Loslassen
LoslassenCharlotte hat sich in Berlin niedergelassen, um vor ihrer Vergangenheit davon zu laufen. Eine Auszeit zu haben. Lange weiß man nichts von ihrem Geheimnis, das sie vor allem versteckt. Sie arbeitet als ...
Charlotte hat sich in Berlin niedergelassen, um vor ihrer Vergangenheit davon zu laufen. Eine Auszeit zu haben. Lange weiß man nichts von ihrem Geheimnis, das sie vor allem versteckt. Sie arbeitet als Tierärztin und bekommt immer mal wieder ein paar Schläge ab, weil sie ihren Mund nicht halten kann und den gegenüber provoziert. Auch Hendrik wird ihr gegenüber leicht gewalttätig, auch wenn es nie zum Äußersten kommt. Sie verzeiht ihm jeden Griff an die Kehle oder jedes Wort, mit dem er sie verletzt. Und trotzdem kann sie Hendrik einfach nicht in Ruhe lassen…
Charlotte ist eine Quasseltante und sie nervt damit etwas, sie kann niemanden wirklich in Ruhe lassen und muss immer nachbohren. Sie und ihre große Klappe bringen sich unnötig in Gefahr und Hendrik muss sie retten. Zum Glück bessert sich das im Laufe der Geschichte etwas und sie verhält sich endlich ihrem Alter angemessen, sodass man sie nicht für eine verzogene Jugendliche hält. Das sie sich in Hendrik verliebt hat, ist schnell klar, und als sie alles von ihm weiß, verlässt sie ihn nicht. Sie bleibt bei ihm und versucht ihn umzustimmen.
Hendrik lebt für sich alleine, bekommt einmal die Woche Besuch von einer jungen Frau, arbeitet nachts und ab und zu wohnt ein Junge bei ihm. Und er hat scheinbar ein Auge auf Charlotte geworfen, die er mit seinem Leben beschützt. Zumindest in dieser einen Nacht. Danach versucht er auf Distanz zu gehen, doch Charlotte lässt sich nicht abschütteln. Sie versucht hinter seine Fassade zu schauen und schließlich erzählt er ihr von seinem Lebensziel – worauf er sein gesamtes Leben hingearbeitet hat und was bald erreicht ist…
Hendrik ist geheimnisvoll und voller Gewalt, wenn sie sich gegen Unschuldige richtet. Was man mit seiner Vergangenheit mehr als gut verstehen kann – seine Gedankengänge sind mal verworren, das man ihnen nicht folgen kann, und dann wieder klar, das man ihn am liebsten in den Arm nehmen würde und ihn trösten möchte. Ich tat mich mit ihm unglaublich schwer, was wohl hauptsächlich an seiner pessimistischen Einstellung lag. So jemand zieht einen runter – das Gefühl hatte ich beim Lesen.
Der Schreibstil ist schlicht und einfach gehalten, sodass man die Geschichte ohne Verständnisschwierigkeiten lesen kann. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Hendrik und Charlotte, was einen Einblick in die jeweilige Gefühls- und Gedankenwelt gibt.
Dass das Buch keine typische 08/15-Liebesgeschichte ist, ist schnell klar. Die Stimmung ist düster und geheimnisvoll – besonders von Seiten Hendriks. Charlotte ist die Sonne, die in sein Leben tritt und nach der er süchtig wird. Die ihn am Leben hält.
Während des Buches habe ich auf einen bestimmten Ausgang der Geschichte gehofft, der aber leider nicht eingetreten ist. Sondern ein Ende, das man genau so erwartet hat. Und schon zu tausendfach gelesen hat. Nach dieser Handlung und dem Weg, den Charlotte und Hendrik zusammen gegangen sind, beendet man es so? Für mich machte es die ganze Geschichte kaputt – sorry. Es muss nicht immer alles gut enden und ich würde mir wünschen, wenn endlich mal mehr Autoren den Mut hätten, es anders enden zu lassen. Zu dieser Geschichte hätte es gepasst und wäre auch wohl eher so im realen Leben abgelaufen.
Alles in allem aber eine gelungene Geschichte, die man mal lesen sollte.