, dass sie ermordet werde. Anders als ihre beiden besten Freundinnen nahm sie die Prophezeiung sehr ernst und ermittelte gewissermaßen in eigener Sache: Verdächtige, Motive, Gelegenheiten?

Der Besuch in Castle Knoll führt nicht nur zu Begegnungen mit bislang unbekannter angeheirateter Verwandtschaft, sondern auch auf die Spuren von Francis´ Vergangenheit. Denn Annie entdeckt das Tagebuch der Großtante und stellt fest, dass es nicht nur die Prophezeiung war, die die Tante recherchieren ließ. Auch Annie muss ermitteln - nicht nur, um an eine großzügige Erbschaft zu gelangen, sondern auch, weil sie zunehmend fasziniert von der Geschichte der Großtante ist. Plötzlich ist auch ihre eigene Familiengeschichte in einem völlig neuen Licht zu sehen.

Viel mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, nur dies: "Das Mörderarchiv" ist ein klassischer Cozy-Krimi in britischer Tradition, auch wenn die Autorin aus den USA stammt (aber offenbar dem Charme des ländlichen Englands erlegen ist). Es gibt schrullige Charaktere, Klassenunterschiede, eine Zeitreise in die späten 1960-er Jahre und spannend-humorvolle Unterhaltung. Ein nicht sonderlich blutiges Lesevergnügen für alle, die Krimis eher gemütlich mögen.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Ermittlungen in Kanadas wildem Westen

Blutrodeo
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Cowboys gibt es nicht nur in Colorado oder Montana. In Kanada ist Calgary geprägt von Menschen, die den Business-Anzug gerne gegen Westernboots und Cowboyhut austauschen - nämlich wenn in der Ölstadt in ...

Cowboys gibt es nicht nur in Colorado oder Montana. In Kanada ist Calgary geprägt von Menschen, die den Business-Anzug gerne gegen Westernboots und Cowboyhut austauschen - nämlich wenn in der Ölstadt in der Provinz Alberta die Stampede, das jährliche Superrodeo stattfindet. Hier ermittelt auch der Ermittler Ted Garner in seinem neuen Fall und Frauke Buchholz´ zweitem Kanada-Krimi, "Blutrodeo".

Der Fall, um den es geht, stellt RCMP-Ermittlerin Sam Stern vor Rätsel: Zwei todkranken alten Männern wurde brutal die Kehle durchgeschnitten. Wer hat ein Interesse daran, Menschen zu ermorden, die ohnehin bereits mit einem Bein im Grab stehen? Garner soll mit einem Täterprofil die Ermittlungen unterstützen - das passt der ehrgeizigen Polizistin gar nicht. Und auch Garner ist nicht so wirklich teamfähig - sprich, die Zusammenarbeit der beiden ist von wechselseitigem Misstrauen und eher kratzbürstigem Umgangston gekennzeichnet.

Spielten im ersten Band der Reihe um den Profiler die Lebensbedingungen der Indigenen in Kanada eine große Rolle, geht es hier vor allem um den Umgang mit der Umwelt und der Ausbeutung der Ressourcen, die Auswirkungen von Fracking - wobei es hier dann auch wieder um die gesundheitlichen Folgen für die Menschen in den Reservationen zumindest am Rande geht. Das persönliche emotionale Gepäck des Ermittlerteams spielt ebenfalls eine Rolle, auch das nicht ganz einfache Verhältnis Garners zu seinem Vater. Denn da alle Hotels in Calgary während der Stampede ausgebucht ist, muss er notgedrungen beim "Colonel" in dessen entlegener Hütte unterkommen.

Die Leser - in diesem Fall Hörer - erfahren die Handlung aus der wechselnden Perspektive der Ermittler, aber auch durch Zeitsprünge verschiedener Personen. Erst nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen, welche Rolle diese Menschen für die Geschichte spielen. Dabei legt Buchholz auch einige Fährten, die zunächst auf Irrwege führen. Auch das Motiv für die Mordfälle gibt lange ein Rätsel auf. Ist ein Serientäter zugange? Sind die Morde Werk eines Psychopathen? Handelt es sich um grausame Rache, oder ist die Mordmethode Ablenkung, um das eigentliche Tatmotiv zu verbergen? Es bleibt spannend bis zu einem dramatischen Showdown. Dabei sorgt Sprecherin Brigitte Carlsen für eine lebendige Interpretation der Protagonisten.

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Veröffentlicht am 20.01.2024

Sechs Stoffe, die die Welt veränderten

Material World
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Mit seinem Buch "Material World" schickt Ed Conway seine Leser auf eine ebenso informative wie faszinierende Zeitreise durch Erdzeitalter und Technikgeschichte. Darüber hinaus philosophiert er über die ...

Mit seinem Buch "Material World" schickt Ed Conway seine Leser auf eine ebenso informative wie faszinierende Zeitreise durch Erdzeitalter und Technikgeschichte. Darüber hinaus philosophiert er über die Eingriffe des Menschen in Ökosysteme, über die Herausforderungen des Klimawandels und das Gut oder Böse neuer Technologien - kurzum, ein gewaltiger Rundumschlaf. Dass es ihm dabei gelingt, Platitüden zu vermeiden oder ins allzu Allgemeine abzugleiten, ist ihm hoch anzurechnen.

Conway gibt zu - er ist ein Mensch der immateriellen Welt, einer, der Technologien und Materialien unserer Alltagsgeräte ganz selbstverständlich nutzt, ohne mit deren Herstellung zu tun zu haben. Anders als viele andere hat er aber offensichtlich gründlich darüber nachgedacht - das Ergebnis ist dieses Buch.

Sand, Salz, Kupfer, Eisen, Öl und Lithium - das sind die sechs Stoffe, die laut Conway die menschliche Zivilisation entscheidend vorangetrieben haben - also keineswegs nur die wertvollen Rohstoffe, sondern auch eher vernachlässigte oder zumindest heutzutage als völlig gewöhnlich betrachtet werden.

Beim Lesen wird allerdings klar, dass die Auswahl einer Logik folgt. Conway besucht Bergwerke, Fabriken, Labore, schilder Lieferketten und zeigt die Abhängigkeit von Rohstoffquellen auf. Auch mit Blick auf die globalisierte Welt, auf Abhängigkeiten von Lieferungen - man denke nur an die ersten Monate der Covid-19-Pandemie! - ist sein Buch teils Mahnung, teils eye-opener. Dieses Buch wird sowohl denen gefallen, die sich für Technik- und Wissenschaftsgeschichte interessieren, als auch denjenigen, die sich fragen, wie wir verantwortlich den Umgang mit Rohstoffen und Energieträgern für künftige Generationen angesichts der Herausforderungen des Klimawandels angehen. Viel Stoff zum Nachdenken!

Veröffentlicht am 14.01.2024

Alte Freunde und eine Leiche

Schneesturm
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Die grüne Insel Irland ist in Triona Walshs Kriminalroman "Schneesturm" alles andere als grün - soviel verrät bereits der Titel. Inselpolizistin Cara lebt auf Innishmore, einer der Aran Islands, von der ...

Die grüne Insel Irland ist in Triona Walshs Kriminalroman "Schneesturm" alles andere als grün - soviel verrät bereits der Titel. Inselpolizistin Cara lebt auf Innishmore, einer der Aran Islands, von der ihr Vater stammt und auf der auch ihr Ehemann Cillian aufwuchs. Doch Cillian ertrank in der Silvesternacht vor zehn Jahren, als er mit seinem Bruder Seamus auf Fischfang gehen wollte. Nun wollen Cara, Seamus und vier weitere Kindheitsfreunde zum ersten Mal seit der Beerdigung wieder zusammenkomem. um gemeinsam des Toten zu gedenken. Doch das Wiedersehen verläuft anders als gedacht: Eine Leiche und ein Schneesturm, der Fähr- und Flugverkehr zum Erliegen bringt, sorgen für eine zunehmend paranoide Stimmung.

Cara ist sicher: Der Mörder ist noch immer auf der 900 Einwohner-Insel - und er ist auf der Suche nach einem Päckchen, mit dem die Tote zuletzt gesehen wird. Kennt sie ihre alten Freunde immer noch? Mancher von ihnen scheint sich nicht zum Guten verändert zu haben. Die Atmosphäre ist gereizt, ja aggressiv - und es kommen Ängste auf, dass der unbekannte Mörder die Freundesgruppe im Visier haben könnte.

Cara, die keine Kriminalbeamtin, sondern einfache Garda-Polizistin ist, will nicht warten, bis die Spuren buchstäblich kalt geworden sind, wenn die Ermittler-Profis vom Festland am Ende des Schneesturms auf Innishmore eintreffen. Doch bei ihren Ermittlungen gerät immer mehr zum Nachteil, dass sie trotz verwandtschaftlicher Bindungen an die Insel als Außenseiterin gilt, die kein Gälisch spricht und deshalb nicht wirklich dazugehört.

Als große Irland-Freundin hat mich das Setting des Romans gereizt, allerdings erschien mir manches irgendwie schwer nachzuvollziehen - da lebt Cara seit zehn Jahren auf der Insel im Haus ihrer Großmutter, ihre beiden Kinder sprechen selbstverständlich Irisch, und sie selbst verständigt sich ausschließlich auf Englisch mit den Insulanern? Auch wenn Cara nicht im Gaeltacht-Gebiet aufgewachsen ist - Gälisch ist Pflichtfach an irischen Schulen und wenn sie von Kindheit an drei Monate auf der Heimatinsel ihres Vaters verbracht hat, ist es einfach unglaubwürdig, dass sie die Sprache nicht beim Spielen mit ihren dortigen Freunden aufgeschnappt hat. Insofern ist ein wichtiger Teil des Plots für mich einfach nicht stimmig und nachvollziehbar.

Die düstere Atmosphäre im Schneesturm bei Kälte und Dunkelheit - auch der Strom ist ausgefallen - ist hingegen gut gelungen, ebenso die emotionale Achterbahnfahrt, zu der das Wiedersehen mit den alten Freunden wird. Dass auf einer so kleinen Insel Geheimnisse lange gewahrt werden können, kann ich mir dagegen nicht so gut vorstellen. Nicht alle Entscheidungen Caras fand ich nachvollziehbar - trotzdem solide-spannende Kost.

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Mit Punktesystem zu weniger Kilos

Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan
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Mein Schwager hat mit Hilfe von Weight Watchers ordentlich an Gewicht verloren - insofern war ich neugierig auf den neuen "vier Wochen Powerplan", denn das Prinzip scheint ja zu funktionieren, so lange ...

Mein Schwager hat mit Hilfe von Weight Watchers ordentlich an Gewicht verloren - insofern war ich neugierig auf den neuen "vier Wochen Powerplan", denn das Prinzip scheint ja zu funktionieren, so lange man sich daran hält. Das Punktesystem von Weight Watchers wurde allerdings nicht näher erklärt - da wird wohl auf Anmeldung und Mitgliedschaft gerechnet. Die Botschaft, dass für schmelzende Pfunde einerseits die Kalorien, andererseits die richtigen Nährstoffe beachtet werden müssen und obendrein Bewegung empfohlen wird - das war nicht gerade überraschend.

Neugierig war ich auf die Rezepte und inwieweit sie sich von anderen Kochbüchern unterscheiden, die auf eher leichte Küche setzen. Das Buch ist aufgeteilt in Frühstück und Zwischenmahlzeiten, die sowohl süß als auch herzhaft sind - es dürfte also für jeden Geschmack etwas dabei sein. Einige der Rezepte, etwa Ofenpfannkuchen und Energieriegel, ergeben gleich einen Vorrat für mehrere Tage und dürften sich auch einfrieren lassen - das finde ich schon mal eine gute, zeitsparende Lösung.

Die Mittags-/Abendgerichte sind teilweise auch als to go fürs Büro geeignet, etwa Bowls und Salate. Ein wenig gestört hat mich, dass hier teilweise Fertigprodukte vorgeschlagen wurden. Allerdings könnte hier auch die Zeitersparnis eine Rolle gespielt haben. Insgesamt sind die Rezepte nicht sonderlich kompliziert, es gibt zahlreiche Gemüsegerichte, aber Fleisch ist nicht tabu. Auch optisch machen die Gerichte einen guten Eindruck. Gut gefällt mir, dass kein Einerlei auf dem Teller herrscht, sondern meist mehrere Gemüse-Zutaten kombiniert werden. Ich peile zwar keine Diät an, lege aber Wert auf bewusste Ernährung und habe hier ein paar neue Anregungen gefunden, mit denen ich gerne experimentiere.