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Veröffentlicht am 24.09.2018

Krimi für Tierfreunde

Der Hund, der eine Grube gräbt
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Katja Maus ist ein zauberhafter Name für eine Tierärztin. Und so geht es im neuesten Krimi von Carine Bernard trotz Leiche und Mördersuche auch eher nett zu. „Der Hund, der eine Grube gräbt“ ist ein echter ...

Katja Maus ist ein zauberhafter Name für eine Tierärztin. Und so geht es im neuesten Krimi von Carine Bernard trotz Leiche und Mördersuche auch eher nett zu. „Der Hund, der eine Grube gräbt“ ist ein echter Cosy-Krimi. Zwar hat jemand versucht, den Hund ihrer Freundin zu vergiften und kurz darauf liegt in deren Garten sogar eine menschliche Leiche. Aber Gewalt steht in diesem Buch nicht im Vordergrund. Wir begleiten die neugierige Tierärztin, deren Wege sich immer wieder mit der im Mordfall ermittelnden Polizei kreuzen, bei ihren eigenen Nachforschungen. Dabei geht es Katja Blum hauptsächlich um das Wohl der in diesen Fall ebenfalls involvierten Tiere. Wir lernen eine Katze, einen liebenswerten Schutzhund, ein trächtiges Pferd und viele weitere Tiere kennen.

Der Schreibstil ist, wie man es von Carine Bernard gewohnt ist, angenehm und flüssig zu lesen. Viele Dialoge lassen die Szenen lebendig wirken.

Mir hat sehr gefallen, wie in dieser Geschichte die Mördersuche in den Alltag einer Tierärztin integriert wurde. Die Beschreibung der Abläufe in der Tierarztpraxis wirkt sehr authentisch - kein Wunder, ist die Autorin doch selbst Tierärztin. Katja Blum ist Anfang 40, geschieden und alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter. Wie sie es schafft, alles unter einen Hut zu kriegen und sich auch von ihren Geldsorgen nicht unterkriegen zu lassen, wirkt realistisch und verdient Respekt. Für die Tierärztin steht das Wohl ihrer Tochter an erster Stelle. Deswegen zweifelt sie sogar am eigenen Tun, stellt persönliche Wünsche hintenan. Dass am Ende alles gut wird, erwartet man bei einem Cosy-Krimi. So beschert dieses Buch nicht nur spannendes Lesevergnügen, sondern lässt den Leser mit einem guten Gefühl und der Frage zurück: Wann wird Dr. Katja Maus das nächste Mal ermitteln?

Fazit: 5***** und Leseempfehlung für alle Tierfreunde, die Krimis lieben

Veröffentlicht am 13.09.2018

Ein spannendes Buch über eine faszinierende Frau

Hildegard von Bingen
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Hildegard von Bingen wird von den Meisten wohl mit Naturheilkunde in Verbindung gebracht. Kräuterkissen, Tinkturen, ja selbst Dinkelbrot schmücken sich mit ihrem Namen. Doch Hildegard von Bingen war viel ...

Hildegard von Bingen wird von den Meisten wohl mit Naturheilkunde in Verbindung gebracht. Kräuterkissen, Tinkturen, ja selbst Dinkelbrot schmücken sich mit ihrem Namen. Doch Hildegard von Bingen war viel mehr als nur eine Kräuterkundige. Die von Maria Regina Kaiser spannend geschriebene Romanbiografie „Hildegard von Bingen“ trägt den Untertitel „Die mächtigste Nonne des Mittelalters“. In diesem Buch begleiten wir Hildegard auf ihrem Lebensweg. Wir erfahren, wie sie bereits als kleines Kind von vier Jahren die ersten Visionen hatte, in denen das „Lebendige Licht“ ihr Dinge zeigte, die anderen verborgen waren. Hildegard kommt 1098 auf die Welt und ist als zehntes Kind der Familie von Bermersheim der Kirche versprochen. Es ist die Zeit der der ersten Kreuzzüge. Männer und ganze Familien machen sich auf den Weg ins Heilige Land. Junge adlige Frauen strömen scharenweise in Klöster, um dort abgeschieden von der Welt als Jesu versprochene Braut zu leben. Die beträchtlichen Mitgiften, wie Viehherden Fischteiche oder ganze Dörfer, verhalfen den Klöstern zu Reichtum. Der Autorin gelingt es, ein lebendiges Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Hildegard wurde zur Universalgelehrtin ihrer Zeit, sie diktierte Bücher, komponierte Musik, heilte Kranke und gab die Worte weiter, die das „Lebendige Licht“ ihr auftrug. Interessant, wie sie und andere Frauen (z.B. Hildegards Freundin Rikkar von Stade) es verstanden, in dieser von Männern dominierten Zeit, Macht und Einfluss auszuüben. Hildegard war von Kindheit an kränklich, hatte Lähmungen und Krämpfe, die sie oft tagelang ans Bett fesselten. Trotzdem war sie eine sehr starke Frau. Sie schöpfte ihre Kraft aus dem Glauben an Gott und der Demut ihm gegenüber. Was er ihr in ihren Visionen auftrug, setzte sie gegenüber ihren Mitmenschen durch. Aufgeben konnte und wollte sie nicht.

Das Buch war spannend wie ein Roman zu lesen. Auch wenn der religiöse Fatalismus der adligen Jungfrauen mir aus heutiger Sicht fast unbegreiflich ist, so fand ich es sehr interessant, über das Klosterleben zu lesen. Sich freiwillig einmauern zu lassen! Jahre- bzw. jahrzehntelang nicht ins Freie zu gehen! Die Autorin ist bekannt als Expertin für das Leben der Hildegard von Bingen. Trotz der vielen Fakten und historisch überlieferten Persönlichkeiten liest sich das Buch leicht und fließend. Der Anhang enthält eine Kurzzusammenfassung von Hildegards Lebenslauf, eine Aufstellung der weiteren handelnden, historischen Personen und ihrer Bedeutung, sowie ein Glossar mit Worterklärungen, ein Orts- und ein Literaturverzeichnis. Sehr übersichtlich zum Nachschlagen.

Historische Porträts und Illustrationen der von Hildegard empfohlenen Kräuter schmücken das Buch. Auch das Cover gefällt mir sehr gut.

Fazit: Ein spannendes Buch über eine faszinierende Frau. Sehr lesenswert. 5*****

Veröffentlicht am 29.08.2018

Halb Roman, halb Biografie und doch kein Ganzes

Gabriele Münter
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Gabriele Münter, geboren 1877 in Berlin. Obwohl es für Frauen zu ihrer Zeit verboten war, an der Kunstakademie zu studieren, erfüllte sie sich ihren Traum und lernte die Grundlagen, das „Handwerk“ an der ...

Gabriele Münter, geboren 1877 in Berlin. Obwohl es für Frauen zu ihrer Zeit verboten war, an der Kunstakademie zu studieren, erfüllte sie sich ihren Traum und lernte die Grundlagen, das „Handwerk“ an der Phalanx, einer privaten Kunstschule, wo auch Kandinsky lehrte. Ihre Herkunft aus reichem Fabrikantenelternhaus und verständnisvolle ältere Geschwister ermöglichten ihr dieses. Gabriele Münter, auch Ella genannt, hatte großes Talent, ein Gefühl für das Wesentliche, das sie auf ihren eindrucksvollen Bildern festhielt. Wassili Kandinsky erkannte und förderte dies nicht nur, er verliebte sich in Ella, beide waren über 15 Jahre ein Paar. Trotz der Vorteile, die Gabriele Münter aus dieser Verbindung zog (z.B. Zugang zu anderen Künstlern und Galerien, Mitbegründerin des „Blauen Reiters, usw.) blieb Münter während dieser Beziehung immer im Schatten Kandinskys. Wie sehr sie emotional und in ihrer Kreativität von Kandinsky abhängig war, zeigte die jahrelange Schaffenskrise, in die Gabriele Münter nach der für sie schmerzhaften Trennung stürzte. Erst mit Hilfe ihres neuen Gefährten Johannes Eichner, Kunsthistoriker, fand sie wieder zur Malerei zurück und wurde eine eigenständige Künstlerin.

Das Buch will eine Romanbiografie sein und ist somit beides - Roman und Biografie - nur halb. Für einen Roman mit so vielen Fakten gespickt, dass diese in der Geschichte untergehen. So sehr ich die Akrebie bewundere, mit der diese vielen kleinen Puzzleteile zusammengetragen wurden - Briefzitate, Daten, Personen - hätten viele Hintergründe, wie Geburtsdaten der zahlreichen Personen und Künstler, denen Gabriele Münter während ihres Lebens begegnete, für mich besser in ein leider nicht vorhandenes Personenverzeichnis im Anhang gepasst. Verwirrend fand ich die Sprünge zwischen den verschiedenen Zeitformen der Erzählung. Größtenteils Vergangenheit, dann plötzlich ein Absatz in der Gegenwart, ohne für mich erkennbaren logischen Grund, oder gar Zukunft (... dann und dann würde sie das und das getan haben). Einfach zu lesen ist dieses Buch nicht. Es enthält 15 schwarzweiße Abbildungen, historische Fotos von nicht bester Qualität, die auf dem verwendeten Papier des Buches noch an Aussagekraft verlieren. Ich kam nicht umhin, parallel nach Bildern zu googeln.

Fazit: Gabriele Münter war eine faszinierende Künstlerin, die es verdient hat, dass man sich an sie erinnert. Dieses Buch hat trotz der beschriebenen Schwierigkeiten mein Interesse an ihr geweckt. Es gibt auf dem Markt allerdings leichtere Zugangswege zum Leben und Werk dieser Frau. 3***

Veröffentlicht am 20.08.2018

Genial, einfach und umweltbewusst

Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie - 3. Auflage, aktualisierte, erweiterte Ausgabe
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Zwischen 40 und 60 Drogerieprodukte stehen in einem durchschnittlichen Haushalt. Diese mit nur fünf Hausmitteln zu ersetzten, klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Nur sind diese Fünf - Natron, Soda, ...

Zwischen 40 und 60 Drogerieprodukte stehen in einem durchschnittlichen Haushalt. Diese mit nur fünf Hausmitteln zu ersetzten, klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Nur sind diese Fünf - Natron, Soda, Essig, Zitronensäure und Kernseife - eben die Grundlage aller Power-, Hyper-, Supersauber-Reiniger. Was und wieviel in den käuflich zu erwerbenden bunten Packungen sonst noch so drin ist, wollen wir am besten gar nicht wissen. Dabei geht es einfacher, umweltbewusster und billiger. Zugegeben, ein bisschen Mitdenken und Experimentierfreude sind gefragt, wenn man z.B., je nach Verschmutzungsgrad der Wäsche, mit Soda, Natron und Kernseife in unterschiedlichsten Anteilen ans Werk geht. Bei der Körperpflege kommt man nicht unbedingt mit den fünf Grundsubstanzen aus. Es hängt vom eigenen Wohlbefinden ab, ob man auf ätherische Öle, Stärke o.ä. nicht verzichten mag.

Grundsätzlich bietet das Buch, nach Anwendungsgebieten wie Reinigung, Ernährung, Körperpflege, Garten usw. geordnet, eine Vielzahl von Rezepten und Anwendungsmöglichkeiten der fünf Hausmittel. Wichtig ist, sich einmal mit den fünf Ausgangsstoffen und ihrer chemischen Wirkung zu befassen, die Warnhinweise zu beachten und z.B. Soda und Backsoda (= NATRON!) nicht zu verwechseln. Gut gefallen haben mir auch die Tipps zu Bezugsmöglichkeiten. Jeder kann selbst entscheiden, ob er in Online-Shops oder im Drogeriemarkt vor Ort kaufen möchte. Oder alternativ in Apotheke oder Unverpacktladen seine mitgebrachten Gefäße befüllen lässt. Der Verweis auf die Website smarticular.net taucht immer wieder auf und spricht für die Wahl des ebenfalls erhältlichen E-Books, in dem man die zahlreich angebotenen Links direkt anklicken kann.

Ich habe klein begonnen und zunächst die Hortensie erfolgreich gegen Mehltau behandelt (Natron), ein paar hässliche Flecken auf dem Fußboden entfernt (Soda). Zitronensäure zum Entkalken nutze ich schon länger, ebenso wie Kernseife auf Reisen für die Handwäsche. Wenn es kühler wird, möchte ich unbedingt die Badebomben ausprobieren und auch die Waschmaschine darf sich auf neues Waschmittel freuen. Backpulver in den kleinen teuren Tütchen brauche ich nie wieder kaufen, denn dafür kann ich nun aus dem großen Natrongefäß schöpfen.

Fazit: Ein geniales Buch für alle Experimentierfreudigen, die umweltfreundlich(er) leben wollen. 5*****

Veröffentlicht am 25.06.2018

Weder Krimi noch Psychodrama

Trügerische Nähe
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Zwei befreundete Paare Mitte 40 ziehen gemeinsam von Berlin hinaus aufs Land auf einen restaurierten Bauernhof. Ein Bauerngarten, gemeinsame Mahlzeiten draußen unter der alten Buche, ein Badesee in nur ...

Zwei befreundete Paare Mitte 40 ziehen gemeinsam von Berlin hinaus aufs Land auf einen restaurierten Bauernhof. Ein Bauerngarten, gemeinsame Mahlzeiten draußen unter der alten Buche, ein Badesee in nur zweihundert Meter Entfernung ... Idylle pur, könnte man meinen. Doch dann kommt ein Gast und wirbelt all die negativen Gefühle auf - Eifersucht, Selbstzweifel, Neid, Misstrauen. Bereits der Prolog des Buches verrät, dass es am Ende eine Leiche geben wird.

Der Klappentext und der Button „Ein meisterhaftes Psychodrama“ auf dem Cover weckten mein Interesse für dieses Buch. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mit den Figuren warm zu werden, und das blieb leider auch so. Zwar wurde immer wieder die Perspektive gewechselt und abwechselnd aus Sicht der Hauptakteure erzählt, aber sie blieben für mich doch blass, ihre Motive nicht nachvollziehbar. Viele Hintergründe schienen mir unklar, manche sogar unlogisch. ACHTUNG SPOILER! z.B. Marlis - warum riss sie die Rosensträucher wieder raus? Und wieso blühen sie während der weiteren Erzählung trotzdem vor Noras Fenster? Wer kauft sich ein Pferd, wenn er nicht mal das Geld hat, der Tochter ein Bahnticket zu zahlen? Johannes, Alex, ihr Verhältnis zueinander. Waren sie jemals beste Freunde und falls nicht, warum ziehen sie dann zusammen? Die Zeitabläufe: Marlis Geburtstag, sie will nächsten Tag das Pferd holen. Tatsächlich holt sie es zwei Wochen später. Warum? Epilog: Erben, Verkaufen, Aus- und Einzug, Dorfbewohner von den neuen Besitzern schon auf einen Wein eingeladen ... alles in nur sechs Wochen? In Deutschland unmöglich. ENDE SPOILER

Die Hauptakteure blieben mindestens bis zur Hälfte des Buches so verwechselbar, dass ich immer wieder innehalten und mir die Konstellation klarmachen musste. Wer sind Livias, wer Lukas‘ Eltern? Das lag sicher auch daran, dass sie alle in ihrem Handeln inkonsequent blieben und niemand wirklich klar seine Motive verfolgte. Mit keiner der Figuren konnte ich mich identifizieren, sie blieben mir fremd. Dieses ganze Hin- und Her ihrer Gedanken, wer gerade wieder was über den Anderen dachte. Fast schon ein bisschen Kindergarten. Keiner kam auf die für mich naheliegenste Idee, sich zusammen unter die Buche zu setzen und die Dinge anzusprechen, jeder kochte sein eigenes Süppchen aus Vorurteilen, Misstrauen und Eigensinn.

Fazit: Auch wenn es eine Leiche gibt, weder die Bezeichnung „Krimi“ noch „Psychodrama“ wird diesem Roman gerecht. 3***