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Veröffentlicht am 26.10.2016

Ana ist blöd. Mia auch.

Splitterfasernackt
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Lilly ist sechs Jahre alt, als sie vom Nachbarn vergewaltigt wird. Durch dieses (und weitere) Ereignisse geprägt beschließt sie schließlich als Prostituierte zu arbeiten - um das ganze vielleicht auch ...

Lilly ist sechs Jahre alt, als sie vom Nachbarn vergewaltigt wird. Durch dieses (und weitere) Ereignisse geprägt beschließt sie schließlich als Prostituierte zu arbeiten - um das ganze vielleicht auch besser verarbeiten zu können. Täglich wird sie auch noch von ihren "Freundinnen" Ana (Anorexia Nervosa - Magersucht) und Mia (Bulimia nervosa - Ess-Brechsucht) begleitet und öfter mal von Ohnmachtsanfällen "heimgesucht".

Schon länger wollte ich "Splitterfasernackt" lesen, irgendwie hat es sich dann so "ergeben". Als das Buch dann da war, habe ich gleich angefangen zu lesen. Was ja optisch am Buch ganz nett ist: das in hellblau gehaltene Cover mit dem Konterfei der Autorin drauf, außerdem hat das dicke Taschenbuch abgerundete Seiten. Nett, finde ich.

Ich weiß nicht, was ich mir vom Buch erwartet habe. Aber ich kann sagen, dass dies irgendwie nicht so eingetroffen ist, wie ich mir das Buch vorgestellt habe. Lilly schildert im Buch die schlimmen Erlebnisse, die sie in ihrer Kindheit ertragen hat müssen. Von der Vergewaltigung, die der "ach-so-liebe Nachbar" (so denkt die Mutter wohl...) an Lilly "vornimmt". Von den Eltern, die sie nicht so wirklich lieben, zumindest kommt das für mich so herüber. Die auch nicht so wirklich an ihr interessiert sind. Schließlich entscheidet sie sich für ein Leben im "Passion", einem Bordell. Wohl um beim bezahlten Sex mit Männern die Vergewaltigung und sonstige Taten vergessen zu können. Ständig muss sie auch noch auf ihr Gewicht achten, zumindest sagt sie bzw. ihre Freundinnen, Ana und Mia (Magersucht bzw. Ess-Brechsucht) ihr das im Unterbewusstsein. Weil sie es wohl auch irgendwie schafft ohne Essen bzw. mit minimaler Lebensmittelzufuhr zu leben, bzw. eigentlich nicht damit zu leben - kippt sie öfter mal um. Der Körper wehrt sich eben. Auch ihr Körper spricht Bände - die Narben sind ein "Mahnmal", ein "Denkmal", wie sie selbst im Buch mal über ihre Selbstverletzungen schreibt.

Vom Schreibstil her kann sie mich nicht so sehr in ihren Bann ziehen. Ich wollte zwar bis zum Schluss wissen, wie es nun um sie steht, welchen Weg im Leben sie gewählt hat, aber für mich war es irgendwie mehr ein Kampf, als ein "genussvolles Lesen". Natürlich kann bei der Schilderung einer Vergewaltigung an Kindern bei "den vergessenen Tagen" im Leben nicht von einem "genussvollen Lesen" die Rede sein, mich hat es hier emotional sehr gepackt, ich musste das Lesen mehrmals unterbrechen, weil mir solche Taten von Männern einfach nicht in den Kopf gehen wollten.

Es mag sein, dass sie viel Kraft in ihre Worte legen kann mit der Art und Weise, wie sie sich ausdrückt. Mich persönlich spricht es so jedoch nicht an. Zumal ich manche Sätze etwas verdreht bzw. verquer finde, sie möchte Dinge ausdrücken, die einfach nicht auszudrücken sind, glaube ich. "Wie schön dieses lautlose Lächeln von ihm auf dem Bauplatz meiner Seele spielt und von einer Sekunde zur nächsten unbekannten Stunde seine Farben gegen einen makellos weißen Raum eintauscht, nur um mich noch mehr zu verwirren, in meinem Chaos aus Beständigkeit, das er so ungefragt erraten hat. " Gerade diesen Satz finde ich äußerst suspekt, ich habe zwar viel Verständnis für Wortakrobaten, Wortkünstler und dergleichen, aber das ist dann doch komisch.

Ich bin sehr zwiegespalten von diesem Buch. Es wird eine wahre Lebensgeschichte erzählt von einer Frau, die genauso alt ist wie ich es bin. Klar macht mich dies sehr nachdenklich und an manchen Stellen auch recht traurig. Aber dennoch gefällt mir die Art und Weise wie dies hier geschildert wird einfach nicht. Klar ist das nicht alles "Friede, Freude, Eierkuchen" (Oder eher "Freier, ..."? :-o ), aber mir gefällt der Schreibstil einfach nicht. Punkt.

Und Ana und Mia finde ich ebenso blöd. So!

Ich vergebe hier - hin und her gerissen wie ich von diesem Buch bin - dennoch drei von fünf Sternen und bleibe aber unentschlossen, was eine Empfehlung angeht.

Veröffentlicht am 26.10.2016

DANKE, Hape!!!!!

Ich bin dann mal weg
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Hape Kerkeling beschließt im Sommer 2001 den Jakobsweg zu pilgern, nachdem er eine Operation an der Gallenblase sowie einen Hörsturz hinter sich hat und sich dadurch eine Auszeit nehmen will. In seine ...

Hape Kerkeling beschließt im Sommer 2001 den Jakobsweg zu pilgern, nachdem er eine Operation an der Gallenblase sowie einen Hörsturz hinter sich hat und sich dadurch eine Auszeit nehmen will. In seine "kleinen orangefarbenen Kladde" schreibt er sich dann Tag für Tag seine Erlebnisse und Gedanken auf, diese hat er dann zu einem Buch verarbeitet.

Es lässt sich wirklich gut lesen, man möchte fast nicht mehr Aufhören mit dem Lesen. Die Gliederung der einzelnen Kapitel ist schön, so sind die Kapitel mal über mehrere Seiten, mal nur ein-zwei Seiten lang, je nachdem, wieviel Hape Kerkeling über den jeweiligen Tag geschrieben hat bzw. wieviel er erlebt hat. Er schreibt nicht allzu stur ernst einfach alles nieder, sondern so, dass man irgendwie mit auf dem Jakobsweg läuft, er beschreibt die Umgebung schön, seine Mit-Pilgerer, einfach alles beschreibt er genau, aber dennoch schweift er nicht vom Thema ab.

Die Fotos die er gemacht hat finde ich toll, denn keines der Fotos ist gestellt, wie das bei anderen Büchern evtl. der Fall ist, sondern er macht dann einfach das Foto, wenn er meint, er möchte hier und jetzt den Augenblick, die Landschaft etc. festhalten.

Und obwohl es ein Buch über eine Reise ist, ein Reisetagebuch quasi, ist es nicht stock steif, sondern auch manch lustiges Erlebnis vermerkt, aber auch interessante Gedanken - bzw. -gänge.

Ich war zuerst skeptisch, ob mir das Buch wirklich gefällt, aber nachdem es in der Familie so ziemlich alle gelesen haben, hab ich es auch gelesen. Und wollte wirklich fast nicht mehr aufhören zu lesen! Die letzten Seiten fiel es mir fast schwer das Buch zu lesen, denn dann war es ja zu Ende.... also hab ich es mir "Tag für Tag" aufgehoben, immer nur ein Kapitel, so wenig wie möglich...

Ich kann es nur jedem Empfehlen das Buch zu Lesen, sage gaaaanz dickes DANKE an Hape Kerkeling, den ich nun als Mensch bewundere, als Autor ganz toll finde - und mir gerne ein neues Buch von ihm wünsche. Falls es das geben wird....

Ich vergebe von daher 5 Punkte mit Stern, denn es ist ein wirklich tolles Buch, wenn der Autor auch nicht alles aus seiner orangefarbenen Kladde wieder gegeben hat - was aber auch verständlich ist, denn ein Privatleben steht jedem Menschen zu, auch wenn er im Rampenlicht steht.

Veröffentlicht am 26.10.2016

No Risk, no Fun? Dann lieber weniger Fun.

Samuel Koch - Zwei Leben
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Samuel Koch verunglückt bei "Wetten, dass...?" schwer, als er bei einem Sprung mit seinen Powerisern stürzt. Er verletzt sich so schwer, dass er durch Folgen des Unfalls bzw. der Behandlung vom Hals abwärts ...

Samuel Koch verunglückt bei "Wetten, dass...?" schwer, als er bei einem Sprung mit seinen Powerisern stürzt. Er verletzt sich so schwer, dass er durch Folgen des Unfalls bzw. der Behandlung vom Hals abwärts gelähmt ist. Nach einem Krankenhausaufenthalt ist er lange Zeit in einer speziellen Klinik in der Schweiz, wo er noch den ein oder anderen kleinen Fortschritt macht. Inzwischen studiert Samuel Koch wieder in Hannover - und ist recht flott mit seinem elektrischen Rollstuhl unterwegs. Dennoch benötigt er wohl rund um die Uhr Hilfe.

Die Geschichte von Samuel Koch hat wohl jeder mitbekommen bzw. auch jeden ein wenig berührt. Ein Mensch, gerade einmal Anfang zwanzig, stürzt bei einer spektakulären, dennoch sehr gewagten Wette und bricht sich das Genick, ist auf einmal gelähmt.

Im Buch erfährt man viel über die Familie, die natürlich absolut hinter Samuel steht und ihm hilft, wo man nur kann. Samuel berichtet auch über seine Zeit vor dem Unfall, er war schon immer sehr sportlich, Bewegung war für ihn alles. Auch von seinem Glauben an Gott ist immer wieder die Rede.

Und dennoch finde ich an manchen Stellen im Buch wird Samuel manchmal selbst dargestellt, als wäre er "der Beste" überhaupt. Es mag sein, dass er ein wunderbarer Mensch ist, der offen auf andere Menschen zugeht, der gleich tolle Kontakte mit den Menschen knüpfen kann, obwohl er sie nicht kennt. All das mag gerne so sein, dennoch kommt es mir eben so vor, als wäre das manchmal einfach etwas übertrieben dargestellt.
Er verliert wohl auch fast nie den Humor. Gerade in dieser schweren Zeit, schließlich muss er sich erstmal daran gewöhnen, nicht mehr selbstständig zu Essen, sich anzuziehen, etc. , hat er wohl auch ab und an mal schwarze Gedanken, natürlich ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Dennoch macht er oft über seine Situation noch Witze - das macht ihn auch recht sympathisch, irgendwann versucht er eben doch auch, sich mit seiner Situation "abzufinden". Wenngleich er viel hofft, dass er eines Tages doch wieder Laufen kann. Hier gibt ihm Gott unheimlich viel Kraft, überhaupt ist Gott in seinem Leben wohl sehr präsent. Manchmal finde ich, ein bißchen zuviel.

Generell finde ich die Geschichte von Samuel Koch sehr heftig, andererseits ist er mit dieser Wette auch eine große Gefahr eingegangen. (Ja, ich weiß, dass man auch plötzlich mal vom LKW gebremst werden kann, vom Blitz getroffen etc. Leben ist Lebensgefährlich!) Über die vielen Genesungwünsche, die er per Post erhält, freut er sich wohl auch sehr, kann diese alle gar nicht beantworten. Über die Kritik schweigt er sich aus bzw. geht nur sehr kurz darauf ein.

Vom Schreibstil ist das Buch angenehm zu lesen, es kommen nur selten spezielle Begriffe vor, die jedoch auch gleich immer erklärt werden.

Ich bin hier sehr zwiegespalten. Einerseits war es interessant von Samuel Koch zu erfahren, wie es ihm aktuell geht, wie schwer sein Weg bisher war. Andererseits halte ich manche Schilderung manchmal für Übertrieben, entsprechend konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen.

Ich vergebe hier 3 von5 Sternen und bleibe so dermaßen unentschlossen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Erdbeeren pflückt man international.

Caravan
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Ein paar Erdbeerpflücker, die aus Polen, der Ukraine, Afrika und China kommen, suchen ihr Abenteuer in England - eben beim Erdbeeren pflücken. Doch statt auf Wohlstand, Unabhängigkeit und Liebe stossen ...

Ein paar Erdbeerpflücker, die aus Polen, der Ukraine, Afrika und China kommen, suchen ihr Abenteuer in England - eben beim Erdbeeren pflücken. Doch statt auf Wohlstand, Unabhängigkeit und Liebe stossen sie hier auf ausbeuterische Arbeitgeber und vieles mehr. Und auf einmal sind sie dann plötzlich auf der Flucht - in einem klapprigen Wohnwagen...

Ja, ich war durchaus gespannt auf dieses Buch, die Aufmachung hat michs chon allein angesprochen, gerade Bücher, die über fremde Länder bzw. unbekannte Jobs erzählen, klingen doch irgendwie interessant, finde ich. Was ich dann aber gelesen habe, hat mich so gar nicht in den Bann gezogen geschweige denn begeistert. Ich lese abends direkt vor dem Schlafen immer noch gut und gerne mal mindestens 20 Seiten, je nach Buch sind es mal weniger, mal mehr. Hier habe ich mich echt gequält, um mal gut zehn Seiten am Stück zu schaffen, wollte aber eigentlich schon wissen, wie es hier zu Beginn bei Irina weitergeht.

Irgendwann, nach knapp 50 Seiten habe ich dann aber aufgegeben. Für mich kam da nicht wirklich großartig Spannung rein, es wird manches so dermaßen blöd geschildert, die Autorin möchte hier meiner Ansicht nach Poesie mit hineinbringen, was ihr einfach nicht gelingt. Die Sätze sind teilweise eher etwas verschachtelt, es gibt einmal ne gute halbe Seite nur mit Großbuchstaben ("ICH BIN HUND ICH LAUFE ICH LAUFE WEG VOM BÖSEN"...).

Generell fand ich die Geschichte des Buches hier wirklich sehr ansprechend und habe mich auf eine unterhaltsame, fesselnde Geschichte gefreut. Das Ergebnis hier hat mir absolut nicht gefallen. Ich versuche wirklich immer ein Buch komplett zu lesen, aber hier hatte ich wirklich keine Lust mehr, mich weiter langweiligen zu lassen, weil man einfach nicht weiter kommt, sondern nur Dinge erzählt werden, die mich nicht "packen" konnten.

Schade, aber ich kann hier lediglich einen Stern von fünf Sternen vergeben, eine Empfehlung gibt es nicht.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Meine eigene Krankenhauserfahrung reicht mir vollkommen.

Willkommen auf der Intensivstation
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Im Buch schildert die Autorin den "Alltag" auf der Intensivstation, sie prangert Missstände an, schreibt aber auch darüber, welche Dummheiten etc. man ggf. sein lassen sollte, damit man eben nicht in der ...

Im Buch schildert die Autorin den "Alltag" auf der Intensivstation, sie prangert Missstände an, schreibt aber auch darüber, welche Dummheiten etc. man ggf. sein lassen sollte, damit man eben nicht in der Intensivstation landet.

Generell sprechen mich Bücher über wahre Begebenheiten bzw. Schilderungen (v.a. aus dem Bereich der Pathologie, Rettungsdienst etc.) sehr an. Hier hat das Cover sein übriges getan - eine Blutkonsverve ist hier abgebildet. Entsprechend habe ich nur kurz mal die Rückseite gelesen, es kurz angelesen und es ausgeliehen.

Ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte. Die 334 Seiten des Buches sind randvoll bedruckt - und dies in einer wirklich kleinen Schrift. Das Format des Buches finde ich gut und praktisch, aber so dermaßen vollgepackte Seiten... nun ja. Was sich dann beim Lesen herausstellte, war nicht so schön. Die Autorin schildert zwar gut nachvollziehbar, wie manches auf der Intensivstation etc. so abläuft, sie verfällt dafür aber immer wieder vom Erzählen bzw. Schildern eines Falls in den absolut medizinischen Bereich und erzählt hier, was wie genau gemacht wird. Ich finde das grundsätzlich ja nicht schlecht, aber ich möchte a) gerade nicht auf einen medizinischen Job umschulen und b) in meiner Freizeit beim Lesen unterhalten werden. (Ich kenne inzwischen auch schon einige medizinische Begriffe, jedoch kommen immer mal wieder welche vor, bei denen ich nachschlagen müsste...)

Die Schreibweise gefällt mir irgendwie nicht wirklich gut, ich hatte mir hier halt einfach mehr Unterhaltung gewünscht. Sie wird nur kurz ein Unfall geschildert, ggf. dann abgeraten, dass Ü60-jährige nicht mehr auf die Leiter klettern sollten, etc. Entsprechend lange zieht es sich hin, wenn man das Buch liest. Ich bin ganz ehrlich - nach ca. 70 Seiten habe ich es aufgegeben. Kommt nicht oft vor, dass ich ein Buch lese, aber hier wollte ich mich nicht weiter quälen, es war einfach zu enttäuschend...
Im Übrigen glaube ich inzwischen, dass das Coverbild absichtlich gewählt wurde - eben um Leser anzusprechen...

Vielleicht ist dieses Buch interessanter, wenn man selbst im medizinischen Bereich bzw. eben im Intensivstations-Bereich arbeitet. Für mich war es eine Enttäuschung, ich vergebe hier lediglich den Pflichtstern.