Queere Liebesgeschichte
Ryan und AveryDavid Levithan erzählt in seinem neuen Jugendbuch „Ryan und Avery“ eine Liebesgeschichte, die vom Suchen und Finden der Liebe handelt. Es ist die erste große Liebe zwischen Avery und Ryan und der Leser ...
David Levithan erzählt in seinem neuen Jugendbuch „Ryan und Avery“ eine Liebesgeschichte, die vom Suchen und Finden der Liebe handelt. Es ist die erste große Liebe zwischen Avery und Ryan und der Leser darf mitverfolgen, wie die beiden sich immer besser kennenlernen. Bei einer Party haben sie sich kennengelernt, ein Date verabredet. Es folgen neun weitere.
Um zu viel zuckersüße Romantik zu vermeiden, sind die Dates (sie bilden jeweils ein Kapitel) nicht chronologisch erzählt. Zudem schlägt der Erzähler immer wieder einen stark distanzierten Ton an und bewertet das Geschehen.
Während die fehlende Chronologie einen gewissen Reiz hat, wirkt die kommentierende Erzählerstimme doch immer wieder etwas zu altklug. So wird etwa nicht einfach erzählt, wie Avery nicht einschlafen kann, weil er sich viele Gedanken über seine Beziehung zu Ryan macht, sondern: „Solche Gedanken lassen einen nicht einschlafen. Sie müssen sich erst beruhigen. Sich abkühlen.“ Da ist doch erzählerisches Potenzial vergeudet.
Schwerer wiegen allerdings die altklugen Kommentare wie etwa der:
Avery ist noch so jung, dass er nicht begreift, was Ryan durchmacht. Er glaubt noch, beim Aufbau einer Beziehung ginge es darum herauszufinden, was man gemeinsam hat, und nicht darum, in einem fort mit dem umzugehen, was man nicht gemeinsam hat.
Natürlich kann dies auch einen jugendlichen Leser dazu anregen, sich darüber Gedanken zu machen, was eine Beziehung ausmacht. Aber der belehrende Ton dürfte doch eher abschreckend wirken.
Dabei ist die Konstellation der Liebesgeschichte gut gewählt. Avery erfährt Unterstützung von seinen Eltern, als ihm klar wird, dass er ein Junge ist. Ryan hingegen ist im Dauer-Clinch mit seinen Eltern. Beide tasten sich langsam vor, man kann spüren, wie unsicher die beiden sind. Und ja, das ist wunderbar erzählt. Da wirkt es eine Spur zu psychologisierend, wenn vom distanzierten Erzähler die Frage eingeworfen wird, wie eine Beziehung dauerhaft wird (mit Unterschieden umgehen lernen) und wie viel Freiraum man in einer Beziehung dem anderen lässt (oder wie sehr man den anderen in Beschlag nimmt).
Seine Stärke hat „Ryan und Avery“ , wenn einfach nur erzählt wird, was die beiden tun, was sie fühlen und was sie denken.