Platzhalter für Profilbild

fredhel

Lesejury Star
offline

fredhel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fredhel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2024

Gute Nachbarschaft

Gute Ratschläge
0

Jane Gardams legendäre Erzählkunst entfaltet sich diesmal in einem Briefroman, ein Genre, das ich normalerweise meide und nur wegen der von mir bewunderten Autorin anteste.
Auch diesmal fesselt sie mich ...

Jane Gardams legendäre Erzählkunst entfaltet sich diesmal in einem Briefroman, ein Genre, das ich normalerweise meide und nur wegen der von mir bewunderten Autorin anteste.
Auch diesmal fesselt sie mich von der ersten Seite an. Eliza Peabody ist eine Dame der gehobenen Gesellschaft, die alles besser weiß und gern ungebetene Ratschläge erteilt. Diese verpackt sie in Briefen an ihre eigentlich unbekannte Nachbarin Joan, gespickt mit so manchen Seitenhieben und Unterstellungen. Richtig in Fahrt kommt die Geschichte, als erst Joan ihren Mann verlässt und einige Wochen später Eliza selbst eine verlassene Ehefrau ist. Trotzdem nehmen die Briefe kein Ende, es gibt ja schließlich Joans Nachsendeadressen an diverse ausländische Botschaften. Allmählich ändern sich auch Inhalte und Tonfall. Man erfährt viel über Elizas bewegte Vergangenheit als Diplomatengattin, aber die Einsamkeit nimmt überhand und es kommen auch allmählich Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit.
Von vorne bis hinten ist das Buch wieder ein Genuss, voll von Spitzfindigkeiten, Sarkasmen und Humor. Es gibt viel zwischen den Zeilen zu lesen. Das keine davon langweilig ist, braucht man wohl kaum zu erwähnen.
Die Hörbuchversion mit Gabriele Blum als Sprecherin ist besonders gut gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2024

Die 7. Schwester

Bronwick Hall – Dornenkrone
0

Nachdem mich Bronwick-Dornengift fesseln konnte, habe ich mich mit großer Vorfreude auf die Fortsetzung gestürzt. Ja, es gibt ein Wiedersehen mit all den liebgewonnenen Protagonisten, aber irgendwie liegen ...

Nachdem mich Bronwick-Dornengift fesseln konnte, habe ich mich mit großer Vorfreude auf die Fortsetzung gestürzt. Ja, es gibt ein Wiedersehen mit all den liebgewonnenen Protagonisten, aber irgendwie liegen die Schwerpunkte anders. Linden und Blaine müssen ihre Freundschaft geheim halten, deswegen gibt es leider auch weniger Interaktionen zwischen ihnen. Ganz kompliziert hat sich die Liebesbeziehung zu Saints entwickelt, der sich sehr abweisend zeigt und nichts von seinen Geheimnissen preisgeben will, obwohl doch in ihm und auch in Blaine das Feuer der Leidenschaft ungebrochen weiter lodert. In erster Linie geht es darum, dass Blaine ihren Bruder aus der Geiselhaft der Rebellen befreien und die Pläne ihres skrupellosen Vaters durchkreuzen will. Bis es so weit ist, erlangt sie häppchenweise die Erinnerung an ihr früheres Dasein zurück. Sehr spannend, denn die traditionelle Überlieferung lautet anders.
Jedenfalls steuert die Handlung auf ein atemberaubendes Finale zu.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, auch wenn das hohe Niveau des ersten Bandes nicht erreicht worden ist. Ärgerlich ist auch der letzte Satz, der, anstatt die Story abzuschließen, einen Cliffhanger produziert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2024

Mord im Wendland

Die Sehenden und die Toten
0

Traumatische Erlebnisse lassen die Mordermittlerin Carla Seidel aus der Großstadt ins idyllische Wendland ziehen. Hier gibt es mehr Parksünder als Mörder, bis tatsächlich eine bizarre Leiche gefunden wird, ...

Traumatische Erlebnisse lassen die Mordermittlerin Carla Seidel aus der Großstadt ins idyllische Wendland ziehen. Hier gibt es mehr Parksünder als Mörder, bis tatsächlich eine bizarre Leiche gefunden wird, der man die Augen ausgestochen hat. Der Tote war Schüler an derselben Schule, die auch Carlas Tochter Lana besucht. Gegen Carlas ausdrückliche Order versucht sich Lana als Undercoverermittlerin, dabei ist sie mit ihrem großen Einfühlungsvermögen eine viel größer Hilfe für ihre Mutter, als sie es wahrnimmt.
Der Roman beginnt sehr betulich und braucht seine Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Bis dahin lernt man die Ermittler sehr gut kennen. Meistens handelt es sich um Polizeibeamte, die sich prima mit der ländlichen Langeweile arrangiert haben. Doch jetzt kommt Leben in die Dienststelle. Carla ist wieder in ihrem Element, wird aber ständig von ihrem Chef ausgebremst. Zumindest versucht er es, wohingegen Carla sich den benötigten Freiraum herausnimmt.
Um es vorwegzunehmen: Ein Pageturner ist dieses Buch nicht, aber nach gut der Hälfte wird des Lesers Neugier doch ausgiebig geweckt. Die Handlung ist sehr gradlinig, auch wenn der Verdacht mal in die eine, dann wieder in eine andere Richtung weist.
Mich stört ein wenig, dass es außer Carla keinen wirklich fähigen Ermittler im Team gibt, und es auch recht zäh anläuft, ehe die Kollegen brauchbare Ergebnisse beisteuern können.
Carla selbst ist eine kaputte Seele. Es gibt immer wieder kurze Sequenzen, die schreckliche Erinnerungen heraufbeschwören, sodass man denken muss, man hätte einen Vorgängerband verpasst. Nein, dies ist der Start einer neuen Serie.
Carla kommt wegen ihrer Probleme nicht sehr sympathisch rüber. Vor allem ist sie Alkoholikerin, die sich oft nicht im Griff hat. Der Pathologe lächelt sie an, geht einmal mit ihr Tanzen, und schon bricht die Sucht wieder aus, weil eine einzige Situation ihre Träume zu zerstören droht. Natürlich ist der Zeitpunkt denkbar unpassend, weil sie nicht handlungsfähig ist, als ihre Tochter sie gebraucht hätte.
Lana ist auch ein sehr merkwürdiger Mensch, mit speziellen Bedürfnissen, großem Potenzial und einer noch sehr verletzlichen Seele.
Ebenso kommen mir die anderen, beteiligten Personen so unecht vor. Aus diesem Grund habe ich mich nicht richtig in den Fall hineinlesen können und ziehe einen Stern von der Gesamtwertung ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2024

Ermittlung in Ostdeutschland

Das Schweigen des Wassers
0

Der Hamburger Hauptkommissar Groth findet sich nach einem schweren Schicksalsschlag, dem Tod seiner Tochter, als gebrochener Mensch in seiner ostdeutschen Geburtsstadt wieder. Als Aufbauhelfer Ost soll ...

Der Hamburger Hauptkommissar Groth findet sich nach einem schweren Schicksalsschlag, dem Tod seiner Tochter, als gebrochener Mensch in seiner ostdeutschen Geburtsstadt wieder. Als Aufbauhelfer Ost soll er die dortigen Kollegen schulen. Fremd ist ihm alles geworden, als Fremder fühlt er sich. Zu seinen neuen Kollegen hat er noch nicht den richtigen Draht gefunden. Als schließlich wegen einer Wasserleiche ermittelt werden muss, tun sich Gräben zwischen den Ermittlungsmethoden Ost und West auf. Groth ermittelt stur vor sich hin, sogar als er nachdrücklich von dem Fall abgezogen wird. Überraschenderweise hilft ihm gerade jetzt sein größter Widersacher weiter.
Diesen Roman Krimi zu nennen, finde ich ein wenig hoch gegriffen, denn Spannung zu erzeugen ist der Autorin Susanne Tägder nicht in die Wiege gelegt worden. Sie erzählt ihre Handlung langsam und detailgenau. So entsteht ein ziemlich genaues Bild von der Situation in der Polizeibehörde, auch in den Zeiten vor der Wende. Die Protagonisten dagegen bleiben für den Leser seltsam distanziert. Man baut keine persönliche Bindung zu ihnen auf.
Wenn man sich auf die ruhige Sprache einlässt, offen bleibt für Zwischenmenschliches und nicht gerade nach Nervenkitzel sucht, der wird sich dennoch in diesem Roman wohlfühlen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.05.2024

Grauner wird alt

Das Flüstern im Eis
0

Als echter Koppelstätterfan hat man sich schon lange vorher auf den 9. Graunerfall gefreut. Der Kommissar ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Ihm ist der Polizeidienst zu viel, lieber möchte er als ...

Als echter Koppelstätterfan hat man sich schon lange vorher auf den 9. Graunerfall gefreut. Der Kommissar ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Ihm ist der Polizeidienst zu viel, lieber möchte er als Selbstversorger mit seiner Frau nach oben auf die Alm ziehen und sich ganz seinem geliebten Mahler und seinen Kühen widmen. Diesem Wunschtraum steht nur noch ein letzter Fall im Wege: Seit einem atemberaubenden Kletterwettstreit wird die iranische Siegerin vermisst. Bei ihrem Abstieg verliert sich die Spur, nur ihr Eispickel wird an einer Gletscherspalte gefunden, was nichts Gutes verheißt.
Abgesehen davon, dass es mir ein wenig zu viel um Kühe und Mahler ging, hat der Autor endlich seine mystischen Pfade verlassen, die öfter seine Krimis unnötig in die Länge zogen und die Stimmung verdüsterten. Hier haben wir mal einen ganz neuen Blickwinkel, denn die Vermisste stand unter Beobachtung des iranischen Geheimdienstes. Auch der Initiator des Wettkampfes hat eine bewegte Vergangenheit, auch wenn er sich die letzten Jahrzehnte einsiedlerisch auf den Berg zurückgezogen hat.
Es hat wieder Spaß gemacht, mit Grauner und seinem sympathischen Team in der wunderbaren Bergwelt, die man aus manchen Urlauben noch gut vor Augen hat, auf Mördersuche zu gehen. Die Handlung ist zwar nicht sehr komplex, läuft aber dennoch mal über ganz neue Pfade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere