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Veröffentlicht am 15.09.2016

langweilig

Northanger Abbey
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Beim englischen Harper Collins Verlag erscheinen im Augenblick sechs Romane verschiedener namhafter Autoren, die Orignalbücher von Jane Austen in ihrer eigenen modernen Interpretation neu umgesetzt haben.
Northanger ...

Beim englischen Harper Collins Verlag erscheinen im Augenblick sechs Romane verschiedener namhafter Autoren, die Orignalbücher von Jane Austen in ihrer eigenen modernen Interpretation neu umgesetzt haben.
Northanger Abbey von Val McDermid ist einer davon. Wer die Geschichte nicht kennt, es geht um ein junges Mädchen aus gutbürgerlichen ländlichen Verhältnissen, welches ohne Familie in die große Stadt geschickt wird und dort einen jungen Mann kennen und lieben lernt. Da sie noch unerfahren und naiv ist, fällt sie aber auch auf falsche Freunde herein und wird irrtümlich sogar für das Kind vermögender Eltern gehalten. Am Ende gibt es einen mittelgroßen Knall und alles findet doch noch zu einem guten Ende.
McDermid schreibt spannende Thriller. Ich war also sehr gespannt was sie aus dieser Vorlage machen würde. Mir war nicht ganz klar, dass es wohl eine jugendliche Zielgruppe für dieses Buch gibt. Die Hauptdarstellerin Cat ist zwar erst 17 Jahre alt aber heutzutage ist das ja nicht mehr so wie zu Jane-Austen-Zeiten. Dank Internet und Fernsehen sind die Jugendlichen doch schon viel reifer, als damals. Nicht so in diesem Buch. Die Heldin ist wahnsinnig naiv und blauäugig und hat keinerlei Gespür dafür, wenn sie von einigen ausgenutzt oder gar angelogen wird. Außerdem fällt es ihr schwer sich abzugrenzen und eigene Wünsche durchzusetzen. Und sie träumt sich die Welt voller Phantasiewesen aus ihren Lieblingsbüchern. Das mag für die alte Vorlage noch einigermaßen realistisch wirken aber in dieser neuen Fassung ist es einfach nur seltsam und skurill wenn sie überall Vampire und Untote vermutet. Die Geschichte an sich läuft dann haarklein genauso ab, wie im Original. Es gibt keinerlei Überraschungen. Außer jeder Menge Handynachrichten und viel zu schneller Autos kann man kaum erkennen, dass man sich in der Gegenwart befindet.
Mich hat die Story nicht packen können. Die Darsteller waren allesamt mehr oder weniger unglaubwürdig und haben sich für das 21. Jahrhundert sehr seltsam benommen. Cat wirkte auf mich wie eine 12-Jährige, die Liebesgeschichte war langweilig und ohne das geringste Knistern. Auch die Erwachsenen haben sich Großteils seltsam verhalten, einfach so, als wären sie aus dem letzten Jahrhundert übrig geblieben.
Die Geschichte hätte sicherlich das Potential gehabt, in einem wirklich neuen Gewand dennoch das rüber zu bringen, was Austen mit ihrem Buch einst sagen wollte. Aber McDermid hat sich leider nicht die Mühe gemacht, sich wirklich Neues einfallen zu lassen sondern einfach fast alles so belassen, wie es war und dass ohne den Charme, der dem Austenbuch nachgesagt wird.
Ich war enttäuscht, gelangweilt und genervt und kann das Buch leider nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

guter 2.ter Teil

KALYPTO - Die Magierin der Tausend Inseln
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Im ersten Band seiner Kalypto-Trilogie „Die Herren der Wälder“ hat Tom jacuba sehr ausführlich und tast gemächlich das Setting seiner Fantasywelt erklärt und beschrieben und die Hauptcharaktere allen voran ...

Im ersten Band seiner Kalypto-Trilogie „Die Herren der Wälder“ hat Tom jacuba sehr ausführlich und tast gemächlich das Setting seiner Fantasywelt erklärt und beschrieben und die Hauptcharaktere allen voran Ayrin und Lasnic teilweise von ihrer Geburt an eingeführt, so dass dem Leser keine Geheimnisse vorenthalten werden und er mehr weiß, als die Protagonisten. So ist auch von Anfang an bekannt, dass die magische Catolis den Plan hat das vergangene Reich Kalypto nach und nach auf der Welt wieder zu errichten und dazu wird sie alle Völker unterjochen oder vernichten und nur das mächtigste und stärkste Volk wird unter ihr übrig bleiben.
Garona ist im ersten Band bereits gefallen und Ayrin, die Königin konnte fliehen, obwohl sogar ihre Schwester Lauka versucht sie zu vernichten. Rettung suchen alle Verfolgten in den Wäldern, die das nächste Ziel der bösen Magierin sind.
Dieser Mittelteil hat zumindest was die Action betrifft, im Gegensatz zu seinem Vorgänger gehörig an Fahrt aufgenommen. Schlachten und Kämpfe gibt es jede Menge und vor allem Lasnic kann sich und seinen Mut mehr als einmal unter Beweis stellen. Überhaupt ist er derjenige, der beim Lesen oft für ein breites Grinsen sorgt, da er teilweise ein sehr derber und rustikal gestrickter Held ist. Seine Flüche bombadieren jede Unterhaltung und er hat definitiv das Herz auf dem rechten Fleck und er trägt es oft auch auf der Zunge. Das ist auch eine der Stärken dieses Buches, dass die Dialoge einfach Spaß machen und die Handlung auch durch sie vorangetrieben wird. Auf so etwas lege ich großen Wert in Romanen. Durch schnelle Perspektivwechsel wird die Spannung zusätzlich in die Höhe getrieben und man liest die 600 Seiten weg wie nichts.
Gemessen an meinen Lieblingsfantasyreihen hat Kalypto mir auch in Teil zwei hervorragend gefallen kann aber an die zwei, drei Spitzentitel trotzdem nicht ganz heran. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass ich ja ein Fan von traditioneller High Fantasy bin und da lässt sich Jacuba nur bedingt einordnen. Z.B. dass hier auf allem geritten wird, was vier Beine hat. Elche, Elefanten usw. Und jede nur erdenklich neue Tierart wird eingeführt. Dieser Ideenreichtum erinnert mich teilweise an Walter Moers und lenkt meiner Meinung nach von der eigentlichen Handlung viel zu sehr ab. Dadurch entsteht manchmal der Eindruck, er wäre etwas zu bemüht um Neues und Sensationelles, was er gar nicht brauchen würde, denn die Personen seiner Geschichte sind so einnehmend und unterhaltsam, dass die völlig ausreichen würden.
So denke ich, es wäre noch ein bisserl Luft nach oben. Eine Leseempfehlung allemal.

Veröffentlicht am 15.09.2016

überzeugend

Ein guter Tag zum Leben
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Lisa Genova hat für sich fast eine Marktlücke auf dem Buchsektor gefunden, denn in all ihren bisherigen Romanen, die in Deutschland übersetzt wurden, geht es um schwere Erkrankungen, die das Leben der ...

Lisa Genova hat für sich fast eine Marktlücke auf dem Buchsektor gefunden, denn in all ihren bisherigen Romanen, die in Deutschland übersetzt wurden, geht es um schwere Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen einschneidend verändern.
Im neuen Roman „Ein guter Tag zum Leben“ ist Chorea Huntington das Thema. Diese Erbkrankheit wird mit 50 prozentiger Wahrscheinlichkeit an die Kinder weitergegeben und ist bis heute nicht heilbar sondern führt nach dem Ausbruch innerhalb von 10-20 Jahren zum Tod.
Der irischstämmige Polizist Joe weiß nicht, dass er die Krankheit von seiner Mutter geerbt hat. Erst als er auffällige Krankheitssymptome zeigt, wird die Diagnose gestellt und stürzt ihn, seine Frau Rosie und die vier erwachsenen Kinder in eine schwere Krise. Nicht nur, dass sich die Familie mit Joe’s schnell schlechter werdender Gesundheit auseinandersetzen muss, sie müssen auch alle entscheiden, ob sie sich selber testen wollen und egal ob sie gen-positiv sind oder nicht, wie sie damit umgehen wollen.
Man merkt Genova an, dass sie sich in ihrem Genre auskennt, dass sie gut recherchiert hat und die Nöte und Ängste ihrer Figuren sehr gut beschreiben und ausdrücken kann. Das Thema und die Krankheit werden auf jede nur erdenkliche Weise beleuchtet und der Prozess hin zur Akzeptanz und Bewältigung der erschütternden Diagnose wird authentisch und lebendig beschrieben. Man empfindet schnell Empathie für die Hauptdarsteller, leidet mit ihnen, macht sich mit ihnen ähnliche Gedanken. Durch die unterschiedlichen Positionen der Personen findet man mehr als eine, die man als Leser für seine eigene einnehmen kann. Auch wenn Chorea Huntington Gott sei Dank eine seltene Erkrankung ist, so hofft man am Ende doch, dass für tatsächlich Betroffene bald eine adäquate Therapie entwickelt werden kann.
Das Ende lässt einige Entwicklungen in der Schwebe. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache aber ich fand es gut, denn gerade dass nicht alles bis zum Ende erzählt wurde lässt der Hoffnung und der Phantasie des Lesers noch einen Freiraum.
Das Buch hat mir gut gefallen - wenn man so was bei so einem schwierigen Thema überhaupt sagen kann. Mich haben sowohl der Schreibstil als auch die spannende Geschichte überzeugt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

sehr unterhaltsam

Es geschah in Schöneberg
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Inhalt:

Berlin 1927. Der fünfte Fall mit Leo Wechsler führt uns nach Schöneberg. Während einer exklusiven Modenschau im „Romanischen Café“ werden zwei Modells verletzt. Wie sich später herausstellt, wurde ...

Inhalt:

Berlin 1927. Der fünfte Fall mit Leo Wechsler führt uns nach Schöneberg. Während einer exklusiven Modenschau im „Romanischen Café“ werden zwei Modells verletzt. Wie sich später herausstellt, wurde das Futter der Kleider mit Capsaicin präpariert, dem schwer die Haut reizenden Stoff ,gewonnen aus der Chillischote. Wer hatte die Gelegenheit zu diesem Attentat? Anfangs ist nur klar, dass damit wohl das aufstrebende Modehaus von Lotte Morgenstern und Carl Fink in seinem guten Ruf geschädigt werden sollte. Das wirkliche Motiv der Tat und die Täter geben Leo und seinen Männern erst mal jede Menge Rätsel auf. Doch dann ereignet sich ein Mord. Und der Tote war nicht nur bekennender Homosexueller sondern es gibt auch eine Verbindung zum Modehaus. Stück für Stück setzt der Kommissar das Puzzle zusammen.

Meine Meinung:

Leo Wechsler, seine Frau Clara und Schwägerin Ilse sind mir über die Jahre zu liebgewonnenen Helden einer hervorragenden historischen Krimiserie geworden, in der Susanne Goga mit viel Empathie für ihre Figuren Kriminalfälle erzählt. Die Geschichten sind mit einem großen Maß an Lokal- und Zeitkolorit ausgestattet. In diesem Teil erfährt man etwas über die Modebranche, den Umgang mit Homosexualität, die damals ja noch strafbar war, und ganz allgemein das Leben in Berlin kurz vor der NS-Zeit. Man spürt bereits den drohenden Umbruch in der Gesellschaft, der auch nach Leo und seiner Familie greift. Es macht wieder großen Spaß hier mit zu rätseln. Die Täter und ihre Motive werden glaubhaft geschildert. Mir gefällt besonders, dass nicht nur Leo und Clara sondern auch sämtliche Nebenfiguren Raum und charakterliche Tiefe bekommen. Der Roman kommt mit wenig Blut und Brutalität aus, schöpft sein Potential vor allem aus den seelischen Abgründen der Menschen, aus ihren Ängsten, Leidenschaften und Bedürfnissen.
Man muss die Vorgänger nicht gelesen haben, um hier seinen Spaß zu haben. Aber wer hier quereinsteigt bekommt sicherlich Lust darauf, die ganze Reihe zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Histo-Highlight

Herrin des Nordens
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Zum Inhalt:

Das Buch handelt von einer Zeit, in der Dänen noch das waren, was wir heute Wikinger nennen. Sie glaubten an Odin und Thor und Freya, waren Händler und Seeleute und bei Bedarf auch fürchterliche ...

Zum Inhalt:

Das Buch handelt von einer Zeit, in der Dänen noch das waren, was wir heute Wikinger nennen. Sie glaubten an Odin und Thor und Freya, waren Händler und Seeleute und bei Bedarf auch fürchterliche Krieger. Das Land und die Handelsstädte waren schwer umkämpft und es gab jede Menge größere und kleinere Allianzen, die immer wieder versuchten, die Gebiete zu erobern und die dort ansässigen Dänen entweder zu vernichten oder zu unterjochen.

Im Jahre 1044 ist Haithabu noch immer einer der wichtigsten Umschlagsplätze für Waren aller Art an der Nordseeküste. Sigmund führt sein erfolgreiches Handelsgeschäft seit vielen Jahren und mangels männlichem Erben plant er, seine Tochter Ingunn in die Geschäfte einzuführen. Sie ist klug und aufgeweckt und verliebt sich Hals über Kopf in den jungen Torge. Den zieht es aber als Krieger mit dem Dänenkönig Sven nach England. Ingunn bleibt mit seinem Eheversprechen zurück. Während der Zukünftige in fernen Kriegen kämpft, trifft sie immer wieder auf dessen Bruder Jon, der seinerseits sein Herz an die kluge und eigenwillige Dänin verloren hat. Immer wieder wird Haithabu von den verfeindeten Norwegern angegriffen. König Sven, der mit jeder Menge Kriegspech gesegnet ist und gerne mal mit seinem Schiff Reißaus nimmt, wenn das Schlachtenglück sich abwendet, setzt schließlich Jon dafür ein, dass er die Küste und Haithabu vor den Feinden mit allen Mitteln schützen soll.

Meine Meinung:

Es ist eine aufregende und blutige Zeit, in der Sigmund und Ingunn mal mit mehr, mal mit weniger Glück ihr Handelsgeschäft führen und für ihre Lieben sorgen. Sie müssen dabei so manchen Schicksalsschlag verwinden. Die Autorin, Martha Sophie Marcus, schaffte es schnell, die verschiedenen Persönlichkeiten dieses Buches in mein Herz zu schreiben. Ingunn ist eine starke und liebenswerte Heldin, die im Lauf der Geschichte nicht nur zu sich Selbst sondern auch zum Mann ihres Lebens findet und die nebenbei ihrem Vater hilft, das der Seehandel in Haithabu nie ganz abbricht. Die zweite Hauptperson ist Jon, ein mutiger und unglaublich integerer junger Mann, der anders als sein ungestümer Bruder Torge, nicht nur Kampf und Ehre im Sinn hat und der modern genug ist, dass er auch eine starke Frau an seiner Seite akzeptieren kann.

Dieser Roman vereint im besten Sinne alles zwischen zwei Buchdeckeln, was ein guter Historienschmöker haben muss. Neben hervorragend recherchierter Geschichte, die durch leibhaftige Vertreter wie König Sven unterhaltsam nahegebracht wird, ist es eine herzerwärmende Liebesgeschichte und auch ein abenteuerlicher Wikingerroman voller Kämpfe und Seeschlachten. Herz und Schmerz, Rache und Vergebung, spielen ebenso eine Rolle wie der Glaube. Denn es ist auch eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der u.a. vom Christentum eingeläutet wird, welches schnell und einschneidend die Lebensweise der Menschen ändern wird. Auch Ingunn und die Ihren bringt es in Gewissenskonflikte, die eindringlich und glaubwürdig geschildert werden.

Man darf sich auf keinen Fall davon schrecken lassen, dass das Buch mit über 700 Seiten etwas umfangreicher ist. Denn keine Seite war für mich zu viel. Von Ingunn und Jon habe ich mich am Schluss nur schwer trennen können. Ich werde sie ebenso vermissen wie all die anderen Personen in diesem Buch, die mit so viel Herzblut geschildert wurden. Die wundervolle Una und Eskil, der am Schluss genau das richtige sagt. Die scharfzüngige Helga, die dahinter nur ihr Herz aus Gold versteckt. Sigmund, Meyla, Svantje und all die anderen.

Das Buch ist eines meiner Histo-Highlights und nimmt es mühelos mit Rebecca und Sabine auf. ;)