Kein Liebesroman und auch sonst enttäuschend
Die physikalische Notwendigkeit der Liebe
Cover:
Das Cover finde ich wirklich wunderschön. Mir gefällt die bunte Farbgebung wunderschön und auch die Silhouetten der beiden Protagonisten finde ich toll gewählt, jedoch muss ich sagen, dass der ...
Cover:
Das Cover finde ich wirklich wunderschön. Mir gefällt die bunte Farbgebung wunderschön und auch die Silhouetten der beiden Protagonisten finde ich toll gewählt, jedoch muss ich sagen, dass der Inhalt leider nicht wirklich zu dem Cover passt, dazu kommen wir aber später noch.
Meine Meinung:
Ich habe das Buch auf der Seite des Bloggerportals entdeckt und fand, dass der Klappentext wirklich gut klingt. Ich musste bei dem Titel und der Gestaltung, sowie dem Klappentext, sofort an eine Liebesgeschichte à la Ali Hazelwood denken, mit ganz viel Prickeln zwischen den Charakteren, einer Protagonistin, die sich erst selbst finden muss und einem STEM-Thema im Hintergrund. Enttäuschenderweise habe ich absolut gar nichts davon bekommen.
Das, was mich am Anfang des Buches direkt gestört hat, war der Schreibstil. Denn wir haben hier einen allwissenden Erzähler, der die Handlung daher aus dritter Perspektive schildert und während Szenen zwischen den Gedanken der Personen hin und her springt, was ich absolut nicht mochte und mich immer wieder aus der Bahn geworfen hat. Vor allem bei einer - wie ich anfangs vermutete - Liebesgeschichte ist diese Erzählweise für mich absolut unpassend, da man sich absolut gar nicht in die Protagonisten hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen kann. Und so war es auch hier.
Weiteres schweift die Autorin während dem Erzählen oft in wissenschaftliche Essays ab, die jedoch gespickt von Fehlern sind. Sowohl im physikalischen, human physiologischen und psychologischen Bereich gab es Erläuterungen, die Fehler beinhaltet haben. Was bei einem reinen Liebesroman erträglich ist und wenn es zur Spannungskurve des Romanes passt, auch zu verzeihen sind. Jedoch ist es in diesem Roman nicht der Fall. Denn er konzentriert sich hauptsächlich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die in eine fiktionale Geschichte eingewoben werden. Und daher, kann ich es hier nicht verzeihen.
Beispielsweise wird Gravitation als Kraft beschrieben, es ist einem Menschen möglich, für 10^-43 Sekunden zu lächeln (physiologisch nicht möglich ist), es wird ein Zusammenhang zwischen über Emotionalität und Hochbegabt sein hergestellt (wobei diese in keinem wirklichen Zusammenhang stehen und es sogar wahrscheinlicher ist, dass hochbegabte Menschen eher weniger emotional sind, als Nicht-hochbegabte). Das sind alles Sachen, die auf Matura/Abitur-Niveau sind und gleichzeitig will die Autorin aber in diesem Roman ein hochkomplexes physikalisches Problem erläutern und lösen.
Dadurch hat es für so gewirkt, als hätte die Autorin einen Artikel über die Blocktheorie gelesen und wollte einen Roman dazu lesen, hat aber den Roman ansonsten mit einzelnen Begriffen aus Wikipedia Einträgen gespickt, (wobei sie sich die Wikipedia Einträge nicht ganz durchgelesen haben kann, da sie ansonsten nicht solche Fehler in ihren Roman einbauen würde) und hat ansonsten eine absolut unglaubwürdige Liebesgeschichte um diese Fakten herum gewoben.
Hätte ich eine Studie zur Blocktheorie lesen wollen, hätte ich nach diese gesucht und danach mit meinem Freund, der Philosophie studiert, über die Auswirkungen dieser Erkenntnisse auf unsere Existenz diskutiert und nicht einen - vom Verlag als Rom-Com verkleideten - Roman dazu gelesen.
Kommen wir aber zu weiteren Makeln.
Ich muss auch ehrlich sagen, außer, dass Sophie Hochbegabt ist, aber lieber Hausfrau sein möchte, als Wissenschaftlerin und Jake - der Loveinterest - ein totaler Workaholic ist und daher absolut null auf die Bedürfnisse seiner Freundin eingeht (zumindest habe ich das hineininterpretiert, denn man bekommt keine einzige Szene mit, wo sie tatsächlich zusammenleben und den Alltag bestreiten), hatte die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten keinerlei Substanz. Man weiß weder, wie genau sich die beiden ineinander verliebt haben, noch wie der Alltag von den beiden aussieht. Man weiß nur, dass Sophie Jake gerne wissenschaftliche Essays rezitiert. (Wodurch sich das Buch auch massiv in die Länge zieht, aber ehrlich, das ist nicht einmal in dieser 1 Sterne Rezension berücksichtigt, da es der kleinste Makel ist).
Um ehrlich zu weiß, ich weiß nicht, wohin die Autorin den Fokus legen wollte, denn anstatt, dass sich die Autorin 50 Seiten mehr für den Aufbau der Liebesgeschichte Zeit nimmt oder gar erläutert, wie genau Sophie ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse publiziert, wie sie den Nobelpreis für Physik gewinnt oder irgendetwas, dass entweder mit der Liebesgeschichte oder dem physikalischen Thema zu tun hat, berichtet sie lieber 20 Seiten darüber, dass Sophie an einem Marathon teilnimmt …
Zusätzlich zu allem, was ich bisher kritisiert habe, muss ich auch sagen, dass für mich absolut null aufgearbeitet wird, wie Sophie damit umgeht, hochbegabt zu sein. Es werden weder Komplikationen noch Vorteile ansatzweise aufgeführt. Das Einzige, was man mitbekommt, ist, dass sie sich schnell Informationen merken kann und als der nächste Einstein betitelt wird, jedoch wird in der Erzählung von seitens Sophie absolut nicht klar, wie es ihren Alltag beeinflusst.
Ich weiß gar nicht, was ich zu diesem Buch sagen soll, außer, dass er meiner Meinung nach kein Liebesroman ist, sondern der gescheiterte Versuch ein wissenschaftliches Thema in einen fiktionalen Roman hineinzupressen und dabei nicht darauf zu achten, ob die wissenschaftlichen Aussagen akkurat sind.
Ich sage euch jetzt auch mal die Hauptaussage des Buches: Durch den wirren und anstrengenden Schreibstil soll aufgezeigt werden, wie Zeit unsere Wahrnehmung beeinflusst. Dieser Versuch ist gescheitert, da für mich so den einzelnen Handlungssträngen viel zu wenig Raum geboten wird - das Buch hat ca. 300 Seiten und spielt über einen Zeitraum von 32 Jahren - 25 davon bekommt man nicht einmal mit und 2 Jahre von den 7, die man mitbekommt, sind Jake und Sophie nicht einmal zusammen. Die Handlung soll zeigen, dass Seelenverwandte existieren und sich näher zueinander fühlen, auch nach einer Trennung. Finde ich schwierig, da für mich Seelenverwandtschaft in einem wissenschaftlichen Roman nichts zu suchen hat (immerhin können wir nicht einmal beweisen, dass wir eine Seele haben, demnach wird es auch schwierig Seelenverwandtschaft zu beweisen).
Fazit:
Insgesamt leider ein absoluter Flop, leider konnte ich diesem Buch nichts abgewinnen, es war weder ein Liebesroman noch eine realistische Widerspieglung von Forschung in der Physik oder das Leben als Hochbegabte. Zusätzlich wurde meiner Meinung nach das Marketing vom Verlag komplett falsch gewählt., denn durch den Klappentext, habe ich erwartet, dass die Liebesgeschichte sehr viel mehr Raum einnimmt, dass die beiden den Großteil des Romanes nicht einmal zusammen sind, wird für mich durch das Marketing nicht ersichtlich. Daher muss ich leider 1 von 5 Sterne vergeben.