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Veröffentlicht am 12.10.2019

Leider nur mittelmäßig

Der Kuss des Windes - Sturmkrieger
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Ich war überrascht, als “Der Kuss des Windes. Sturmkrieger” bei mir ankam, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Buch soo dick sein würde. Aber ich liebe ja einen schönen Schmöker und eigentlich ...

Ich war überrascht, als “Der Kuss des Windes. Sturmkrieger” bei mir ankam, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Buch soo dick sein würde. Aber ich liebe ja einen schönen Schmöker und eigentlich können mir Bücher nicht dick genug sein.

Bei dem Debüt von Shannon Messenger muss ich aber leider sagen, dass ich auch mit 100 Seiten weniger klargekommen wäre. Denn teilweise zieht sich das Buch schon ein wenig. Ich finde den Handlungshintergrund sehr interessant. Ich denke, die Idee, die dem Buch zugrundeliegt, ist recht neu. Ich zumindest habe noch kein Buch mit einem solchen Grundthema bzw. diesen mystischen Wesen, die hier eine Rolle spielen, gelesen. Und die Autorin hat das Buch insgesamt auch gut durchdacht und logisch gestaltet. Aber mir war das Buch dann einfach zu unspektakulär. Bei diesem originellen Aufhänger hätte ich mir doch mehr erwartet, aber am Ende verfällt die Autorin dann doch wieder in das altbekannte Muster “Gut gegen Böse”, was ich sehr schade finde, denn in meinen Augen hätte das Buch noch viel mehr Potential gehabt. Wirklich überraschen konnte mich Shannon Messenger nicht und die Handlung war einfach nicht spannend. Ich hatte nicht das Gefühl, an diesem Buch zu kleben und jede Stunde, in der ich nicht zum Lesen gekommen bin, zu bedauern.

Gut gefallen haben mir die magischen und mystischen Szenen, in denen die Hauptfiguren mit den Kräften des Windes spielen, einen Sturm entfachen oder sich durch die Luft tragen lassen. Hier hat die Autorin wirklich ihr Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen bewiesen. Ich habe mich in diesen Szenen absolut im Buch verlieren können und habe mich dabei selbst ein wenig schwerelos gefühlt. (Leider waren diese Szenen zu selten, um wirklich eine Verbindung zum Buch aufbauen zu können.) Auch ist sehr gut spürbar, dass eine gewisse Bedrohung über dem Buch bzw. vielmehr den beiden Hauptcharakteren Vane und Audra liegt, auch das hat mir gut gefallen.

Aber dann gab es auch Szenen, in denen die Handlung nur vor sich hin plätschert. Das machte leider sogar den Großteil des Buches aus, weshalb nie besonders große Spannung aufkam. Und es gab die obligatorische Liebesbeziehung zwischen den Figuren, die ich wirklich gar nicht nachvollziehen konnte. Gefühle sind in diesem Buch nicht spürbar für mich geworden, fast wie auf ein Fingerschnippsen hin haben sich die Charaktere stattdessen ineinander verliebt. Keine Ahnung, wo diese Gefühlswallungen auf einmal herkamen. Für mich war das nicht nachvollziehbar.

Im Original ist unter dem Titel “Let The Storm Break” bereits eine Fortsetzung erschienen. Ich glaube nicht, dass ich die Reihe weiter verfolgen werde. Dafür war dieser Auftakt in meinen Augen leider nicht überzeugend genug.

Mein Fazit

Schade, dass die Autorin aus ihrer originellen Idee zu diesem Debüt nicht mehr herausgeholt hat. So bleibt “Der Kuss des Windes. Sturmkrieger” leider nur ein mittelmäßiges Buch für mich.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Hat mir gut gefallen

Elly Kaltbach
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Auf “Elly Kaltbach” war ich sehr gespannt, denn ich hatte im Voraus bereits ein wenig Kontakt zu der Autorin und sie hat mich mit ihren Andeutungen zu diesem Debüt sehr neugierig gemacht. Besonders hat ...

Auf “Elly Kaltbach” war ich sehr gespannt, denn ich hatte im Voraus bereits ein wenig Kontakt zu der Autorin und sie hat mich mit ihren Andeutungen zu diesem Debüt sehr neugierig gemacht. Besonders hat es mich interessiert, wie sie Themen wie “Jenseitskontakt” oder “Sensitivität” eingebaut hat. Denn diese machen einen großen Teil des Inhalts aus.

Schnell ist mir während des Lesens klar geworden, dass dieses Debüt keines dieser Bücher ist, die man mal eben schnell nebenbei weglesen kann. “Elly Kaltbach” ist ein leicht philosophisch angehauchter Roman, der sich insbesondere mit der Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt. Die Handlung kommt recht schnell auf den Punkt, denn den vier jungen Leuten, die seit Jahren von den Eheleuten Bling gefangengehalten werden, gelingt bereits auf den ersten 50 Seiten die Flucht aus ihrer Gefangenschaft. Dabei bleibt aber noch genügend Zeit, um den Alltag in Gefangenschaft zu beschreiben und die Einschränkungen und Ängste, die damit einhergehen, zu beschreiben. Sehr gut hat Susann Blum außerdem deutlich gemacht, was diese Flucht für die jungen Leute bedeutet: Sie fliehen aus einem Leben, das schwierig und entbehrungsreich für sie war, in eine Zukunft, von der sie nicht wissen, was sie ihnen bringen wird. Dementsprechend authentisch ist es dann auch, dass im Gegensatz zu Elly, die völlig euphorisch beim Gedanken an die Flucht wird, die anderen Charaktere Zweifel haben, sogar Angst haben vor dem, was sie “draußen” erwarten wird. Diese Unsicherheit wurde klasse von der Autorin herausgearbeitet und durch die unterschiedliche Denkweise der Charaktere beleuchtet sie diese Gefühle von verschiedenen Seiten. Das fand ich richtig toll.

Neben den philosophischen Aspekten ist das Buch auch spirituell angehaucht. Elly sieht immer wieder eine Erscheinung, die mit ihr zu kommunizieren versucht. Es ist interessant und spannend, wie es Susann Blum schafft, ihre Leser dazu zu bringen, die Gedankenexperimente von ihrer weiblichen Hauptfigur durchspielen zu lassen und dabei zu eigenen Erkenntnissen zu gelangen, die auch für das eigene Leben von Bedeutung sein könnten. Ich möchte nicht sagen, dass dieses Buch meine Sicht auf die Welt komplett verändert hat, aber es hat Saiten in mir zum Klingen gebracht und es hat Spaß gemacht, den philosophischen Fragen von Elly und ihren Antworten darauf zu lauschen und diese mit meinen eigenen Ansichten zu vergleichen. Susann Blum präsentiert ihren Lesern dabei nicht DIE Wahrheit oder DIE Antwort, sondern zeigt eine Möglichkeit von vielen auf. Es sind die “großen” Fragen des Lebens, mit denen sich vor allem Elly beschäftigt, aber ich fand das durchaus plausibel, denn nun – in Freiheit – hat Elly erst die Möglichkeit, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Vorher war ihr Leben ganz anders organisiert. Dementsprechend fand ich es passend, dass sie nach dem Sinn des Lebens sucht, sich fragt, was sie mit ihrer Freiheit anstellen wird, nach Zufällen oder dem Schicksal fragt.

Aufgrund dieser Hauptthemen ist “Elly Kaltbach” ein sehr gefühlvolles Buch. Nicht nur positive Gefühle, sondern auch negative Empfindungen treten dabei ans Tageslicht. Diese Emotionen waren ebenfalls sehr nachvollziehbar und spürbar dargestellt und haben sich dadurch direkt auf mich als Leserin übertragen. Ich war zusammen mit Elly und den anderen nachdenklich, euphorisch, ängstlich, traurig, nervös und aufgeregt.

Obwohl der Teil der Handlung, der sich mit der Gefangenschaft der jungen Menschen an und für sich beschäftigt, nur recht kurz im Vergleich zum Rest des Buches ist, war dieser Teil doch natürlich prägend für die Charaktere, sodass auf dieses Thema immer wieder zurückgegriffen wird. Und natürlich stellt man sich dabei als Leser die Fragen, wie Elly und die anderen überhaupt bei den Blings gelandet sind, was der Grund für die Gefangenschaft war, was mit den Familien der Hauptfiguren ist. Mir hat es gut gefallen, wie Susann Blum ihren Lesern Stück für Stück die Antworten darauf liefert. An passenden Stellen werden immer wieder Informationen eingestreut und so ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild, das ich stimmig und gut konstruiert fand. Und ich war doch sehr froh, dass das Buch sich gerade im Hinblick auf die Gefangenschaft zum größten Teil auf Andeutungen beschränkt. Man liest schon heraus, dass den jungen Menschen Schlimmes bei den Blings widerfahren ist, aber hier gibt die Autorin wirklich nur das nötigste an Details preis und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Denn ich hatte befürchtet, dass es zu umfangreiche Beschreibungen von schlimmen Szenen geben würde, aber das ist nicht der Fall.

Die Charaktere waren recht interessant gestaltet, wobei ich sagen muss, dass ich zu Elly und zu Freya den intensivsten Kontakt aufbauen konnte. Die beiden Mädchen waren mir sehr sympathisch. Zu den männlichen Figuren habe ich dagegen keine richtige Beziehung entwickeln können. Sie blieben mir leider größtenteils sehr fremd und distanziert. Auch sie haben ihre Geschichte und ihre Beweggründe, aber die Chemie zwischen ihnen und mir hat irgendwie nicht gepasst.

Stellenweise war mir der Erzählstil von Susann Blum zu detailliert bzw. abschweifend. Es gibt einige Momente, in denen die Handlung nicht vorankommt und sich die Charaktere ein wenig im Kreis drehen. Das sind hauptsächlich natürlich die Szenen, in denen Elly ihre Gedankenexperimente durchdenkt und über das Leben philosophiert und eigentlich mochte ich diese Szenen auch ganz gerne. Aber auf das gesamte Buch gesehen war es mir dann doch etwas zu viel. Zum Glück hat Susann Blum es aber geschafft, regelmäßig Wendungen in das Buch einzubauen, die für Spannung sorgen. Dadurch kommt die Handlung wieder etwas in Schwung und als Leser fühlt man sich gleich aufgeweckt.

Die Autorin ist Schweizerin und daher finden sich in diesem Buch einige Ausdrücke, Worte und Redewendungen, die mir nicht geläufig waren und über die ich stellenweise beim Lesen gestolpert bin. Daran möchte ich auf keinen Fall Kritik üben, ich möchte es aber auch nicht unerwähnt lassen. Das Buch wirkt dadurch authentisch, wobei mir aber auch sehr häufig aufgefallen ist, dass Susann Blum anstelle eines “ß” ein “ss” schreibt, zum Beispiel bei “Füsse” = “Füße”. Das macht das Lesen teilweise umständlich, aber wie gesagt: Punktabzug gibt es dafür von mir nicht.

Mein Fazit

Mit “Elly Kaltbach” ist Susann Blum ein philisophisch und spirituell angehauchtes Buch gelungen, das den Spagat zwischen ruhigen und spannenden Szenen fast komplett schafft und mir dadurch sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Abschreckend und faszinierend zugleich

Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
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Puh, es war echt nicht immer einfach, dieses Buch zu lesen. Und vor allem war es echt nicht immer schön, dieses Buch zu lesen. Dabei war das fast zu erwarten, nach dem Klappentext und vor allem dem Trailer ...

Puh, es war echt nicht immer einfach, dieses Buch zu lesen. Und vor allem war es echt nicht immer schön, dieses Buch zu lesen. Dabei war das fast zu erwarten, nach dem Klappentext und vor allem dem Trailer zum Buch. Dabei ist es hauptsächlich die eigene Fantasie, die diese abschreckenden, fast ekligen Bilder in meinem Kopf zu verantworten hat, und weniger der Erzählstil der beiden Autoren. Doch es ließ sich einfach nicht vermeiden, stellenweise angewidert die Mundwinkel zu verziehen oder das Buch schnell zu zu klappen und zur Seite zu legen. Denn “Wir wollten nichts, wir wollten alles” ist kein schönes Buch, sondern es ist erschreckend, abstoßend, beängstigend. Ich weiß nicht, ob ich bislang schon jemals ein Buch gelesen habe, das mich stellenweise so angewidert hat.

Und doch hat es mich auf eine gewisse Art und Weise auch fasziniert und gefesselt, denn der Aufbau des Buches ist genial: Alles beginnt mit den beiden Leichen, die mit Handschellen aneinander gekettet im See gefunden werden. Rückblickend wird dann erzählt, wie Liam und Louise sich kennen und lieben gelernt haben, bis auf einmal alles ganz anders kam als geplant und es am Ende nur noch einen Ausweg gab.

Dabei springt das Buch regelmäßig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. In der Vergangenheit verfolgen wir, wie sich die beiden jungen Menschen zufällig treffen, wie sie mehr und mehr Zeit miteinander verbringen und sich wahnsinnig ineinander verlieben, wie sich dann aber Liam mehr und mehr verändert, wie Drogen ins Spiel kommen und die falschen Freunde zu viel falschen Einfluss auf ihn haben. In der Gegenwart erleben wir, wie die Eltern von Liam und Louise mit dem Tod ihrer Kinder umgehen. Wie sie den Halt verlieren, nicht mit den Geschehnissen klarkommen, sie nicht wahrhaben wollen. Und wie vor allem Louises Vater alles daran setzt, die Wahrheit zu erfahren. Und dabei abtaucht in eine andere Welt, in der andere Regeln gelten.

Auf dem Schutzumschlag findet sich ein Zitat, in dem dieses Buch mit John Greens “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” verglichen wird. Ich selbst finde ehrlich gesagt nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Büchern. Ja, beide Bücher erzählen von der großen Liebe. Und ja, beide Bücher sind dramatisch. Aber während “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” trotz all seiner Ernsthaftigkeit noch humorvoll geschrieben ist und so viele Szenen enthält, die auf eine schöne Art und Weise zu Herzen gehen, ist “Wir wollten nichts, wir wollten alles” dagegen durch und durch düster. Es gibt in diesem Buch auch liebevolle Szenen zwischen den Charakteren, gerade auf den ersten Seiten. Aber aufgrund der Tatsache, dass man von Anfang an weiß, wie ihre Beziehung endet, kann man sich einfach nicht wirklich mit den beiden freuen.

“Wir wollten nichts, wir wollten alles” ist ein schonungsloses Buch. Und daher finde ich die Altersempfehlung des Verlags total richtig. Es geht um Sex, um Drogen, um Gewalt. Vieles spielt sich dabei im Kopf des Lesers ab und wird von den Autoren nur angedeutet, aber das reicht schon, um das Buch an manchen Stellen am liebsten zur Seite legen zu wollen.

Ja, das Buch ist gut durchdacht. Und ja, es ist gut und fesselnd geschrieben. Aber dennoch hatte ich einfach keinen Spaß beim Lesen. Das Buch ist so düster, so unheimlich und beängstigend. Und doch muss ich den Hut ziehen vor den beiden Autoren, die einfach ein unglaubliches Buch geschrieben haben.

Auch wenn ich persönlich keine Probleme damit hatte, möchte ich den folgenden Punkt nicht unerwähnt lassen, da er eventuell für andere Leser schwierig sein könnte: Liams Vater ist Ire und redet fast nur Englisch. Es sind alles verständliche Sätze, denke ich. Aber ich möchte es trotzdem nicht unerwähnt lassen, da es manche vielleicht stören könnte, wenn plötzlich Englisch gesprochen wird in einem deutschen Buch.

Mein Fazit

Dieses Buch ist unheimlich und gruselig und abstoßend. Und doch irgendwie faszinierend.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein großartiges Buch!

Das Fieber
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Das Original “A Death-Struck Year” hatte ich schon lange auf meinem E-Reader. Und ich glaube, da hätte es auch noch eine Weile geschmort, wenn ich nicht gesehen hätte, dass das Buch in der deutschen Übersetzung ...

Das Original “A Death-Struck Year” hatte ich schon lange auf meinem E-Reader. Und ich glaube, da hätte es auch noch eine Weile geschmort, wenn ich nicht gesehen hätte, dass das Buch in der deutschen Übersetzung erscheint. Dadurch wurde ich dann doch neugierig und habe es daher kurzerhand auf meine Leseliste gepackt. Zum Glück, denn mir wäre echt etwas entgangen, hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Ich bin völlig ohne Erwartungen an dieses Debüt herangegangen, wurde von der Autorin dafür total überrascht und sie hat mich komplett begeistert.

Einfach alles an diesem Buch hat mir gefallen. Cleo ist eine Hauptperson, mit der ich mich sofort identifizieren konnte und die ich direkt in mein Herz geschlossen habe. Ihre Zweifel, was sie nach Beenden der Schule mit sich und ihrem Leben anfangen soll, konnte ich total gut nachvollziehen. Und dazu ist sie so lieb und hilfsbereit, auch wenn sie sich damit leichtfertig selbst in Gefahr bringt. Aber sie stellt das Wohl der anderen ohne zu überlegen über ihr eigenes Wohl. Und dahinter steckt ein tieferer Sinn, den die Autorin nach und nach in die Handlung einbringt und der das Buch noch authentischer macht, als es sowieso schon ist.

Auch die anderen Charaktere sind unglaublich anschaulich und einfach echt gezeichnet. Irgendwie mochte ich jeden von ihnen, es gab keinen Charakter, der mir nicht gefallen hätte. Manche spielen dabei eine größere Rolle als andere, aber doch sind sie allesamt wichtig für die Handlung und das Buch insgesamt. Es entwickeln sich im Verlauf dieses Romans wundervolle Freundschaften und in dieser großen Zeit des Elends und der Not merken die jungen Menschen, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie lernen, sich aufeinander zu verlassen und fangen an, sich mit kleinen Dingen zufrieden zu geben. Es passiert einfach unglaublich viel auf zwischenmenschlicher Ebene. Normalerweise hätte ich es bei anderen Büchern kritisiert, dass natürlich eine Liebesbeziehung nicht fehlen durfte. Aber hier, in diesem Debüt, ist diese leise und zarte Liebe, die sich ganz langsam und vorsichtig zu einem Soldaten entwickelt, so passend, so stimmig und so authentisch, dass ich nicht das Gefühl hatte, die Autorin würde hier einen Handlungsstrang entwickeln, der nicht zum Buch passt. Nein, denn es sind wirklich ganz feinfühlige und leise Töne, die die Autorin in diesen Szenen anschlägt und die dem Buch neben dem vielen Leid und Elend einfach nur gut tun.

Dazu kommt der unglaublich lebendige und eindringliche Schreibstil der Autorin, der mich begeistert hat. Als Leser fühlt man sich mittendrin im Geschehen, als würde man die ganze Zeit direkt neben Cleo stehen und sie begleiten. Makiia Lucier schafft es einfach, ihre Leser zu fesseln. Mir ist es so schwergefallen, das Buch zur Seite zu legen, und ich habe mich dann den ganzen Tag lang darauf gefreut, das Buch abends endlich wieder in die Hand nehmen zu können (bzw. meinen Kobo). Ich war so gebannt, habe so mit Cleo und ihren Freunden mitgefiebert. Das Buch beginnt relativ ruhig, Cleo und die anderen wichtigen Charaktere werden langsam eingeführt. Aber schnell ändert sich alles, als die Krankheit, die zunächst so weit weg schien, plötzlich und völlig unverhofft die Westküste Amerikas erreicht. Schnell sind Streitereien unter Schulkameraden die geringsten Probleme und was erst nur Gerüchte und hinter vorgehaltener Hand erzählte Schreckensnachrichten waren, wird schnell zur Wirklichkeit. Denn die Spanische Grippe nimmt keine Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Ansehen. Sie wütet rücksichtslos und rafft die Bevölkerung dahin. Immer wieder wird auch der 1. Weltkrieg erwähnt, der aber im Vergleich zu der Spanischen Grippe fast eine untergeordnete Rolle spielt.

Es gab viele Szenen, die mich total bewegt und getroffen haben. Zum Beispiel die, als Cleo durch die Straßen ihrer Stadt streift, an jedem Haus klopft, um Atemmasken zu verteilen, und eine Frau ihre Haustür nur einen Spalt breit öffnet, um zunächst misstrauisch zu fragen, was die Atemmaske denn kostet, und ihre Tür dann ganz weit öffnet, als Cleo ihr erwidert, dass diese Atemmaske natürlich nichts kosten würde. Oder die Szene, als die Augenlider eines kleinen Jungen mit hohem Fieber plötzlich flattern und er zwar schwach, aber doch unmissverständlich nach Cleos Finger greift, den sie ihm hinhält. Freud und Leid liegen in diesem Buch so nah beieinander und teilweise gingen mir die Szenen so zu Herzen, es war fast grausam, was die Autorin mit mir gemacht hat, in was für ein Wechselbad der Gefühle sie mich gebracht hat, wie es mich teilweise gegruselt hat, weil Makiia Lucier es einfach versteht, enorme Spannung aufzubauen und dabei so realistisch zu beschreiben, was rund um ihre Hauptperson Cleo geschieht. Aber doch habe ich jede Seite dieses Buches so genossen.

Und dann hat es die Autorin kurz vor dem Ende des Buches tatsächlich geschafft, mich mit einem einzelnen Satz dazu zu bringen, hemmungslos zu weinen. Ich war auf einmal völlig geschockt, überfordert, fassungslos. Wie in einer Starre saß ich vor dem Buch, war nicht in der Lage, umzublättern. Ein paar Minuten hat das angedauert, in dem die Tränen einfach nur meine Wangen hinabgelaufen sind. Das zeigt, wie tief versunken ich in diesem Buch war und wie sehr es mich gefesselt und bewegt hat.

Und damit möchte ich diese Rezension beenden und hoffe einfach, dass ich euch neugierig auf dieses Buch machen konnte, dass meine Begeisterung für dieses Debüt euch erreicht hat und dass ihr dieser Autorin eine Chance gebt, denn ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser. :love:

Mein Fazit

So grausam dieses Buch doch stellenweise ist, habe ich selten eine Lektüre so sehr genossen.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Kann den Hype nicht ganz verstehen

Bad Romeo - Wohin du auch gehst
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Ich muss zugeben, dass ich auf dieses Buch nicht unbedingt aufgrund des Klappentextes aufmerksam wurde. Ich finde nicht, dass dieser so einzigartig klingt, dass ich das Gefühl bekommen habe, dieses Buch ...

Ich muss zugeben, dass ich auf dieses Buch nicht unbedingt aufgrund des Klappentextes aufmerksam wurde. Ich finde nicht, dass dieser so einzigartig klingt, dass ich das Gefühl bekommen habe, dieses Buch unbedingt lesen zu müssen. Stattdessen waren es die Meinungen und Besprechungen zum englischen Original, die mich neugierig gemacht haben.

Nach dem Lesen des Buches bleibe ich jedoch etwas ratlos zurück. Irgendwie hatte ich mir dann doch mehr von der Lektüre erwartet. Gerade das Versprechen der "tiefen Verbindung" zwischen den Charakteren, die von wahrer Liebe zeugen soll, hat sich für mich nicht erfüllt. Zwar habe ich das Buch insgesamt ganz gerne gelesen und ich werde sicherlich auch den zweiten Band lesen, aber meine Begeisterung hält sich doch etwas in Grenzen. Ich habe das Gefühl vermisst, komplett in dieses Buch hineingezogen zu werden, von den Emotionen der Charaktere völlig gefangen genommen zu werden.

Stattdessen war die Anziehung zwischen den Charakteren für mich rein körperlich. Aber dass sich Ethan und Cassandra wirklich aus vollem Herzen und aus tiefster Seele lieben sollen - davon ist bei mir nichts angekommen. Und es fällt leider auch sehr schwer, die Anziehung der Charaktere nachzuvollziehen, wenn ständig die Wörter "Fuck" und "Arschloch" fallen, sobald sich die beiden zusammen in einem Raum befinden. Dazu kamen dann diese ständigen Machtspielchen nach dem Motto "Schau mir in die Augen und sag mir, dass du mich wirklich nicht mehr liebst." Ich weiß nicht, wie oft dieses Spielchen gespielt wurde. Es wurde mit der Zeit jedenfalls sehr anstrengend. Leider waren die Dialoge zwischen den Charakteren häufig sehr nichtssagend, haben sich im Kreis gedreht und die Handlung überhaupt nicht vorangetrieben.

Und leider konnte ich dadurch keine Beziehung zu den Charakteren aufbauen. Cassandra war stellenweise so anstrengend, dass ich das Buch genervt zur Seite gelegt habe. Dabei mochte ich ihren Humor am Anfang des Buches so sehr. Dieser geht aber nach dem ersten Kapitel recht schnell verloren. Stattdessen dreht sich für sie dann fast alles nur noch um den Verlust ihrer Jungfräulichkeit, was sich in teilweise echt merkwürdigen Gedankengängen widerspiegelt. Zur Abwechslung ist dieses Buch mal eines, in dem die Frau mehr will als der Mann. Und das hat sich in teilweise echt komischen Handlungen und Gedankengängen von Cassandra gezeigt. Dabei fand ich es unglaubwürdig, dass sie noch nie geküsst worden sein soll. Nee, das habe ich ihr nicht abgekauft. Und an manchen Szenen wollte ich sie so gerne schütteln, wenn sie sich mal wieder total unmöglich benimmt und mit ihrer Sturheit alles kaputtmacht.

Und leider hat mir die Autorin keine Chance gegeben, mich in Ethan zu verlieben. Ihr kennt das bestimmt, dass man sich als Leserin irgendwie zusammen mit der weiblichen Hauptperson in den männlichen Protagonisten verknallt. So ein bisschen zumindest. Bei Ethan war das nicht möglich. Ich mochte ihn, ja. Aber mehr auch nicht. Dabei macht es für mich den besonderen Reiz dieses Genres aus, als Leserin selbst auch in den wunderschönen Augen und den starken Armen der männlichen Hauptfgur zu versinken ... Schade, dass es mir bei diesem Buch nicht gelungen ist.

Leider habe ich auch den großen Knall, auf den das Buch die ganze Zeit zuzusteuern scheint, vermisst. Denn der hat sich am Ende als kleine Verpuffung herausgestellt, die mich mit offenem Mund zurückgelassen hat, weil ich nicht glauben konnte, dass DAS der Aufhänger für das Buch war. Vielleicht lag darin aber die Besonderheit des Buches, der Punkt, der es von den vielen anderen Romanen im "New Adult"-Bereich unterscheidet, wo es sonst üblicherweise große Dramen und schwierige Vergangenheiten zu verarbeiten und zu überwältigen gilt. Aber wirklich überzeugen kann mich Leisa Rayven damit dann doch nicht. Dann hätte ich mir doch lieber mehr Drama gewünscht als diese unnötige Aufbauscherei der berühmten Mücke zum Elefanten.

Gut gefallen hat mir hingegen, wie das Thema Schauspielerei untergebracht wurde. Erika, die Schauspiellehrerin, fand ich wirklich klasse. Sie hat das Buch häufig prima aufgelockert und ihm insgesamt so gut getan. Auch fand ich die Aufführung des Stückes "Romeo und Julia", das dem Buch seinen Namen verliehen hat, wirklich toll und fesselnd.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich das Buch insgesamt sehr schnell lesen ließ. Ich glaube, wenn der Schreibstil von Leisa Rayven nicht so locker und angenehm gewesen wäre, hätte ich irgendwann aufgegeben. So hatte ich das Buch aber in kurzer Zeit durch, was die teilweise nervige Cassandra und die unspektakuläre Handlung wieder wettgemacht hat.

Mein Fazit

So ganz kann ich den Hype um das Buch nicht nachvollziehen. Dementsprechend häufig habe ich in dieser Rezension wahrscheinlich auch das Wort "leider" verwendet. Denn ich wollte dieses Buch wirklich gerne mögen ... Teil 2 werde ich dennoch lesen, vielleicht kann ich dann am Ende doch verstehen, was an dieser Reihe so besonders ist.