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Veröffentlicht am 15.09.2016

wunderschönes Kinderbuch

Silfur - Die Nacht der silbernen Augen
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Der 13-jährige Fabio und sein jüngerer Bruder Tom verbringen ihre Ferien mit den Eltern auf Island. Dort lernen sie die ungestüme Elin kennen. Während der lebhafte Tom sich schnell mit dem Mädchen anfreundet ...

Der 13-jährige Fabio und sein jüngerer Bruder Tom verbringen ihre Ferien mit den Eltern auf Island. Dort lernen sie die ungestüme Elin kennen. Während der lebhafte Tom sich schnell mit dem Mädchen anfreundet und deren Begeisterung für waghalsige Kletterpartien und wilde Spiele teilt, hält sich der introvertierte Fabio merklich zurück. Der findet dafür schnell Zugang zu den isländischen Mythen und Sagen und hegt alsbald den begründeten Verdacht, dass an den Geschichten über Elfen und Wiedergänger durchaus was dran sein könnte. Schon bald glaubt er von magischen Wesen verfolgt zu werden und stößt in Elins Vergangenheit auf mysteriöse Vorfälle, die er mit Hilfe des älteren Nachbarsjungen Hansen zu klären versucht. Dabei gerät er schnell in Gefahr.

Egal ob man ein Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenbuch sucht. Wer Wert legt auf gut recherchierte Geschichten mit sympathischen lebensnahen Charakteren und einer spannenden Handlung, der liegt bei Nina Blazon immer richtig.

„Silfur“ war seit langem wieder mal ein richtiges Kinderbuch, an dass ich mich nur gewagt habe, da ich die Autorin sehr schätze und einfach keine Leserund mit ihr auslassen wollte. ;) Eine kleine Weile hatte ich am Anfang die Befürchtung, ich könnte zu alt für das Buch sein. Die Sprache ist altersgemäß einfach gehalten und die Hauptakteure legen natürlich ein kindliches Verhalten an den Tag. Aber ziemlich schnell kann man auch als Erwachsener vergessen, wer hier die Zielgruppe ist, denn man erfährt so einiges über Island, die Menschen und die Natur, das Zusammenspiel der Kinder ist sehr unterhaltsam, die Sprüche und Späße lustig, zeitgemäß und immer im Konsens mit dem Spannungsaufbau. Und der zieht gewaltig an und wer schon „Fünf Freunde“ oder „Emil und die Detektive“ mochte, der kommt hier voll auf seine Kosten. Und es ist natürlich – wie oft bei Nina Blazon – eine gehörte Portion Magie dabei, die aber hier so unterhaltsam mit der Realität und der modernen Technik verknüpft war, dass ich meine helle Freude daran hatte.

Silfur ist ein fantastisches Abenteuer voller Situationskomik und Action mit einigen sehr feinsinnigen und lehrreichen Gedanken, einem Schuss Island und einer Prise Grusel. Eine schöne Ergänzung für mein Regal ausgesucht schöner Kinderbücher. :anbet:

Ich freue mich schon, wenn es etwas Neues von Nina Blazon gibt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

sehr empfehlenswert

Worte in meiner Hand
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Die Autorin Guinevere Glasfurd war mir bis dato unbekannt. Ebenfalls wusste ich nichts über den Philosophen René Descartes und schon allein deshalb hat mich die Geschichte sehr interessiert. Erzählt wird ...

Die Autorin Guinevere Glasfurd war mir bis dato unbekannt. Ebenfalls wusste ich nichts über den Philosophen René Descartes und schon allein deshalb hat mich die Geschichte sehr interessiert. Erzählt wird aus der Perspektive der Magd Helena Jans van der Strom, die im Haus eines Buchhändlers lebt und arbeitet und dort den Philosophen kennenlernt, als er zur Logis dort unterkommt. Helena ist für ihre Zeit und vor allem ihren niedrigeren Stand eine sehr emanzipierte und aufgeschlossene Frau und als sie sich auf eine Liebesbeziehung mit Descartes einlässt, ist ihr wohl bewusst, dass nie etwas Ernsteres geschweige denn eine Ehe daraus werden kann, denn René ist von niederem Adel.

Die Liebe der beiden ist groß genug, dass sie alle Widrigkeiten übersteht allerdings müssen die beiden einige große Kompromisse eingehen, die man heutzutage schwerlich akzeptieren würde. Der Erzählstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Vor allem der unaufgeregte Unterton, der dem Leser die Möglichkeit zur eigenen Interpretation lässt. Ich konnte mich in die Gefühle und Gedanken von Helena einfühlen und nachvollziehen, warum sie manches so akzeptiert hat und ihren eigenen fast modernen Weg gefunden hat, mit der teilweise vertrackten Situation umzugehen. Descartes war ein sehr sperriger Charakter und sein Verhalten war natürlich relativ egoistisch und männlich, wie es die damalige Zeit eben so an sich hatte. Gerne hätte ich noch mehr seiner philosophischen Ansätze gehört oder mehr über seine Werke erfahren. Aber die historischen Gegebenheiten sind spannend und ich finde, dass es ein sehr ansprechender historischer Roman mit einer interessanten Liebesgeschichte war und ich empfehle das Buch deshalb sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

empfehlenswert

Die australischen Schwestern
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„Die australischen Schwestern“ sind der zweite Teil einer Trilogie und schließen nahtlos an „Die Australierin“ von Ulrike Renk an. Diesmal stehen drei Enkeltöchter von Emilia und Carl Gotthold Lessing ...

„Die australischen Schwestern“ sind der zweite Teil einer Trilogie und schließen nahtlos an „Die Australierin“ von Ulrike Renk an. Diesmal stehen drei Enkeltöchter von Emilia und Carl Gotthold Lessing im Mittelpunkt. Deren Mutter Minnie ist im ersten Teil verstorben und während Elsa und Mina im sicheren Hafen ihrer Großeltern, inmitten zahlreicher Tanten und einem Onkel aufwachsen, wird Carola von ihrem Vater nach Deutschland geschickt, wo sie bei dessen Schwester weit weg vom Rest der Familie leben soll.

Immer abwechselnd zwischen diesen drei Mädchen wird erzählt von einer großen, bunten, vielköpfigen Familie; vom Erwachsenwerden und aufblühender Liebe; von ungewollter Schwangerschaft, Ehebruch und Seitensprung; von Heimlichkeiten und harten Wahrheiten des Lebens. Eben ein pralles Gemälde der damaligen Zeit anhand tatsächlicher realer Personen, die ihr Leben durch Briefe, Bilder und mündliche Überlieferungen hinterlassen haben. Und Ulrike Renk hat all dem Leben eingehaucht und die Lücken und Schatten mit ihren eigenen Worten so harmonisch gefüllt, dass man nicht erkennt, wo Fiktion und Wahrheit aufeinandertreffen und man schwelgen kann in einer wunderschönen Geschichte.

Der Erzählstil ist faszinierend, weil es sich ja um ganze normale durchschnittliche junge Frauen handelt, deren Leben keineswegs besonders dramatisch war, sondern im Gegenteil oft eher ruhig und beschaulich. Und dennoch kommt immer wieder so eine Spannung auf, dass man das Buch kaum aus der Hand legen will. Von mir aus hätte das Buch gerne noch 100-200 Seiten länger sein dürfen, weil es so viel Vergnügen gemacht hat. In diesem zweiten Teil wird auch einiges über Australien, das Land, die Menschen, die Ureinwohner und die damalige Zeit allgemein erzählt, so dass es im besten Sinne auch ein guter historischer Roman ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

berührend und begeisternd

Der Winter der schwarzen Rosen
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Zum Inhalt:
Liljann und ihre jüngere Schwester Tajann leben mit dem Vater, einem Jäger, in Verbannung im Wald. Durch den Verkauf der wertvollen schwarzen Hirschfelle bestreiten sie mehr schlecht als recht ...

Zum Inhalt:
Liljann und ihre jüngere Schwester Tajann leben mit dem Vater, einem Jäger, in Verbannung im Wald. Durch den Verkauf der wertvollen schwarzen Hirschfelle bestreiten sie mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt. Während Liljann Unsicherheit und heimliche Ängste plagen und deshalb mit der erzwungenen Einsamkeit durchaus zufrieden scheint, drängt es Tajann an den herrschaftlichen Hof und sie sehnt sich nach Abenteuer und Erfolg. Als die Herrin des Landes, Lady Jamala, sie zu einem großen Fest in ihrer Festung einlädt, ändert sich schlagartig das Leben der Schwestern. Die Erstgeborene muss nach alten starren Gesellschaftsregeln in die Fremde ziehen und die Jüngere verliebt sich heimlich in den Sohn der Lady und sieht sich alsbald in ein gefährliches höfisches Intrigenspiel verstrickt. Und beide Schwestern geraten in tödliche Gefahr.
Meine Meinung:
Abwechselnd wird aus den zwei Perspektiven der Schwestern eine Geschichte erzählt, die mich schnell in einen Strudel der Gefühle und der Geschehnisse gezogen hat. Auch wenn die Schwestern sehr unterschiedlich sind, so sind sie mir doch beide sehr schnell ans Herz gewachsen und auch wenn sie nicht immer klug oder rational gehandelt haben, so habe ich doch immer die große Liebe gespürt, die sie füreinander empfanden. Überhaupt kommt die Liebe nicht zu kurz in diesem Buch und spielt neben der Magie eine sehr große Rolle. Vor allem die Liebe von Tajann zu Janeik, dem Sohn der gefährlichen Lady Jamala war sehr glaubhaft und hat mein Leserherz begeistert. Auch Liljann findet den Gefährten ihres Herzens und die Autorin beschreibt die Gefühle und Seelenqualen der Protagonisten mit wunderschönen ergreifenden Worten.
Aber dieses Buch ist keine einfache Liebesgeschichte. Es ist eine klug gestaltete, pralle Fantasywelt in die man eintaucht und aus der ich freiwillig gar nicht mehr auftauchen wollte. Geheimnisvolle Geisterwesen, die für die meisten unsichtbar sind, Gestaltwandler, die ihr wahres Wesen perfekt vor den Menschen – und uns Lesern – verbergen können, magische Tiere und – wie der Titel schon verheißt – ein Rosenstock, der auf ungeahnte Weise ein große Rolle spielt in dieser Geschichte.
Ich war begeistert von den facettenreichen Charakteren und der trickreichen Geschichte, die mich bis zum Schluss Bangen und Hoffen ließ, mich Lachen und Weinen ließ, mir ein unvorhergesehenes dramatisches Ende beschert hat, das mich aufgewühlt und ein bisschen erschüttert zurückgelassen hat.
Ich will auf keinen Fall zu viel verraten, um niemandem diese Lesefreude zu schmälern. Es kommt nicht alles so, wie ich es mir erhofft habe aber allein daran, dass mich der Abschluss dieses Buches so berührt hat, sieht man, welch herausragendes erzählerisches Talent die Autorin beherrscht, denn nur die wirklich guten Romane können mich so berühren. Ein wunderschöner Fantasyroman und von mir eine dicke Leseempfehlung.
Nina Blazon hat bereits mehrere Bücher geschrieben, die alle im gleichen Fantasyuniversum spielen und auch wenn die Geschichten abgeschlossen wunderbar zu lesen sind, so gibt es doch einen gewissen Wiedererkennungs-Wert, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

verdammt perfekt

All die verdammt perfekten Tage
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Was Violet über diese Geschichte hätte sagen können:

Ich lernte Finch kennen, gerade als ich oben auf dem Glockenturm der Schule stand. Taumelnd auf einem schmalen Sims und unsicher, ob ich lebend von ...

Was Violet über diese Geschichte hätte sagen können:

Ich lernte Finch kennen, gerade als ich oben auf dem Glockenturm der Schule stand. Taumelnd auf einem schmalen Sims und unsicher, ob ich lebend von hier oben runter kommen würde und unsicher, ob ich das überhaupt wollte. Und Finch nahm mich bei der Hand und rettete mir das Leben. Und von da an ließ er mich nicht mehr los. Er eroberte mich mit seinem Charme, überzeugte mich mit Witz und Phantasie, nahm mich mit auf eine große Wanderung. Und während ich aus meiner eisigen Starre erwachte, konnte ich sehen, dass Finch in seiner eigenen Welt voll Alpträumen und Dunkelheit gefangen war und ich ihm ebenfalls helfen musste.

Was Finch über diese Geschichte hätte sagen können:

Ich traf Violet, meine Ultraviolet, oben auf einem Turm. Ob ich sie gerettet habe an diesem Tag, oder wir einander, ist eigentlich unwichtig. Und sie hat es tatsächlich zugelassen, dass ich sie liebe; und was kann es Größeres geben. Und ich habe ihr gezeigt wer ich bin und wie ich die Welt sehe. Und sie ist mit mir in meinem Wandschrank gesessen, mit mir im Blauen See getaucht und für eine Weile habe ich es geschafft, meinem dunklen Schlaf zu entrinnen.

Was ich über die Geschichte sage:

Ich wusste anfangs nicht so genau, auf was ich mich mit diesem Buch eingelassen hatte. Irgendwie dachte ich, dass es zwar einen ernsten Kern hat aber doch vor allem ein Jugendbuch wäre. Das wunderschöne Cover hat mich magisch angezogen. Und der Titel „All die verdammt perfekten Tage“ ist genau nach meinem Geschmack. Aber die Geschichte entwickelt sich zu viel mehr als einem reinen Unterhaltungsroman. Von der ersten Seite an war ich gefangen. Vor allem bei den Gesprächen zwischen ihren Hauptdarstellern Violet und Finch trifft die Autorin Jennifer Niven genau den richtigen Ton zwischen humorvoll und intelligent, zwischen jugendlicher Leichtigkeit und reifer Weisheit. Zwischen Violet, die schwer am Verlust ihrer älteren Schwester zu kauen hat und Finch, dem unangepassten Außenseiter, der abends die verschiedenen Möglichkeiten protokolliert, wie man Selbstmord begehen könnte, entwickelt sich schnell eine große Anziehungskraft. Beide werden füreinander zu einer Art Rettungsanker, beide versuchen aus ihrer depressiven Stimmung rauszukommen und die Vergangenheit zu überwinden.

Viel mehr will ich über den Inhalt gar nicht sagen, denn es ist einfach schön, dieses Buch unvoreingenommen selbst zu entdecken. Die Autorin hat es u.a. geschrieben, um eigene Erlebnisse zu verarbeiten und anderen Menschen zu helfen, die mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig werden müssen und auch mit denen, die eine psychische Erkrankung haben oder jemanden kennen, der damit lebt. Sie lotet die Tiefen der Seelen von Violet und Finch in einer fast lyrischen und oft sehr ergreifenden Weise aus, findet Worte für den Schmerz, den Verlust, für die Lebensängste der Figuren. Aber auch die Liebe, das Glück und die Freude kommen nicht zu kurz. Es ist ein Buch zum Lachen und zum Weinen, eines zum Nachdenken und eines, aus dem ich ständig etwas zitieren und herausschreiben musste. Ein Buch für alle Generationen. Ein Buch das Mut macht und Zuversicht schenkt.

Mein Lieblingszitat:

Wenn alle anderen zugrunde gingen und er übrig bliebe, würde ich fortfahren zu sein; und wenn alle anderen blieben und er würde vernichtet, so würde sich das Weltall in etwas vollkommen Fremdes verwandeln….