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Veröffentlicht am 22.11.2016

Ein "Must read". Per Zufall.

Der Vorleser
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Michael Berg, ein junger Teenager mit 15 Jahren lernt eines Tages eine Frau kennen. Hanna ist merklich älter als er, aber sie ist so reizbar, so rätselhaft, sie zieht ihn magisch an, zwischen den beiden ...

Michael Berg, ein junger Teenager mit 15 Jahren lernt eines Tages eine Frau kennen. Hanna ist merklich älter als er, aber sie ist so reizbar, so rätselhaft, sie zieht ihn magisch an, zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Harmonie... Doch auf einmal ist sie plötzlich verschwunden, von einem auf den anderen Tag. Zuerst sucht er noch nach ihr, dann gibt er es auf. Ein paar Jahre später trifft Michael wieder auf sie - er als Jura-Student, sie als Angeklagte.

Eigentlich wusste ich nicht wirklich, was hier mit diesem Buch auf mich zukommt. Generell hatte ich schon mal vom Film gehört, mich aber nicht wirklich mit der Geschichte befasst. Anfangs hat mich das Buch wirklich sehr gepackt, es war sehr spannend, ich wollte immer wieder wissen wie die Geschichte um Michael und Hanna weitergeht. Geschildert ist die Geschichte meiner Ansicht nach sehr gut und auch nachvollziehbar, wenngleich sie nicht in der heutigen Zeit spielt.

Von der Sprache her finde ich, dass das Buch durchaus ein etwas gehobenes Niveau hat, die Sprache ist keinesfalls flapsig oder einfach, sondern sehr gewählt, gut gewählt, gelegentlich spezielle Begriffe, die man aber dennoch kennt.
Und auch der Verlauf der Geschichte ist sehr interessant, wie so manches eine Wende nimmt. Zuviel möchte ich hier auf keinen Fall verraten, denn man sollte das Buch durchaus lesen. Wenngleich ich der Meinung bin, dass es zum Schluss hin nicht mehr ganz so spannend ist wie am Anfang bzw. da war es für mich (!) einfach manchmal etwas zu langatmig bzw. zu umschrieben. (Die Gedanken die er sich macht etc.)

Dennoch ist das Buch ein "Must read", wie ich finde. Und es ist meiner Ansicht nach auch nicht so sagenumwoben wie manch andere vermeintliche "must-read" Bücher (wenn ich da nur an den "Hundertjährigen..." denke.). Sondern ein Buch, das dennoch auf dem Boden geblieben ist, wenn man das mal so sagen kann, und still begeistert.
Ich möchte nun baldmöglichst mal den Film sehen. :)

Von mir gibts hier eine Empfehlung und 4 von 5 Sternen aus den genannten Gründen.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Ganz andere Literatur.

Der Verdacht
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Der Verdacht erschien von September 1951 bis Februar 1952 als Fortsetzungsgeschichte in der Wochenzeitung Der schweizerische Beobachter. Es ist die Fortsetzung des 1950 in der gleichen Zeitschrift erschienen ...

Der Verdacht erschien von September 1951 bis Februar 1952 als Fortsetzungsgeschichte in der Wochenzeitung Der schweizerische Beobachter. Es ist die Fortsetzung des 1950 in der gleichen Zeitschrift erschienen Romans Der Richter und sein Henker und spielt um den Jahreswechsel 1948/49.) Kommissär Bärlach hat Krebs und man nimmt an, dass er noch ein Jahr zu leben hat. Er liegt im Salemspital in Bern und liest in der Zeitschrift "Life". Ein Bild, welches sein Arzt, Doktor Hungertobel, in dieser Zeitschrift sieht, erweckt den Verdacht des Arztes, dass der berüchtigte Arzt Nehle, der im Konzentrationslager Stutthof ohne Narkose operierte, mit Dr. Emmenberger, dem Vorsteher einer Zürcher Privatklinik, identisch sei. Bärlach gibt keine Ruhe und versucht vom Krankenbett aus zu ermitteln, kurzerhand geht er entschlossen einen gefährlichen Weg der Ermittlung...

In der Stadtbücherei gab es letzte Woche eine Aktion zum Valentinstag, in einem Regal wurden verpackte Bücher bereitgestellt, dies diente der Aktion "Blind Date mit einem Buch", d.h. man konnte sich ein verpacktes Buch aussuchen und wusste erst zuhause nach dem Auspacken was sich dahinter versteckt. Hier waren Lieblingsbücher des Büchereiteams bzw. sogar aktuelle Bestseller verpackt und lediglich mit der registrierten Nummer (damit man weiß, was ich ausleihe ;) ) versehen. Ich habe mir dabei

Der Verdacht von Friedrich Dürrenmatt

geangelt, einen Klassiker, wie ich finde. Ich hatte bis dato noch nie etwas von Dürrenmatt gelesen, der Name sagte mir aktuell nur etwas, weil im Theater gerade "Der Besuch der alten Dame" als Ballett aufgeführt wird. Nun gut, ich war gespannt wie es sich lesen lässt - und nun habe ich das dünne Buch ausgelesen.
Über diese Blind-Date-Aktion der Bücherei habe ich mich richtig gefreut, es war für mich spannend, was ich so zu lesen bekam, wenn ich das Buch zuhause ausgepackt hatte. Ich habe mich extra für ein nicht allzu dickes Buch entschieden, zuhause habe ich es dann ausgepackt und war gespannt, wie Dürrenmatt so schreibt. Bisher hatte ich keinerlei Berührung mit Dürrenmatt, selbst in der Schule haben wir nichts von ihm gelesen, wobei wir da meiner Ansicht nach eh zu wenig gelesen haben (leider!), aber gut. Von daher war "Der Verdacht" für mich ein Klassiker, allein schon hinsichtlich des Alters des Buches (im Vergleich zu meiner sonstigen Literatur) und wegen des Autors.

Die Geschichte klingt sehr interessant, nachvollziehbar und spannend, nichts aus der Luft gegriffenes. Insofern war ich auch während des Lesens wie gefesselt, wollte immer wieder wissen wie es weitergeht. Aber ich konnte das Buch nicht einfach mal so eben am Stück lesen, dafür war es dann doch zu schwere Kost, denn der Schreibstil ist eben ein anderer als in heutiger Literatur, finde ich. Darf ja auch so sein, war für mich allerdings eben ungewohnt. Ich wurde wirklich gut unterhalten, die Gedankengänge des Kommissär (Ja, mit Ä!) waren meist gut nachvollziehbar, das Buch war wirklich sehr spannend und ich habe bis zum Schluss hin (gerade da!) richtig mitgefiebert.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen, es war für mich interessant, mal was ganz anderes als sonst zu lesen, ich vergebe hier4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich ab, da es schon sehr anspruchsvoll ist bzw. schwere Kost ist (vom Schreibstil her). Was nicht heißt, dass ich das "schlimm" finde, es war eben einfach anstrengend zu lesen teilweise, ungewohnt.
(verfasst 2013 - bislang gabs 2014 diese Aktion leider noch nicht...)

Veröffentlicht am 22.11.2016

"Wir glotzen", ertönte Dankas Stimme aus dem Fernsehzimmer.

Der Tag, an dem meine Wohnung abbrannte und ich bei meiner kroatischen Putzfrau einzog
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Eva, eine Mittdreißigerin und Grafikdesignerin hat ein eigentlich schönes Leben, außer dass es finanziell nicht mehr so ganz rund läuft. Als dann plötzlich ihre Wohnung abbrennt kommt sie bei ihrer kroatischen ...

Eva, eine Mittdreißigerin und Grafikdesignerin hat ein eigentlich schönes Leben, außer dass es finanziell nicht mehr so ganz rund läuft. Als dann plötzlich ihre Wohnung abbrennt kommt sie bei ihrer kroatischen Putzfrau unter und verdrängt sämtliche Probleme und Dinge, die sie eigentlich klären müsste, geht schließlich selbst putzen. Bis sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und so das Schicksal ihrer Wohngemeinschaft aufs Spiel setzt...

Ja, da war ich wirklich gespannt was sich hinter diesem doch längeren, aber durchaus auch amüsanten Titel verbirgt. Die Geschichte hat mir durchaus ganz gut gefallen, zumal sie gut und interessant beginnt, wie ich finde. Der Schreibstil hat mir durchaus zugesagt, die Wortwahl ist nicht großartig kompliziert, der Satzbau äußerst nachvollziehbar, nichts großartig verschachtelt.

Was mich allerdings recht zu Beginn schon irritiert hat, war die Herangehensweise der Protagonistin im Buch, die passenderweise auch Eva heißt. Ihre Art und Weise, die Probleme mal zu ignorieren hat mich durchaus rasend gemacht, denn sie regelt überhaupt nichts. Ich kann mit solch einer Art wohl einfach nichts anfangen, denn man kann vorm Leben einfach nicht davon rennen, finde ich...

Entsprechend konnte mich die Geschichte nicht so begeistern und packen, wie sie es vielleicht bei jemand anderem getan hätte. Ich fand auch, dass die Geschichte dann einfach zuviel an Ideenreichtum bringt, das unbedingt untergebracht werden musste. Da ist dann plötzlich Danka, die kroatische Putzfrau von Eva, als diese sich noch eine Putzfrau leisten konnte. Bei ihr zieht Eva vorrübergehend ein. Dort wohnen aber noch andere Menschen, wobei ich hier nicht zuviel vorwegnehmen möchte. Wie gesagt, ich finde, dass es hier einfach ein bißchen abstrus wird, eben weil möglichst viel untergebracht werden sollte an Ideen, Einfällen und Eindrücken. Mag sein, dass das Leben manchmal so verrückt ist, ich fand das aber ein bißchen zuviel.

Ich fand das Buch zwar bis zum Schluss hin immer wieder spannend, mal mehr, mal weniger, aber vom Hocker gehauen hat es mich eben leider nicht. Manche Szenen waren durchaus ein bißchen vorhersehrbar, bei anderen fand ich es gut, wie es sich ergeben hat. Generell musste ich durchaus auch schmunzeln, wurde doch auch gut unterhalten. Fand aber die Geschichte eben einfach abstrus und der Name passt - wie ich finde... - leider nicht zur Hauptperson... ;)

Was ich hingegen ja ganz amüsant fand, war der kurze Putztipp zu Beginn eines jeden Kapitels. Manche sind ja wirklich auch hilfreich, beispielsweise, dass sich eine schmutzige bzw. klebrige Fernbedienung ganz einfach mit Baby-Öl-Tüchern reinigen lässt. Ab und an sind einfach mal Tipps dabei, die für mich nicht relevant sind, der ein oder andere witzig gemeinte Tipp ist auch dabei - und jeder Tipp bezieht sich auch immer auf das jeweilige Kapitel, was ganz lustig war.

Entsprechend vergebe ich hier 3 von 5 Sternen und bleibe hinsichtlich einer Empfehlung unentschlossen.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Caspar.

Der Seelenbrecher
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Drei Junge Frauen verschwinden spurlos. Als sie wieder auftauchen sind sie völlig verstört, sie wurden jedoch weder vergewaltigt noch gefoltert, ihnen widerfuhr schlimmeres. Sie sind psychisch gebrochen, ...

Drei Junge Frauen verschwinden spurlos. Als sie wieder auftauchen sind sie völlig verstört, sie wurden jedoch weder vergewaltigt noch gefoltert, ihnen widerfuhr schlimmeres. Sie sind psychisch gebrochen, quasi in ihrem Körper gefangen, zu keiner Aussage mehr fähig. Zur gleichen Zeit wird der "Seelenbrecher" in einer psychatrischen Luxusklinik wieder aktiv. Man lieferte ihn dort ein, bevor ein Schneesturm für völlige Abgeschiedenheit sorgte...

Nachdem mir bisher die gelesenen Fitzek-Bücher meist ganz gut gefallen hatten, war ich echt auf den Seelenbrecher gespannt. Zu Beginn hat mich das Buch zwar in seinen Bann ziehen können, aber so spannend wie ich es erwartet hatte, war es einfach nicht bzw. sollte es zu Beginn wohl für mich einfach nicht werden.

Durch die geschickte Art und Weise des Aufbaus erfährt man nicht direkt, wer gerade was erzählt im Buch, was mir ganz gut gefallen hat, da man hier erstmal ein bißchen braucht um in die Geschichte hinein-tauchen zu können. Ich mag solche Perspektiven-Wechsel bzw. Zeitsprünge durchaus - wenn sie eben wie hier nachvollziehbar sind.

Von der Sprache her ist das Buch auch wieder wirklich gut, so werden durchaus auch mal Fachbegriffe verwendet, diese sind aber soweit bekannt. Außerdem verwendet Fitzek hier keine "einfache Sprache", sondern sucht die Worte durchaus gezielt, versucht immer, die Situationen jeweils ganz genau zu beschreiben, wirklich gut und ausführlich. Manchmal war es mir ein bißchen zu ausführlich.

Und vor allem in diesem Buch empfand ich manches Geschilderte als extrem brutal und blutig. Ich hab inzwischen ja schon einige Bücher auch über die Rechtsmedizin gelesen, war in der Pathologie (allerdings ohne Leiche auf dem Tisch!), hab mich mit diesem Thema wirklich auseinander gesetzt, aber das was im Buch vor kam, fand ich schon ganz schön krass...

Ich bin wirklich hin und her gerissen bei diesem Buch, einerseits war die Geschichte dann durchaus spannend, vor allem zum Schluss hin, andererseits fand ich sie teilweise einfach auch etwas in die Länge gezogen, zu brutal. Und so wie die Geschichte beginnt wird man auch erstmal auf eine ganz falsche Fährte gelockt, zumindest war das so mein Eindruck. Weiterhin fand ich aber einige Angaben im Buch ganz interessant, so stellt man doch selbst einige Überlegungen an, wird quasi rätseltechnisch noch mit einbezogen. (Mehr mag ich nicht verraten!)

Ich bleibe hier hinsichtlich einer Empfehlung unentschlossen, vergebe für das Buch 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Zeit und Geschichte prägen einen Menschen.

Gestorben wird immer
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Agnes führte jahrelang den Steinmetzbetrieb Weisgut & Söhne in Hamburg. Nun möchte sie endlich klaren Tisch machen – mit 91 Jahren hat sie nun genug vom Geschäftsleben. Also lädt sie ihre ganze Familie ...

Agnes führte jahrelang den Steinmetzbetrieb Weisgut & Söhne in Hamburg. Nun möchte sie endlich klaren Tisch machen – mit 91 Jahren hat sie nun genug vom Geschäftsleben. Also lädt sie ihre ganze Familie ein, damit sie dies endlich tun kann, ein Geheimnis lüften kann, welches sie schon viel zu lange mit sich herumgetragen hat.

Eine Familiengeschichte hatte ich lange nicht mehr gelesen, umso gespannter war ich auf diese hier. Was ich natürlich zusätzlich noch interessant fand: es geht um einen Steinmetzbetrieb im Buch – ich selbst arbeite in der gleichen Branche, allerdings nicht genau das gleiche wie im Buch geschildert.

Zu Beginn des Buches hat es ein klein wenig gedauert bis ich im Lesefluß war. Als es dann aber so war, dass ich mitten in die Geschichte eingetaucht war, wollte ich das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Geschichte liest sich wirklich angenehm, keine ganz einfache Sprache, aber auch nicht großartig hoch gestochen. Gerade wenn Agnes spricht bzw. erzählt hat man das Gefühl, dass doch mal ältere Wörter ins Spiel kommen bzw. sie einfach in einem anderen Zeitalter aufgewachsen ist.

Von der Geschichte her klang das Buch wirklich interessant – und ist es dann auch tatsächlich. Was ich hier noch wirklich toll gefunden hätte – ein Stammbaum hinten im Buch, den man aber vielleicht erst im Laufe der Zeit öffnen darf bzw. kann – so dass nichts vorweg genommen wird, was man beim Lesen erst erfährt. Denn Puzzleteilchen um Puzzleteilchen ergibt sich ein Ganzes sozusagen… Aber: es sind eben auch einige Personen im Buch vorahnden und man macht immer wieder Zeitsprünge im Buch, so wird die Geschichte von Agnes als jungem Mädchen und heranwachsender Frau erzählt sowie die von Birte, ihrer inzwischen knapp End-Dreißig bis Anfang Vierzig-jährigen Enkelin. Hier hört man von ihr von der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war bis hin zur Jetzt-Zeit. Die Jahreswechsel finde ich grundsätzlich wirklich gut gemacht, man findet hier beim Wechsel immer wieder eine kurze Ortsangabe sowie eine Jahreszahl, so dass man sich rasch wieder einfindet.

Interessant finde ich die Schilderungen eines jeden Abschnittes, so konnte man hier auch zeitlich „mitfühlen“, eben wenn z.B. Kriegsjahre geschildert wurden, etc.

Was ich durchaus auch interessant fand war die Entwicklung der Protagonistin Agnes – denn zuerst hat man sie als äußerst korrekte, kalte Frau empfunden, die vielleicht nicht nur streng war, sondern direkt auch so wirkt. Mit der Zeit erschließt sich hier dann aber manches… näher möchte ich darauf allerdings nicht eingehen.

Die Geschichte könnte durchaus auf wahren Begebenheiten beruhen, dies ist aber so im Buch nirgends ausdrücklich geschrieben. Dennoch halte ich sie nicht für abwegig. Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen, denn es lies sich gut lesen, war spannend, gelegentlich auch mal lustig, vor allem aber emotional. (Jetzt nicht so, dass ständig die Tränen geflossen sind.)

Ich konnte das Buch auf den letzten vierzig Seiten überhaupt nicht mehr aus der Hand legen – egal wie spät es da war… (und es war spät…) – entsprechend kann ich hier nur 5 von 5 Sternen vergeben und spreche eine Empfehlung für eine wirklich tolle Familiengeschichte, einen gelungenen Roman aus.