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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2018

Grimmig

Der Schatten
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Nach einer gescheiterten Beziehung bricht die Journalistin Norah Richter alle Brücken ab und zieht von Berlin nach Wien. Sie ist keine sympathische Frau, sehr introvertiert und abweisend, aber im Job wohl ...

Nach einer gescheiterten Beziehung bricht die Journalistin Norah Richter alle Brücken ab und zieht von Berlin nach Wien. Sie ist keine sympathische Frau, sehr introvertiert und abweisend, aber im Job wohl recht erfolgreich. Von Beginn an taucht immer wieder der Name Arthur Grimm in ihrem Leben auf. Eine Bettlerin weissagt, dass Norah ihn töten wird. In ihrer neuer Wohnung verschwinden Dinge, andere tauchen auf. Norah wird immer verwirrter, erst recht, als sie anonyme Nachrichten auf ihrem Handy erhält und Freunde sich von ihr abwenden. Bis sie endlich ihre Situation sachlich analysiert und den Hintergründen auf die Spur kommt, dümpelt der Thriller mehr als Roman vor sich her. Melanie Raabes Sprachkunst ist bildhaft und imponierend, weil aber die Distanz zur Protagonistin nicht überwunden wird, zieht sich das Buch unangenehm in die Länge. Erst als Norah aus ihrer Handlungsstarre erwacht, selbst an den Fäden zieht, gewinnt der Plot an Tempo und mündet in einem grandiosen Finale, das endlich die Bezeichnung Thriller verdient. Im Nachhinein bin ich von dem Buch begeistert, denn die Grundidee ist außergewöhnlich. "Der Schatten" ist eins dieser Bücher, die den Leser über den Buchdeckel hinaus noch beschäftigen

Veröffentlicht am 17.07.2018

Öde erzählt

Opfer
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Nicht nur das stylische Cover, sondern ganz besonders der Klappentext haben mich auf den Thriller neugierig gemacht. Leider habe ich mich von Seite zu Seite quälen müssen, denn der Schreibstil des Autors ...

Nicht nur das stylische Cover, sondern ganz besonders der Klappentext haben mich auf den Thriller neugierig gemacht. Leider habe ich mich von Seite zu Seite quälen müssen, denn der Schreibstil des Autors ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Man hat das Gefühl, die Handlung unter Glas und wie in Zeitlupe zu beobachten. Einerseits wird alles sehr genau beschrieben, was in den brutalen Szenen fast schon an die Grenze des Erträglichen geht, andererseits springen die Emotionen nicht über, denn zu groß ist die Distanz zu den Protagonisten.
Der Plot selbst ist genial- Ermittler und Verbrecher sind von überragender Intelligenz und agieren wie Schachspieler. Ich bin immer noch begeistert, wie sich die Handlung entwickelt. Die Wendung, die das Ganze nimmt, ist nicht vorhersehbar und allein deswegen vergebe ich drei Lesesterne. Wenn diese tolle Story jemand anderes erzählt hätte, wäre es die volle Punktzahl geworden.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Unehelich

Der englische Liebhaber
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Charlotte ist nicht begeistert, als sie ihre Arbeit in Berlin unterbrechen muss, um ihre sterbende Mutter in Münster ein letztes Mal sehen zu können. Die Begegnung verläuft ausgesprochen emotionslos und ...

Charlotte ist nicht begeistert, als sie ihre Arbeit in Berlin unterbrechen muss, um ihre sterbende Mutter in Münster ein letztes Mal sehen zu können. Die Begegnung verläuft ausgesprochen emotionslos und ebenso sachlich wickelt sie einige Zeit später die Bestattung ab. Die Auflösung des Haushaltes kann sie auf ihren Vetter abwälzen und nur wenige Dinge nimmt sie als Erinnerung mit nach Berlin: eine vertrocknete Rose, einen Siegelring, eine teure Armbanduhr und die Tagebücher ihrer Mutter.
Charlotte ist eine sehr unsympathische, ichbezogene Person, die ihrer Mutter nicht verzeihen kann, dass sie zwar als Kind der Liebe empfangen, aber als uneheliches Besatzerkind im stockkonservativen Münster vielen Anfechtungen ausgesetzt war. Erst im Lesen der Tagebücher, die Anna im Hinblick auf ihren Tod und um Verständnis heischend für Charlotte geschrieben hat, ändert sich die Sicht der Tochter.
In Annas Leben war nur Platz für ihre einzigartige Liebe zum englischen Captain Jeremy Frazer, der plötzlich aus ihrem Leben verschwand, noch bevor sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählen konnte. Die Tagebücher sind Zeugnis ihrer unverbrüchlichen Treue trotz der Ungewissheit, zugleich leuchten sie aber auch das Leben in der Nachkriegszeit aus. Nicht nur was die Dinge des täglichen Lebens betraf, sondern auch die philosophische Frage nach dem Sinn des Krieges und erst recht nach dem Sinn des Lebens. Anna nimmt alle Entbehrungen auf sich, weil sie dem Kind ihrer großen Liebe ein gutes Leben ermöglichen möchte, doch Charlotte ist nur fordernd und aufsässig. Sie ist ihrer Mutter für nichts dankbar, und auch die Annäherung an ihren Vater, den sie als Erwachsene endlich kennenlernen darf, verläuft holprig. Bis zum Schluss erklärt sich Charlottes permanente Gekränktheit und unterschwellige Aggression nicht.
Insgesamt sind die drei Hauptpersonen Anna, Charlotte und Jeremy sehr verschlossene, eigenwillige und starke Charaktere, jedoch keine Sympathieträger. Das macht es schwer, sich mit dem Buch anzufreunden, auch nicht zuletzt weil manche Passagen doch recht trocken und zäh geschrieben sind. Dann plötzlich findet sich der Leser in Annas Betrachtungen über das Leben wieder und es bleibt etwas hängen, das auch noch da ist, wenn man das Buch aus der Hand gelegt hat. Deshalb gibt es eine klare Leseempfehlung von mir, auch wenn mir der Klappentext eigentlich eine geheimnisvolle Liebesgeschichte suggeriert hat.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Keine Idylle

Wattmord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi
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Die Kommissare Bert Linning und Nina Jürgens von der Wittmunder Polizei haben sich durch ihren Autor Rolf Uliczka schon durch drei Krimis ermittelt. "Wattmord" ist der vierte Band. Für mich als Quereinsteiger ...

Die Kommissare Bert Linning und Nina Jürgens von der Wittmunder Polizei haben sich durch ihren Autor Rolf Uliczka schon durch drei Krimis ermittelt. "Wattmord" ist der vierte Band. Für mich als Quereinsteiger war es ein Leichtes, sofort in die Handlung einzusteigen und mit den Personen vertraut zu werden.
Bert und Nina ergänzen sich hervorragend, denn auch privat sind sie liiert, was nun durch eine Schwangerschaft bald auch bei den Kollegen publik werden wird.
Der aktuelle Fall ist für alle sehr verstörend. Die Wattwanderer Tanja und Andy finden auf ihrer Tour eine blutjunge, übel zugerichtete Tote. Im Darknet kursieren von ihr Folterpornos. Es dauert nicht lange, da verschwindet Tanja ebenfalls spurlos. Nun gibt es diese ekelhaften Filme auch von ihr.
Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Polizei will Tanja unbedingt rechtzeitig befreien. Was ihr an Verdächtigen ins Netz geht, gehört den gehobensten Gesellschaftsschichten an, schwafelt von einer auserwählten Elite und hat in kürzester Zeit die teuersten Rechtsanwälte herbeigeschafft. Alles deutet immer stärker auf üble Verflechtungen bis in höchste Kreise, und das Vertrauen der Polizisten in den Rechtsstaat wird arg strapaziert.
Der Krimi liest sich wirklich gut. Wer sich ein wenig an der Nordseeküste auskennt, wird die Darstellung der Schauplätze authentisch finden. Die Ermittler sind sehr sympathisch. Man erfährt viel über ihr Privatleben und so fiebert man bei den gefährlichen Szenen natürlich mit. Der Autor schreibt sehr flüssig und kann auch gekonnt die Szenen wechseln, so dass die Spannung immer bestehen bleibt.
"Wattmord" ist ein solider Regionalkrimi mit einer in sich runden Story und einem dezenten Cliffhanger zum Schluss, der Lust auf die nächste Folge weckt.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Normal sein

Spinster Girls – Was ist schon normal?
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Die Protagonistin Evie hat ein sehr schweres Jahr hinter sich. Zwangsstörungen haben ihr ein normales Leben inklusive Schulbesuch unmöglich gemacht. Jetzt wechselt sie auf die Highschool und hofft darauf, ...

Die Protagonistin Evie hat ein sehr schweres Jahr hinter sich. Zwangsstörungen haben ihr ein normales Leben inklusive Schulbesuch unmöglich gemacht. Jetzt wechselt sie auf die Highschool und hofft darauf, in die Normalität zurückzukehren. Ihre ehemals beste Freundin Jane hat nur noch Zeit für ihren Freund Joel. Doch zum Glück findet Evie Anschluss an Lottie und Amber, die selbstbewußt durchs Leben gehen und sich nicht um jeden Preis verbiegen wollen, um Jungs zu gefallen. Soweit ist Evie jedoch nicht. Sie möchte so gern zurückgeliebt werden und sucht sofort die Schuld bei sich, wenn es mit der Beziehung nicht klappt. Eigentlich ist sie auf gutem Weg zur Genesung, aber dieses ständige Drama mit den Jungs wirft sie wieder weit zurück. Der Leser ist erschrocken, wenn er sie auf dem schleichenden Weg in die Irrationalität begleitet. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Denkmuster einer Zwangsstörung gut wieder gegeben werden, aber insgesamt war mir die Thematik dann doch zu trocken aufbereitet mit deutlichen Überlängen. Die Story hätte straffer und spannender erzählt werden können und ich bin gespannt, ob dieses Buch den Nerv der jugendlichen Leser treffen wird. Ich selbst hätte als Teenager dieses Buch nicht gern gelesen.