Bitte schneller als schnell die Fortsetzung!
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi„Die Toten von Veere“, ein Zeeland-Krimi aus der Feder von Maarten Vermeer, erschienen 2024 bei HarperCollins, ist ein Kriminalroman, der es auf unfassbar vielen Ebenen in sich hat und den mensch nicht ...
„Die Toten von Veere“, ein Zeeland-Krimi aus der Feder von Maarten Vermeer, erschienen 2024 bei HarperCollins, ist ein Kriminalroman, der es auf unfassbar vielen Ebenen in sich hat und den mensch nicht eine Sekunde aus der Hand legen kann. Eingebettet in ein sehr atmosphärisches düsteres Cover mit geprägter Schrift, das große Beklemmung ausstrahlt, schließt sich beim Lesen ein Ring ums Herz, der so schnell nicht mehr zu sprengen ist.
Es geht los, wie mensch es von Krimis kennt, wobei eigentlich sogar das schon nicht, denn das Eskalationslevel ist direkt maximal: Hoofdinspecteur Liv de Vries trifft bei der übereilten Klärung eines Selbstmordattentatfalls eine unglückliche Entscheidung und wird danach von ihrem Vorgesetzten aus der Schusslinie genommen und zur Aufklärung eines scheinbar harmlosen Vermisstenfalls in die Provinz nach Veere geschickt. Mit ihr zusammen ihre neue Kollegin Noemi Bogaard. Doch was sich dann in Veere entspinnt, ist alles andere als ein harmloser Fall, denn hier führt jede Spur zu einer weiteren Entdeckung, die immer tiefer in die Vergangenheit führen – und ihre Opfer fordern.
Vermeer schreibt unglaublich dicht und packend, sein Plot ist absolut unvorhersehbar und die Abgründe, denen er sich genussvoll widmet, sind Untiefen, gegen die das Meer nur ein flacher Priel ist. Der Handlungsstrang ist so genial, dass ich ihn am liebsten hier wiedergeben würde, um ihn würdigen zu können, aber natürlich soll rein gar nichts verraten werden!
Was verraten werden kann und muss ist aber, dass „Die Toten von Veere“ auch deshalb für alle Preise der Welt nominiert werden sollte, weil Vermeer sich auf beeindruckende Art darin einem Thema widmet, dass die Welt gerade beschäftigt: Der Rechtsruck, der durch fast alle Staaten geht. Wie er dabei einen Bogen von der Vergangenheit bis heute und morgen schlägt und Mechanismen hellsichtig aufdeckt, und das inmitten einer Krimihandlung und ohne aufzutragen mit seiner aktiven politischen Haltung, immer eingebettet in eine Krimihandlung, die sich notwendig damit verbindet und doch so deutlich in dem, was er an Zeitanalyse vermitteln will, das ist ein ganz großer Coup. Selten habe ich einen so politischen Krimi gelesen, der dabei vollkommen unaufgeregt unpolitisch ist auf der Oberfläche. Ein kleines Manko ist, dass Vermeer bei der Behandlung des Charakters von Noemi Bogaard selbst in die Rassismusfalle tritt, indem er diesem Charakter leider nur sehr wenig Fleisch und Backstory gibt im Verhältnis zu den anderen Hauptcharakteren und diese Figur sehr funktional behandelt – etwas, was er unserer Gesellschaft zu Recht vorwirft. Dafür muss es einen halben Stern Abzug geben, aber dennoch kann hier nur empfohlen werden, diesen Zeeland-Krimi (eine viel zu harmlose Kategorie!) unbedingt zu lesen. Ideal an einem Wochenende, an dem mensch nicht viel vorhat. Denn ein Weglegen: Ist kaum möglich.
Und der Cliffhanger am Ende (Böse! Böse böse böse!!!) macht große Hoffnung auf eine Fortsetzung. Bitte schnell. Ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll.