Herrin des Nordens
„Herrin des Nordens“ von Martha Sophie Marcus ist ein abwechslungsreicher, packender historischer Roman, welcher auf 736 Seiten dafür sorgt, dass der Leser in eine andere Welt eintauchen und mit den sympathischen ...
„Herrin des Nordens“ von Martha Sophie Marcus ist ein abwechslungsreicher, packender historischer Roman, welcher auf 736 Seiten dafür sorgt, dass der Leser in eine andere Welt eintauchen und mit den sympathischen Protagonisten mitfiebern kann.
In der Handelsstadt Haithabu lebt die junge Ingunn mit ihrer Familie ein relativ angenehmes, aber arbeitsreiches Leben. Ihr Vater Sigmund ist in der Stadt ein bekannter und angesehener Händler, den jeder schätzt und der Ingunn als seine Nachfolgerin bestimmt. Sie lernt des Vaters Handelsgeschick, Sprachen und diverse Tricks und Geheimnisse. Sie ist sehr geschickt im Umgang mit anderen Händlern, hat die Knechte und Haushaltshilfen im Griff und erweist sich als ganzer Stolz des Vaters. Doch auch die Liebe macht vor Ingunn nicht Halt. Als junges Mädchen verlobt sie sich mit Torge, doch dieser muss Haithabu verlassen und in England im Dienst des Königs für Recht und Ordnung kämpfen. Beide wissen nicht, wann sie sich wiedersehen werden, doch will Ingunn auf Torge warten und ihn ehelichen, sobald er als erfolgreicher und wohlhabender Mann nach Haithabu zurückkehrt. Doch da ist noch Jon, Torges Bruder, der zu einem stattlichen Mann heranwächst und immer mehr Interesse an Ingunn bekundet.
Die Jahre vergehen und die Bewohner der Stadt müssen schlimme Hungersnöte, kalte Winter, Überfälle, Tod und Verwüstung über sich ergehen lassen. Ingunn verliert Freunde, ihr Vater wird verletzt und ihr Hab und Gut niedergebrannt. Es sind schwierige Zeiten, die Ingunn jedoch noch stärker werden lassen. Ihre Entwicklung kann Seite für Seite mitverfolgt werden und die Geschichte der Stadt und der Menschen lässt den Leser nicht kalt. Reale und fiktive Ereignisse werden gekonnt von der Autorin platziert und Spannung aufgebaut. Zudem spielt das Thema Religion eine große Rolle, da der dänische König als frommer Christ nicht nur Kirchen bauen, sondern auch die Menschen von den alten Göttern zu seinem einen Gott leiten will und von nicht wenigen Bewohnern verlangt sich taufen zu lassen. Doch auch die alten Zeremonien und Bräuche finden Platz in der Geschichte und geben einen Einblick in den Glauben an Götter wie Odin, Freya, Frigg oder Tyr.
Insgesamt habe ich mich von dem Roman sehr gut unterhalten gefühlt und diesen gerne gelesen. Wikinger und das damalige Leben interessieren mich schon lange und „Die Herrin des Nordens“ hat mich einmal mehr von dieser faszinierenden Welt träumen lassen. Trotz einiger etwas längerer Szenen, die auch gut gekürzt hätten werden können, kann ich eine Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen.
Positiv ist mir der Anhang des Buches aufgefallen. Damit der Leser nicht den Überblick über die vielen Protagonisten verliert und die Bedeutung einiger historischer Begriffe und Ortsnamen kennen lernt, ist im Anhang ein ausführliches Personenverzeichnis und ein Glossar eingefügt worden.