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Veröffentlicht am 26.10.2016

Leben retten ist oft auch kurios.

Die Sauerei geht weiter ...
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Im Buch sind 20 neue wahre Geschichten aus dem Alltag des Rettungsdienstes geschildert. Manche Geschichten sind wirklich ziemlich kurios, bei manch anderer mag man über die zu Rettenden nur den Kopf schütteln.

Ja, ...

Im Buch sind 20 neue wahre Geschichten aus dem Alltag des Rettungsdienstes geschildert. Manche Geschichten sind wirklich ziemlich kurios, bei manch anderer mag man über die zu Rettenden nur den Kopf schütteln.

Ja, ich wollte mal wieder was anderes lesen, so war ich wirklich gespannt, als ich das Buch zu Lesen angefangen hab. In zwanzig Geschichten mit jeweils einer Zeichnung teilt sich das Buch auf, die Geschichten sind meiner Ansicht nach sehr verschieden, mal geht es um einen äußerst gut geplanten Selbstmord eines alten Mannes, mal um das Treffen des Kleingärtnervereines, das aus dem Ruder läuft, mal trifft man auf einen vermeintlich suizidgefährdeten nicht-Deutschsprachigen.

Das Buch ist also wirklich sehr vielfältig, außerdem wird einem bei dem ausschmückenden, informativen und zugleich witzigen Schreibstil wirklich nicht langweilig. Im Buch schildert Jörg Nießen sehr gut den Alltag auf der Wache, der wirklich sehr abwechslungsreich und auch arbeitsreich ist, denn es müssen natürlich auch sämtliche Formulare ausgefüllt werden, außerdem diverse Kontrollen durchgeführt werden. Für mich kommen die Hauptpersonen im Buch, der Ich-Erzähler - Jörg selbst würde ich sagen - und Hein, der Kollege (sämtliche Namen sind geändert), sehr sympathisch rüber, die beiden sind sehr entspannt, wenn es an die Arbeit geht, d.h. sie treten den Patienten etc. sehr ruhig gegenüber, machen keinen Stress, verfallen nicht in Hektik und haben sonst auch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. (Was ich aus meiner Erfahrung mit Sanitätern bzw. Feuerwehrleuten auch nur bestätigen kann, sie sind super nett und wirklich erstaunlich ruhig - was man in solch einer Situation auch brauchen kann.)

Für mich war es ein sehr interessantes Buch, ich wurde zum Einen ein kleines Stück weit über die Arbeit von Lebensrettern informiert, zum großen Teil aber super gut unterhalten. Manche Geschichten sind so kurios, dass man sie regelrecht mehrfach lesen möchte, bei anderen muss man einfach nur Schmunzeln.

Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die generell an diesem Thema interessiert sind, wobei die Schilderungen im Buch schon sehr lustig sind. (Dennoch sachlich.) Ich vergebe hier 5 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Alt werden ist nicht einfach.

Wir werden zusammen alt
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Die Geschichte spielt in der Seniorenresidenz Les Bégonias in Paris. Die Bewohner dort geben täglich immer ihr bestes - Emotionen von zuckersüß bis ganz schön garstig sind auf der Tagesordnung. Außerdem ...

Die Geschichte spielt in der Seniorenresidenz Les Bégonias in Paris. Die Bewohner dort geben täglich immer ihr bestes - Emotionen von zuckersüß bis ganz schön garstig sind auf der Tagesordnung. Außerdem sind die Gebrechen des Alters bzw. die Krankheiten wie Demenz und Alzheimer auch nicht zu unterschätzen - diese machen auch den Pflegerinnen dort den Alltag nicht immer leicht... So verliebt sich Thèrése im Heim - besser spät als nie... Kapitän Dreyfus gibt den Damen (die natürlich "Madame So und so " heißen ;) ) dort Anweisungen, der Sohn einer Bewohnerin hat eine Affäre mit einer Pflegerin...

Schon ein paar Tage lag das Buch bei mir, ehe ich es lesen konnte. Das bisherige Buch war noch nicht ausgelesen, ich war nicht in Stimmung für dieses Buch. Nun habe ich es endlich ausgelesen. Die Geschichte spielt in Frankreich, was man natürlich auch an den Namen merkt. Madame, Monsieur, ... ich habe mir damit teilweise sehr schwer getan, u.a. merkt man sich "Müller, Meier, Schmitt" etc. doch irgendwie besser als einen schweren französischen Nachnamen... außerdem kommen im Buch doch auch einige Personen vor, so sind es ca. zehn verschiedene Personen, die immer wieder auftauchen, deren Leben bzw. Lebensabend geschildert wird.

Die Geschichten an sich sind teilweise so schlimm wie das Leben selbst, ich möchte hier gar nicht näher drauf eingehen, um nichts zu verraten. Natürlich wird auch von guten, schönen Zeiten und Tagen erzählt, dennoch behält man die schlimmen Dinge wohl leider mehr im Kopf. Auch die Krankheiten der Bewohner sind alles andere als angenehm. Ist ein wenig Gebrechlichkeit noch harmlos, so merkt Monsieur Destroismaisons bei seiner Frau die volle Bandbreite der Alzheimer-Erkrankung. Sie erkennt ihn nicht als ihren Mann an, er, der ihr immer treu geblieben ist, sie schien das ganze leider nicht so ernst zu nehmen in jüngeren Jahren. So ist das Buch auch ziemlich ergreifend, wenn man sieht, wie er mit seiner Frau umgeht, wie die Krankheit sie zeichnet - aber auch ihn mitnimmt.

Generell fand ich das Buch sehr gut geschrieben, es ist eben speziell, ein französisches Buch halt, würde ich mal so sagen. Ich bin gut unterhalten worden, natürlich gibt es auch mal den ein oder anderen Witz im Buch, meist durch den Kapitän Dreyfus (er möchte so genannt werden, er überspielt die Demenz damit teilweise).

Ein nachdenkliches Buch, welches gelegentlich auch zum Schmunzeln anregt, manches im Buch hatte ich mir ein bißchen anders vorgestellt, jedoch ist es in solchen "Seniorenresidenzen" leider nicht immer wirklich harmonisch, was ich persönlich auch schon bei Besuchen erfahren habe.

Ich kann dieses Buch jedem, der sich mit dieser Thematik grundsätzlich ein wenig auseinandersetzen möchte, ans Herz legen. Ich kann hier 4 von 5 Sternen vergeben, einen ziehe ich ab, da ich mir mit den Namen sehr schwer getan habe.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Das ist also ein poetisches Buch.

Schweigeminute
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Christian, ein 18jähriger Schüler, schildert im Buch seine Liebesbeziehung zu Stella, seiner Englischlehrerin. Doch Stella ist verstorben, er wechselt beim Erzählen immer wieder hin und her - von Erinnerungen ...

Christian, ein 18jähriger Schüler, schildert im Buch seine Liebesbeziehung zu Stella, seiner Englischlehrerin. Doch Stella ist verstorben, er wechselt beim Erzählen immer wieder hin und her - von Erinnerungen zur Gegenwart, der Trauerfeier in der Schule.

Diesmal sollte es auch ein etwas "dünneres" Buch sein, lediglich 128 Seiten bot diese Novelle. Novelle. Was war das noch mal eben... äh... ja. Eine kürzere Erzählung in Prosaform. Natürlich!

Zuerst wusste ich überhaupt nicht, um was es hier genau geht - denn eine Inhaltsangabe habe ich im Buch nicht wirklich gefunden - was ich nicht weiter schlimm finde - dagegen waren Eindrücke anderer Leser abgedruckt, so hat der Literatur-Kritiker Marcel Reich-Ranicki das Buch als "ein poetisches" und zugleich wohl "Lenz' schönstes" gelobt. Nun gut, ich hatte bis dato noch nichts von Siegfried Lenz gelesen. Zumindest ist mir da nichts in Erinnerung geblieben...

Ich hab mir anfangs etwas schwer getan, bis ich in die Geschichte hinein gefunden habe, was da gerade genau passiert ist. Zumal manche Schilderung so klingt, dass es sich wohl um einen Suizid handelt. Entsprechend "gespannt" war ich wie die Geschichte dann wohl ausgeht, die Hintergründe haben mich doch sehr interessiert bzw. am Lesen dran gehalten...

Generell ist die Liebesgeschichte zwischen Schüler und Lehrerin recht schön geschildert, Christian wirkt auch erwachsener, regelrecht poetisch schildert er die Vorstellungen der gemeinsamen Zukunft. Was mich jedoch gestört hat: die Geschichte spielt wohl in Norddeutschland an der See und Christian ist bei seinem Vater auf dem Schiff tätig. Hier kommen immer wieder spezielle Begriffe auf, die für mich als Landratte nicht wirklich logisch bzw. im gängigen Vokabular vorhanden sind. Das hat mich ziemlich genervt.

Ansonsten war es vom Schreibstil her mal was ganz anderes als das, was ich sonst so lese. Ja, schon poetisch, allein wie sich Christian immer ausdrückt, das ist schon sehr poetisch, aber auch gefühlsdusselig. Ganz mein Ding ist es jedoch nicht, auf Dauer könnte ich sowas nicht lesen. Zumal es mir manchmal ein bißel zu lahm ist, sich so hinzieht.

Für mich wars mal ein Ausflug in die Welt der "klassischeren Literatur", täglich muss ich sowas sicher nicht lesen, verkehrt war das Buch nun auch nicht. Ich bin seeeehr zwiegespalten, mir hats nicht "weh getan", das Buch zu lesen, viele neue Erkenntnisse hats aber auch nicht gebracht.

Ich bin sehr unentschlossen und vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Emotionen pur.

Der alte König in seinem Exil
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Arno Geiger erzählt in diesem Buch vom Leben seines Vaters, welches duch die Demenz bzw. Alzheimer-Erkrankung immer mehr an Orientierung verliert. Es ist jedoch nicht nur die Lebensgeschichte des Vaters ...

Arno Geiger erzählt in diesem Buch vom Leben seines Vaters, welches duch die Demenz bzw. Alzheimer-Erkrankung immer mehr an Orientierung verliert. Es ist jedoch nicht nur die Lebensgeschichte des Vaters namens August die Inhalt des Buches ist, sondern auch der Umgang im Alter bzw. mit der neuen Situation (durch die Krankheit, einen Umzug in ein Heim). (Mehr gibt es dazu nicht zu sagen - m.M.n.)

Wer sich schon öfter mit dem Thema Demenz bzw. Alzheimer auseinander gesetzt hat, der wird dieses Buch sicher mit anderen Augen sehen, so erging es mir nämlich - um dies gleich mal vorweg zu sagen. (Meine Oma ist auch an Demenz "erkrankt", manche geschilderten Situationen kamen mir sehr bekannt vor...)

Im Buch erzählt Arno Geiger über das Leben seines Vaters, wie er so aufgewachsen ist, seine Frau kennen lernte, das Leben mit dem Vater. Über die Veränderungen, die die Krankheit Demenz bzw. Alzheimer mit sich bringt und die erst abgetan werden und nicht ernst genommen werden. Mit der Zeit lernt man aber den Umgang mit der Krankheit, so dass man den Vater eben auch möglichst versucht zu schonen bzw. keine Diskussionen einzugehen, auch wenn man hier oft mal geschickt manche Frage bzw. Fragestellung umgehen muss, was er im Buch recht gut schildert.

Es war für mich einfach mal "wunderbar" zu sehen, dass es auch anderen Menschen so geht, die mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, zu tun haben. So war es eine Bestätigung zu lesen, dass man eben auf keinen Fall große Diskussionen eingeht, sondern eine Aussage ggf. einfach bestätigt und die Person im Glauben lässt, dass es so ist. (Wenn gleich mir das anfangs echt oft schwer gefallen ist, weil man die Dinge ja doch richtig stellen will.) Es hat allerdings wirklich oft keinen Sinn, etwas richtig darzustellen, denn im nächsten Moment sind die Dinge schon wieder vergessen, da das Kurzzeitgedächtnis einfach nicht mehr mit Informationen "belieferbar" sind.

Manche im Buch geschilderte Situationen mögen einem als nicht-betroffenem Menschen wirklich lustig vorkommen, ich habe extra die oben ausgewählte Leseprobe hier genommen. Auch für mich ist diese Szene ein Stück weit "lustig", aber dennoch ist es schlimm hier zu sehen, wie sich ein Erkrankter die Welt zurecht bastelt. In manchen Momenten kann man sich manchmal wirklich nur wundern, ich habe beispielsweise meine Oma vor kurzem gefragt (unterwegs in der Stadt, schönster Sonnenschein) ob sie ein Eis möchte. Daraufhin habe ich die folgende Antwort erhalten: "Ich mag Eis, aber ich möchte heute keines." Ich war daraufhin regelrecht baff, denn solche Antworten bin ich weniger gewohnt - eben weil sie so dermaßen klar war. Über diese Antworten wundert man sich bei Demenzkranken eben doch auch manchmal - zumindest geht es mir so. Ich denke zwar auch gerne noch mit einem Schmunzeln an diese Szene, es gibt aber auch oft genug Momente, in denen man nur noch heulen könnte. Beispielsweise wenn eine erkrankte Person verwirrt ist. So wollte meine Oma schon zu ihren Eltern gehen, diese sind seit langem Tod, ich habe meine Urgroßeltern nicht mehr kennen gelernt... (In manchen Momenten - wie eben in der Eis-Szene - merkt man, dass Demenz auch mit "Altersschwachsinn" bzw. Altersblödsinn übersetzt wird. Ich möchte damit auf keinen Fall irgendetwas abwerten, aber es stimmt eben auch ein Stück weit...)

Ich habe nun wohl wirklich weit ausgeholt, ich hoffe man sieht mir dies nach, aber es ist eben ein Thema das mich unheimlich beschäftigt und mit diesem Buch noch mehr beschäftigt hat.

Für mich war dieses Buch ein Kraftspender, ein Mut-Macher. Ein Buch, das mir gezeigt hat, dass wir auf dem richtigen Weg hinsichtlich des Umganges sind. Dass man alles eigentlich lockerer sehen sollte. Und das tue ich auch.

Ich lege dieses Buch jedem ans Herzen, der sich mit Demenz auseinander setzen möchte bzw. muss. Für mich war es ein interessanter Einblick, zumal die Geschichte wunderbar geendet hat (und damit verrate ich nicht zuviel), so dass bei mir nur noch die Tränen gelaufen sind...

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und spreche eine Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Demenz. Schlaganfall.

Am Ende
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Elli ist mit dem seit einem Schlaganfall pflegebedürftigen Paul verheiratet. Da er seit dem Schlaganfall nicht mehr richtig reden kann, ist sie fast die einzige Person, die ihn noch richtig verstehen kann. ...

Elli ist mit dem seit einem Schlaganfall pflegebedürftigen Paul verheiratet. Da er seit dem Schlaganfall nicht mehr richtig reden kann, ist sie fast die einzige Person, die ihn noch richtig verstehen kann. Seine Tochter Ines (aus erster Ehe) kümmert sich um die beiden und versucht zu helfen, da sie jedoch auch Haushalt, Familie und Arbeit als Lehrerin hat, kann sie auch nicht ständig für die beiden da sein. Zumal Elli Ines nicht so gerne mag, da sie sich bevormundet vorkommt. So kommt ab und an noch Frau Feigel und hilft dem älteren Ehepaar (um die 80 Jahre alt) und macht den Haushalt. Jedoch ist die Haushaltshilfe auch nicht unbedingt eine wirklich große Hilfe, denn sie lässt sich viel von Elli sagen statt einfach die Dinge zu machen. Paul war ein großer Journalist, hatte immer großes politisches Interesse, war interessiert am gesamten Weltgeschehen, ihm macht es sehr zu schaffen, dass er dies nun nicht mehr so tun kann. Denn auch Elli kann nicht mehr so, wie sie will. Die Augen funktionieren nicht mehr so gut, entsprechend kann sie ihm nicht aus der Zeitung vorlesen. Und auch ihre Gedanken schweifen sehr oft ab, sie bildet sich immer mal wieder Dinge ein, die so nicht sind. ...

Aus dem Klappentext des Buches erfährt man über die eigentliche Geschichte des Buches nicht wirklich viel. Mit großem Einfühlungsvermögen und sensibler Hellsicht dringt Herrad Schenk in die innere terra incognita des alten Menschen vor., heißt es da. Noch keine Rede von der Geschichte um Elli und Paul, die dreimal pro Woche von "Essen auf Rädern" beliefert werden. Das Buch erzählt die schrecklich verwirrende Geschichte um die Ehe der beiden, das gemeinsame Kind Annie, welches Elli als spätgebärende Mutter zur Welt gebracht hat, mit dem aber wohl etwas passiert ist. Darauf wird man schon gleich zu Anfang des Buches hingewiesen, was genau passiert ist, stellt sich jedoch erst viel später heraus. Denn die Geschichte, erzählt von Elli, ist sehr wirr. Mal erzählt Elli vom Jetzt, wo sie trotz ihres doch schon hohen Alters noch den Balkon mit Blumen und Pflanzen begrünen möchte, dazu eigentlich aber nicht unbedingt in der Lage ist, da sie zum einen doch auch recht vergesslich und unordentlich ist (Blumenerde auf dem Küchenboden), später erzählt Elli dann vom Kennenlernen mit Paul, von ihrer Mutter, die wohl auch nie sonderlich stolz auf ihre Tochter war, sondern mit der sie ein Unglücksfall verbindet bzw. gewissermaßen viel mehr trennt.

Diese Zeitsprünge im Kopf von Elli machen es einem sehr schwer am Ball zu bleiben, genau zu wissen, was gerade los ist, in welcher Zeit sie sich befindet, was wieso nun passiert ist.

"Ein anrührendes Buch, voller Wut und Wehmut." Elke Heidenrich Da hat sie wohl recht. Wobei man gewissermaßen fast etwas böse auf Elli sein könnte, die einfach keine Hilfe von Ines bzw. Frau Feigel annehmen will. Aber es ist wohl einfach so, im Alter möchte man sich von niemandem etwas hineinreden lassen, ich kann dies aus eigener Erfahrung bei meinen Großeltern sagen. Da sollte eine Haushaltshilfe weiterhelfen, damit mein Opa entlastet werden konnte, meine Oma fand es jedoch netter, mit der Dame etwas zu plaudern und sie so zu überzeugen, dass manche Dinge heute einfach nicht möglich wären. (Ich möchte hier keine genaueren Beispiele anbringen, da mir das einfach zu persönlich ist.) Zwar war es bei uns zwar nicht so wie im Buch, was die Unordnung bzw. den Dreck angeht, aber es zeigen sich genaue Parallelen auf. Denn auch die Verwirrtheit im Kopf von Elli ist mir nur zu gut bekannt, da auch wir die Begegnung mit der Demenz (so würde ich Ellis "Zustand" deuten) machen dürfen. Da wird plötzlich nur noch von früheren Begegnungen erzählt, die die eigene berufliche Ausbildung betreffen, nicht einmal mehr von den eigenen Kindern wird erzählt, was ich sehr schade finde, woran sich aber nichts ändern lässt.

Eine schlimme Sache ist die Demenz, wie ich finde. Sie verwirrt Menschen, die sich deshalb dann nicht mehr genau orientieren können und bringt so einiges durcheinander, ein eigenständiges Leben ist dann meiner Ansicht nach nur noch im Anfangsstadium möglich, wenn eine zweite, "geistig nicht verwirrte" Person mit ihm Haushalt wohnt.

Für mich war es interessant das Buch zu lesen. Einen Einblick zu haben, wie man sich im Alter wohl fühlen könnte, "dank" der zahlreichen Gebrechen, die man so erleidet. Denn auch mit Demenz und Schlaganfall haben wir in der eigenen Familie schon genug Erfahrung sammeln "dürfen". Von Paul bekommt man im Buch nicht wirklich viel mit, er ist körperlich nicht mehr wirklich flexibel bzw. kann kaum mehr laufen, sich kaum mehr selbst verständigen. Elli schildert dies dann und wann auch immer wieder. Einzig diese wirklich verwirrenden Gedanken in Ellis Kopf, die dann ja die verschiedenen Zeitsprünge aufweisen, finde ich wirklich schwierig. Man muss sehr aufpassen, in welcher Zeit sie sich gerade befindet, um weiter am Ball bleiben zu können. Entsprechend ist es für mich kein Buch gewesen, dass ich eben einfach mal so schnell durchgelesen habe, sondern es hat wirklich Zeit beansprucht. Dank der knapp 200 Seiten mag dies für manchen nicht glaubhaft klingen, wer sich aber ernsthaft mit dem Buch und der Thematik beschäftigt, für den ist dies mehr als verständlich.

Ensprechend vergebe ich 4 von 5 Sternen und spreche für alle, die sich auch mal mit dieser Thematik beschäftigen wollen, eineEmpfehlung aus.