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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2018

Psychoterror

Fanatisch
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"Fanatisch" ist als Jugendbuch konzipiert, aber trotzdem fand ich es sehr spannend.

Nara ist eins von sechs Mädchen, die tagelang spurlos verschwunden sind und nach ihrer unerwarteten Rückkehr kein einziges ...

"Fanatisch" ist als Jugendbuch konzipiert, aber trotzdem fand ich es sehr spannend.

Nara ist eins von sechs Mädchen, die tagelang spurlos verschwunden sind und nach ihrer unerwarteten Rückkehr kein einziges Wort mehr sprechen. Sie entpuppt sich als sehr zäh und clever. Nur ihr allein ist es zu verdanken, dass ein wirklich schreckliches Unglück verhindert wird.

Von Anfang an ist Nara die Sympathieträgerin. Man leidet wie sie unter dem Psychoterror, der schon vor ihrer Entführung einsetzt und nach der Freilassung fortgesetzt wird. Die Hintermänner bleiben im Verborgenen, man zweifelt mit ihr an Freund und Feind, aber Gewissheit gibt es wie bei jedem guten Thriller erst auf den letzten Seiten bei einem nervenstrapazierenden Finale.

Patricia Schröder hat einen klaren Schreibstil, den jugendliche Leser gut verstehen, aber der dennoch zum Spannungsaufbau beiträgt. Mir hat ihre Art gut gefallen. Einen besonderen Pluspunkt erhält sie von mir, weil sie schon Teenager in einem an und für sich reinem Unterhaltungsbuch für das Thema Fremdenfeindlichkeit sensibilisiert.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Liebe und Abenteuer

Die Tochter der Toskana
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Karin Seemayer versetzt uns mit ihrem historischen Roman "Die Tochter der Toskana" in den Beginn des 19.Jahrhunderts zurück. Schauplatz ist zunächst ein abgelegenes Bergdorf in der Toskana. Das Leben ist ...

Karin Seemayer versetzt uns mit ihrem historischen Roman "Die Tochter der Toskana" in den Beginn des 19.Jahrhunderts zurück. Schauplatz ist zunächst ein abgelegenes Bergdorf in der Toskana. Das Leben ist hart. Darum scheint es ein richtiger Glückstreffer zu sein, als sich der Sohn des reichen Müllers mit der armen Antonella verloben will. Gerade noch rechtzeitig erkennt sie sein wahres Gesicht, und da sie kein Verständnis von ihrer Familie erwarten kann, flieht sie mit einem Unbekannten, Marco, nach Genua, wo sie auf eine Anstellung als Küchenhilfe hofft.
Natürlich entwickelt sich hier eine Romanze mit all ihren Höhen und Tiefen, die einen Roman spannend machen, aber weil die Autorin auch sehr authentisch das damalige bäuerliche Leben beschreibt, wird dadurch die Geschichte erst richtig rund. Das ganze ist eingebettet in den ewigen Freiheitskampf der Südtiroler gegen die Habsburger, gegen die Allmacht des Adels generell. Abenteuer und Kampf sind somit das letzte Quäntchen, das dieses Buch für mich zu einem Highlight werden läßt und es wohltuend von anderen historischen Liebesromanen abhebt.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Alaska

Ich töte dich
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Die Psychiaterin Evelyn Talbot konnte im tiefsten Alaska ihr berufliches Lebensziel verwirklichen. In einem Hochsicherheitsgefängnis sitzen die gefährlichsten Psychopathen Amerikas ein und werden analysiert ...

Die Psychiaterin Evelyn Talbot konnte im tiefsten Alaska ihr berufliches Lebensziel verwirklichen. In einem Hochsicherheitsgefängnis sitzen die gefährlichsten Psychopathen Amerikas ein und werden analysiert und therapiert, soweit das möglich ist. Evelyn ist insofern vorbelastet, als dass sie im Teenageralter von ihrem damaligen Freund fast zu Tode gefoltert wurde. Immer noch ist sie nicht vor seiner Nachstellung sicher.

Die einheimische Bevölkerung steht dem Gefängnis sehr ablehnend gegenüber. Als eine Reihe wirklich grässlicher Morde verübt werden, scheinen alle Befürchtungen und Alpträume wahr zu werden. Auch Evelyn muss befürchten, dass sie die Vergangenheit eingeholt hat.

Allein schon das geballte Aufeinandertreffen der unterschiedlichsten Psychopathen bewirkt beim Leser einen hohen Gruselfaktor. Die Insassen scheinen über mehr Informationen zu verfügen als das Personal und die Polizei. Für Evelyn kann die Gefahr buchstäblich an jeder Ecke lauern. Nur der Trooper Amarok genießt ihr vollstes Vertrauen. Tatsächlich bahnt sich zwischen den beiden eine romantische, wenn auch nicht unkomplizierte Beziehung an. Diese Liebesgeschichte hätte für meinen Geschmack in einem Thriller nicht so viel Gewicht bekommen müssen. Ich persönlich lege da mehr Wert auf Thrill und Action. Das ist aber auch das einzige Manko, das ich entdeckt habe und andere Leser mögen das anders empfinden. Insgesamt hat mich das Buch mit seinem gut lesbaren Schreibstil und der gut durchdachten Handlung mit der ständig präsenten Gefahr in seinen Bann gezogen. Wirklich faszinierend ist das Cover gelungen. Auf dem Foto ist nicht zu erkennen, wie plastisch es durch den Druck und die unterschiedliche Papierstruktur wirkt. Absolut phantastisch.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Rätselhafter Schlüssel

Schlüssel 17
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Tom Babylon ist Ermittler beim LKA Berlin. Er ist gut in seinem Job, aber auch sehr eigenwillig. Als er noch ein Teenager war, verschwand seine kleine Schwester Viola, und bis heute sucht er in jeder freien ...

Tom Babylon ist Ermittler beim LKA Berlin. Er ist gut in seinem Job, aber auch sehr eigenwillig. Als er noch ein Teenager war, verschwand seine kleine Schwester Viola, und bis heute sucht er in jeder freien Minute nach ihr.

Der neueste Mordfall bringt ihm nach all den Jahren die allererste heiße Spur: eine Pfarrerin ist brutal ermordet worden und ihre Leiche hängt bizarr unter der Kuppel des Doms. An ihrem Hals baumelt ein Schlüssel mit der eingeritzten Zahl 17. Mit exakt dem gleichen Schlüssel ist Viola damals verschwunden. Tom Babylon ermittelt nun fieberhaft, verschweigt allerdings sein privates Wissen. Quasi als Aufpasserin wird ihm die Psychologin Sita an die Seite gestellt, und diese merkt schnell, dass Tom in Bezug auf Viola nicht mehr rational handelt.

Es gibt viele Spuren, alle haben ihren Ursprung in der Vergangenheit, als eine kleine Gruppe Heranwachsender eine Leiche findet und den dabei liegenden Schlüssel unterschlägt. Nun stehen sie auf der Todesliste. Es gibt Spuren, die auf die nicht mehr existierende Stasi hinweisen, scheinbar gibt es auch eine Einflussnahme auf die Polizei, kurz gesagt: Tom kann sich auf keine Richtung festlegen. Auch die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Anna steckt in einer tiefen Krise.

"Schlüssel 17" ist ein dickes Buch, viele Seiten voller atemloser Spannung. Ich hoffe, es ist ein Auftakt einer Serie mit weiteren Abenteuern von Tom Babylon.

Veröffentlicht am 02.02.2018

1947

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Beate Sauer hat mit Echo der Toten einen historischen Kriminalroman geschrieben, angesiedelt kurz nach Ende des 2.Weltkrieges. Es ist sowohl ein Krimi um einen Mordfall in der Eifel, als auch ein Roman ...

Beate Sauer hat mit Echo der Toten einen historischen Kriminalroman geschrieben, angesiedelt kurz nach Ende des 2.Weltkrieges. Es ist sowohl ein Krimi um einen Mordfall in der Eifel, als auch ein Roman um das Schicksal einer kriegstraumatisierten jungen Frau. Friederike Matthée hatte eine sorgenfreie Jugend auf dem Landgut ihrer Eltern in Ostpreußen. Mit ihrer Mutter flieht sie nach Köln. Beide Frauen wurden mehrfach von russischen Soldaten vergewaltigt. Jede verarbeitet die Vergangenheit anders. Die Mutter verliert den Bezug zur Realität, wohingegen Friederike sich ihr stellt. Mit ihrer Anstellung bei der weiblichen Polizei sichert sie ihnen das Überleben unter widrigen Umständen. Nahrung und Wohnraum sind knapp, der Hunger stets gegenwärtig und im Januar sorgt die anhaltende Kälte für einen weiteren Tiefpunkt. Man mag es kaum glauben, dass die Autorin diese schlimme Zeit nicht selbst erlebt hat, denn als Leser leidet man mit, so eindringlich wird die Situation dargestellt. Friederikes Wille ist immer noch stark, deswegen hat sie Schwierigkeiten, sich in den dumpfen Polizeidrill einzufügen. Ihre Vorgesetzte ist sehr mit ihr unzufrieden, und der Verlust der Arbeit hängt ständig als Damoklesschwert über ihr. Das würde Verlust von Unterkunft und regelmäßigen Mahlzeiten bedeuten. Friederike hat aber auch Talente: neben Englischkenntnissen besitzt sie ein gutes psychologisches Einfühlungsvermögen, besonders gut kann sie mit Kindern umgehen. Deswegen wird sie Richard Davies von der britischen Militärpolizei bald unentbehrlich bei der Morduntersuchung an einem Kölner Schwarzhändler. Ein verstummter kleiner Junge ist der einzige Augenzeuge. Sicher, das Buch ist ein Krimi, aber diese Mordermittlung hat mich weniger gefesselt als die Darstellung der ganzen Umstände. Nicht nur das Schicksal von Friederike, sondern auch wie schwer die braune Gesinnung aus den Köpfen der Bevölkerung zu tilgen ist. Fremdarbeiter sind immer noch nichts wert, werden behandelt wie Dreck. Aber auch die Einstellung der englischen Besatzer ist erschreckend vorurteilsbehaftet: jeder Deutsche steht erst einmal unter Generalverdacht, eine Nahrungsmittelzuteilung von 800 Kalorien am Tag hat auszureichen, die Deutschen haben ihr Elend verdient. Besonders gut gefallen haben mir aber die Beispiele von Personen, die sich wie Friederike nichts haben zu schulden kommen lassen. - Ein Priester, den die Lagerhaft nicht beugen konnte und der auch nach Kriegsende unmissverständlich zeigt, wen er verachtet. - ja, auch der ermordetet Schwarzhändler, der nicht in erster Linie in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, sondern eigentlich durch den Schwarzhandel vielen Menschen das Überleben ermöglichen konnte. Aber auch Richard Davies wird als zerrissene Persönlichkeit ausgezeichnet charakterisiert. Nach und nach bekommt der Leser Einblicke in seine Jugend und versteht, welche Schuld auf ihm lastet und ihn zu dem Menschen hat werden lassen, der er nun ist. Friederike und Richard, vielleicht zeigt eine Fortsetzung, ob ihre Gefühle zueinander eine Zukunft haben. Mich würde das sehr interessieren, eben weil Echo der Toten so ein vielschichtiger, tiefgründiger Roman ist, der sich nicht auf Schwarz-Weiß-Malerei beschränkt, sondern das Leben im Nachkriegsdeutschland aus den verschiedensten Perspektiven ausleuchtet.